Ein glasklarer Morgen an der Pazifik-Küste
Nach den fünf sehr intensiven Tagen meines Trips durch Arizona, Utah, Nevada und Kalifornien (siehe z.B. hier, da oder dort) werde ich für heute in San Francisco erwartet. Arbeit, also der eigentliche Grund meines Ausflugs an die Westküste der USA, ist angesagt. Vor dem Eintauchen in die Metropole bleibt mir aber noch ein Morgen, welchen ich nach all der eiskalten, wüstenhaften Weite der letzten Tag am Ufer des Pazifiks verbringen möchte. Der Point Reyes ist ein Kapp ca. 50km nördlich von San Francisco, vom Kontinent durch die bekannte San Andreas Verwerfung abgetrennt, und eine windgepeischte, nur dünn besiedelte Halbinsel.
Nachdem ich dem unglaublichen Morgenverkehr entflohen bin, wird es bald ruhig auf dem Highway Nr. 1. Schon die Fahrt zum Point Reyes ist eindrücklich. Zuerst entlang der Steilküste, dann durch hohe Wälder und durch offenes Weidland mit Blicken auf den endlosen Ozean. Die Luft ist noch immer kalt und glasklar. Kein Mensch weit und breit - an einem solchen Tag im Naherholungsgebiete einer Millionenstadt hätte ich das nicht erwartet.
Die erste Wanderung unternehme ich am Southern Beach, dem südlichen Teil eines wohl über 30km langen, in einer einzigen Linie gestrecken Sandstrandes. Die Sonne lechtet die Pazifik-Brandung aus und ich ziehe meine Spuren barfuss in den kalten Sand. Ich wandere einige Kilometer nach Norden, vorbei an altem Treibholz und jeder Menge Seegurken. Nirgends eine andere Menschenseele. Nur ein verletztes Reh ist auch noch am Strand und versucht offenbar seine Wunde (durch einen Stacheldraht oder ein Raubtier verursacht?) im Salzwasser zu reinigen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass das noch erstaunlich fitte Tier freiwillig in den Brechern baden geht. Neben mir beobachten auch noch zwei Füchse das Reh. Da ich nicht helfen kann, wandere ich zurück und fahre zum Point Reyes. In einer kurzen Wanderung (10min) entlang des weglosen Kammes erreicht man den höchsten Punkt des Kapps mit Weitblicken ohne Ende. Fast 360 Grad Ozean und keine einzige Wolke - echt eindrücklich. Den Besuch des Leuchtturms schenke ich mir und wandere auf der Fahrstrasse zurück.
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