Pizzo Centrale (2999m) und Rotstock Südgipfel (2951m) ab Gemsstock, Abfahrt durch's Guspis


Publiziert von Chrichen , 14. Februar 2018 um 18:21.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:30 Januar 2018
Hochtouren Schwierigkeit: L
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-UR   Gruppo Pizzo Centrale 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:ca. 18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Andermatt / Fussweg zur Talstation der Gemsstock Bahn (ca. 10 Min) / Luftseilbahn bis Gemsstock in 2 Sektionen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem ÖV: Ab Hospental (oberes Dorfzentrum) mit dem Gemsstock Express Kleinbus bis Andermatt / Weiter mit dem Zug

Der Pizzo Centrale ist mit 2999.3m der höchste Gipfel des zentralen Gotthardmassivs und bietet einen phantastischen Rundblick. Er kann durch spannende und abwechslungsreiche Zustiege auftrumpfen. Der ca. 50m weniger hohe Rotstock Südgipfel steht in unmittelbarer Nähe zum Pizzo Centrale und bietet einen schönen Ausblick zu diesem hinüber. Der Rotstock erhält weniger oft Besuch und wird wohl am ehesten bei einer Begehung der Guspislücke "mitgenommen". Beide Gipfel lassen sich vom Gemsstock aus mit relativ wenig Aufstieg erreichen. Von den verschiedenen Abfahrtsvarianten habe ich mich für jene durch das Guspis nach Holpental entschieden.

Schon lange ist der Pizzo Centrale ein leise gehegter Traum. Bei wechselnden, aber insgesamt recht positiven Wetterprognosen entschied ich mich kurzfristig frei zu nehmen, und den Pizzo Centrale als Wunschziel Nr.1 zu definieren. Sicherheitshalber hatte ich bis am Morgen der Tour noch 1-2 andere Ziele im Hinterkopf, falls die Prognose doch noch einmal ändern sollte. Schlussendlich bleib es aber beim Pizzo Centrale.

Gemsstock - Gafallenlücke - Im hinteren Loch P.2406 (WS+)
Die erste ÖV Verbindung bringt mich nach Andermatt. Vom Bahnhof aus ist die Talstation der Gemsstock Bahn zu Fuss in ca. 10 Minuten erreicht. Ich kann die zwei Sektionen bis zum Gemsstock ohne Wartezeit hochfahren und erreiche den Ausgangspunkt meiner Tour ca. um 08:45. Noch zeigen sich dichtere hohe Wolkenfelder im Süden. Schon bald werden sie sich aber weitgehend auflösen und einen abwechslungsreich von Cirren durchzogenen Himmel zurücklassen. Da die geplante Tour nicht allzu lange ist, leiste ich mir zuerst einen kurzen Abstecher auf die Aussichtsterrasse vom Gemsstock. Ein erstaunlich kühler Wind weht mir um die Ohren, während ich mit klammen Fingern einige Fotos von der schönen Aussicht mache.

Für einmal beginnt die Tour mit einer Abfahrt. Der Start ist steil und ruppig. Auf der Südseite vom Gemsstock geht es in stark verfahrenem und hart gefrorenem Schnee dem Schwarzwasserfirn entgegen. Heute kann zu Beginn direkt von der Station an der Absperrung vorbei abgerutscht werden, was ich leider zu spät bemerke. Stattdessen steige ich dem Kettchen entlang einige Meter in den Steilhang hinab und richte mich dort für die Abfahrt ein. Die kurze Abfahrt in stellenweise bis zu 40-45° geneigtem Gelände ist recht holprig und für mich mit wenig Genuss verbunden. Ich bin nicht ganz unglücklich, wenn ich den Schwarzwasserfirn erreicht habe. Die folgenden ca. 60 Höhenmeter Gegensteigung bis zur Gafallenlücke sind bestens gespurt für einen Fussaufstieg, so dass sich ein Anfellen erübrigt. Die Ski werden hier besser kurz getragen wenn es eine entsprechende Spur gibt.

In der Gafallenlücke geniesse ich gemütlich die Aussicht, bevor ich die Abfahrt zum "Im hinteren Loch" P.2406 fortsetze. Mal direkt über schöne Hänge, mal querend, geht es oberhalb vom P.2624 ("Bei den Seen") vorbei ca. zum besagten P.2406 hinab. Dieser muss nicht ganz erreicht werden, denn schon etwas oberhalb davon kann der Wiederanstieg begonnen werden. Sicherlich ist der Schnee heute nicht top, dennoch ist er sehr gut fahrbar, und die abwechslungsreiche Abfahrt macht durchaus Spass. Es gibt bereits viele Spuren. Neben mir ist noch ein Pärchen unterwegs, das schliesslich mit ein wenig Vorsprung ebenfalls den Pizzo Centrale ansteuert.

Im hinteren Loch P.2406 - Guspissattel - Pizzo Centrale (ZS)
Nachdem ich aufgefellt und eine kleine Ess- und Trinkpause eingelegt habe, beginnt der Aufstieg dem Steilhang unter dem Guspisattel entgegen. Es dominiert windgeprägter Hartschnee, wobei ich ohne die Harscheisen auskomme. Beim Plateau unweit vom P.2673 zeigt sich der Pizzo Centrale eindrücklich, und auch der Rotstock kann begutachtet werden. Wunderschön ist die abgeschiedene Atmosphäre an diesem Ort. Der Beginn des Steilhangs zum Guspissattel ist schneller erreicht als erwartet, denn schliesslich werden nur gut 400 Höhenmeter mit den Ski aufgestiegen bis zum Depot. Die letzten ca. 150 Höhenmeter werden im Fussabstieg absolviert.

Ein Stück weit gehe ich noch meinen Vorgängern gleich in Spitzkehren den Steilhang hinauf, bis mir das auf einer Höhe von ca. 2850m zu anspruchsvoll wird. Hier mache ich Skidepot, wobei ich die Felle nicht abnehme. Zu Fuss geht es in gutem Trittschnee kurz selber spurend, dann den vorhandenen Spuren folgend zum Guspissattel hoch (noch ca. 50 Höhenmeter 40-45°). Der so erreichte Sattel unter dem Pizzo Centrale Südgrat ist eigentlich nicht der P.2888, sondern hat eine Höhe von ca. 2900m und liegt etwas nordöstlich vom P.2888. Ich mache eine kurze aussichtsreiche und windstille Rast und ziehe sicherheitshalber die Steigeisen an. Der bevorstehende Grat mit knapp 100 Höhenmetern ist stellenweise steil, aber insgesamt unschwierig. Guten Spuren folgend erreiche ich in teils hartem Schnee den Gipfelgrat, wo meine Vorgänger bereits pausieren, und wenige Meter später den höchsten Punkt. Fast windstill ist es, und ich geniesse nach einigen Fotos eine gemütliche Pause bei schönstem Rundblick. Schleierwolken beleben den Himmel.

Pizzo Centrale - Guspissattel - Guspislücke - Rotstock Südgipfel (ZS)
Nachdem ich die Stimmung auf dem Gipfel hinereichend geniessen konnte, mache ich mich an den Abstieg zurück zum Guspissattel. Dank der Steigeisen geht das fast joggend, so hat es doch wenigstens ein bisschen Sinn gemacht die Dinger mitzuschleppen. Ebenfalls äusserst schnell erreiche ich wieder das Skidepot. Der Schnee im Steilhang ist so angenehm zu gehen, dass ich die Ski sogar noch ein Stück hinabtrage in flacheres Gelände.

Mit den Fellen fahre ich nun gut 100 Höhenmeter ab, bis zur Mulde, ab der zur Guspislücke aufgestiegen werden kann. Es sind bereits Aufstiegsspuren vorhanden, wobei es heute oft besser geht, eine eigene Spur anzulegen. 140 Höhenmeter später ist die Lücke schon erreicht.

Es folgt ein teils steiler Aufstieg von nochmals ca. 120 Höhenmetern über den Nordrücken zum Rotstock Südgipfel. Auch hier ist der Schnee hart, es geht aber knapp ohne Harscheisen. Einige Spitzkehren und ich stehe auf dem herrlich einsamen geräumigen Gipfel (WS+). Typisch für den Hochwinter hat sich mittlerweile bereits eine bezaubernde "Spätnachmittagsstimmung" eingestellt. In absoluter Windstille geniesse ich nochmals in aller Ruhe die Sonne und die schöne Atmosphäre. In Sachen Panorama steht der Rotstock dem Pizzo Centrale nur wenig nach. Besonders schön ist, dass man jetzt den zuvor bestiegenen Gipfel aus einer neuen Perspektive sieht.

Abfahrt durch das Guspis nach Hospental (WS+)
Kurz vor 14 Uhr beginne ich mit der Abfahrt. Noch etwas ungeübt vergesse ich zuerst beinahe abzufellen. Nachdem das auch gemacht ist, kann es losgehen. Der Aufstiegsroute entlang fahre ich zunächst zur Guspislücke hinab, und dann sehr genussvoll zum P.2672, der auf einer kleinen Ebene liegt. Ein Stück weit geht es noch der Aufstiegsspur vom Morgen entlang, dann halte ich links. Am "Im hinteren Loch" vorbei wird das Guspis Tal erreicht, das dort fast flach eine Kurve macht. Von den Variantenfahrern vom Gemsstock her gibt es nun sehr viele Spuren, und es herrschen beinahe pistenähnliche Verhältnisse. Das ist vor allem in den Flachpassagen praktisch. Gemütlich geht es durch das lange teils fast ebene Tal hinab, wobei ich dort, wo der Schnee nicht so gut fahrbar ist, von den vielen Spuren profitiere.

Anstatt zum Lüftungsschacht P.1694 hinabzufahren halte ich einigen Spuren folgend links und peile sehr steile Hänge traversierend das Mätteli an. Diese Variante fordert weniger Gegensteigung, ist aber nur bei sicheren Verhältnissen zu empfehlen. In der Flanke sind bereits etliche alte Lawinenkegel, die leicht holprig überquert werden. Die kurze Gegensteigung zum Mätteli erledige ich trampelnd, dann ist die Gotthard Passstrasse erreicht. Diese ist gut vorgespurt, und es macht viel Spass über die lange Strasse abzufahren. Ein Road Movie. Sogar einen kleinen Tunnel gibt es. Beim P.1508 endet die Abfahrt, denn ab da ist die Strasse geräumt. Wenige Meter folge ich noch auf der rechten Seite neben dem Strässchen, dann ziehe ich die Ski ab und versorge die Stöcke.

Obwohl ich schon viele Male mit dem Zug durch Hospental gefahren bin, habe ich spontan keine Ahnung wo der Bahnhof ist. So laufe ich ein Stücklein ins Dorf hinein und frage einen freundlichen Mann. Er erklärt mir, dass ich besser wie er den Bus nehmen würde (Gemsstock Express). So getan geht es gemütlich tratschend zurück nach Andermatt, wo ich sogleich Anschluss für meine Heimreise habe.


Eine herrliche Tour mit viel Abwechslung zwischen Abfahrten und Aufstiegen und Gehpassagen. Schon der Start auf dem Gemsstock bietet tolle Ausblicke. Nicht zuletzt wegen dem Fussaufstieg zum Pizzo Centrale sind die Aufstiege mit Ski jeweils erstaunlich kurz. Die Ski-Schwierigkeiten kann ich noch nicht so gut beurteilen. Mir schien der Abstieg vom Gemsstock zuoberst am unangenehmsten. Der Aufstieg zum Rotstock Südgipfel war ohne Harscheisen kurz etwas fordernd wegen dem harten Schnee. Dank dem Fussaufstieg zur Gafallenlücke und einer kleinen Abfahrt auf Fellen zwischen Pizzo Centrale und Rotstock kam ich mit nur einmal auffellen aus.

Es bieten sich einige Variantionen an. So könnte man ab der Guspislücke in Richtung Vermigelhütte abfahren und weiter durch das Unteralp Tal nach Andermatt. Vom Guspissattel wiederum kann man bei geeigneten Verhältnissen auf der Südseite vom Pizzo Centrale zur Rotstocklücke traversieren (Bemerkung: das ist ein anderer Rotstock), und dann ebenfalls zur Vermigelhütte abfahren. Schlussendlich gäbe es noch Routen, die mehr oder weniger genau zum Gotthard Pass führen. Eine recht alpine Variante mit Überschreitung des Pizzo Centrale ist auf Hikr *hier und *hier beschrieben.


SLF: mässig

Tourengänger: Chrichen


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