Wolfstal und Großes Lautertal


Publiziert von schimi , 18. Mai 2015 um 14:19.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum: 5 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 

Eigentlich kann man diese Runde durch das Große Lautertal und das Wolfstal das ganze Jahr über machen. Zwei Besonderheiten lassen jedoch die Jahreszeit des zeitigen Frühjahrs als ideal erscheinen. Zum einen – und das war der eigentliche Grund unserer Tour – gibt es im Wolfstal ein großes Vorkommen vom Märzenbecher, und die sieht man bei uns in freier Wildbahn sehr selten, zum anderen kann man hier den in Deutschland vom Aussterben bedrohten Zinnoberroten (oder Scharlachroten) Kelchbecherling sehen, den wir zuvor noch nicht einmal kannten.

Wir starten unsere Rundtour in Erbstetten einem kleinen Dorf oberhalb der Großen Lauter auf der Schwäbischen Alb. Nach Nordosten führt ein Sträßchen in Richtung Wald und biegt dort nach links ab. Hier gehen wir auf dem bezeichneten Wanderweg geradeaus in den Wald hinein. Schon nach ein paar Schritten biegen wir an einem kleinen Hinweisschildchen links ab und gehen in südwestlicher Richtung bis zum ersten Aussichtspunkt, dem Heumacherfels. Er liegt ein paar Schritte links des Weges, wird jedoch mit kleinem Schild am Wegesrand beworben. Ein lieblich-schöner Ausblick lohnt die 30 Meter Umweg allemal, obwohl die fernere Landschaft langsam hinter der wuchernden "Landschaft" der Nähe verdeckt wird.

Ein paar Minuten weiter erscheint sogleich die Ruine Wartstein, die mit einem massivem Wehrturm (heute Aussichtsturm) ein überaus lohnendes Aussichtsziel darstellt. Von oben hat man einen sehr schönen Blick auf das Große Lautertal, das hier gänzlich straßenfrei daherkommt.

Nach Genuss der Aussicht steigen wir wieder hinunter und folgen dem Wanderweg von der Burg weg nach links und dem Tal damit in südliche Richtung. Auf halber Höhe wandern wir durch den Wald und haben immer wieder freien Blick auf den Talgrund. Ein paar Minuten weiter schon nähern wir uns wieder der oberen Talkante an, wir sehen von dort linkerhand wieder die Albhochfläche und das Dorf Erbstetten, von dem aus wir gestartet sind. Weiter auf unserem Weg geradeaus erreichen wir nun die Ruine Monsberg, die in der Tat richtig ruiniert ist, denn außer einem Kellergewölbe hat sie für "Nichtforscher" nichts mehr zu bieten.

An der Ruine machen wir eine Kehrtwende, halten uns dann aber weitestgehend rechts am Hang, sodass wir von der Westseite auf die Ostseite einer scharfen Geländerippe wechseln. Kaum wieder richtig am Wandern, erreichen wir nach ca. 10 Minuten die nächste Ruine; die Ruine St. Ruprecht. Sie ist mehr auf der Landkarte als in echt zu erkennen. Wer nur geht und nicht sucht, läuft geradewegs über sie hinweg.

Hinter der Ruine steigen wir in den Talgrund ab und folgen dem breiten Wirtschaftsweg nach Osten. Nach ein paar Schritten führt uns ein Abzweig an einer kleinen Brücke über die Große Lauter, der wir dann bis zum Örtchen Unterwilzingen folgen. An der Stelle wo die Straße die Lauter überquert, tun wir das auch und nehmen auf der anderen Seite die Fortführung des breiten Wanderwegs. Der Weg führt uns an der hier sehr ursprünglichen Großen Lauter mit ihren ausgedehnten Mäandern entlang.

Wir haben Glück; mit etwas Hochwasser hat sich der schmucke Bach zur Schneeschmelze deutlich ausgebreitet, so dass die umliegenden Wiesen teilweise gerade so überspült sind. Dies sieht sehr dekorativ aus und liegt optisch genau zwischen den Extremen "Sommerlangeweile" und "Überschwemmungskatastrophe".

Jetzt erblicken wir sie nun zum ersten Mal – die Märzenbecher. Wegen ihnen sind wir heute auf die Schwäbische Alb gekommen und haben diese Wanderung ausgesucht. Nicht klar war dabei, ob wir nicht schon zu spät dran sind, um noch welche in der Blüte zu sehen. Drüben auf der anderen Seite der Lauter zieht sich am Waldrand entlang ein sicher 100 Meter langer Bereich mit den wilden Märzenbechern. Wir vergewissern uns mit dem Fernglas und sind hocherfreut noch welche zu sehen. Leider ist es uns nicht möglich die Blumen von der Nähe zu betrachten, weil der Bach uns daran hindert.

Am Ufer sehen wir abgenagte Bäume, die eigentlich nach Biberfraß aussehen. Ich denke schon was für eine Sensation; Biber auf der Schwäbischen Alb! Ein Hinweisschild klärt uns ein Stück weiter jedoch auf, dass es Bisamratten sind, die sich hier niedergelassen haben um die Landschaft nach ihren Vorlieben umzugestalten.

Wir folgen dem Wanderweg und sind hocherfreut, als wir auf eine kleine Brücke stoßen, die uns jetzt doch den Zugang zum Blumenmeer gegenüber der Lauter ermöglicht. Etwas sumpfig ist der Boden noch, aber wir können die bei und schon sehr seltenen Wildblumen betrachten. Ganz verzückt von der unglaublichen Masse an Blumen gehen wir dann weiter.

Als nächstes stoßen wir zunächst auf den Mühlenkanal der Laufenmühle, dem wir eine ganze Weile folgen. Unglaublich lang ist dieser, und zunächst gehen wir fragend daneben her. Dann aber sehen wir über den nun steiler abfallenden Weg auch die Mühle, die 26 Meter unter dem Niveau des Kanals am Eingang der noch steiler werdenden Schlucht steht. Mit diesem beträchtlichen Höhenunterschied ließ sich sicher zu allen Zeiten vortrefflich mahlen und sägen. Heute ist die Mühle liebevoll in Stand gesetzt und zum Wirtshaus umgebaut.

Einige Schritte weiter folgt rechts der Lauter eine alte Kalktuffsteinsäge, und eben hier zweigt nach links das Wolfstal ab, welchem wir hinauf folgen. Der Talboden des Wolfstals ist eng und der kleine Bach nimmt hier im untersten flachen Bereich des Tales den größten Bereich der Fläche ein. Viele schöne Sumpfdotterblumen schmücken hier den Bachlauf. Der Weg zwängt sich fast schon zwischen Wasser und steilem Gelände in das Tal hinein.

Mit dem Beginn der Steigung bleibt das Wasser zurück, irgendwo hier ist also eine Quelle; und damit ist auch der Lebensraum der Sumpfdotterblumen hier zu Ende. Ab jetzt regiert einzig und allein der Märzenbecher. Im gesamten Talgrund und ein paar Meter in die Höhe hat sich die Pflanze über jedes Stückchen Erde ausgebreitet. Andere Blumen findet man dazwischen nur noch ganz vereinzelt. Ein weißes Blütenmeer zieht sich links und rechts des Weges das Tal hinauf. Überall, wo es in dem engen Tal feucht genug ist aber nicht nass blüht es weiß.

In vielen Windungen führt uns der Weg durch das enge kleine Tal. Dabei kann man den Lebensraum der Märzenbecher auf den Meter genau studieren. Oft entscheiden wenige Zentimeter höher oder tiefer, ob es der Blume gefällt oder nicht. Wer diese Weg mit offenen Augen gegangen ist, wir den Lebensraum immer wieder erkennen. Nebenbei treffen wir im gesamten Wolfstal auch auf den Zinnoberroten (oder Scharlachroten) Kelchbecherling. Auf Schildern wird schon im Lautertal gebeten den Pilz nicht anzufassen, weil er in Deutschland vom Aussterben bedroht ist. Er ist nur auf Totholz von Laubbäumen anzutreffen. Zudem mag er es kalt und feucht. Er ist also nur kurz nach der Schneeschmelze anzutreffen, fällt dann aber trotz seiner recht geringen Große von drei bis fünf Zentimetern durch seine auffällige Farbe auf.

Je weiter wir dem Tal in Richtung Albhochfläche kommen, desto trockener wird es. Die Blumen weichen zurück und sind an immer weniger Stellen in nunmehr kleinen Inseln anzutreffen. Stattdessen tritt der typische eher trockene Buchenwald in den Vordergrund. Fast schon am Ende des Tals quert ein asphaltierter Fahrweg das Tal. Diesem folgen wir nach links. Die folgende Kehre kürzen wir rechts von der Straße abbiegend ab und erreichen dann gleich wieder die Straße und auch gleich die Albhochfläche.

Die letzten unspektakulären Minuten zurück bis nach Erbstetten meistern wir mit erfülltem Geist von dieser schönen Wanderung.

Tourengänger: schimi


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