Pizzo Tambo, off the beaten track


Publiziert von danski , 27. November 2012 um 19:26.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Hinterrhein
Tour Datum:24 November 2012
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Tambo-Curciusa   CH-GR   I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Passo dello Spluga - Normalaufstieg Pizzo Tambo; Abfahrt von ca. 3200m direkt NE-Flanke und N-Couloir bis ca. 2400m, Wiederaufstieg Sattel ca. 2580m nordöstlich Lattenhorn, Abfahrt zum Pass
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Splügenpass

"Ich war noch niemals auf dem Pizzo Tambo..." Das ist meine Version von Udo Lindenbergs (ähhhh Jürgens ;)) Hit. Aber warum eigentlich nicht? Der Berg erfüllt doch gerade mehrere Kriterien, die ihn als begehrenswertes Ziel auszeichnen. Formschön, weit und breit der Höchste, einen lockeren Zustieg und natürlich das Wichtigste: Eine steile, ästhetisch ansprechende Nordwestflanke, die befahren werden kann! Es brauchte nicht viel Überzeugungskraft, erst recht als wir erfuhren, dass der Pass noch immer offen war. Auf zu neuen Höhenflügen!

Lange mussten wir uns gedulden, bevor unsere Hoffnungen auf genug Schnee erfüllt wurden. Vielleicht 100m unterhalb der Passhöhe lag er da. Wir waren fürs Erste beruhigt. Auf dem Pass schon einiges los, aber wohl nichts im Vergleich zum Frühling. Wenige Meter über der Passhöhe schritten wir in den strahlenden Sonnenschein. Gepaart mit einer gut durchgefrorenen Schneedecke ergab dies einen durchaus hoffnungsvollen Auftakt. Der Aufstieg ist aus meiner Sicht bis unters Lattenhorn weder besonders schön noch interessant. Hohe Wolkenfelder verdeckten zwischenzeitlich die Sonne und liessen alles in einem weniger berauschenden Licht erscheinen. Nach der Querung unter dem Lattenhorn inspizierten wir die NE-Flanke des Pizzo Tambo. Was wir sahen, liess unsere Herzen höher schlagen. Erst recht als sich die Bewölkung gegen Osten verabschiedete und die Sonne wieder die Oberhand über das Wettergeschehen erlangte. Ein mässiger Wind vermochte immer noch den zum Teil lockeren Schnee zu verfrachten. Etwas Vorsicht war also angebracht. Nach kurzer gegenseitiger Absprache entschlossen wir uns, die Skis bis auf den Gipfel zu tragen, da wir eine Möglichkeit ausmachten, direkt von diesem abzufahren. Dieser Teil des Aufstiegs ist selbstverständlich der spektakulärste und schönste. Den Gipfel brauchten wir nicht zu teilen und so genossen wir die aussergewöhnlich weitreichende Aussicht. Nur schon deswegen lohnt sich die Besteigung des Pizzo Tambos. Doch primär hatten wir eine interessante Abfahrt im Sinn.

Die Möglichkeit, wenig nördlich unterhalb des Gipfels in die NE-Flanke zu stechen, war uns dann aber doch zu heikel. Ca. 60m unterhalb des Gipfels gestattete uns das obere Ende des schön geneigten Gipfelhanges einen bequemen Einstieg. Ein erster Turn um den Schnee zu testen, ergab erfreuliche Resultate und so stand dem Vergnügen nichts im Wege! Erstaunlich guter, pulvriger Schnee und höchstens 40-45° Neigung erlaubten skifahren, wie wir es lieben. Auf rund 3080m verengt sich die Gipfelflanke in ein schönes, konstantes Couloir, das weitere 500 Höhenmeter zählt. Leider hatte sich der Wind vor uns im Couloir ausgetobt und so war der Schnee recht variabel, dafür aber quantitativ mehr als befriedigend. Man musste ständig auf der Hut sein, denn manchmal trug einem die oft windgepresste Schneedecke nicht. Auf rund 2680m querten wir östlich aus dem Couloir und fanden uns über einem unüberwindbaren Felsband. Ein besserer Blick auf die Karte hätte uns dies wohl erspart... Irgendwie fanden wir dann doch noch einen "Ausgang" und standen plötzlich in einem Feld mit lockerem Pulver. Ein Geschenk, das ich mir nicht entgehen liess! Die zusätzlichen Höhenmeter beim Wiederaufstieg waren das Vergnügen wert. Strenge Spurarbeit brachte uns auf eine Einsattelung, ca. 2580m, nordöstlich des Lattenhorns. Wir querten möglichst hoch unterhalb die Felsen des Pizzo Tamborello und kamen in dessen Windschatten noch einmal in den Genuss von einigen schönen Hängen, ehe ein fürchterlicher Bruchharst und beeindruckende Lawinenabgänge vom letzten Grossschneefall das Vergnügen etwas bremsten. Kaum Höhe verlierend, meisterten wir die steile und eisige Passage zurück zum Pass, wo uns der mittlerweile aufgefrischte Föhn frontal angriff. Kein Wunder, war unser Auto das letzte... Nach einem Beweisfoto, dass wir auch wirklich in Italien waren, herrschte grosse Zufriedenheit und Einigkeit, dass dies einmal mehr ein kleineres, aber doch veritables Skiabenteuer war!

Tourengänger: danski


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Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Berglurch hat gesagt: Für uns nur Udo...
Gesendet am 27. November 2012 um 20:03
Udo Jürgens, oder?

Wie immer: Tolle Tour, tolle Bilder...

danski hat gesagt: RE:Für uns nur Udo...
Gesendet am 27. November 2012 um 20:27
Jetzt hab ich mich in schlager-musikalischen Belangen soeben disqualifiziert... ;) Hast Recht! Schein definitiv nicht meine Kernkompetenz zu sein!

Berglurch hat gesagt: dafür...
Gesendet am 27. November 2012 um 20:36
... hast du eine Ahnung, wo guter Schnee liegt :-)
Mal auf eine gemeinsame Tour?

B.
Lurch


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