Hausstock NE, halbe-(re)tour...


Publiziert von danski , 12. März 2012 um 21:47.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:10 März 2012
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Wichlen (Unter Stafel) - Mittelegg - Tritt - Hausstockegg - Hausstock NE-Flanke
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Unter Stafel

Was lange auf sich warten lässt, wird schliesslich gut... So kann man zumindest unsere Hoffnungen beschreiben, als wir Freitags um 17:00 gebannt auf das SLF-Bulletin für den kommenden Samstag warteten. Wie fast nicht anders zu erwarten, wechselte dieses von orange auf gelb. Das bedeutete für uns gleichzeitig ein grün für den Versuch Hausstock NE-Flanke. Richtig, wir waren ziemlich "on fire" an diesem Abend!

Der Mond warf um kurz vor 05:00 immer noch lange Schatten als wir die Panzerpiste Richtung NE-Flanke des Hausstocks unter unsere nicht minder traktionsstarken Felle nahmen. Kaum verliessen wir die tiefen Gräben, war für uns Spurarbeit angesagt. In der Dunkelheit passierte uns bereits ein harmloser Verhauer, als wir auf die Mittelegg spurten. An dieser Stelle kann man getrost dem Mitteleggbach folgen. Weiter via P. 1692 erreicht man den Tritt, den man orografisch links umgeht. Was hier aussieht wie "Mini-Dolinen", sind tatsächlich Einschlagkrater des Schiessplatzes Wichlen... Man sollte sich also in eigenem Interesse jeweils über die Schiesszeiten (hier: http://www.he.admin.ch/internet/heer/de/home/themen/wpl/wichlen/schiessanzeigen.html ) informieren. Spätestens beim Punkt 2028 geniesst man nun auch einen uneingeschränkten Blick über das geplante Tageswerk: Die eindrückliche NE-Flanke des Hausstocks. Bis hierher hatten wir bereits eine Spurarbeit durch 20-30cm tiefen Powder zu leisten. Was folgte war nicht minder tief aber dafür windbeeinflusster. Die Hausstockegg gewinnt man über einen steilen Osthang auf ca. 2380m. Spätestens hier kommt Stimmung auf und man steht der Wand unmittelbar zu Füssen. Was von Elm noch fast senkrecht aussah, erschien uns überraschenderweise recht angenehm. Ein kurzer bootpack führte uns etwas ausgesetzt auf ca. 2400m, wo die Skis glücklicherweise wieder an die Füsse kamen. Die ersten rund 30HM gleich über dieser felsigen Stellen waren tief und noch weitgehend locker. Trotzdem bewegten wir uns sehr vorsichtig, da der viele Schnee hier auf einer harten Unterlage lag. Ein auch nur kleiner Rutsch hätte hier sehr unangenehme Folgen. Dieser Tatsache waren wir uns bewusst als wir in z.T. tiefer Spurarbeit weiter Höhe gewannen. Ein plötzliches Poltern verbunden mit in die Tiefe stürzenden Schneemassen jagte uns einen gewaltigen Schrecken ein. Schnell konnten wir Entwarnung geben: Eisabbruch vom Alplifirn! Was wir hier spurten war ganz unzweifelhaft einen Menge Triebschnee, was in uns doch gewisse Zweifel aufkommen liess... Objektiv zeigte sich der Schnee zwar stabil und es gab auch keine sicht- oder hörbaren Warnzeichen, trotzdem keimte in uns langsam ein etwas ungutes Gefühl als mit der Höhe auch der Wind sehr deutlich zunahm und den Schnee immer intensiver verfrachtete. Das Schlusslicht unserer Gruppe musste die Spur praktisch schon wieder neu treten, so schnell wurde sie gefüllt. Als wir uns kurz unterhalb des Übergang zum steileren und wesentlich ausgeblaseren Wandteil auf ca. 2700m befanden, tauschten wir uns gegenseitig aus und kamen zum Schluss, dass wir es wohl relativ gefahrlos hoch zum Gipfel schaffen würden, dass sich aber die Verhältnisse in der Wand bis dahin mit dem Wind ungünstig verändert haben könnten. So entschlossen wir uns schweren Herzens, die Wand quasi auf halber Strecke so stehen zu lassen wie sie war, nämlich zu 50% unverspurt...

Die unter uns liegenden 50% waren Schneetechnisch sehr vielversprechend und ab der Hausstockegg warteten noch weitere 1000HM feinster Powder auf uns. So konnten wir die Umkehr zumindest im Moment recht gut verkraften. Kaum im Abfahrtsmodus verschwanden alle Bedenken und wir zogen über den unteren Teil der Flanke, während wir hinter und vor uns ganz schön Schnee aufwirbelten. Die Hausstockegg verlangte dann wieder etwas mehr Konzetration, kann aber momentan problemlos abgefahren, bzw. abgerutscht werden. Ein weiterer sehr schöner Hang führt an den Fuss der Wand und in flacheres Gelände, das wiederum besten Powder zu bieten hatte. Abgesehen von einem kleinen Schneebrett, dass mich "sanft" stoppte, waren es noch einmal einige traumhafte Höhenmeter bis zu den Panzerpisten auf der Wichlen.

Fazit: Zugegeben, auch wenn wir die Abfahrt perfekt erwischt hatten, nagt an uns die Tatsache, dass es eben doch nur gut 50% der eigentlichen Wand waren. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass wir uns bei der Abfahrt wieder sehr sicher fühlten und alle Bedenken wie weggewischt waren... Wir zogen sogar einen Wiederaufstieg in Betracht. Unsere Entscheidung war bestimmt nicht "falsch", denn so lange alle heil runter kommen und dabei auch noch gewaltig viel Spass haben, kann man nicht falsch liegen. Die NE-Flanke wird auch in naher Zukunft noch sehr gut befahrbar bleiben und dann wird es heissen: (Re)tour Hausstock NE-Flanke!

Tourengänger: danski


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Hausstockrundtour · ossi

Kommentare (3)


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whannes hat gesagt:
Gesendet am 13. März 2012 um 18:44
Eine tolle Wand, würde mich auch mal gluschten. Dass man bei solchen Unternehmungen besser auf seinen Bauch hört, finde ich sehr nachvollziehbar, respect!

ossi hat gesagt: geteiltes Leid ist halbes Leid
Gesendet am 14. März 2012 um 06:38
Du kannst Dir vielleicht vorstellen, wie mich das damals elend angeschissen hat: Durch die ganze Wand hoch und dann -ohne Stock und nach diversen Problemen- über die Normalroute runter.

Und noch schlimmer: ein Jahr später ging's nochmals in die Hose. Das ist dann aber zu peinlich, um hier zu erzählen...;)

danski hat gesagt: RE:geteiltes Leid ist halbes Leid
Gesendet am 14. März 2012 um 08:17
jetzt hast du mein interesse erst recht geweckt! kannst mir ja eine persönliche message schreiben, damit es nicht jeder erfährt... ;) wann steht der 3. versuch an? ;)
gruess
dani


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