Velenické údolí (Wellnitztal)


Publiziert von lainari , 26. August 2014 um 19:47.

Region: Welt » Tschechien » Zákupská pahorkatina
Tour Datum:24 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 230 m
Abstieg: 230 m
Strecke:19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Svitava oder Zug der ČD bis Zákupy
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 14 Lužické hory

Sand, Wasser und Spiegelschleifereien
 
Kühle Temperaturen, trockenes Wetter und wechselnde Bewölkung sollten den wettertechnischen Rahmen der heutigen Tour bilden. Die Bedingungen waren ideal für eine etwas längere Runde, die ich schon seit einiger Zeit geplant hatte. Ich fuhr in das Zákupská pahorkatina (Reichstädter Hügelland) und erreichte meinen Startpunkt über eine schmale, in schlechtem Zustand befindliche Straße von Svojkov aus. An der zentralen Kreuzung im Dorf Svitava (Zwitte) fand ich einen geeigneten Parkplatz. Um eine brauchbare Runde zu absolvieren, musste ich entlang der Straße zurücklaufen. Dabei passierte ich am höchsten Punkt des Weges die kleine Siedlung Nové Domky (Neuhäusel). Es ergab sich ein schöner Ausblick in die umliegende Landschaft. Das später durchquerte Plesa (Plesse) wurde von Obstgärten dominiert. Diese präsentierten sich teilweise gerodet und als Bauland genutzt, teilweise parkähnlich gepflegt oder auch etwas verwildert. An einer Hauptstraße entlang kam ich zum Ortsrand von Svojkov (Schwoika). Hier bog ich nach links auf einen grün markierten Wanderweg ab. Zunächst über Offenland führte er schließlich durch einen schönen Kiefernforst nach Nový Šidlov (Neu-Schiedel). Etwa hundert Meter nach einem beschilderten Wegabzweig, musste ich etwas unscheinbar nach links abbiegen. Ein provisorisches kleines Holzschild machte darauf aufmerksam. Der weitere Weg führte durch ein Tälchen, wiederum zunächst über Offenland, dann durch den Wald. Am Rand einer relativ neuen Lichtung traf ich auf eine Wegkreuzung mit drei möglichen Laufrichtungen. An den weiterführenden Wegen konnte ich keine Markierungen mehr ausmachen. Ich wählte den linken Weg, weil er am schönsten und am meisten benutzt aussah. Zwischen Weideland kam ich ohne weitere Markierungen zur Hauptstraße, war also vom Wanderweg abgekommen. Nach rechts aufgebogen, lief ich um den Fehler zu korrigieren am Straßenrand Richtung Zákupy und passierte dabei eine schöne Felsenkapelle. Am Ortseingang von Zákupy (Reichstadt) wieder planmäßig laufend, bog ich nach links auf eine Nebenstraße ein. Am Ende des Siedlungsgebietes überquerte ich erstmals mein heutiges Themengewässer, die Svitávka (Zwittebach) und lief im Velenické údolí (Wellnitztal) talaufwärts.
 
Nach einer Weile erreichte ich Velenice (Wellnitz). Auf der anderen Talseite war hinter dem Bach eine schöne Felsfront aus Sandstein sichtbar, die auch noch einige Sehenswürdigkeiten aufweisen soll. Die Besichtigung dieser bleibt einer separaten Tour vorbehalten, da ich zuerst diese Talseite und ihre Höhepunkte besuchen wollte. In Velenice fielen mir eine Menge Felsenkeller und sehenswerte Umgebindehäuser auf. Nach dem zentralen Platz verließ ich den Ort am Rande einer Straße, die dort nach rechts abzweigt. Nach wenigen Metern kam ich zum Boží hrob (Heiliges Grab), welches eine mit Reliefs ausgestattete Felsenkapelle ist. Leider nicht zugänglich, kann man aber durch die vergitterten Fenster hineinsehen. Nun kehrte ich zum Ort zurück und lief weiter talaufwärts. Dabei passierte ich einen alten Steinbruch. Dort fand ich neben etwas Abfall auch einen großen Haufen nagelneuer Kunststoffisolierungen von Elektrokabeln. Diese werden von den unehrlichen Erwerbern gern entfernt, damit dem Altmetallaufkäufer nicht auffällt, dass es sich beim angelieferten Kupfer um Diebesgut handelt.
 
Nach einem weiteren Wegstück kam ich zum Gebäude der einstigen Spiegelschleiferei Rabstein, die von 1854 bis etwa 1930 Bestand hatte. Hier wurden unter Zuhilfenahme von bis zu fünf verschiedenen geschlämmten Sandkörnungen und Wasserkraft Spiegel geschliffen. Die Qualitätsware fand reißenden Absatz und wurde nach ganz Europa und sogar nach Amerika geliefert. Der benötigte Sand wurde in einer bestimmten Sandsteinschicht des Tales unterirdisch abgebaut. Das Wasser zum mechanischen Betrieb der Poliertische wurde über einen raffiniert angelegten Antriebsgraben von weit oberhalb im Tal aus der Svitávka hergeleitet. Weitergelaufen, bog ich nach einer kleinen Felsenkapelle über eine Brücke nach links ab, um die wenigen Reste der Burg Vejrov zu suchen. Von der Beschreibung war mir nur die Lage auf einem Felsenriff und die Talseite, die sich mit einem Karteneintrag deckte, erinnerlich. Nachdem ich jeweils die ca. 30 hm auf zwei der bewaldeten Felszungen überwunden hatte, ohne einen Treffer zu landen, gab ich dieses Vorhaben auf und machte eine Mittagspause. Im Nachgang stellte sich heraus, dass ich etwa 300 m zu weit östlich gesucht hatte. Ein neuer Versuch bleibt nun der ausstehenden separaten Tour vorbehalten. Zurück auf der Straße, kam ich nach wenigen Metern zur einstigen Spiegelschleiferei Wellnitz, die von 1767 bis etwa 1930 Bestand hatte. Hier bog ich über eine kurze Rampe rechts zur Pustý kostel (Wüste Kirche) hinauf. Dabei handelt es sich um riesige unterirdische Aushöhlungen des ehemaligen Schleifsandabbaues. Heute residiert hier die Motorrad-Restauration „Pekelné doly“ (Teufelshöhle).
 
Wieder bei der Spiegelschleiferei zurück, sah ich links der Straße den trockenen Antriebsgraben. Rechts der Straße führte ein schmaler Zugang in den Berg hinein. Ab hier ist der Antriebsgraben, unterirdisch verlaufend, auf mehreren hundert Metern Gesamtlänge (mit Seitenstollen) begehbar. Ich hörte Stimmen im Berg, er sprach mit mir, ich konnte jedoch im Stockdunklen niemanden entdecken. Auch hierhin werde ich nochmals zurückkehren, auf das mir dann ein Licht aufgehe und ein weiterer Anprall des Kopfes an einen Höhenversatz in der Tunneldecke ausbleibt. Auf der Straße weitergelaufen, erwartete mich nach der nächsten Brücke unmittelbar neben der Straße eine weitere Pustý kostel (Wüste Kirche). Die umfangreichen Aushöhlungen des Schleifsandabbaues sind hier frei begehbar. In Deutschland hätte man an einem solchen Ort längst pseudo-prähistorischen Fledermauskot gefunden und die Anlage mit einem Draht- und Gitterverhau vor Zutritten geschützt. Beim Herumstreifen in der Tiefe und Finsternis der Hallen, wäre ich, mit fotografieren beschäftigt, beinahe über einen großen dunkelbraunen Hund gefallen, der freilaufend, auf sandigem Boden lautlos und pfeilschnell durch die Höhle huschte. Die dazugehörige Familie hatte ich zuvor auf der Straße gesehen, aber ihre Anwesenheit hier drin nicht vermutet. Zurück im gleißenden Tageslicht, ging ich über die Brücke und folgte dem Waldweg am Bachufer flussaufwärts. Zunächst passierte ich einen Seitenstollen des unterirdischen Antriebsgrabens, später einen weiteren Schleifsandabbau mit Probestollen und schließlich den Eingang des Antriebsgrabens. Weitere 500 m verlief dieser nun offen als deutliche Einkerbung neben dem Weg. Als Wasserspeisung hatte ich ein einfaches Wehr vermutet, aber das Angetroffene war voller Raffinesse. Die Svitávka wurde hier in einem 180 Grad-Felsentunnel umgelenkt. Der Ausgang war einst von einem Wehr aufgestaut und das Wasser wurde in benötigter Menge durch einen kürzeren Tunnel in den dann zunächst offenen Antriebsgraben abgeleitet. Nach dieser Sehenswürdigkeit folgte der Weg noch ein Stück dem mäandrierenden Bach, bevor er auf die Straße traf. Über das obere Ortsende von Svitava kam ich so zum Ausgangspunkt zurück.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h. Die Wanderung hat T1-Charakter, den vermeintlichen Zugang zur Burg Vejrov, den unterirdischen Antriebskanal (Lampe erforderlich) und die Pustý kostel habe ich als T2 eingeschätzt.

Tourengänger: lainari
Communities: Flusswanderungen


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 5. Januar 2015 um 17:57
wie interessant nachzulesen und -schauen - wie stets bei deinen Berichten!

lg Felix

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Januar 2015 um 21:08
Hallo Felix,
danke, dass auch nicht ganz taufrischer Bericht noch einen begeisterten Leser findet.
Die doch recht überschaubare Nutzungshäufigkeit meiner regional etwas spezielleren Berichte lässt schon ab und an mal ans Aufhören denken. Aber das Wissen um eine kleine "Stammleserschaft" motiviert zum Weitermachen.

Ein gesundes neues Jahr und auch 2015 schöne Touren wünscht
Holger

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Januar 2015 um 21:12
Ersteres finde ich gut ;-) ...

und das Zweite wünsche ich dir auch!

lg Felix


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