Velenický kopec, Brnišťský vrch a Věneček


Publiziert von lainari , 26. Februar 2019 um 17:48.

Region: Welt » Tschechien » Zákupská pahorkatina
Tour Datum:17 Februar 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Velenice
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 14 Lužické hory

Wellnitzberg, Laufberg und Kränzelberg
 
Anfangs kühle Temperaturen und trockenes sonniges Wetter bildeten den wettertechnischen Rahmen der heutigen Unternehmung, die mich zur Abwechslung wieder einmal in das Zákupská pahorkatina (Reichstädter Hügelland) führte. Unterwegs musste ich teilweise auf gefährlich reifglatte Straßenabschnitte achtgeben, die am heutigen Morgen noch kein Streufahrzeug von nahem gesehen hatten, was zumindest im Hauptstraßennetz ungewöhnlich war. Nach vorsichtiger Fahrt erreichte ich meinen geplanten Startpunkt im Örtchen Velenice (Wellnitz) und parkte auf dem Platz vor dem alten Einkaufsmarkt.
 
Ich verließ ich den Ort am Rande einer Straße, die nach rechts abzweigte. Nach wenigen Metern passierte ich das Boží hrob (Heiliges Grab), welches eine mit Reliefs ausgestattete Felsenkapelle ist. Kurz darauf bog ich nach rechts in eine Anliegerstraße hinein und ging an einem Damwildgehege entlang. Nun wollte ich nach links gehen, was von einem umzäunten Firmengrundstück vereitelt wurde. So lief ich weiter durch die kleine Siedlung und bog nach dem letzten Haus auf der linken Seite steil bergan. Über knochenhart gefrorenen Harsch kämpfte ich mich bergwärts in den Wald hinein. Kurz darauf fand ich die Kellerreste des einstigen Gasthauses „Zur Kaiserbuche“ (hostinec „U Císařského buku“), welches hier 1895-1945 Ausflügler bewirtete. Die namensgebende Buche war ein großer alter Baum, in dessen Geäst zwei Tanzböden hinein gebaut wurden. Diese ist, wie das Gasthaus auch, heute Geschichte. Nun wandte ich mich weiter bergwärts und erklomm den bewaldeten Gipfel des aus Basalt bestehenden Velenický kopec (Wellnitzberg). Links und rechts des Berges sind Tagebaue zu sehen, in denen vermutlich mit dem Ziele der Eisengewinnung einer Kontaktvererzung zwischen dem vulkanischen Basalt und den umgebenden Sandsteinen nachgespürt wurde. Diese endeten jeweils mit dem Erreichen des Festgesteinskörpers. Auf der Ostseite des Berges ging ich in nördliche Richtung und bog dann auf einen asphaltierten Flurweg ein. Später nahm ich einen Abzweig nach links und störte dabei offensichtlich eine Sekretärin, welche mit ihrem Chef in einem geparkten SUV Überstunden schob. Möglicherweise hatte man aber auch nur gemeinsam Feldlerchen gezählt, mit herunter gedrehtem Sitz kann man den Luftraum besser beobachten…
 
An einer Straße bog ich nach rechts auf und lief bis zum Ortseingang von Brniště (Brims/Brins). Auf der linken Seite befanden sich die Anlagen des genossenschaftlich organisierten Agrarbetriebes ZOD Brniště, der sich der Getreideproduktion, der Milcherzeugung und der Putenzucht widmet. Rechts kam ich zu einem kleinen Waldtheater, hinter welchem sich in einem alten Steinbruch unüberhörbar ein Schießstand befand. Ich ging hinüber zum Ekocentrum, Sitz des Putenfleischverarbeiters Prominent und des Podralský nadační fond (Land unter dem Rollberg-Stiftungsfonds). Der Agrarbetrieb bringt Teile seines Erlöses in die Stiftung ein, welche dann als Eigenmittel für externe Förderungen verwendet werden. Zusammen mit der Mikroregion Podralsko wurden so fünf verschiedene internationale und nationale Fördergeber für Investitionen in das ländliche Gebiet gewonnen. Dadurch entstand eine wertvolle Verknüpfung zwischen Naturraum, Arbeitsraum, Lebensraum und Kulturraum. In (Ost-)Deutschland hingegen wird dem ländlichen Raum nur die Rolle eines temporären Aufenthaltsortes für Arbeitspendler zugedacht, da muss es dort nicht auch noch schön sein…
Vor dem Ekocentrum ist ein kleiner Park mit Holzskulpturen entstanden. Wenige Meter weiter bog ein Pfad in den Wald hinein, wo in alten Steinbrüchen und Felsengassen das Kunstprojekt Sochy ve skalách (Statuen in den Felsen) geschaffen wurde. Die vorgefundenen Felsenreliefs fand ich sehr sehenswert, während ich mich für einige zusätzliche Installationen à la „Drahtknäuel mit Bling-Bling“ nicht so recht erwärmen konnte. Nach einer Runde durch das Areal und einer kleinen Pause kam ich wieder zum Ekocentrum und lief auf einer Anliegerstraße ein Stück am westlichen Ortsrand entlang. Im Bereich einiger Teiche bog ich schräg nach links und lief über Fahrspuren auf einer Wiese bergan. Oberhalb einer bewaldeten Böschung lief ich am Feldrand entlang. Durch die Sonne und mittlerweile einige Plusgrade war der Boden angetaut und schwierig zu begehen. Dann kam ich in einen Bereich in dem Forstarbeiten stattgefunden hatten, hier glich das Weiterkommen einer Schlammschlacht. Mit Müh und Not rettete ich mich auf einen Wiesenweg und ging weiter bergwärts.
 
Von der Nordostseite erklomm ich auf einem schwach ausgeprägten Pfad den vollständig bewaldeten Brnišťský vrch (Brimser Berg/Laufberg). Kurz unterhalb des Gipfels drehte ich einen Bogen über die schneefreie Westseite des Berges. Auf der verfilzten Gipfelhöhe sah ich einige dreckigbraune Rücken. Noch etwa 10 Meter entfernt, realisierte ich, das es sich um grobpelzige Wesen - Wildschweine - handelte, die ihren Tageseinstand nur widerwillig verließen. Ich hielt mich daher nicht allzu lange auf, stieg am Rand eines alten Basaltsteinbruches hinunter und kam über einen Weg wieder zum nordöstlichen Bergfuß. Hier hielt ich mich nach Norden und querte einen Wiesenzipfel bis zu einem Weg. Aus unerfindlichen Gründen ging ich zunächst nach rechts. Als ich auf eine Straße traf, bemerkte ich den Irrtum. An einem Holzstapel legte ich nun erst einmal in wärmender Sonne ein kleines Stehbankett ein. Dann kehrte ich zurück zum Abzweig und durchmaß ein Waldstück Richtung Westen. Einige Gruben, Mulden und Ausschachtungen die ich zunächst für Bergbaurelikte hielt, sortierte ich dann als alte Militärstellungen ein, da sie untypischerweise alle einen „Eingang“ aufwiesen. Kurz darauf erreichte ich den flachen Wiesengipfel des aus Phonolith bestehenden Věneček (Kränzelberg). Hier bot sich ein herrlicher Ausblick ins Umland. An der Nordseite befand sich am unscheinbaren Abhang ein verbrochener Stollen, der einst der Eisenerzgewinnung gedient hat. Im Wald des aus Sandsteinfelsen bestehenden Südabbruchs des Berges suchte ich nun eine Schleifsandhöhle auf. Die Decke des kreisrunden Raumes mit einem Stützpfeiler ist teilweise verbrochen, so dass man das eigentlich als Schleifsand ungeeignete, weil eisenschüssige Material genauer betrachten kann. Am Eingang ist ein 40 Meter tiefer, heute abgedeckter Schacht niedergebracht, der möglicherweise eine weitere Eisengewinnung erkunden sollte. Ein Verbruch an der Oberfläche etwa 50 Meter von der Höhle entfernt, ließ auf weitere unterirdische Hohlräume schließen.
 
Ich suchte den Talweg auf und ging, den Wald hinter mir lassend, gemütlich talwärts. Dabei passierte ich eine kleine Kapelle, die auf einem idyllischen Fleckchen stand. Dann trat der Weg in einen engeren, bewaldeten Felsengrund ein. Unterwegs sah ich eine merkwürdige Betonbox. Ein kleines Schild verriet, dass es sich um einen Anschießstand für noch 1945 im unterirdischen Objekt mit dem Tarnnamen „Nautilus“ (einst Schleifsandhöhlen, heute Biker-Treff) im Wellnitztal gebaute 30 mm Flugzeugkanonen MK 108 der Firma Rheinmetall-Borsig handelte. Das Anschießen diente der Erprobung und Qualitätskontrolle. Kurz vor Erreichen des Velenické údolí (Wellnitztal) bog ich nach rechts und mühte mich, von einem unscheinbaren Schild gelenkt, den Hang hinauf. Wegen eines umgestürzten Baumes verlor ich den Pfad, so dass ich mich später dem Aussichtspunkt Rabštejnská vyhlídka von der Hochfläche aus näherte. Die Aussicht ist zwar heutzutage recht eingeschränkt aber die besonnte, aus dem Felsen gemeißelte Bank bot einen gemütlichen Platz für Teil zwei meiner Mittagsrast. Gestärkt stieg ich über den Regelweg, eine steile, ausgetretene Felsentreppe mit tückischer Nadel-Laub-Kiefernzapfen-Auflage ab und kam am umgestürzten Baum wieder zum bekannten Zugangspfad. Am Talboden des Velenické údolí wanderte ich schließlich am Straßenrand zurück nach Velenice.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 15 min. Die absolvierte Wegstrecke ist größtenteils nicht als Wanderweg markiert und mit T1 zu bewerten. Die meist weglose Überquerung der Berge ist abweichend als T2 einzuschätzen, der fakultative Aufstieg zur Rabštejnská vyhlídka über die Felsentreppe als T3 (Umgehung im T2-Gelände möglich).
Die Webseite www.luzicke-hory.cz ist eine wahre Fundgrube für Informationen und ist aufwändig mehrsprachig gestaltet.

Tourengänger: lainari


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 43772.kml Manuell gezeichnete Wegstrecke

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2

Kommentar hinzufügen»