Wild thing: Lötschentaler Schwarzhorn

Schwarzhörner gibt's wie Sand am Meer. Aber dieses hier ist eines der weniger besuchten, liegt es doch in der wilden Bergkette, die das Lötschental gegen Süden abgrenzt. Hier sind im Winter keine Routen gebräuchlich, zumal der grösste Teil dieses Hanges seit einigen Jahren auch Wildschutzgebiet ist. Damit sind wilde Touren wie Hogleifa oder Baltschiederjoch tabu geworden, aber der Abschnitt zwischen Wilerhorn und Klein Nesthorn ist noch erlaubt. Dies natürlich nur bei sehr sicheren Verhältnissen, denn der Blick auf die Skitourenkarte zeigt, dass hier die Hangneigung fast überall über 30 Grad liegt.

Nun hatte ich schon lange mal ins Auge gefasst, von Wiler übers Wilerjoch zum Wilerhorn zu steigen. Das Problem bei diesem Vorhaben sind aber die Ostcouloirs, durch die man zuletzt auf den Gipfel steigt. Hier ist man meist zu spät dran, das wäre auch heute der Fall gewesen. Aber es gibt ja fast ebenbürtige Alternativen.

Von Wiler steigen wir auf erstaunlich hartem Schnee durch den Obre Wald auf (die Schlaufen des Weges kann man teilweise abkürzen, was besonders bei der Abfahrt von Interesse ist). Dann über den leicht bestockten Hang südlich des Wilerriggs aufwärts, wobei ab etwa 2200 m der Schnee pulvrig wird, so dass die Spurerei nun anstrengend wird. Auf der Moräne des Hangende Gletschers wird es wieder etwas besser, aber der Hang Richtung Wilerjoch ist dann wieder eine Wühlerei. Auf etwas über 2800 m stossen wir auf mehrere Couloirs, die Richtung Schwarzhorn ziehen. Wir probieren eines davon und kommen dann auf den NW-Grat, über den wir (nicht ganz trivial) das Schwarzhorn erreichen. Leider ist die Sicht ziemlich trüb, sonst wäre das Panorama bestimmt packend.

Während Christophe den Rückweg über Grat und Couloirs zuwenig prickelnd findet und sich auf den langen Abstieg nach Süden (Reemi) macht, schaue ich noch, ob ich das Couloir finde, das Richtung Bietschhornhütte zieht (nördlich von P. 3114). Leider ist mir von oben nicht ganz klar, welches da nun richtig ist, also quere ich wieder retour und steige (mit Pickel und Steigeisen) das Couloir ab, welches wir bereits kennen. Von hier an ist der Abstieg nun ein grosser Spass - zuerst in steilen Pulverhängen, dann in schön aufgesulztem Schnee. So bin ich recht rasch wieder retour in Wiler.

Hinweise:
Man kann vom Schwarzhorn auch das Wilerhorn erreichen, der Abstieg nach Süden ist gut zu machen. Das Couloir von Blatten/Bietschhornhütte ist wohl von unten besser zu erkennen.

PS:
Die Tatsache, dass das SMS von Christophe zur Ankunft in Raron um 19.30 ankam, zeigt, dass der Abstieg nach Süden eine lange (aber elegante) Sache ist. Sein Abstieg war demnach etwa 6 Stunden länger als der meine.