Sechs mal ex im Schatten des Zinkensteins


Publiziert von lainari , 19. Oktober 2017 um 18:52.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:14 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:15,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Malé Březno nad Labem
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Verschwunden: Tscherlaken, Alt-Hummel, Grundrand, Gross Zinken, Mauerschin und Wokerdolen
 
Kurzfristig erhielt ich die Anfrage, ob wir wegen günstiger Umstände am Wochenende unsere traditionsreiche Kollegenwanderung unternehmen könnten. Zeichnete sich anfänglich ein flotter Dreier ab, starten wir schließlich sogar zu viert. Nach dem Treff fuhren wir gemeinsam in einem Auto weiter und hatten eine störungsfreie und kurzweilige Anreise. Nicht mehr allzu früh am Tag erreichten wir Malé Březno nad Labem (Klein Priesen) und parkten auf einem kleinen Platz am Ortsausgang in Richtung Zubrnice.
 
1.    Zu Fuß gestartet, gingen wir wenige Meter zurück und bogen rechts in ein bergführendes Anliegersträßchen hinein. Dieses führte vorbei an einigen Gärten und Wochenendgrundstücken. Im Verlauf schwenkten wir nach links in ein Tälchen ein. Nun ging es steil aufwärts. Die heute begangenen Wege und Pfade hatten meist eine erdig-lehmige Konsistenz und waren in Schattenlagen oft vernässt. Im Zusammenspiel mit Basaltbrocken und Laub ergab sich dadurch eine erschwerte Begehbarkeit. Der Abschnitt hatte eine auf der Karte nicht verzeichnete grüne Wanderwegmarkierung. Nach einiger Zeit verließen wir das Haupttal und hielten uns rechts in ein Seitental. Am oberen Ende des Tales fanden wir westlich des Berges Na Šestnáctce/Čerlaken/Tscherlaken die Reste der eingegangenen Einschicht Tscherlaken. Die Ansiedlung wurde in alten Karten lediglich mit „Gut“ bezeichnet. Alle heute besuchten Orte und Ansiedlungen gingen nach dem II. Weltkrieg und der Vertreibung der Sudetendeutschen ein. Die Bewohner lebten unter einfachsten Bedingungen von harter Arbeit und die Orte/Häuser waren jeweils ohne Straßenanschluss nur über abenteuerliche Flurwege und Pfade erreichbar. Über Offenland mit bunten Gehölzstreifen und Wäldchen kamen wir nach leichtem Auf und Ab nach Vitín (Wittine). Da ich den einstigen Ort mit seinen Ruinen schon zweimal besucht habe, fließt er in die heutige Zählung nicht ein. Der Vorkriegsbestand von Wittine wird mit 18 Häusern und 96 Einwohnern angegeben.
 
2.    Auf dem blau markierten Wanderweg liefen wir von hier aus weiter bergwärts. Unterwegs legten wir eine Mittagspause ein. Kurz unterhalb des Buková hora (Zinkenstein/Buchberg) zweigten wir nach rechts ab und erreichten das Siedlungsgebiet des einstigen Ortes Alt-Hummel/Stará Homole. Der Vorkriegsbestand wird hier mit 14 Häusern und 54 Einwohnern angegeben. Der Ort ist ein Ersatz für die am Hang abgerutschte frühere Siedlung Natschin/Načina und wurde im 15. Jh. besiedelt. Nachdem wir uns umgesehen hatten, bewegten wir uns auf einem Pfad horizontal entlang der Höhenlinie. Der Weg war wieder als grüner Wanderweg ausgezeichnet. So langsam verwirrte mich das häufige Vorhandensein der grünen Markierung. Unterwegs waren viele Spuren menschlicher Eingriffe, wie Terrassierungen, Trockenmauern, eine Quellfassung und der Rest eines Einzelgehöfts zu entdecken.
 
3.    An einer Wiese angekommen, hielten wir uns entlang der talwärtigen Waldkante und trafen auf die Reste der Einschicht Grundrand/Planina. Hier dürften etwa drei Häuser vorhanden gewesen sein.
 
4.    An einer Trockenmauer stiegen wir aufwärts und kamen schon nach etwa 150 Metern zum Siedlungsgebiet des einstigen Ortes Gross Zinken/Velké Stínky. Der Vorkriegsbestand wird hier mit 6 Häusern und 33 Einwohnern angegeben. Die Inaugenscheinnahme zeigte etwa die doppelte Anzahl von Grundmauerresten. Dies rührt daher, dass sich Wohn- und Wirtschaftsgebäude jeweils vom Weg getrennt auf schmalen Flurstücken gegenüberstanden. Vor einem Bergkeller mit einer Felsenquelle pausierten wir zunächst. Langsam wurde Kritik laut, dass mein Plan keinen Besuch des Buková hora (Zinkenstein/Buchberg) mit seiner Baude vorsah. Aber im Hinblick auf die fortschreitende Zeit und den noch zu absolvierenden Rückweg, erwies sich dies als richtige Entscheidung.
 
5.    Über Grundrand liefen wir danach erneut geführt von einer grünen Markierung talwärts. Nach einer Weile entdeckten wir am Hang eine größere Haldenschüttung. Bei der Kontrolle des Areals fand ich ein wasserführendes Mundloch vor. Es handelt sich hierbei um den Erbstolln der Gotthard-Zeche/Důl Svatý Gothard, die einst dem Abbau von Glanzkohle diente. Der im Untergrund des Böhmischen Beckens typische Braunkohleflöz wurde durch die vulkanischen Aktivitäten im Böhmischen Mittelgebirge fallweise erhitzt, gepresst und verworfen, was zur Bildung von Glanzkohle führte. Dieser wurde an einigen Stellen mit unterschiedlichem Erfolg nachgespürt. Die aufgefundenen Mengen und Qualitäten schwankten hier sehr oft. Weiter unterhalb gingen wir nach links auf eine Offenfläche hinaus. Am anderen Ende befand sich die einzelne Ruine der Einschicht Mauerschin. Das überaus große Gebäude scheint mir einst möglicherweise als Berghaus im Zusammenhang mit der vorgenannten Zeche gestanden zu haben.
 
6.    Wir liefen zurück zum Bachtal des Zubrnický potok und gingen weiter abwärts. Während es sich die Brigade bei einer Pause auf der Wiese gutgehen ließ, spürte ich noch rechts des Baches in einem verbuschten Areal die Siedlungsfläche der Einschicht Wokerdolen auf.
 
Anschließend hielten wir uns noch eine Weile talwärts, bevor wir weglos nach rechts am Hang abbogen. Über alte Flurterrassen und verwunschene Pfade wanderten wir weiter. Auf einer Wiese verfehlten wir den richtigen Weg um wenige Meter, so dass wir zu hoch am Hang blieben und ins Natschintal abdrifteten. Irritiert durch die Fließrichtung des Baches drängte ich auf eine Korrektur. Wir überquerten daraufhin die Načina und kamen nun zurück in die richtige Taleinkerbung mit dem einige Male wegquerendem Bach. So gelangten wir plangemäß nach Leština (Leschtine). Rechts des Baches legten wir schließlich die letzten Meter nach Malé Březno zurück, das letzte Stück auf dem vom Morgen bekannten Weg. Auf der Rückfahrt ließen wir in Tisá den herrlichen Tag bei einem Restaurantbesuch gemütlich ausklingen.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist zum Teil nicht als Wanderweg markiert, teilweise weglos und mit T2 zu bewerten.
Informationsquellen:
Beschreibungen/Bilder/Kartenausschnitte: www.zanikleobce.cz
Historische Karten/Detailkarten: archivnimapy.cuzk.cz
Militärische Nachkriegsluftbilder der VGHMÚř: kontaminace.cenia.cz

Tourengänger: lainari


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