Sawiris Skigebiet?!


Publiziert von Alpin_Rise, 8. Juli 2011 um 11:24. Diese Seite wurde 1559 mal angezeigt.

Wie ich auf dieser Tour sehen konnte, ist Andermatt in radikalem Umbruch. Doch nicht nur im Tal fahren bald die Baumaschinen auf:

Es sieht ganz danach aus, dass die relativ unberührte Geländekammer nördlich des Oberalppasses (um die Schijen und die Fellilücke) durch ein neues Skigebiet zu Geld gemacht wird.
Das oft grobblockige Gelände am Südhang (Schneesicherheit?) dürfte auch einiges an "Nivellierung" benötigen, d.h. im Sommer dürfte das Gebiet kaum mehr attraktiv sein

Gibt es überhaupt einen Markt für neue Skigebiete, wo der Pistenwintersport eher rückläufig bzw. durch Konkurrenz grosser Stationen ausgetrocknet ist? Keine Sorge, "Nach Ansicht der Urner Regierung ist das Grossprojekt nachhaltig, umwelt- und landschaftsverträglich und wirtschaftlich vertretbar" - und wer bezahlt, falls das Projekt flopt?

Update:
Die Umweltverbände haben sich mit den Bauherren von Andermatt geeinigt. In einer Vereinbarung haben sie gemeinsam beschlossen, dass eine Erschliessung der Landschaftskammer nördlich des Oberalppasses nun doch erfolgen soll.
Medienmitteilung Umweltverbände
Medienmitteillung Andermatt Swiss Alps

Mir scheinen die Vereinbarungen einseitig zu Gunsten der Bauherren bzw. ein Freipass zur Zerstörung der Landschaft zu sein. Die Umweltverbände zeigen sich zerknirscht, wie man aus ihrem Referat entnehmen kann "Das Gebiet zwischen Nätschen und Oberalppass wird fortan nicht mehr der Natur, sondern dem Menschen gehören." Scheinbar fehlen die rechtlichen Grundlagen, sich gegen die Projekte des internationalen Grosskapitals zu wehren.

Die einzige Hoffnung ist nun, dass mangelnde Finanzen oder sonstwelche Hindernisse dem Projekt oder Teilen davon den Garaus machen. Die wirtschaftlichen Aussichten des Projektes sind ja eher düster. Ob das dann der zugebauten Natur noch hilft, ist eine andere Frage

Als letztes bleibt wohl nur, die Landschaft am Oberalppass noch solange zu geniessen, wie noch nicht gebaut wird. ..

G, Rise



Kommentare (19)


Kommentar hinzufügen

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 8. Juli 2011 um 12:42
Wen interessiert heute noch die Schneesicherheit? Für das gibts doch Beschneiungsanlagen.

Neben der nivellierenden Funktion der Errosion, wird das den zusätzlichen Vorteil bringen, dass die Trinkwasser- und Energiespeicher in Zukunft nicht erst Ende Sommer, sondern schon Ende Winter leer sein werden.

Dann kann man sich den Durst am sprudelnden Geldhahn löschen.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Juli 2011 um 13:22
Das mit der Beschneiung ist kein Problem, es gibt ja dort den Lutersee zum Auspumpen... und die Windkraftwerke auf dem Gütsch liefern lokale Energie zum Heizen der Sessel!
A propos Geldhahn... ist nur die Frage, wessen Kehlen da benetzt werden!
G, Rise

romanh hat gesagt:
Gesendet am 8. Juli 2011 um 13:36
Wir sind nun an einem Punkt angelangt - an dem die Gegensätze hervorgerufen werden.

Die eine Sicht, unsere Sicht - auch z.T. als Unterländer, in einer momentan florierenden Wirtschaftszeit, gut erschlossenen ÖV und sicheren Arbeitsplätzen wollen wir Bergsteiger die Naturbelassenheit in den Bergen haben. Wir setzen uns dafür ein, und sehen es als Rückziehpunkt - weg von der Hektik etc.
Die zunehmende Globalisierung und die rückläufige Zersiedelung der Schweiz wird durch immer grössere Metropolen hervorgerufen - Firmen ziehen je länger je mehr in die Städte und das kleine Handwerk stirbt aus. Wer kauft heute noch beim Schreiner einen Schrank / Wer beim Mögelkaufhaus? Wir wollen ein Juwel erhalten, auf das wir gem. meinem erachten nur beschränkt Anspruch erheben können. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass in unserem Juwel auch noch Leute wohnen, die arbeit suchen. Die Familie und Kind dort haben....

Die Sicht von Ihnen wiederspiegelt eine für uns unverständliche. Sie wollen mit Tourismus, neuen Ideen etc. Ihr Dorf - Ihr Leben erhalten. Nach dem z.B. die Armee in Andermatt nur noch sehr spärlich vertreten ist, setzt man doch (verständlicherweise) fast alles daran - das Umfeld zu behalten.

Ich kann die Personen verstehen, welche durch solche investitionen Ihr Zuhause zumindest bedingt sichern wollen. Wir im Unterland bieten Industrien günstige Steuerkonditionen, damit wir sie hier behalten können - und wir unser gewohntes Umfeld nicht verlassen müssen.

Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Freund der Ausbau Pläne und habe mir erst gestern den Richtplan angeschaut, welche gem. meines Erachten wirklich fraglich ist.

Ich sitze im Büro, und kann so denken.
Jedoch muss ich mich auch manchmal fragen, wie es mir ergänge, mit 2 Kindern und Frau in einer Region, wo nicht ein Arbeitsplatz an anderen vorhanden ist, denn auch da muss ein gewisses Salär nach Hause gebracht werden - und dieses ist für mich evtl. nur möglich - unter Einschränkungen der andern.

Bergige - Grüsse,

Roman

muscat hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Juli 2011 um 14:06
Ich verstehe, dass auch die Leute in Randgebieten wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitsplätze wollen. Aber wirtschaftliche Entwicklung darf kein Freipass sein, um noch die letzten Naturgebiete zu verbetonieren. Mit Arbeitsplätzen sollte man nicht jede Sauerei rechtfertigen (Entschuldigung für den undiplomatischen Ausdruck).

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Juli 2011 um 14:27
hier geht es aber nicht um investitionen sondern um das genaue gegenteil. hier will man jemandem das geld aus dem sack ziehen.

und damit auch ja niemand auf die idee kommt es könnte sich um einen schwindel handeln, wird mit der ganz grossen kelle angerichtet.

vielleicht braucht es einfach die rein physische distanz, um die fahrlässigkeit der ganzen unternehmung zu sehen.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Juli 2011 um 15:15
Klar ist die Diskussion gegensätzlich und das Projekt umstritten. Ich sage nicht, die Bergbevölkerung darf sich nicht weiterentwickeln, ich will auch nicht in einem Museum Bergsteigen.
Im Fall Andermatt drängt sich aber der Verdacht auf, dass das Kapital aus dem Ausland stammt und die Rendite wird wohl kaum im Dorf verteilt werden. Die meisten Arbeitsplätze werden wohl im wenig qualifizierten Sektor entstehen (man schaue sich in anderen grossen Touriorten um und sehe, wer dort arbeitet), die grossen Aufträge erhalten Firmen aus dem Mittel- oder Ausland, das "Brainwork" kommt von ausserhalb.
Wie viel da noch für die einheimische Bevölkerung - ausser einer verbauten Landschaft, gestiegenen Immobilienpreisen, einer gewaltigen Infrastruktur die Unterhalten werden will, der Verkehrslawine, dem Baulärm, etc. - übrigbleibt?

Meiner Einschätzung nach sind es die kleinen, lokal angepassten Projekte - von den Einheimischen initiiert - welche langfristig das Überleben und Prosperieren einer Talschaft sichern. Brachiales Wachstum, eine versaute Landschaft und höhere Steuereinnahmen sind schlussendlich eben keine Lebensgrundlage. Oder anders formuliert: ist es besser, als Bauer die Wiesen für lokale Produkte zu mähen oder den Golfrasen für das oberste Prozent piekfein herzurichten?

G, Rise

Henrik hat gesagt: Dazu passt diese
Gesendet am 9. Juli 2011 um 14:47
"Star"-optik aus Basel, wo verdichtetes Bauen zunehmend nötig sein wird, da der Kanton sich ja nirgends ausbreiten kann....

[www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Unsere-unzerstoerbare-...]

Gruess

silberquäki

silberhorn hat gesagt: Grossprojekt nachahaltig
Gesendet am 8. Juli 2011 um 13:53


Da ist der WWF Uri anderer Meinung. Den Artikel habe ich am eifachsten (einfacher als über WWF Schweiz) Google - WWF Uri gefunden. Da unter dem Thema "Alpen" - "Hotelprojekt Andermatt".

Unter den Andermatter Einwohner die für das Projekt waren soll es schon welche geben die ihre Zusage bei der Abstimmung bereuen. In Andermatt wird es wohl herauskommen wie z.B. in Davos wo Einheimische wegziehen müssen weil sie sich keine Wohnugn mehr leisten können.

... Stauseen zum Erhöhen und deren Neubauten. Wenn die Gletscher Eisfrei sind bleiben unseren Nachkommen die Ruinen. Gewisse Politiker könnten jetzt sage "Gibt Arbeitsplätze".

Gestern in irgend einer Nachricht wurde Mitgeteilt, dass der Bauherr des Ressorts Andermatt sehr viel Geld in einen Fussballclub investier hat. Gute Nacht Schweiz.

Mo6451 hat gesagt: Ökonomie vor Ökologie
Gesendet am 10. Juli 2011 um 10:23
so sieht es doch in unserer Zeit aus, egal ob in Deutschland oder hier in der Schweiz. Ich bin kein Wintersportler (komme aus dem Flachland und habe dort den größten Teil meines Lebens verbracht). Und wenn ich mir so manchen Wintersportort im Sommer anschaue überkommt mich das Grauen, egal ob im Wallis oder in Graubünden. Schneekanonen für ausbleibenden Schnee verschandeln noch mehr die Landschaft. Ich glaube hier entzieht sich ein Bevölkerungsteil selbst den Boden für eine gesunde Zukunft. Solch ein neues Ressort muss nicht nur unterhalten werden, sondern es braucht auch die Gäste, die das Geld bringen. Und diese Anzahl ist nicht unendlich, wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung anschaut. Die heute noch über "viel" Geld verfügenden Senioren, junge Leute sind ja sowie so schon Mangelware, werden in ein paar Jahren diese Leistungen nicht mehr in Aspruch nehmen können - aus gesudnheitlichen Gründen - und dann? Eine nicht zurückbaubare Ruine mehr? Das Arbeitsplatzargument kann nicht immer das Totschlagargument für einen ökonomischen Umgang mit der Natur sein. Leider ist es aber noch heute so, hier in der Schweiz, in Europa und anderswo in der Welt. Traurig, wenn die Menschen nur an das Jetzt und nicht an die Zukunft denken.

Henrik hat gesagt: ...die Geröllhalden vermehren sich
Gesendet am 12. März 2013 um 12:02
allerorten doch erheblich.

Winterbaer hat gesagt: RE:...die Geröllhalden vermehren sich
Gesendet am 12. März 2013 um 12:57
Danke für den Link. Diese Dokumentation war mir aktuell entwischt.

"Abfahrtsrausch und Partystimmung", "...es geht letztendlich auch bei uns um`s Geschäft..." sagt der Geschäftsführer des Skizirkus von Sölden...
Sehr traurig, wie der Mensch mit der einzigartigen Natur umgeht. Dazu fällt mir wieder der Witz ein, den mir kürzlich ein anderer Hikr. geschickt hatte:
"Sitzen 2 Planeten beim Arzt im Wartezimmer. Fragt der eine den anderen: Na, wie geht es denn so? Ganz, ganz schlecht. Ich habe homo sapiens. Mach Dir keine Sorgen, das erledigt sich von selbst."

Die Erde/Natur wird sich alles irgendwann und irgendwo zurückholen und sich am Menschen rächen. Alles nur eine Frage der Zeit. Was mir dabei sehr leid tut, ist, dass unsere Kinder, Enkel, Urenkel usw. es werden ausbaden müssen, was wir verbrochen haben.

Mistermai hat gesagt: RE:...Skizirkus in Sölden
Gesendet am 12. März 2013 um 15:43
Die netten Nebenwirkungen dieses Skizirkusses in Sölden können dann jeweils im Sommer bewundert werden:
*Sölden, der Sommer(alp)traum
(Siehe Bilder)

Winterbaer hat gesagt: RE:...Skizirkus in Sölden
Gesendet am 12. März 2013 um 17:20
Fürchterlich! Wenn die Landschaft schreien könnte, könnten die Menschen da nicht mehr wohnen und schlafen:-(
Pistenfahren mag ich schon lange nicht mehr. Ich will draußen einfach meine Ruhe haben und keine Menschen treffen...bis auf einzelne, ruhige, nette, die ggf. das gleiche wollen:-).

Schneeluchs hat gesagt: Um welche Geländekammer...
Gesendet am 12. März 2013 um 13:50
...geht es denn? Konnte ich nirgends herausfinden bei den Links.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Um welche Geländekammer...
Gesendet am 12. März 2013 um 15:04
Den Projektperimeter und die geplante Erschliessung der Landschaftskammer kannst du hier finden.

Übrigens eine wunderbare Gegend, ruhig und doch gut erschlossen, schöne Skitouren und grandiose Klettereien!

G, Rise

Winterbaer hat gesagt:
Gesendet am 12. März 2013 um 18:58
Zum Glück ist ja noch kein Mensch unsterblich:-) Besonders auch die "Bonzen" nicht.
Keiner konnte bisher genau berichten, wie es ist, wenn man in das Jenseits hinüberwandert.
Ich denke mir aber oft, wenn manche Menschen erzählen, dass einem in solchen Situationen das ganze Leben schnell vor Augen abläuft.....was denken die dann? "Was hast du in deinem Leben getan, außer Geld zu raffen, koste es, was es wolle?" So lange man im ganzen Saft steht und erfolgreich ist, will man wohl immer noch mehr. Aber wenn man mal zum Nachdenken käme... Ist das der Sinn des Lebens, der am Ende glücklich macht?

silberhorn hat gesagt: Andermatts Zukunft...
Gesendet am 2. Juli 2013 um 08:23
falls Sawiris Traum keine Pleite wird.

Die Story. "Alpen abgezockt - Berge, Schnee und Billiglohn".

[www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbeitraege/2013/0701/alpenstor...]

Nichts Neues aber dennoch sehenswert.



silberhorn hat gesagt: RE:Andermatts Zukunft...
Gesendet am 2. Juli 2013 um 08:40
Um den ganzen Beitrag zu sehen auf der Seite "Rückschau" klicken, dort zu "22.00 - 22.45.

Henrik hat gesagt: Netzfundf!
Gesendet am 3. August 2013 um 16:08
Juli 2013


Kommentar hinzufügen»