Talwand (1222 m) über versteckte Steige: leichte, einsame Wanderung im Norden der Rotwand


Publiziert von Vielhygler , 28. Juni 2018 um 19:51.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:23 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz am P. 821 der AV-Karte an der Spitzingstr. Hier zweigt von der Straße in Richtung Spitzingsattel zum ersten Mal ein Forstweg nach links ab. Von der Straße nicht zu sehen: ein großer gekiester Platz links noch vor dem Gesperrt-Schild. Keine Gebühr.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Was "Unterkunftsmöglichkeiten" betrifft, wird man hier eher selbst zum Wirts-Tier für Ameisen, Zecken, Mücken, Bremsen...
Kartennummer:AV BY 15 (2009) Mangfallgebirge Mitte

Gesucht war heute ein Before-Work-Gipfel, den ich noch nicht kenne. Kompliziert, zeitraubend, sollte es besser nicht werden. Da kam mir die Talwand  im Schlierseegebiet gerade recht. Ein sanfter, bewaldeter Grat zieht zu diesem Gipfel hinauf. Ich hatte mich natürlich auf weglose Abschnitte eingerichtet, aber es gab sogar einen durchgehenden Steig.

Wo ist die Talwand? Und warum dorthin?

Die Talwand (1222 m) ist eine kleine Gipfelkuppe am abfallenden Nordostgrat des Östlichen Jägerkamp-Gipfels (1746 m). Die Talwand hatte ich eigentlich immer für ganz und gar bewaldet, also höchstens für ein Ziel für Hardcore-Gipfelsammler gehlten, bis ich kürzlich auf der schönen Nagelspitz war. Von dort ist mir die Talwand schon sehr viel positiver aufgefallen. So eine schöne Graskuppe: ohne wenn und aber ein Vielhygler-Must have!

Das Kartenbild sah auch sehr vielversprechend aus, zumal unterhalb der Talwand von einer Forststraßen-Serpentine aus sogar noch eine querende Pfadspur zum Nordgrat der Talwand verzeichnet war. Auf dem Grat selbst waren dann keine Pfadspuren mehr zum Gipfel hinauf eingetragen, aber dieser Anstieg sah auf der Karte auch weglos ganz leicht machbar aus...

Natürlich habe mich auch noch im Netz kundig gemacht und auf "Brombas Bergen" hier interessante, aber etwas entmutigende Informationen über die Pfadspur gefunden. Der Bericht stammt aus dem Jahre 2014 und beschreibt den von der Forststraßen-Serpentine zum Grat querenden Steig als fast nicht mehr auffindbar. Macht nichts, habe ich mir gedacht, dann quere ich halt weglos zum Grat hinüber, weit kann es ja nicht sein...
Doch dann kam es heute ganz anders als erwartet, denn ich konnte den querenden Pfad zum Grat und noch einen weiteren Steig den Grat hinauf zur Talwand  durchgehend auffinden, womit wir eigentlich schon bei der...
 
...Wegbeschreibung wären:

Zum Parkplatz am P. 821 der Spitzingstraße siehe "Anfahrt". Ich nehme von dort aus den unbeschilderten Forstweg in Angriff, der in östlicher Richtung bequem anzusteigen beginnt. Nach zwei Minuten bleibt eine abzweigende Straße rechts liegen und nach wieder zwei Minuten wird ein Wasserbehälter passiert. Nach der Querung des Blechgrabens unmittelbar nach dem Wasserhäusl gehen auch schon zwei Karrenwege nach rechts ab (der linke, steilere würde östlich vom Blechgraben zur Ruine "Steinernes Hüttl" führen).

Für mich geht es auf der Straße weiter, die nun nach sechs Minuten eine abzweigende Straße links liegenlässt. Nach drei weiteren Minuten folgt die erste enge Sepentine und nach noch einmal drei Minuten schon die zweite, genauso enge. Am Scheitelpunkt dieser zweiten Serpentine stehen zwei Hochsitze (Foto). Hier geht auch ein Karrenweg nach Westen ab.

Nun führt die Straße zunächst leicht kurvig nach Osten weiter und holt anschließend weit nach Norden aus, um zur dritten, viel weiteren Serpentine anzusetzen. Vierzehn Minuten dauert es insgesamt, bis ich deren Scheitelpunkt erreiche. Von diesem gehe ich nur ein paar Schritte, es sind nur etwa 15 oder 20 Meter, weiter (die Richtung ist nun Süden) und schon sehe ich eine karrenwegartige Spur nach links (Osten) in den Wald abgehen. (Foto). Das muß die Steigspur sein! (Hinweis: diese Spur zweigt ab, bevor die Forststraße ein paar Schritte weiter südlich ausflacht!).

Die Karrenwegspur zieht sich sofort zu einem Wegerl zusammen, gewinnt zwei, drei Meter Höhe und quert anschließend stets im Wald flach nach Osten. Der Weg ist gut zu finden, zuanfangs helfen auch orangene Holzerzeichen bei der Orientierung.

Nach (geschätzt) 10 Minuten gehe ich genau dort, wo der Weg erstmals ein paar Schritte abfällt, in südöstlicher Richtung weglos den Wald hinauf, um den Talwand-Nordgrat zu erreichen. Dies ist eine etwas stachelige Dürrholz-Angelegenheit, die ich mir hätte schenken können. Auf dem Wegerl bleiben, wäre bequemer gewesen! Siehe Abstieg!

Ich erreiche nach der kurzen, stacheligen, weglosen Dürrholz-Zone bald den deutlichen Nordgrat, finde dort wieder eine Pfadspur und übersteige gleich darauf zwei Bäume. Ich merke mir diese Stelle für den Abstieg.
Nun geht es bequem in lichtem Wald auf hübschem Pfad den deutlichen Grat hinauf. Wenige Zeichen gibt es, ein flatterndes Bändchen, eine weiß-blaue Markierung, gelegentlich orangene Holzerzeichen.
Stellenweise scheint der Grat bewußt freigeschnitten zu sein und ich sehe auch einen weiß beringten Baum; kein Wunder: in der alten, sehr guten, AV-Karte 7/1 (2004) ist, (anders als in der späteren BY-15- Karte (2009) des AV), hier auch eine feingepunktete Gebietsgrenze eingetragen.

Es trifft dann noch eine von rechts (Westen) kommende Pfadspur auf den Grat, der Gratsteig wird jetzt noch breiter und deutlicher und nach wenigen Schritten ist auch schon der Gipfel der Talwand erreicht, ein schöner grasiger Rastplatz mit einer beeindruckend hohen, dürren Kiefer. Die Ausblicke auf den weiteren Verlauf des Nordgrats zum Jägerkamp, auf Aiplspitz, und Wendel- sowie Breitenstein  sind gut. Gemütlich hinhocken, Brotzeit machen, mich Umschauen und paar Fotos machen, was will ich mehr?

Auf dem Abstieg vermeide ich dann den weglosen, stacheligen Abschnitt,...

...indem ich wieder über die markanten zwei Bäume steige und von dort aus den Steig am Grat noch ein kurzes Stück hinabgehe, bis ich zu einer mit Laub übersäten, breiten Senke komme. Zu Beginn dieser Senke, noch bevor der Nordgrat ganz flach wird und jenseits der Senke sogar wieder ein, zwei Meter ansteigt, sehe ich eine den Grat querende, deutliche Pfadspur. diese nehme ich und nach wenigen Schritten in westlicher Richtung stellt sie sich, wie erwartet, als der Querpfad meines Anstiegs heraus und führt mich punktgenau wieder bis zur Forststraßen-Serpentine zurück.

Bemerkungen:

Schwierigkeit? Technisch ganz einfache Tour. Keine Ausgesetztheiten oder Schrofenpassagen. T3 überhaupt nur, weil hier eine gewisse Pfad-Auffindungs-Routine und etwas Geländeverständnis die Sache schon erleichtern.
Einsam? Sehr einsam. Aber ganz alleine ist man ja nie: dieses Jahr gibt es überall in Wald und Wiese viiiele Zecken. Hosenaufschläge etc...einsprühen! Es gibt in den Apotheken auch ganz harmlose Mittel.
Pfade? Wo dieser Pfad, der in Gipfelnähe von Westen auf den Grat trifft, herkommt, habe ich heute nicht eruiert.
Ebensowenig, wie die vom Gipfel ganz deutlich zu sehende Fortsetzung des Gratsteigs in Richtung Nagelspitz weitergeht (von der Nagelspitz jedenfalls scheint kein Pfad nach Norden in Richtung Talwand zu führen, soviel konnte ich kürzlich auf dem Gipfel der Nagelspitz sehen).
Der schöne Nordgratsteig auf die Talwand kommt vielleicht von einigen Gebäuden südlich von Aurach. Wenn ja, wo ist dort der Einstieg?
Fragen über Fragen...ich selbst bin kein Pfadsucher, eher ein gelegentlicher "Pfadfinder". Aber in diesem Gebiet gibt es für passionierte Steigsucher bestimmt noch das eine oder andere zu entdecken.
Hinweis: Mir imponieren die denkmalschützerisch wertvollen Wanderungen auf "alten Steigen" und die gebietsweise dargestellten Steig-Übersichten in Brombas Bergseiten sehr: solche Steige verfallen, wenn sie nicht wenigstens gelegentlich begangen werden. Danke!  

Tourengänger: Vielhygler


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Kommentare (5)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 28. Juni 2018 um 19:56
Endlich ein Bericht über diesen sympathischen Gupf. Die Talwand wollte ich auch schon länger mal besuchen. Ursprünglich in Kombi mit dem Übergang zum Nagelspitz. Diese Variante werde ich mir aber aufgrund der Latschen wohl verkneifen. ;-)

Gruß Nico

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juni 2018 um 20:10
Die Talwand ist wirklich ein sympathisches und ganz eigenes, kleines Ziel. Und schnell zu erreichen. Will man die Nagelspitz allerdings noch "mitnehmen", dürfte das ganze sehr viel zeitraubender ausfallen...

VG Andreas

stefanl78 hat gesagt: Schöne Gipfel
Gesendet am 23. März 2019 um 02:11
gibt es in der Gegend (Ankelspitz, Leitner Nasen). Sehr inspirierender Bericht. Ich verfolge auch Brombas Berge und finde es gut, daß sich Leute für derartige Ziele interessieren und die Steige noch begehen. Für Talwand und Hachelspitz ist der erste Teil des Weges identisch, oder?

Vielhygler hat gesagt: RE:Schöne Gipfel
Gesendet am 23. März 2019 um 21:22
Servus,

ja, es gibt wirklich noch eine Menge zu entdecken! Wenn solche Steige gelegentlich begangen werden, verfallen sie nicht gänzlich.

Was die Anstiege auf Talwand und Hachelspitz angeht, decken sich eigentlich nur der P. und die ersten Forststraßenminuten, da die Hachelspitz über das Steinerne Hüttl (Abzweig dorthin gleich zu Anfangs) am besten erreichbar ist.
In Richtung Talwand bin ich der Forststraße sehr viel länger gefolgt.

Grüße nach Wolnzach!
Andreas

stefanl78 hat gesagt: RE:Schöne Gipfel
Gesendet am 23. März 2019 um 22:12
Danke, werd ich mir bald anschauen!

Grüße aus der Hopfenmetropole
Stefan


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