Nebelstochern am Winterhorn


Publiziert von TomClancy , 7. April 2013 um 16:56.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 7 April 2013
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-UR   Gruppo Pizzo Lucendro 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1130 m
Abstieg: 1130 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW zum Parkplatz der stillgelegten Winterhornbahn.

Eigentlich wollte ich ja am Ostermontag aufs Winterhorn. Diese Tour ist dann aber meinem inneren Schweinehund zum Opfer gefallen und das hab ich dann etwas bereut. Gewitzt durch diese Erfahrung (man hat ja nie ausgelernt!) hab ich das Winterhorn gleich nochmal auf die Traktandenliste gesetzt und bin heute Morgen auch eisern aufgestanden, obwohl es doch im Bett noch so wohlig warm war!

Kurz nach Neun starte ich bei der Talstation der stillgelegten Winterhorn-Bahn. Es ist neblig, kalt und windig und ich frage mich kurz, was ich hier mache. Mein heimeliges Bett ist sicher noch nicht völlig ausgekühlt, aber nein, ich widerstehe der Versuchung und ziehe ruhigen Schrittes vorwärts. Im meditativen, monochromen Einerlei kann ich meine Gedanken schweifen lassen. die Spur ist nicht zu verfehlen. Nach einigen hundert Metern, zweigt man nach dem Chämleten-Tunnel von der Strasse ab und folgt von da an dem Geländerücken, der in angenehmer, stetiger Steigung Richtung Mittler Egg und Gitschen führt. Zu sehen gibt es nichts und die Konzentration richtet sich auf die Anzeige meiner SUNTOO Ambit und auf die Spuren meiner Vorgänger. Ab und zu hört man Stimmen im Niemandsland und man kann erahnen, dass man nicht alleine unterwegs ist. Ich finde mich langsam damit ab, diese Tour in der Kategorie "Hauptsach, dosse!" abzubuchen. Gelegentlich hat man allerdings den Eindruck, dass die Sonne etwas drückt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. So folge ich der Spur bis zum Punkt 2432. Und hier reisst plötzlich die Nebeldecke auf und gibt den Blick auf das Winterhorn frei - wow! Nun liegt die Flanke vor mir, die mit einigen immer engeren Spitzkehren bezwungen werden will. Es gibt die eine oder andere Stockung, da ich doch nicht ganz alleine am Berg bin. Nach einem unglücklichen Ausrutscher, der mir schwerlich in Erinnerung ruft, dass mein Knie nicht ganz 100%ig fit ist, deponiere ich meine Ski und steige in gutem Trittschnee zum Gipfel auf. Offen sichtlich hätte man in der Post Hospenthal Platznummern für die windstillen Plätzchen zur Gipfelrast lösen sollen. Da ich das nicht gemacht habe, verziehe ich mich in den Windschatten eines grossen Steins und lasse die Landschaft auf mich wirken. Das Nebelmeer ist ganz knapp unter dem Gipfel und so ragen nur die höchsten Berge aus der weissen Watte, was die Orientierung nicht ganz einfach macht. Mir ist sowieso nicht um Gipfelraten und so hocke ich nur da und geniesse das Schauspiel des wabbernden Nebels.

Nachdem ich mein Notfallbiberli verzehrt habe, dass mich jetzt mehr als ein Jahr auf praktisch allen Touren begleitet hat, mache ich mich auf zu meinen Skis und bin gespannt auf die Abfahrt. Ich mache mich mit meinem Knie auf einen Murks gefasst und werde angenehm überrascht. Nach dem das arg verspurte Gipfelfeld passiert ist, wird es richtig schön! Zuerst etwas Pulver auf einer tragenden Unterlage und weiter unten Sulz in Pistenqualität machen diese Abfahrt zu einer der schöneren dieser Saison. Zudem beträgt nun auch die Sichtweite bis fast nach unten mehrere Dutzende Meter, so dass ich sogar einige schöne Kurven in den Schnee legen kann. Kurz unterhalb Mittler Egg ist die Suppe wieder ziemlich dick und die letzten Meter finden unter Blindflugbedingungen statt. Wie durch ein Zaubertor fahre ich durch den Chämleten-Tunnel zurück ins Tal und lasse eine wunderschöne Tour hinter mir.

So wurde aus einer "Hauptsach, dosse!"-Tour doch noch eine "Zum Glöck ned omkehrt"-Tour. Aufstehen und Durchhalten haben sich gelohnt. Zudem habe ich zusätzlich Sicherheit und Vertrauen bei der Navigation  mit meiner neuen GPS-Uhr unter schlechten Wetterbedingungen gewonnen.

Tour im Alleingang

Tourengänger: TomClancy
Communities: Skitouren


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 12. April 2013 um 20:49
gratuliere dir TC - dieses Wechselbad der Gefühle; aufregend - und letztlich verdankenswert!

lg, Felix


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