Hrad Ostrý/Šarfenštejn (Burg Scharfenstein)


Publiziert von lainari , 18. August 2014 um 20:24.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:17 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Františkov nad Ploučnicí
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Auf den Spuren der Markwartinger
 
Mittlerweile hat ein Luftmassenwechsel stattgefunden und das dampfige Klima ist ausgeräumt. Für den heutigen Sonntag war trockenes Wetter mit freundlichen Abschnitten vorausgesagt. Nach einer vorabendlichen Feier mochte ich aber nicht zu einer Ganztagesunternehmung starten. So beschloss ich, einen Tourenteil nachzuholen, der eigentlich zur Route über den Buková hora gehören sollte. Durch meine damaligen ermüdenden Grasabenteuer hatte ich den geplanten Schlussteil des Weges verworfen. Ich fuhr also nun zum neuen Startpunkt Františkov nad Ploučnicí (Franzenthal-Ulgersdorf) und parkte am Bahnhof. Der Ort besteht aus den Ortsteilen Františkov (Franzenthal) orografisch links der Ploučnice (Polzen) und Oldřichov (Ulgersdorf) auf der rechte Seite. Auf Letzterer liegt auch der Bahnhof. Ein Stück flussabwärts begann der Anstieg über eine Anliegerstraße. An einem auf der Anhöhe gelegenen Sportplatz bog ich nach links über die Wiesen ab. Ein Pfad führte zunächst in den Wald, zu einem Aussichtspunkt und dann zur Hrad Ostrý/Šarfenštejn (Burg Scharfenstein).
Die Burg soll um 1230 durch die Markwartinger (Marquard) gegründet worden sein. Diese haben auch anderen Ortes ihre namentlichen Spuren hinterlassen. So im auf der Anreise durchquerten Markvartice u Děčína (Markersdorf) oder auch in Markersbach (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge), die beide auf das lateinische Marquardi villa zurückgehen. Aus dem Geschlecht der Markwartinger gingen später die Wartenberger hervor. Die nannten im Verlauf der Jahre auch diese Burg ihr Eigen. Sie waren bekannt dafür, immer etwas klamm in der Kasse zu sein und sich bei ihren Nachbarn zu holen, was gerade das Herz begehrte. Wenn dieser Nachbar dann aber der mächtige Oberlausitzer Sechsstädtebund ist, der festen Willens war, sein prosperierendes Gemeinwesen gegen solche Angriffe von außen zu schützen, standen die Aktien für die Unversehrtheit des Wohnsitzes, der als Ausgangspunkt für die Raubzüge diente, nicht gut. Trotz der günstigen und vermeintlich sicheren Lage auf einem schmalen Felsgrat, der von drei Seiten von der Ploučnice umflossen wird, eroberten und zerstörten die Oberlausitzer 1445 die Burg. Sie teilte damit das Schicksal dutzender Herrschersitze der Region.
Nach der Besichtigung der Reste der Burg und einer kleinen Pause ging ich zurück zum Sportplatz und folgte einem Flurweg nach links. Umrahmt von Feldern und Wiesen gelangte ich später auf fallendem Weg nach Benešov nad Ploučnicí (Bensen).
 
Am Ortsrand lief ich zunächst bis zur zweiten Bahnunterführung, dort hindurch und kurz darauf nach links zum Bahnhof. Auf der Bergseite absolvierte ich den mit einer gelben Markierung versehenen Aufstieg zum Aussichtspunkt Sokolský vrch (vyhlídka, altán). Von hier aus kehrte ich zurück und ging in der Stadt hinauf Richtung Marktplatz. Dort befinden sich die zwei Renaissance-Kleinode Oberes und Unteres Schloss. Die Herren von Salhausen ließen das Obere Schloss zwischen 1522-1524 und das Untere Schloss zwischen 1540-1544 errichten. Hinterher waren sie pleite und mussten ihren Besitz verkaufen. Die Schlösser mit dem Status Nationale Tschechische Kulturdenkmäler sind beide als Museum zugänglich. Das etwa drei A 4-Seiten lange Eintrittspreis-Menü, nur auf tschechisch ausgehangen, schmeckte mir gar nicht und ließ mich vor einem Besuch zurückschrecken. Auch ein späterer Blick auf die teilweise deutsch übersetzte Webseite, brachte mehr Fragen als Antworten. Kurz gefasst ist es wohl so: Eintritt oben, unten oder kombiniert, Einzelperson, Familie oder ermäßigt, Führungszwang aber nur tschechische Erklärung, deutsche Broschüre gegen Gebühr ausleihbar, kein Dolmetschen bei tschechischer Führung erlaubt, d. h. keine Nachfragen, deutsche Führung gegen doppelten Preis auf Vorbestellung, Führung außerhalb der Öffnungszeiten halber Preis zusätzlich. Nach genauer Prüfung aller Vor- und Nachteile und der Umstände wie benötigter Zeit werde ich sicher einmal zu einem separaten Besuch aufbrechen. So begnügte ich mich heute mit einem Umrunden der Bauwerke.
 
Für den Rückweg nach Františkov wollte ich eigentlich auf bekanntem Weg Richtung Kohout (Krohberg) hinaufgehen und dann zum Ort hin absteigen. Unterwegs hatte ich jedoch etwas von einem Wasserfall an der Ploučnice aufgeschnappt. Auf der Hauptverkehrsstraße war ich auf der Hinfahrt entlanggekommen, dort war nichts, also musste es auf der anderen Seite sein. Ich ging in Benešov bis zur bekannten Bahnunterführung, die ich zuvor schon passiert hatte und geradeaus auf der Boženy Němcové-Straße bis zum Ende des Siedlungsgebietes. Ein Straßenschild sah ich nicht, las den Namen jedoch auf einem roten Konskriptionsnummernschild, das neben den Orientierungsnummern (Hausnummern) bisweilen zusätzlich angebracht ist. Ab dem Ende der Bebauung führte ein Waldpfad am Hang über dem Ufer der Ploučnice entlang. Manchmal teilte er sich in ufernahe und uferferne Zweige. Gegenüber sah ich im Verlauf die von der Firma Mattausch 1869 gegründete Fabrik Terezínské Údolí (Theresienthal) samt zugehöriger Werkskolonie. Zwischendurch bog ich kurz zum Wasserfall ab, der zwar schön gelegen ist, aber nur ganz wenig Wasser führt. In der linken Wand befindet sich eine Art Höhle im außerordentlich festen Gestein. Eine natürliche Entstehung ist daher fast auszuschließen. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit dem dahinter im Berg verlaufenden Eisenbahntunnel. Hier wäre eine Funktion als Schutt- oder Entwässerungsstollen denkbar. Auf dem weiteren Weg wurde ich an der Fabrik am Beginn von Františkov nad Ploučnicí auf die andere Talseite geleitet. Dort ging es ein Stück an der Straße entlang. Über eine Fußgängerbrücke wechselte ich erneut die Seite und erreichte schließlich den Bahnhof.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 2 h 45 min. Die Hälfte der Wanderung hat T1-Charakter, die Zugänge zur Burg Ostrý und zum Aussichtspunkt in Benešov sowie den Flussuferweg habe ich als T2 eingeschätzt.

Tourengänger: lainari
Communities: Flusswanderungen


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 16. Januar 2015 um 14:04
"ferne Welten" zeigst du - dabei geografisch gar nicht so abseitig ;-)

lg Felix

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Januar 2015 um 20:52
Für mich ist’s gar nicht so fern ;-)
Wegbeschreibung für Dich: dem Wasser nach bis zur Langete, entlang von Murg, Aare und Rhein bis zur Nordsee, ein Stück Nordsee, die Elbe hinauf bis Děčín und dort links abbiegen. Klingt einfach oder?
Danke für den Kommentar und viele Grüsse
Holger

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Januar 2015 um 21:14
ja, wenn's nicht weiter ist - wirklich einfach und naheliegend ;-)

liebe Grüsse

Felix


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