Riedingspitze zum Sonnenaufgang


Publiziert von mich.a , 7. Juli 2018 um 19:48.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Radstädter Tauern
Tour Datum: 5 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:~10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mautstraße befahrbar bis Königalm. In der Sommersaison mit dem Tälerbus erreichbar, zu dieser Zeit ist die Anfahrt mit dem Auto nur bis zur Schliereralm erlaubt.
Unterkunftmöglichkeiten:Königalm, Zauneralm

Anfang Juli 2018 war es endlich soweit: der seit Jahren angestrebte gemeinsame Landschaftsfoto-Urlaub von Felix, Stefan und mir stand an. Aus Aufenthaltsort hatten wir die Königalm im Riedingtal gewählt.
Da ich zu der Mautstraße nirgends sonst eine genaue Information gefunden habe, hier eine kurze Erklärung: Die Auffahrt kostet 8 €, eine Saisonkarte gibt es für 20 €. Außerhalb der Tälerbus-Saison kann man bis zur Königalm fahren. Wenn der Tälerbus verkehrt, endet die freigegebene Straße bei der Schliereralm.

Auf tägliches Frühaufstehen für Sonnenaufgangsbilder waren wir alle eingestellt. Allerdings bin ich der einzige aus unserer Dreiergruppe, der generell gerne auf Berggipfeln steht und dort Fotos mit Tiefblick macht - und das bevorzugt bei Sonnenaufgang, selbst wenn der Wecker dafür auf halb drei gestellt werden muss.

Beim vorbereitenden Erkunden der Region in Google Earth hatte es mit die Riedingspitze als Fotoziel angetan. Leider fand ich keine verlässlichen Informationen über die Schwierigkeit des Aufstiegs. Aber Hüttenwirte wissen bekanntlich immer Bescheid. Wobei wir trotzdem widersprüchliche Angaben bekamen: Einmal "ganz einfach, solange einem nicht schwindelig wird" und einmal "nicht ohne". Nach der Besteigung kam ich zu dem Schluss: "Ganz einfach" gilt eher für Alpinisten mit Hochtourenerfahrung. Wer, so wie ich, normalerweise nur Spaziergänge im Mittelgebirge macht, muss sich auf "nicht ohne" einstellen - kann es aber schaffen. Man darf nur nicht allzu viel Höhenangst mitbringen.

Die Bilder zu diesem Bericht habe ich nicht in der Reihenfolge der Aufnahme eingestellt, sondern größtenteils umgekehrt (da ich den Weg erst beim Abstieg dokumentiert habe), so dass sie den Weg in der richtigen Reihenfolge wiedergeben. Beim Aufstieg war es noch stockdunkel. Es schien zwar der Mond, aber der Weg lag im Schatten, und ich hatte nur eine schwache Funzel dabei, die ein paar wenige Meter notdürftig ausleuchtete. Da war es nicht immer einfach, den Pfad zu finden - glücklicherweise kannte ich den Weg zur Boarnlacke schon.

Bis zur Boarnlacke geht man auf dem markierten Wanderweg Richtung Riedingscharte und Weißeck, der bei der Zauneralm links abzweigt. Der Aufstieg ist geprägt von lichten Wäldern (im unteren Teil), Bächen und Blumenwiesen (und Kuhfladen und Pferdeäpfeln). Insgesamt recht idyllisch. Aber steil, kostet also Kraft, wenn man es (wie ich) nicht gewohnt ist. Aufgrund des erwähnten schwachen Lichtes bin ich ziemlich langsam aufgestiegen und hatte dadurch genug Konditionsreserven für den folgenden Kammweg.

Irgendwo bei der Boarnlacke biegt man dann links ab und geht weglos auf dem Kamm entlang auf den Pfefferkogel zu. Dort wird der breite Bergkamm vorübergehend zu einem schmalen Grat, aber es gibt in diesem Bereich eine ausgeprägte Wegspur. Oben auf dem Pfefferkogel wird der Kamm wieder so breit wie zuvor. Auf der folgenden Strecke findet man hin und wieder Wegspuren, die sich wieder verlieren, aber man braucht sie nicht zur Orientierung. Es ist eine angenehme Wanderung mit sanftem Auf und Ab bis kurz vor dem Schwarzkogel.

Mit dem Aufstieg auf diesen letzten Zwischengipfel ändert sich die Geländebeschaffenheit recht abrupt. Hier habe ich erstmals etwas Zeit verloren. Da es immer noch halbdunkel war, hatte ich keinen guten Überblick über den Weg und versuchte einfach weiter dem direkten Gratverlauf zu folgen. Dabei stieß ich auf einen Felsen, der ohne Kletterkenntnisse nicht zu überwinden ist. Also zurück nach unten und diese Stelle links im Schrofengelände umgehen. Dabei gibt es keinen idealen Weg, es ist überall etwa gleich abschüssig.

Auf dem Gipfelplateau des Schwarzogels wird es wieder gemütlicher, dann folgt vor dem eigentlichen Ziel Riedingspitze aber noch ein Abstieg in eine Scharte, der (für Unerfahrene) ähnlich mühsam ist wie der vorherige Anstieg. Über steiles Gras, das mit Felsbrocken durchsetzt ist (gut zum Festhalten), verliert man auf kurzer Strecke noch einmal einiges an Höhe, bevor man den Gipfelanstieg zur Riedingspitze in Angriff nehmen darf.

Dieser ist im unteren Teil einfach. Es geht auf einem Gras-Grat mit vereinzelten Trittspuren bergauf, bis man auf felsiges Gelände stößt. Dort folgt eine Passage, die man als Schlüsselstelle klassifizieren kann: wieder ein Felsblock, den man nicht ohne weiteres auf dem direkten Weg überwinden kann, so dass man erneut links ausweichen und sich einen Weg durch das Gestein suchen muss. Dabei ist es ziemlich egal, welchen Weg man nimmt. Mit Händen und Füßen, immer konzentriert und mit dem Gipfel im Blick, kommt man auch als Ungeübter gut voran. Nach Möglichkeit sollte man sich nur an größeren Steinbrocken festhalten, die kleineren neigen zum Abbrechen. Es ist steil, aber nirgends wirklich ausgesetzt. Beim Abstieg habe ich einen ganz anderen Weg genommen, hier erschien mir die Wegfindung auch leichter als aufwärts.

Schließlich habe ich den Gipfel tatsächlich rechtzeitig erreicht, um dort die ersten Sonnenstrahlen genießen zu können. Der erhoffte Tiefblick über den Schlierersee bietet sich vom Gipfel aus aber nicht. Man muss dafür noch ein Stück auf dem Grat hinter dem Gipfel zurücklegen, der stellenweise schmal und steil ist. Aber wer den vorherigen Aufstieg bewältigt hat, sollte mit diesem letzten Stück auch noch klarkommen.

Nun habe ich also tatsächlich eine hikr-Erstbesteigung eines Gipfels vorgenommen und stehe vor der verantwortungsvollen Aufgabe, die Schwierigkeit einzuschätzen.
Bis zur letzten Vertiefung vor dem Schwarzkogel ist es eine einfache Bergwanderung, meist im T2-Bereich. Der Schwarzkogel - ich weiß nicht, geht der noch als T3 durch? Mit weglosen Schrofen im Aufsteig und starkem Gefälle im Abstieg würde ich eher zu T4 tendieren. Die I steht für den oberen Teil des Anstiegs zur Riedingspitze. Insgesamt, wie gesagt, auch für Mittelgebirgswanderer machbar, aber man sollte seine Höhenangst auf dem letzten Stück unter Kontrolle haben.

Edit Oktober 2018: Nachdem ich auf dem ebenfalls als T4/I klassifizierten Widderstein war, würde ich den Schwarzkogel doch zurück auf T3 korrigieren, aber für die Riedingspitze passt die Bewertung so. Im Vergleich mit dem Widderstein ist die Riedingspitze aber der einfachere Berg, weil der T4/I-Abschnitt deutlich kürzer ist.

Tourengänger: mich.a


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