Über die Klippen von Slieve League


Publiziert von Curi , 14. September 2013 um 11:35.

Region: Welt » Irland » County Donegal
Tour Datum: 3 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: IRL 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 775 m
Strecke:11 km

Zwischen dem Kap Carrigan Head und der Ortschaft Malin Beg - beides Standorte eines Signalturmes zur Warnung vor feindlichen Schiffen - steigt das Gelände an der Küste an zu einer der höchsten Klippenformationen Europas, den Klippen von Slieve League. Sie stellen natürlich auch eine der Hauptattraktionen für Touristen dar, die sich aber in aller Regel mit einem Photostop am Aussichtspunkt Amharc Mor begnügen, der auf einem schmalen Sträßchen mit dem Auto erreichbar ist. Allerdings darf man den zwar beschilderten, aber dennoch leicht zu übersehenden Abzweig direkt in der Ortsmitte von Carrick nicht verpassen, sonst geht es einem wie dem Pärchen, dass mich bei einem Spaziergang durch Malin Beg nach dem Weg fragte und das ich erstmal 15 Kilometer zurückschicken musste. Da sie schon mal da waren, hätten sie ja wenigstens ein paar Minuten am ebenfalls wunderschönen "Silberstrand" (Trá Ban) verweilen können, einer halbmondförmigen, sandigen Bucht, eingerahmt von 30 Meter hohen Felswänden. Aber daran hatten sie wohl kein Interesse.


Für uns, die wir für eine zwölftägige Freizeit direkt in Malin Beg Quartier bezogen hatten, bot es sich natürlich an, die Strecke von Amharc Mor zurück zu unserem Hostel einmal zu Fuß zu bewältigen - jedenfalls die fünf von uns, die sich das zutrauten. So recht wussten wir zwar auch nicht, was uns erwartete - wird doch in Beschreibungen dieser Tour immer von einer Stelle namens "One Man's Pass" berichtet, die nur mit viel Mut und Schwindelfreiheit zu passieren sei, und dann hing in unserem Kaminzimmer auch noch eine eben "One Man's Pass" betitelte Zeichnung an der Wand, die alles andere als ermutigend aussah (siehe Bild Nr. 14), aber angehen wollten wir es auf jeden Fall.


Bei der Anfahrt darf man sich nicht von dem ersten Parkplatz (mit Dixieklos) irre machen lassen; das Gattertor, das hier den Weg absperrt, kann man öffnen, und dann geht es noch ein ganzes Stück weiter bis zum eigentlichen Aussichtspunkt, wo sich der Postkartenblick auf Bucht, Brandung und Klippen auftut. Den kleinen Anstieg durch Heidegelände bis zum ersten Felseneck nehmen noch die meisten Besucher mit, schon auf dem etwas mehr mit Steinen durchsetzten Abschnitt zum "Eagles Nest" sinkt die Wandererdichte beträchtlich.


Ist der Weg nach dem "Eagles Nest", der von rechts nach links den Hang des "Crockrawer" quert, noch deutlich angelegt, so wird es danach weniger eindeutig. Einerseits führen Trittspuren steil ansteigend direkt am Klippenrand weiter, andererseits gibt es eine Verbindung zum von rechts aus dem Landesinneren heraufziehenden "Pilgrims Path", von dem aus man auch zum höchsten Punkt von Slieve League gelangen kann. Mutig wählten wir die erste Möglichkeit und standen nach einiger Kraxelei tatsächlich vor der Felsformation, die zweifellos als Vorlage für die erwähnte Zeichnung gedient hat. Der "One Man's Pass" ist das freilich nicht, und der Versuch, hier ohne Seil weiterzukommen, sicherlich nicht ratsam. Ein direktes Ausweichen nach rechts führte durch einen drei Meter hohen Kamin (wohl ein oberer IIer) hinunter. Die anderen schafften das auch ganz gut, mir waren aber doch die Tritte zu schmal und die Abstände zu groß, so dass ich lieber erst ein Stück zurückging und mir eine Querung etwas weiter unten suchte.


Im weiteren Verlauf gewinnt bald wieder die Heide Oberhand über den Fels, problemlos gelangt man bis zu einer dicht mit Steinplatten übersäten Hochfläche. Hier hat man endlich freie Sicht zum höchsten Punkt der Klippe und auch zum eigentlichen "One Man's Pass". Dabei handelt es sich um einen nach alpinen Maßstäben bequem breiten Gratübergang, der auch an diesem durchaus windigen Tag nicht ernsthaft schwierig genannt werden kann, und dann ist auch schon der Gipfel erreicht. Zur Belohnung gab es dazu noch pünktlich das mit Abstand größte Sonnenloch des Tages. (An den meisten anderen Tagen unseres Aufenthalts stiegen die Wolken dagegen gar nicht über die 400-Meter-Linie, so dass man außer grauer Suppe überhaupt nichts gesehen hätte.)


Im Abstieg auf der vollständig von Gras bewachsenen Westseite hält man sich am besten an den Zaun, der auf der dem Meer zugewandten Seite steht. Die ist zwar extrem dem Wind ausgesetzt, dafür aber trocken, und schließlich war ich ja mit einer nagelneuen Pudelmütze ausgestattet und behielt so doch schön warme Ohren. Auch für den weiteren Weg ist es empfehlenswert, einigermaßen in Küstennähe zu bleiben. Mein im GPS-Track erkennbarer Versuch, ein recht nass wirkendes Stück Heide rechts zu umgehen, erwies sich letztlich als auch nicht viel wegsamer. Spätestens wenn Malin Beg und der Silberstrand wieder in Sicht kommen, darf man nicht zu weit oben in den Hang des Leahan geraten, der von dichtem Farngestrüpp bedeckt ist. Kurz bevor ein etwas breiterer Bach zu überqueren ist, beginnt ein mit Steinen angelegter Weg, der zunächst dem Fuß des Hanges folgt, dann noch einmal ein kurzes sumpfiges Stück kreuzt (hier muss man einigen größeren Wasserlöchern rechts oder links ausweichen) und schließlich auf die Straße trifft, die von oben hinein nach Malin Beg führt.


Tourengänger: Curi


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