Granatenkogel - ein heftiges Kaliber...


Publiziert von simba , 27. April 2019 um 10:54.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:20 April 2019
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Aufstieg: 1430 m
Abstieg: 1430 m

Die Gurgler Südtäler bieten anspruchsvolle Skitouren en masse. Traumhafte Steilhänge erkauft man sich dabei allerdings durch geradezu phänotypische Pistenanstiege zu Beginn gefolgt von langen flachen glazialen Trogtälern ehe sich die Tourenziele einmal in voller Pracht zeigen. Und ja, der Granatenkogel ist eine Pracht, aber auch eine ziemlich heftige Angelegenheit, also namensbezogen ein heftiges Kaliber!

Wir starteten gegen 20 vor 7 im noch verschlafenen Obergurgl. Zwar hatten wir keine Ambition alles aufzuwecken - die eishart präparierte und beachtlich steile Piste und die zum Fortkommen sehr angenehmen Harscheisen verursachten aber vom Start weg doch eine beachtliche Geräuschkulisse. Nach diesem lauten und steilen Start ging es ab etwa 2350m nach links hinein ins Verwalltal - ab jetzt gehts leise und flach zu. Flach ist die Wegstrecke, leise wurden wir, weil uns der mehr und mehr ins Blickfeld rückende Granatenkogel und vor allem die bereits zu dessen Gipfelgrat gelegte Aufstiegsspur beinahe die Sprache verschlugen...es ist steil! Da ist man froh, dass es vorerst noch gemütlich an der Zollhütte vorbei und durchs sanfte Moränengelände hin zu diesem Hang geht.

Hier ist klar, was einen erwartet: Spitzkehren, Spitzkehren, Spitzkehren, wobei der Hang sich mehr und mehr aufschwingt und auf den obersten 200Hm durchgehend um die 45° hat. Früher querte man nach den unteren Hängen nach rechts hinaus und stieg durch eine nicht ganz so steile, aber immer noch extrem steile Rinne zu einem Joch hinauf. Diese elegante (und vermutlich einfachere) Option hat aber der Gletscherschwund wie es aussieht erheblich erschwert: Denn es hat sich ein auch unter den Schneemassen dieses Winters sichtbarer Absatz unterhalb dieser Rinne zum Gletscher hin gebildet, der mit Skiern nicht zu spuren sein dürfte, weil einige Meter sicher über 50° steil sind. Es sieht auf jeden Fall deutlich anders aus als bei ADIs und Yeti69s Tour im Jahr 2015. Nun ja, gespurt war jedenfalls links hinauf und wir folgten der fantastischen Spur und ebenso fantastische Pulverbedingungen erlaubten den Anstieg durchweg mit Abfahrtsgerät am Fuß bis zum Gipfelgrat.

Hier war erstmal durchschnaufen angesagt, wobei ein angenehmes Plateau zum Pause machen leider nicht vorhanden ist: Auf der SW-Seite ziehts ebenso in die Tiefe. So ist der Anstieg über den Gipfelgrat zu Fuß zwar durchweg einfach, aber teils doch sehr steil und etwas ausgesetzt. Ebenso wie der Gipfel selbst, der mehr als 6 Personen kaum verträgt.

Um die Aufstiegsspur nicht zu gefährden - und auch wegen des fantastischen Hangs entschieden wir uns für die Abfahrt direkt vom Gipfel. Bei wunderbar stabilen Pulverbedingungen wars durchweg ein Traum. Man sollte aber nicht zu sehr ins Schwelgen geraten, denn der Hang endet in Felsabbrüchen, die nur durch zwei sehr steile Rinnen oder eine Querung nach links vermieden werden können. Im schattigen Nordhang hielt sich der Pulver bis hinab zu den Moränen oberhalb der Zollhütte und wurde von wunderbarem Firn abgelöst. Ein Jammer, dass nur bis zur Zollhütte schöne Schwünge gefahren werden können...immerhin lief es die lange Flachstrecke durchs Ferwalltal angenehm hinaus und im Pistenfirn hinab nach Obergurgl.

Tourengänger: simba


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