Überschreitung von Chli und Groß Leckihorn (3068m) - Sommer-Hochtouren-Premiere 2016


Publiziert von simba , 13. Juli 2016 um 20:20.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:10 Juli 2016
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS   Gruppo Pizzo Rotondo 
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ab Realp durchs Witenwasserental auf guter Kiesstraße nach Oberstafel. Bewilligungspflichtig. Bewilligung wird durch Militär in Andermatt auch per Mail kostenfrei erteilt (ic.andermatt@vtg.admin.ch)

Zu Sommer-Saisonbeginn will man es ja oftmals nicht erzwingen, sondern - zumindest konditionell - erstmal einen "Testlauf" einbauen. Langweilig und nicht fordernd sollte der aber natürlich nicht sein. Die Auswahl an kürzeren, nicht besonders ernsthaften und gleichzeitig spannenden Hochtouren ist nicht gerade üppig. Mit der - auf hikr bisher nicht beschriebenen - Überschreitung der Leckihörner haben wir es aber in jedem Fall super erwischt, zumal wir die gesamte Tour (bis zur Rotondohütte) keinen anderen Menschen getroffen haben.

Dank des hohen Starts in Oberstafel (Fahrbewilligung - ic.andermatt@vtg.admin.ch) legten wir um kurz nach 5 einen Talstart zur ersten Sommer-Hochtour des Jahres hin. Wir folgten dem südlicheren Weg bis zur Schwemmebene unterhalb der Rotondohütte. Von dort gelangten wir in einem weiten Linksbogen über Schneefelder und Moränengelände einfach bis zum Witenwasserengletscher.

Diesen steigt man in Richtung des vom SO-Grats des Chli Leckihorn herabziehenden Felssporns auf. Wir konnten bei den guten Schneeverhältnissen bereits deutlich vor dem Sporn links einer Schneerippe über steile Schneefelder direkt zum SO-Grat aufsteigen. Später im Jahr wird man vielfach bis zum Witenwasserenpass steigen müssen, dann ist der Spaltenzone unterhalb des Felssporns Beachtung zu schenken.

Der SO-Grat ist ab dem Schneesattel zunächst einfaches Blockgelände, steilt sich dann aber auf. Einen ersten Aufschwung umgingen wir weitläufig rechts, was aber nicht zu empfehlen ist und schnell einige Kletterzüge einbrachte (II-III); hier besser am Grat bleiben (sicher einfacher, max. II). So spart man sich auch die (unangenehme) Querung im Frühsommer noch bestehender steiler Firnrinnen, die wir zu bewältigen hatten. Nach einer solchen Rinne findet sich am zweiten Aufschwung ein Einstiegsbohrhaken, einige steilere Meter (III-) und dann einfaches Blockgelände (max. II) führen auf den Vorgipfel des Chli Leckihorn. Der Fels ist meist gut, auf einige brüchige Schuppen sollte man aber schon achten.

Den Hauptgipfel des Chli Leckihorn ersteigt man auf der direkten Überschreitung nicht, vom Firn zwischen Chli und Groß Leckihorn wäre er aber in kurzer Kletterei erreichbar. Wir querten stattdessen über das sehr steile Firnfeld leicht absteigend hinüber zum Ansatzpunkt des SO-Grats des Groß Leckihorn. Dank gutem Trittschnee stellte das kein Problem dar, bei blanken Verhältnissen wird es hier aber sicherlich heikel, auch wegen Steinschlags.

Der SO-Grat aufs Groß Leckihorn bietet anschließend eine sehr schöne Kletterei mit Stellen im oberen 3. max. unteren 4. Grad. Den ersten Steilaufschwung ersteigt man von links her nach rechts durch ein Verschneidungssystem (deutlich leichter, als es aussieht). Dann folgten wir stets der sich mehr und mehr zurücklegenden Gratkante oder blieben leicht rechts davon. Immer wieder finden sich Bohrhaken (insg. ca. 8-10 Stück), ansonsten kann die Kletterei mit kleinen bis mittleren Friends und/oder Keilen sowie Schlingen problemlos abgesichert werden.

Nach einem kleinen einfacheren Zwischenstück auf breitem Grat (nach einer Scharte mit einem auffällig hellen Aufschwung) wird es zum Gipfel nochmals ausgesetzt. Gleiches gilt für den finalen Abstieg vom Gipfelblock zum deutlich unterhalb stehenden Gipfelkreuz, der am besten durch Abstieg auf ein Band in der Nordflanke bewältigt wird (nochmals II-III, 2 Bohrhaken). Die Aussicht war leider bereits durch die aufziehende Schlechtwetterfront bestimmt, eine kurze Pause in der Sonne war uns dennoch vergönnt.

Der Abstieg ging dank üppiger Restschneefelder unterhalb des Leckipasses schnell von der Hand, binnen 30 Minuten war die Rotondohütte erreicht, eine halbe Stunde später Oberstafel.

Material:
40 Meter Seil, Schlingen, 2-3 Friends und kleines Set Keile, Steigeisen und Pickel zwingend, bei blanken Verhältnissen zwischen Chli und Groß Leckihorn auch Eisschrauben (dann ist die Tour aber auch nicht mehr zu empfehlen).

Tourengänger: simba, Nala


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