Am schwarzen Turm, Col Sup. du Tour Noir, Face Est
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Powderskiing vs Steep Skiing, das war die Wahl, der ich mich am ersten Mai-Wochenende stellen musste. Die Entscheidung fiel mir auch dieses Mal leicht: Steep Skiing! Erst recht als sich die Pläne konkretisierten und wir uns schliesslich Richtung Val Ferret bewegten, meiner Lieblingsecke schlechthin!
Sonntag 04.05.2014, La Fouly - Cab. de l'A Neuve
Intensive Erinnerungen hängen in den steilen Bergen rund um La Fouly, doch erst einmal hingen da auch Wolken und vernebelten die atemberaubende Sicht auf die steilen Flanken, hängenden Gletscher und steilen Felsnadeln. Von La Fouly starteten wir auf grüner Wiese und recht kühlen Temperaturen Richtung Cab. de l'A Neuve. Auf rund 1700m luden die letzten Schneereste im Bachbett der Reuse de l'A Neuve zum montieren der Skis. Die kräftige Mai-Sonne heizte trotz wolkenverhangenem Himmel mächtig ein. Verdeckten die Wolken für Momente mal nicht die Sonne, glaubten wir zu schmelzen. Gleissend weisser Neuschnee reflektierte die Strahlung und wir hatten das Gefühl, in einem Solarofen zu schmoren. Auf rund 2300m wurden wir gänzlich von Nebel verschlungen, was die Temperaturen etwas erträglicher machte, uns aber natürlich die Sicht vollends raubte. Mit etwas Spürsinn hielten wir offenbar recht präzise auf die Hütte zu, denn als sich der Nebel plötzlich lichtete, befand sich die Hütte direkt oberhalb uns. Abgesehen davon erstrahlte jetzt der ganze L'A Neuve-Kessel in seiner perfekten Pracht. Mont Dolent, Aig. de l'Amône und die Tour Noir wurden ehrfürchtig bestaunt. Noch standen uns die letzten Meter zur Hütte bevor, die über einen Lawinenzug führten, der gleichzeitig die Schlüsselstelle des Hüttenaufstiegs darstellt. Schnell war dieser überwunden und wir befanden uns etwas oberhalb der Hütte und einem wallenden Wolkenmeer. Keine Spuren weit und breit. Nur perfektes weiss, blau und eines der beeindruckendsten Bergmassive direkt vor der Türe unseres temporären Zuhauses. Schnell wurde eine Bank geschaufelt und der Nachmittag mit dem Studium der umliegenden Gipfel verbracht. Besonders interessant war das Geschehen am Gallet-Grat, wo sich trotz fortgeschrittener Zeit immer noch einige Seilschaften abmühten. Vor rund einem Jahr befuhren wir diese Linie in perfektem Zustand und einige Stunden früher. Wären die Lawinenverhältnisse entspannter gewesen, hätte wir wohl die Aig. de l'Amône ins Auge gefasst. Diese Linie ist einfach eine der ästhetischsten und zugleich exponiertesten. Aber auch unser eigentliches Ziel, das Ost-Couloir am Col Sup. du Toir Noir brauchte sich nicht zu verstecken. Man durfte sich mit Fug und Recht auf den kommenden Tag freuen!
Montag, 05.05.2014, Col Sup. du Toir Noir, Couloir Est - Face Est
I don't like mondays - Das konnte wohl niemand von uns behaupten, als wir um 05:00 die Hütte in den anbrechenden Tag verliessen. Nach einer kurzen Abfahrt, bzw. Traverse über pickelhart gefrorenen Schnee fellten wir auf ca. 2650m an. Die Harscheisen leisteten gute Dienste als wir uns auf dem Glacier de l'A Neuve zum Wandfuss aufmachten. Nach gut einer Stunde standen wir am Bergschrund, der noch einfach mit Skis überwunden werden kann. Doch danach ist bald Schluss mit gemütlich und die rund 700m lange Portage kann beginnen. Inzwischen hat es die Sonne über den Horizont geschafft und liess den Schnee orange erstrahlen und unsere Schatten in dunklem violett auf die Schneeoberfläche werfen. Immer wieder der farbintensivste und sicherlich einer der berührendsten Momente, noch verstärkt durch die Tatsache, dass es eben Montag war...Doch auch für uns bedeuten Montagmorgen Arbeit! Eine mehrheitlich tragende Kruste erlaubte uns ein zügiges Tempo, bevor sie plötzlich nicht mehr tragen wollte und uns tief einsinken liess. Nach mühsamer Wühlerei trat endlich eine Verbesserung ein und es ging wieder flott voran. Ein gutes Gefühl, die Gletscherspalten unter sich schwinden zu sehen. Nur kurz wurde die Stille von einem Surren unterbrochen, als neben uns ein Stein in die Tiefe sauste. An der Steinschlaggefahr in diesem Couloir musste also etwas dran sein. Gut kamen wir schnell voran und waren immer noch recht früh unterwegs. Ca. 100m unterhalb des Col folgten wir nicht dem logischen Ausstieg, sondern hielten steil linkerhand. Guter Trittschnee mit ordentlicher Steilheit machten den Aufstieg auf den letzten Metern zu einem Leckerbissen. Und dann blickt man nach 3.5 Stunden Aufstieg über die Kante nach Frankreich, das quasi direkt vor der Nase liegt. Mit der Aig. Verte begrüssen einen die Franzosen standesgemäss. Was für ein Berg! Für kurze Zeit gaben wir uns dem Gedanken hin, dort oben zu stehen und gleich das Couloir Couturier unter die Skis zu nehmen. Eines Tages wird dieser Traum Wirkllichkeit... Doch auch die aktuelle Realität brauchte sich nicht zu verstecken, denn die Abfahrt versprach spektakulär und optimal zu werden. Es stellte sich nur eine Frage: Wie lange sollten wir oben warten, bis der Grad des Auftauens perfekt sein würde?
Nach ausgiebiger Pause machten wir uns um 09:15 bereit. Da am Vortag das Couloir von 3 aus Argentière herkommenden Skifahrern schon befahren wurde, entschieden wir uns, eine etwas andere Linie zu wählen. Direkt von unserem Ausstieg musste ein Weg gefunden werden, um in die Ostflanke direkt unterhalb des Gipfels der Tour Noir zu gelangen. Eine sehr ausgesetzte und felsdurchsetzte Traverse machte den Anfang. Mit dem Pickel in der Berghand tasteten wir uns zu einer Schneerinne vor. Zugegebenermassen, leicht ins Schwitzen kam ich nicht nur wegen der warmen Temperaturen... Ein veritables warm-up! Die schmale Schneerinne verlangte sehr präzise turns in 50°-Gelände bei tiefem Pulverschnee. Das ist highlife und ich fühlte mich im Element! Nach einer weiteren ausgesetzten und steinigen Traverse erreichten wir offeneres Gelände direkt östlich unter der Gipfelwand der Tour Noir. Ambiance exceptionnelle! Nun galt es einen markanten, abgelösten Felsturm rechterhand zu umfahren, bevor konstant zwischen 45 und 50° geneigte Osthänge schnelleres Fahren erlaubten. Mittlerweile waren wir in Eile, da der Schnee schon etwas zu weich geworden war und auf der harten Unterlage beim Fahren immer wieder ins Rutschen kam. Daher leider keine Fotos, die diese genialen Momente eingefangen hätten... Jedenfalls musste wir von nun an auch den bewegten Schnee im Auge behalten, wollten wir vermeiden, dass uns die Skis weggezogen wurden. Nach der Einmündung ins Ost-Couloir mässigte sich zwar die Seriösität der Abfahrt, doch leider zeigte sich der Schnee gerade hier von seiner mühsameren und kraftraubenderen Seite. Nach dem harmlosen Bergschrund waren die Beine schon ziemlich müde, aber nun erwartete uns ein seidenfeiner Sulzteppich. Wir cruisten entlang dem rechten Rand des Glacier de l'A Neuve talwärts. Vorsicht vor Querspalten! Hinter meinem vorausfahrenden Kollegen öffnete sich plötzlich ein schwarzes Loch... Auf letzten Schneeresten rutschen wir möglichst den Steinen ausweichend noch bis ca. 1720m, bevor es mehr oder weniger direkt zum obligten Boxer Bière auf der Terrasse der Auberge des Glaciers ging. We definitely like mondays!
Laut Toponeige ist das Ost-Couloir vom Col Sup. du Tour Noir mit 5.2 und AD bewertet. Unsere Variante wird wahrscheinlich sehr selten befahren und dürfte etwas schwieriger zu bewerten sein. Aber eigentlich egal, denn was auch immer diese Zahlen aussagen, notabene auch immer im Hinblick auf die Verhältnisse, diese Linie ist einfach grossartig und spektakulär!
Sonntag 04.05.2014, La Fouly - Cab. de l'A Neuve
Intensive Erinnerungen hängen in den steilen Bergen rund um La Fouly, doch erst einmal hingen da auch Wolken und vernebelten die atemberaubende Sicht auf die steilen Flanken, hängenden Gletscher und steilen Felsnadeln. Von La Fouly starteten wir auf grüner Wiese und recht kühlen Temperaturen Richtung Cab. de l'A Neuve. Auf rund 1700m luden die letzten Schneereste im Bachbett der Reuse de l'A Neuve zum montieren der Skis. Die kräftige Mai-Sonne heizte trotz wolkenverhangenem Himmel mächtig ein. Verdeckten die Wolken für Momente mal nicht die Sonne, glaubten wir zu schmelzen. Gleissend weisser Neuschnee reflektierte die Strahlung und wir hatten das Gefühl, in einem Solarofen zu schmoren. Auf rund 2300m wurden wir gänzlich von Nebel verschlungen, was die Temperaturen etwas erträglicher machte, uns aber natürlich die Sicht vollends raubte. Mit etwas Spürsinn hielten wir offenbar recht präzise auf die Hütte zu, denn als sich der Nebel plötzlich lichtete, befand sich die Hütte direkt oberhalb uns. Abgesehen davon erstrahlte jetzt der ganze L'A Neuve-Kessel in seiner perfekten Pracht. Mont Dolent, Aig. de l'Amône und die Tour Noir wurden ehrfürchtig bestaunt. Noch standen uns die letzten Meter zur Hütte bevor, die über einen Lawinenzug führten, der gleichzeitig die Schlüsselstelle des Hüttenaufstiegs darstellt. Schnell war dieser überwunden und wir befanden uns etwas oberhalb der Hütte und einem wallenden Wolkenmeer. Keine Spuren weit und breit. Nur perfektes weiss, blau und eines der beeindruckendsten Bergmassive direkt vor der Türe unseres temporären Zuhauses. Schnell wurde eine Bank geschaufelt und der Nachmittag mit dem Studium der umliegenden Gipfel verbracht. Besonders interessant war das Geschehen am Gallet-Grat, wo sich trotz fortgeschrittener Zeit immer noch einige Seilschaften abmühten. Vor rund einem Jahr befuhren wir diese Linie in perfektem Zustand und einige Stunden früher. Wären die Lawinenverhältnisse entspannter gewesen, hätte wir wohl die Aig. de l'Amône ins Auge gefasst. Diese Linie ist einfach eine der ästhetischsten und zugleich exponiertesten. Aber auch unser eigentliches Ziel, das Ost-Couloir am Col Sup. du Toir Noir brauchte sich nicht zu verstecken. Man durfte sich mit Fug und Recht auf den kommenden Tag freuen!
Montag, 05.05.2014, Col Sup. du Toir Noir, Couloir Est - Face Est
I don't like mondays - Das konnte wohl niemand von uns behaupten, als wir um 05:00 die Hütte in den anbrechenden Tag verliessen. Nach einer kurzen Abfahrt, bzw. Traverse über pickelhart gefrorenen Schnee fellten wir auf ca. 2650m an. Die Harscheisen leisteten gute Dienste als wir uns auf dem Glacier de l'A Neuve zum Wandfuss aufmachten. Nach gut einer Stunde standen wir am Bergschrund, der noch einfach mit Skis überwunden werden kann. Doch danach ist bald Schluss mit gemütlich und die rund 700m lange Portage kann beginnen. Inzwischen hat es die Sonne über den Horizont geschafft und liess den Schnee orange erstrahlen und unsere Schatten in dunklem violett auf die Schneeoberfläche werfen. Immer wieder der farbintensivste und sicherlich einer der berührendsten Momente, noch verstärkt durch die Tatsache, dass es eben Montag war...Doch auch für uns bedeuten Montagmorgen Arbeit! Eine mehrheitlich tragende Kruste erlaubte uns ein zügiges Tempo, bevor sie plötzlich nicht mehr tragen wollte und uns tief einsinken liess. Nach mühsamer Wühlerei trat endlich eine Verbesserung ein und es ging wieder flott voran. Ein gutes Gefühl, die Gletscherspalten unter sich schwinden zu sehen. Nur kurz wurde die Stille von einem Surren unterbrochen, als neben uns ein Stein in die Tiefe sauste. An der Steinschlaggefahr in diesem Couloir musste also etwas dran sein. Gut kamen wir schnell voran und waren immer noch recht früh unterwegs. Ca. 100m unterhalb des Col folgten wir nicht dem logischen Ausstieg, sondern hielten steil linkerhand. Guter Trittschnee mit ordentlicher Steilheit machten den Aufstieg auf den letzten Metern zu einem Leckerbissen. Und dann blickt man nach 3.5 Stunden Aufstieg über die Kante nach Frankreich, das quasi direkt vor der Nase liegt. Mit der Aig. Verte begrüssen einen die Franzosen standesgemäss. Was für ein Berg! Für kurze Zeit gaben wir uns dem Gedanken hin, dort oben zu stehen und gleich das Couloir Couturier unter die Skis zu nehmen. Eines Tages wird dieser Traum Wirkllichkeit... Doch auch die aktuelle Realität brauchte sich nicht zu verstecken, denn die Abfahrt versprach spektakulär und optimal zu werden. Es stellte sich nur eine Frage: Wie lange sollten wir oben warten, bis der Grad des Auftauens perfekt sein würde?
Nach ausgiebiger Pause machten wir uns um 09:15 bereit. Da am Vortag das Couloir von 3 aus Argentière herkommenden Skifahrern schon befahren wurde, entschieden wir uns, eine etwas andere Linie zu wählen. Direkt von unserem Ausstieg musste ein Weg gefunden werden, um in die Ostflanke direkt unterhalb des Gipfels der Tour Noir zu gelangen. Eine sehr ausgesetzte und felsdurchsetzte Traverse machte den Anfang. Mit dem Pickel in der Berghand tasteten wir uns zu einer Schneerinne vor. Zugegebenermassen, leicht ins Schwitzen kam ich nicht nur wegen der warmen Temperaturen... Ein veritables warm-up! Die schmale Schneerinne verlangte sehr präzise turns in 50°-Gelände bei tiefem Pulverschnee. Das ist highlife und ich fühlte mich im Element! Nach einer weiteren ausgesetzten und steinigen Traverse erreichten wir offeneres Gelände direkt östlich unter der Gipfelwand der Tour Noir. Ambiance exceptionnelle! Nun galt es einen markanten, abgelösten Felsturm rechterhand zu umfahren, bevor konstant zwischen 45 und 50° geneigte Osthänge schnelleres Fahren erlaubten. Mittlerweile waren wir in Eile, da der Schnee schon etwas zu weich geworden war und auf der harten Unterlage beim Fahren immer wieder ins Rutschen kam. Daher leider keine Fotos, die diese genialen Momente eingefangen hätten... Jedenfalls musste wir von nun an auch den bewegten Schnee im Auge behalten, wollten wir vermeiden, dass uns die Skis weggezogen wurden. Nach der Einmündung ins Ost-Couloir mässigte sich zwar die Seriösität der Abfahrt, doch leider zeigte sich der Schnee gerade hier von seiner mühsameren und kraftraubenderen Seite. Nach dem harmlosen Bergschrund waren die Beine schon ziemlich müde, aber nun erwartete uns ein seidenfeiner Sulzteppich. Wir cruisten entlang dem rechten Rand des Glacier de l'A Neuve talwärts. Vorsicht vor Querspalten! Hinter meinem vorausfahrenden Kollegen öffnete sich plötzlich ein schwarzes Loch... Auf letzten Schneeresten rutschen wir möglichst den Steinen ausweichend noch bis ca. 1720m, bevor es mehr oder weniger direkt zum obligten Boxer Bière auf der Terrasse der Auberge des Glaciers ging. We definitely like mondays!
Laut Toponeige ist das Ost-Couloir vom Col Sup. du Tour Noir mit 5.2 und AD bewertet. Unsere Variante wird wahrscheinlich sehr selten befahren und dürfte etwas schwieriger zu bewerten sein. Aber eigentlich egal, denn was auch immer diese Zahlen aussagen, notabene auch immer im Hinblick auf die Verhältnisse, diese Linie ist einfach grossartig und spektakulär!
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