Lunae Montes - Teil 18 - Longonot und Epilog


Publiziert von detlefpalm , 16. Juni 2019 um 06:57.

Region: Welt » Kenya
Tour Datum: 6 März 1981
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAK 
Zeitbedarf: 4:00

Eis am Äquator, Viertausender in Afrika. Die von Ptolemäus erwähnten Lunae Montes als große Attraktion. Die Schneemassen der Mondberge speisen die sagenumwobenen Quellläufe des Nil. Die Legenden um Burton, Speke, Emin Pascha, Stanley und Livingstone beflügeln die Phantasie. Entlang des Weges: Kilimanjaro, Mount Meru, die Virunga Vulkane und Mount Elgon. Und alles was dazwischen liegt. Terra incognita, 1980 - 1981

Longonot

Im Angesicht des Longonot fällt die Batteriehalterung aus dem Taxi; ich gehe den Rest zu Fuß. Der Rand ist schnell erstiegen, die Aussicht auf den Naivasha See und den Grabenbruch interessant. Den Gipfel verbinde ich mit der Umrundung des Kraters, an einigen Stellen recht ausgesetzt.

Das war's, zumindest vorläufig, mit den Besteigungen.
 

Nairobi

Von meinem Hoteli in der River Road erforsche ich die Parks und Kneipen von Nairobi. Zeit zum Grübeln.

Was habe ich gesucht, was habe ich gefunden? Gibt es mehr Fragen oder mehr Antworten? War es das Ende oder der Anfang? Oder beides?


Epilog
 

Wer sich bisher durch den Bericht über die 100 Tage dauernde Reise gearbeitet hat, fragt sich vielleicht nach der Relevanz. Hier ein update


Nachrichten über politische Ereignisse oder humanitäre Katastrophen erreichen Europa heute in real time. Jeder kommuniziert mit jedem, wann immer will.

In den 80er Jahren war Rassismus die Norm, und Vorurteile wurden hemmungslos gehandelt. Kunden des Deutschen Alpenverein kommentierten am Kilimanjaro lauthals die unzuverlässigen Bimbos, die immer zu spät seien, wenn sie ihnen das Gepäck auf den Berg trugen. Fast überall hörte man von Weißen, dass die Probleme Afrikas leicht mit kräftigem Zupacken zu lösen seien.

Am Kilimanjaro herrscht heute Massentourismus. Der Gletscher am Gillman’s Point ist geschmolzen.

Die meisten Hotels und Lodges, in denen ich Station machen durfte, existieren noch heute, in allen Ländern.

Der Plan für eine Asphaltstraße durch die Serengeti nach Mugumu wurde endgültig fallengelassen. So auch alle anderen Pläne, Mugumu mit einer Asphaltstraße anzubinden.

Die MV Liemba kreuzt noch immer auf dem Tanganyika See.

Die allgemein schlechte Laune in Burundi und Ruanda warf ihren Schatten voraus. Seit der Jahrtausendwende amtiert Kagame als Präsident, der Ruanda autoritär in einer Art Erziehungs- und Entwicklungsdiktatur regiert.

Muhavura wird jetzt meistens von Uganda aus bestiegen. Am Sabyinyo hat man Leitern bis zum Gipfel eingerichtet. Seit Jahren überlegen Investoren, eine Seilbahn auf den Gipfel des Karisimbi zu bauen. Auf allen Virunga-Gipfeln stehen Schilder.

Diane Fossey arbeitete in den Virunga Vulkanen, in 1981. In 2007 konnte ich Bisoke besteigen. Ihr Grab ist in der Nähe. Für 1500 Dollar kann man heute Gorillas besuchen, für eine Stunde. Sie hätte es nie gewollt.

Museveni folgte Obote als Präsident von Uganda seit 1986, und ist mit mehr als 33 Jahren im Amt einer der längsten und reichsten Präsidenten in Afrika.

Bigo Bog ist durch einen langen Holzsteg entschärft. Nach John Matte ist eine wichtige Hütte im Ruwenzori Gebirge benannt. Touren in die Täler und auf die Gipfel kann man buchen, sind aber noch nicht im mainstream des internationalen Bergtourismus. Mount Speke kann man jetzt ohne Gletscherberührung besteigen. Das Wetter ist noch immer genauso schlecht.

Der Botschafter in Kampala hatte mir eine Freiwilligenstelle bei dem Johanniter Unfalldienst in Uganda vermittelt; das Projekt wurde wegen Überfällen geschlossen, bevor konkrete Reisepläne entstanden; stattdessen ging ich nach, und blieb fünf Jahre in, Somalia.

Im Katwe Salt Lake arbeiten die Menschen noch wie vor 40 Jahren; stehend in der Salzlake. Uganda sucht noch immer Investoren, die bereit sind die Umwelt zu schützen und die Gesundheitsrisiken für die Arbeiter minimieren.

Sir Douglas Hamilton initiierte bahnbrechende Kampagnen gegen das Wildern von Elefanten; erhielt dafür den Order of the British Empire und ist Gründer der Organisation Save the Elephant.

Murchison Falls und Gulu waren lange Zeit off limits, nicht zuletzt wegen den Umtrieben der Lord’s Resistance Army. Uganda nahm immer wieder hunderttausende Flüchtlinge aus dem Sudan auf.

Mount Elgon sieht auch heute nur wenige Besucher; es gibt ein Schild auf Wagagai.

Tororo Rock kann heute über Leitern bestiegen werden.



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Ähnliche (kürzere) Berggeschichten aus Afrika:

Kein Picnic auf Mt. Kenya
Wadaba - Ein Gipfelkreuz am Horn von Afrika (Somalia)
Hoch und Heilig - Ol Doinyo Lengai - the Mountain of God (Tanzania)
Sapitwa- don't go there (Malawi)
Skiabfahrt im Sandkasten (Namibia)
Bisoke, ohne Gorillas (Rwanda)

Tourengänger: detlefpalm


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Kommentare (2)


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georgb hat gesagt: apropos Relevanz
Gesendet am 17. Juni 2019 um 13:56
für mich ist relevant, was mich anspricht. Deine Reportage hat schon allein wegen ihrer Einzigartigkeit Relevanz. Dein trockener Schreibstil schweift nie aus, beschreibt aber die Situationen prägnant. Und jeder kann sich vorstellen, was drumherum noch alles los war. Trotz oder gerade wegen der begrenzten Anzahl von Fotos!
Solche Abenteuer gibt es heute nur noch wenige, dafür Unmengen von Wiederholungen und Banalitäten. Aber selbst die haben ihre Berechtigung und Relevanz ;-)
Ich gratuliere dir zu diesem Abenteuer und vor allem, dass du gut wieder zurückgekommen bist!

detlefpalm hat gesagt: RE:apropos Relevanz
Gesendet am 23. Juni 2019 um 11:35
Danke dir!

leider machen sich heute nicht mehr so viele Leute die Mühe, 'Geschichten' zu erzählen. Die meisten von uns klicken sich schnell durch die Fotos, um etwas Spektakuläres zu erhaschen...

Gruß, Detlef


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