Unterwegs zum Hurst Castle und auf dem Solent Way

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Beim Aufstehen schüttet es hinunter und es ist grau und dunkel. Aber schon während des Frühstücks hört der Regen auf und bald darauf ist der Himmel blau und wolkenlos. So schnell kann das gehen in England!

Wir begeben uns zum Bahnhof, wo um 09.39 Uhr der Bus nach Lymington fahren sollte. Unerwartet früh, nämlich schon um 09.23 Uhr fährt er am Bahnhofplatz vor und wir können einsteigen. Man denke nun nicht, der Bus warte bis zur vorgesehenen Abfahrtszeit; nein er fährt sogleich wieder los. Fahrpläne sind hier wohl nicht so verbindlich zu verstehen wie bei uns und früh kommen kann sich lohnen!

Nach Lymington sind wir ja bereits per Bahn gefahren, nun lernen wir die Strecke auch auf der Strasse kennen. Sie ist abwechslungsreich! Erst fahren wir auf der A337 durch das Heideland des Settley Plain, dann hinunter ins Tal, wo wir die Bahnlinie kreuzen und schliesslich wieder bergauf in die Stadt zur Bus Station in der High Street. Dort müssen wir eine Weile warten, ehe der nächste Bus weiterfährt, aber ganz in der Nähe ist die Post und das trifft sich gut, denn ich muss noch eine Geburtstagskarte frankieren lassen und da mir das englische Tarifsystem zuwenig vertraut ist, mache ich das am Schalter. Neue Briefmarken für Ansichtskarten können wir uns bei der Gelegenheit auch noch gleich beschaffen.

Zurück an der Bus Station fährt bald ein kleiner Bus der Linie X1 der Gesellschaft «more bus» ein, mit dem wir bis ins Nachbardorf Milford on Sea fahren. Von der Ortsmitte führt uns ein schöner Wanderweg zum Sturt Pond hinunter, der mit dem offenen Meer verbunden ist. Dieses können aber noch nicht sehen, da ein Kiesdamm die Sicht versperrt. Hinter der Brücke am unteren Ende des «Ponds» erklimmen wir diesen und geniessen die herrliche Sicht aufs offene Meer. Hier liegt nun die Isle of Wight nicht mehr im Weg und der Blick kann bis zum Horizont ungehindert schweifen, wo sich Meer und Himmel treffen. Für mich ist es das erste Mal überhaupt, dass ich solch einen Anblick geniessen kann!

Unser Weg führt nun die nächsten etwas mehr als 2 km über den Damm. Das hat durchaus seine Tücken, denn im losen Kies zu gehen, ist nicht immer ganz einfach; es ist ein bisschen wie in den Bergen in Geröllhalden mit kleinen Steinen – mit dem Unterschied, dass die Steine hier rundgeschliffen sind und der Weg flach verläuft. Immer vor Augen haben wir das Ziel der Wanderung: Der Leuchtturm beim Hurst Castle, Hurst Point Lighthouse. Bei (und in) diesem 1867 erbauten Leuchtturm entstanden 1978 diverse Sequenzen der Fünf Freunde-Episode «Five go to Demon's Rocks».

Und dieser Leuchtturm sieht wirklich fast noch genauso aus wie damals und auch in der Umgebung scheint sich wenig verändert zu haben. Einzig die Eingangstüre ist nicht mehr am selben Ort: Musste man damals noch eine kleine Holztreppe emporsteigen, um zu ihr zu gelangen, so ist sie heute auf der gegenüberliegenden Seite ebenerdig zu erreichen.

Dominiert wird die Halbinsel aber nicht nur vom Leuchtturm, sondern von der 1541 bis 1544 errichteten Festung Hurst Castle. Diese könnte man besichtigen, aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, und weil wir noch ein bisschen wandern möchten, verzichten wir darauf.

Um nicht wieder den weiten Weg über den Damm zurückgehen zu müssen, nehmen wir die Fähre nach Keyhaven. Sie verkehrt alle 20 Minuten und ist ein kleines Motorboot mit nur einer Handvoll Plätzen. Nebst dem Fahrer und uns ist aber nur ein weiterer Passagier zugegen, weshalb wir mehr als genug Platz haben.

Die Fahrt ist wunderschön und weil momentan der Wasserstand hoch ist (Flut) hat man das Gefühl, bis zum Land befinde sich nichts weiter als offenes Meer. Ein Blick auf die Karte verrät aber, dass das meiste Gebiet hier bei Ebbe trocken liegt und nur eine schmale Rinne ständig mit Wasser gefüllt ist. Bojen weisen dem Fahrer der Weg, sodass er das Schiff sicher an den Untiefen vorbei steuern kann.

Im kleinen und ruhigen Dorf Keyhaven müssen wir wieder aussteigen. Nun geht es zu Fuss weiter, nämlich auf dem Solent Way, den wir schon am Freitag ein Stück weit kennengelernt haben. Heute herrscht im Gegensatz zu damals strahlend schönes Wetter und es ist sehr warm, aber zum Glück bläst an der Küste immer eine frische Brise.

Beim weiterwandern begegnen wir diversen birdwatchers, welche mit ihren Gerätschaften die Vogelwelt dieses Schutzgebietes studieren. Auch Wanderer und einige Radfahrer sind unterwegs und geniessen wie wir das Traumwetter. Wir passieren dann die Stelle, wo wir am Freitag umkehrten und kommen schlussendlich wieder nach Lymington. Beim Kiosk, wo es am Freitag eine heisse Schokolade gab, spendiert stini heute ein Glace, was bei den warmen Temperaturen sehr willkommen ist!

Schliesslich schlendern wir nochmals durch die pittoreske Altstadt, den Quay Hill hinauf und nehmen beim Bahnhof den nächsten Zug heimzu. Dort gibt es nach dem Duschen und Waschen ein leckeres Abendessen, welches wir vom «Chinesen» holen.

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