Einmal Sulz al dente à la Juli, bitte!
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Es brauchte schon etwas Überwindung, am Freitagabend dem 12.Juli 2013 die hochsommerlich belebten Strassen im Herzen von Zürich in voller Skihochtouren-Montur zu betreten. Mochten die Leute denken, was sie wollten, ein bisschen crazy ist doch eh "en vogue" und schliesslich, soooo crazy ist die Idee einer Mitte-Juli Skitour im "ewigen" Schnee des UNESCO-Weltkulturerbes Jungfrau-Aletsch doch gar nicht!!!
Angefangen hat alles mit einem Bild von hikr "chaeppi", der anfangs Juli dieses fantastische Bild aufgenommen hatte http://www.hikr.org/gallery/photo1139963.html?photo_order=photo_hot. Fortan wurde unter dem Betreff "Rip the Rippe" eine sehr engagierte email-Diskussion über die Besteigung dieses Berges via die offensichtlich bestens eingeschneite Rippe und anschliessende Abfahrt über selbige geführt. Natürlich ist die Rede vom Aletschhorn und der legendären Haslerrippe, von der ich schon immer geträumt hatte. Nun schien die Verwirklichung dieses Traumes zum greifen nahe und ich entwickelte durchaus einen Anflug von Obsession... ;) Doch es kam dann doch etwas anders.
Die erste Bahn aufs Jungfraujoch verlässt Lauterbrunnen um 07:04, das wussten wir aus Erfahrung, warteten wir doch genau 5 Wochen früher auf eben diesen Zug, der uns zum Fuss des Eigers bringen sollte. Dieses Mal buchten wir eine Fahrt bis zur Endstation auf dem Jungfraujoch. Uns fiel mit den Skis trotz unzähligen Vertretern aus allen Teilen dieser Welt und weiteren Alpinisten die Exoten-Rolle zu. Zügig suchten wir nach der langen Tunnelfahrt das gleissende Licht der Gletscherwelt. Nur weg von diesem irgendwie recht absurden hochalpinen "Disneyland" und hinein ins weisse Königreich von Jungfrau, Aletschhorn und unscheinbareren Konsorten. Vor uns zogen drei Leichtgewichtige mit "Freeride-Langlaufskis" bereits eine Spur über den harten Firn, während wir mit unseren schweren Lasten die ersten Kurven im Juli zogen. Was für ein Gefühl! Bald einmal bogen sie Richtung Rottalsattel ab, während wir nun völlig alleine eine Spur hoch zum Louwitor und weiter zum gleichnamigen Horn legten. Wir zollten den schwindelerregende Nordwänden von Gletscherhorn und Äbeni Flue gehörig Respekt, blickten mit Genugtuung zum Eiger hinüber doch beim Anblick der Haslerrippe war die Gefühlslage eher diffus.
Wir schalteten auf "cruise-mode" um und widmeten uns den mittlerweile perfekt aufgefirnten Hängen des Kranzbergfirns. Traum oder Wirklichkeit??? Die Spalten öffnen sich langsam, etwas Vorsicht war also angebracht. Wir kamen an einer blauen Lagune inmitten des Grossen Aletschfirn zum Stillstand. Dies sollte unser Biwakplatz für die kommende kurze Nacht sein. Ausserdem war von dieser Stelle ein ungehindertes Routenstudium der Haslerrippe möglich. So gut wie auf dem "teaser" von chaeppi sah sie nicht mehr aus. Stattdessen durchzogen graue Flächen die ganze Wand, die im unteren Teil von nicht weniger als 3 Bergschründen unterbrochen wird. Zuerst wurden wir von einem Motivationsschub ergriffen, der sich je länger je mehr in Zweifel und Sorgen aufzulösen begann. Um zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen, fellten wir an den Wandfuss. Natürlich wurden die Bergschründe aus der Nähe nicht einfacher und die eisigen Stellen weniger. Für uns war klar: NO GO! Den Aufstieg hätten wir uns zugetraut, doch die Abfahrt wäre bei diesen eisigen und harten Verhältnissen wohl eher unter das Kapitel "survival skiing" gefallen. Irgendwie erleichtert, konnten wir jetzt in einer Seelenruhe die Zeit in der Eiswüste geniessen. Leider herrscht tagsüber dichter Flugverkehr, sonst wird die Ruhe auch von den wenigen Gletscherwanderern zur Hollandiahütte nicht gestört. Mit dösen, Schneemauern bauen, staunen und dem Verzehr eines weiteren kulinarischen Hochgenusses aus dem Hause "Trek'n'eat", schlugen wir uns die Zeit um die Ohren. Die Wolken jedoch wollten nicht zur Ruhe kommen, türmten sich auf und ergossen sich über uns in Form eines Graupelschauers. Glücklicherweise ohne Begleitung von Blitz und Donner. Kaum war der Spuk vorüber, hüllten wir uns in unsere Schlafsäcke. Das unablässige Wetterleuchten im Süden war spektakulär, aber gleichzeitig auch etwas unheimlich. Sich ab und zu ganz klein und verletzlich zu fühlen, tut gut!
Statt um 02:00 holte uns der Wecker erst um 04:00 aus dem Schlaf. Es kostete eine gehörige Portion Überwindung, uns aus den warmen, reifüberzogenen Schlafsäcken zu schälen. Ein bitterkalter aber glasklarer Morgen empfing uns. Schlotternd räumten wir mit klammen Fingern unsere Sachen zusammen und erhitzten Gletscherwasser. Immerhin gaben diese Tätigkeiten etwas warm... Schnell war der vorbereitete Porridge verschlungen und wir konnten starten. Meine Felle vertrugen die Juli-Kälte schlecht und wollten partout nicht kleben, also nahm ich sie an die Brust, band die Skis auf und trottete mit Nic an meiner Seite Richtung Lötschenlücke. Bald schaffte es die Sonne über das Finsteraarhorn und tauchte die scheinbar tiefgefrorene Landschaft in warmes Licht. Die Eisbalkone unterhalb des Aletschhorns sahen in der frühen Morgenstimmung fantastisch und äusserst beeindruckend aus. Natürlich fragten wir uns, ob man da auch mit Skis runterfahren könnte, aber nur schon der Gedanke daran liess uns erschaudern. Was wir allerdings als mutmasslich wunderschöne Route erachten, ist der Aufstieg aufs Aletschhorn via Sattelhorn, Verbindungsgrat zum kleinen Aletschhorn und dann weiter auf den grossartigen Gipfel. Von einer Begehung ist uns nichts bekannt, aber vielleicht weiss ein hikr mehr... Kurz beschäftigten wir uns mit der wagen Idee, mindestens aufs Sattelhorn zu steigen und dann die steile Flanke zu fahren, aber irgendwie war uns dann doch eher nach entspannter Sonntagstour. Stattdessen zogen wir eine Spur auf das weite Plateau des Äbeni Flue Firns, wo westlich ein namenloser Grat mit einer sehr kurzen aber schön steilen Flanke unsere Aufmerksamkeit erregte. Wir versuchten noch über den Bergschrund zu kommen, doch mit der Erwärmung sanken wir knietief in den aufgeweichten Schnee. Es musste ja nichts unbedingt sein, sagten wir uns, und richteten unser Fokus auf eine genussvolle Sulzabfahrt in Racecarve-Manier über den perfekten Teppich. Das Mittaghorn wäre so nah gewesen und eine Abfahrt über dessen Südflanke auf den Anungletscher perfekt, aber im Nachhinein ist man immer gescheiter... Ausser zwei Gletscherpiloten und ihrem Flieger stiessen wir auf keine anderen Menschen. Die Abfahrt war bis kurz unterhalb der Hollandiahütte traumhaft, wurde dann aber zusehends hart und sehr holprig. Das ist wohl eher die Definition von Juli-Skifahren... Irgendwann wurde die Oberfläche wieder ruhiger, dafür von Algen rot gefärbt. Noch einmal voll laufen lassen, und sauber aufkanten, YEAH! Auf ca. 2250m endete meine Saison nach 8 Monaten + 1Tag! Persönlicher Rekord, wenn man mal absieht von den Saisonverlängerungen auf der Südhalbkugel...
Über den üblichen labilen Schutt rutschten wir dem Ende des Langgletschers entgegen. Zu unserer Überraschung markiert eine Naturbrücke aus Eis das Gletscherende. Wann wird sie wohl unter Getöse zusammenbrechen??? Auf dem gut frequentiertem Wanderweg wurden wir mit ungläubigen Blicken beäugt. Als wir schon fast beim Parkplatz auf der Fafleralp ankamen, trafen wir auf Freunde, die sich schon über die Spinner mit den Skis gewundert hatten. Jetzt war zumindest für sie der Fall klar... ;)
Angefangen hat alles mit einem Bild von hikr "chaeppi", der anfangs Juli dieses fantastische Bild aufgenommen hatte http://www.hikr.org/gallery/photo1139963.html?photo_order=photo_hot. Fortan wurde unter dem Betreff "Rip the Rippe" eine sehr engagierte email-Diskussion über die Besteigung dieses Berges via die offensichtlich bestens eingeschneite Rippe und anschliessende Abfahrt über selbige geführt. Natürlich ist die Rede vom Aletschhorn und der legendären Haslerrippe, von der ich schon immer geträumt hatte. Nun schien die Verwirklichung dieses Traumes zum greifen nahe und ich entwickelte durchaus einen Anflug von Obsession... ;) Doch es kam dann doch etwas anders.
Die erste Bahn aufs Jungfraujoch verlässt Lauterbrunnen um 07:04, das wussten wir aus Erfahrung, warteten wir doch genau 5 Wochen früher auf eben diesen Zug, der uns zum Fuss des Eigers bringen sollte. Dieses Mal buchten wir eine Fahrt bis zur Endstation auf dem Jungfraujoch. Uns fiel mit den Skis trotz unzähligen Vertretern aus allen Teilen dieser Welt und weiteren Alpinisten die Exoten-Rolle zu. Zügig suchten wir nach der langen Tunnelfahrt das gleissende Licht der Gletscherwelt. Nur weg von diesem irgendwie recht absurden hochalpinen "Disneyland" und hinein ins weisse Königreich von Jungfrau, Aletschhorn und unscheinbareren Konsorten. Vor uns zogen drei Leichtgewichtige mit "Freeride-Langlaufskis" bereits eine Spur über den harten Firn, während wir mit unseren schweren Lasten die ersten Kurven im Juli zogen. Was für ein Gefühl! Bald einmal bogen sie Richtung Rottalsattel ab, während wir nun völlig alleine eine Spur hoch zum Louwitor und weiter zum gleichnamigen Horn legten. Wir zollten den schwindelerregende Nordwänden von Gletscherhorn und Äbeni Flue gehörig Respekt, blickten mit Genugtuung zum Eiger hinüber doch beim Anblick der Haslerrippe war die Gefühlslage eher diffus.
Wir schalteten auf "cruise-mode" um und widmeten uns den mittlerweile perfekt aufgefirnten Hängen des Kranzbergfirns. Traum oder Wirklichkeit??? Die Spalten öffnen sich langsam, etwas Vorsicht war also angebracht. Wir kamen an einer blauen Lagune inmitten des Grossen Aletschfirn zum Stillstand. Dies sollte unser Biwakplatz für die kommende kurze Nacht sein. Ausserdem war von dieser Stelle ein ungehindertes Routenstudium der Haslerrippe möglich. So gut wie auf dem "teaser" von chaeppi sah sie nicht mehr aus. Stattdessen durchzogen graue Flächen die ganze Wand, die im unteren Teil von nicht weniger als 3 Bergschründen unterbrochen wird. Zuerst wurden wir von einem Motivationsschub ergriffen, der sich je länger je mehr in Zweifel und Sorgen aufzulösen begann. Um zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen, fellten wir an den Wandfuss. Natürlich wurden die Bergschründe aus der Nähe nicht einfacher und die eisigen Stellen weniger. Für uns war klar: NO GO! Den Aufstieg hätten wir uns zugetraut, doch die Abfahrt wäre bei diesen eisigen und harten Verhältnissen wohl eher unter das Kapitel "survival skiing" gefallen. Irgendwie erleichtert, konnten wir jetzt in einer Seelenruhe die Zeit in der Eiswüste geniessen. Leider herrscht tagsüber dichter Flugverkehr, sonst wird die Ruhe auch von den wenigen Gletscherwanderern zur Hollandiahütte nicht gestört. Mit dösen, Schneemauern bauen, staunen und dem Verzehr eines weiteren kulinarischen Hochgenusses aus dem Hause "Trek'n'eat", schlugen wir uns die Zeit um die Ohren. Die Wolken jedoch wollten nicht zur Ruhe kommen, türmten sich auf und ergossen sich über uns in Form eines Graupelschauers. Glücklicherweise ohne Begleitung von Blitz und Donner. Kaum war der Spuk vorüber, hüllten wir uns in unsere Schlafsäcke. Das unablässige Wetterleuchten im Süden war spektakulär, aber gleichzeitig auch etwas unheimlich. Sich ab und zu ganz klein und verletzlich zu fühlen, tut gut!
Statt um 02:00 holte uns der Wecker erst um 04:00 aus dem Schlaf. Es kostete eine gehörige Portion Überwindung, uns aus den warmen, reifüberzogenen Schlafsäcken zu schälen. Ein bitterkalter aber glasklarer Morgen empfing uns. Schlotternd räumten wir mit klammen Fingern unsere Sachen zusammen und erhitzten Gletscherwasser. Immerhin gaben diese Tätigkeiten etwas warm... Schnell war der vorbereitete Porridge verschlungen und wir konnten starten. Meine Felle vertrugen die Juli-Kälte schlecht und wollten partout nicht kleben, also nahm ich sie an die Brust, band die Skis auf und trottete mit Nic an meiner Seite Richtung Lötschenlücke. Bald schaffte es die Sonne über das Finsteraarhorn und tauchte die scheinbar tiefgefrorene Landschaft in warmes Licht. Die Eisbalkone unterhalb des Aletschhorns sahen in der frühen Morgenstimmung fantastisch und äusserst beeindruckend aus. Natürlich fragten wir uns, ob man da auch mit Skis runterfahren könnte, aber nur schon der Gedanke daran liess uns erschaudern. Was wir allerdings als mutmasslich wunderschöne Route erachten, ist der Aufstieg aufs Aletschhorn via Sattelhorn, Verbindungsgrat zum kleinen Aletschhorn und dann weiter auf den grossartigen Gipfel. Von einer Begehung ist uns nichts bekannt, aber vielleicht weiss ein hikr mehr... Kurz beschäftigten wir uns mit der wagen Idee, mindestens aufs Sattelhorn zu steigen und dann die steile Flanke zu fahren, aber irgendwie war uns dann doch eher nach entspannter Sonntagstour. Stattdessen zogen wir eine Spur auf das weite Plateau des Äbeni Flue Firns, wo westlich ein namenloser Grat mit einer sehr kurzen aber schön steilen Flanke unsere Aufmerksamkeit erregte. Wir versuchten noch über den Bergschrund zu kommen, doch mit der Erwärmung sanken wir knietief in den aufgeweichten Schnee. Es musste ja nichts unbedingt sein, sagten wir uns, und richteten unser Fokus auf eine genussvolle Sulzabfahrt in Racecarve-Manier über den perfekten Teppich. Das Mittaghorn wäre so nah gewesen und eine Abfahrt über dessen Südflanke auf den Anungletscher perfekt, aber im Nachhinein ist man immer gescheiter... Ausser zwei Gletscherpiloten und ihrem Flieger stiessen wir auf keine anderen Menschen. Die Abfahrt war bis kurz unterhalb der Hollandiahütte traumhaft, wurde dann aber zusehends hart und sehr holprig. Das ist wohl eher die Definition von Juli-Skifahren... Irgendwann wurde die Oberfläche wieder ruhiger, dafür von Algen rot gefärbt. Noch einmal voll laufen lassen, und sauber aufkanten, YEAH! Auf ca. 2250m endete meine Saison nach 8 Monaten + 1Tag! Persönlicher Rekord, wenn man mal absieht von den Saisonverlängerungen auf der Südhalbkugel...
Über den üblichen labilen Schutt rutschten wir dem Ende des Langgletschers entgegen. Zu unserer Überraschung markiert eine Naturbrücke aus Eis das Gletscherende. Wann wird sie wohl unter Getöse zusammenbrechen??? Auf dem gut frequentiertem Wanderweg wurden wir mit ungläubigen Blicken beäugt. Als wir schon fast beim Parkplatz auf der Fafleralp ankamen, trafen wir auf Freunde, die sich schon über die Spinner mit den Skis gewundert hatten. Jetzt war zumindest für sie der Fall klar... ;)
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