Monte Gronlait (2383 m), Monte Fravort (2347 m) - Ergänzung der Tef-Runde vom Nov. 2008


Publiziert von gero , 15. Januar 2012 um 15:42.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:14 Januar 2012
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1180 m
Abstieg: 1180 m
Strecke:Malga Fravort - Passo Portella - Mt.Gronlait - Mt.Fravort - Malga Fravort (12,3 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Schnellstraße durchs Valsugana bei Roncegno abzweigen; im Ort beschildert aufwärts Richtung Fraineri, Montibelleri, Serot und auf teils schmaler, jedoch durchgehend geteerter Straße hinauf bis zum Rif. Serot. Kurz davor zweigt an der Malga Fravort der Aufstiegsweg vom Sträßchen ab (beschildert).
Kartennummer:Kompass Nr. 75 (Valsugana, Trento, Pine, Levico, Lavarone)

Mit einer Spritztour ins südliche Südtirol gelingt mir heute die Fortsetzung des von Tef beschriebenen Weges *Monte Gronlait (2383m), Cima Hoabonti (2334m), Monte Cola (2262m), Fleimstaler Alpen hoch über dem Valsugana.

Bevor es losgeht, gleich zu Beginn hier ein wichtiger Hinweis:
Falls jemand meinem Weg über Gronlait und Fravort folgt, empfehle ich dringend, meinem Abstieg vom Fravort entlang dessen Ostkamm NICHT bzw. nur bei absolut optimalen Verhältnissen und sehr guter Trittsicherheit zu folgen; das Gelände ist vor allem im unteren Bereich steiler, als man meint. Dazu später mehr.

Schon Tef hat darauf hingewiesen, daß die gewöhnungsbedürftigen Namen in diesem Gebiet nicht dem Italienischen entstammen, sondern dem "Fersentalerischen" = "Mochenischen" = "Bernstolerischen", das seinerseits wiederum verwandt ist mit bairischen Dialekten. Ende der kleinen Sprach- und Völkerkunde.

Ich starte um 7:20 Uhr an der Malga Fravort (1580 m); der Steig Nr. 371 führt steil durch Wald aufwärts und leitet dann weniger steil in großem Bogen nordwestwärts hinüber ins Val Portella. Rückblickend genieße ich hier den Sonnenaufgang - unser Fixstern schiebt sich über die Bergketten südlich des Valsugana, die Vicentiner Alpen, und sofort wird es zumindest psychisch wärmer - obwohl es für Mitte Januar sowieso ungewöhnlich warm ist.

Durch das Val Portella geht es dann aufwärts zum Passo Portella (2152 m, 9:10 Uhr); es gibt derzeit nur sehr wenig Schnee, die Schneeschuhe habe ich umsonst mitgetragen. Der Untergrund ist jedoch knallhart gefroren und gelegentlich von Eisschollen bedeckt, so ist das Steigen vor allem später beim Abstieg gelegentlich ein Eiertanz auf hartem Untergrund. Am Passo Portella, zwischen der Cima Hoabonti ost- und meinem Ziel, dem Mt. Gronlait westseitig gelegen, empfängt mich böiger Sturm - er macht das Gefühl der eher angenehm warmen Temperaturen leider zunichte. Beim Anstieg zum Gronlait bringen mich gelegentliche Windöen fast aus dem Gleichgewicht, und ich muß mich deshalb gut auf den an sich vollkommen unschwierigen Weg konzentrieren.

2 1/2 Stunden nach Abmarsch stehe ich um 10 Uhr auf dem Monte Gronlait (2383 m) - ein wahrhaft großartiger Aussichtspunkt! Im Norden versteckt sich der Alpenhauptkamm zwar in den dicken Wolken eines Sturmtiefs, aber südlich vom Brenner ist nicht ein einziges Wölkchen zu sehen. Ob die Grödener Dolomiten, die Pala, die Brenta oder die Berge südlich des Valsugana - heute herrschen nahezu optimale Sichtverhältnisse. Wenn nur der rasende Sturm nicht wäre! Es ist kaum möglich, die Kamera zum Fotografieren ruhig zu halten, und an eine gemütliche Brotzeitpause ist erst recht nicht zu denken. So packe ich schon nach kurzer Zeit wieder zusammen und mache mich auf den Weiterweg: ich will dem südlichen Nachbarn, dem Monte Fravort, noch einen Besuch abstatten.


Auch der weitere Kamm dort hinüber ist zunächst nur gelegentlich schneebedeckt; es geht in etwa 30 Minuten weiterhin unschwierig (um nicht zu sagen: "leicht") etwa 200 Hm abwärts zur Forcella Fravort (2161 m). Bis hierher bin ich geneigt, den Weg mit T1 einzustufen. Der hier ansetzende Nordgrat des Fravort sieht zunächst etwas grimmig aus, entpuppt sich dann aber als ebenfalls harmlos: der gute Steig führt zwar etwas steiler als bisher, aber dennoch problemlos aufwärts und quert etwa in halber Höhe den Nordosthang des Fravort zu einem grasigen Absatz dessen Ostkamm hinüber; ich würde hier eine T2 vergeben. Da nordseitig orientiert, ist der Nordgrat des Fravort durchgehend schneebedeckt - aber nur minimal, es geht auch weiterhin gut, Hilfsmittel wie Schneeschuhe oder Grödel bleiben weiterhin im Rucksack.

Von besagtem Grasbuckel sind es nochmals 50 Hm bis zum Gipfel des Monte Fravort (2347 m); um 11:20 Uhr stehe ich droben, habe also ab Gronlait etwa 1 Std. für den Übergang benötigt. Auf dem Fravort hat der Wettergott ein Einsehen mit mir: urplötzlich flaut der wütende Sturm ab, und ich kann mich bei unvorhergesehener Windstille endlich der Frühstückspause widmen. Und dabei das tolle Panorama genießen, das sich von hier aus bietet. Wieder einmal sind die Felsklötze der Brenta das Paradestück, die zwar in 50 km Entfernung jenseits des Etschtales stehen, aber dennoch in ihrer Wucht sehr eindrucksvoll aussehen.

Wie geht es jetzt weiter, wie steige ich ab? Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, keine davon ist optimal - denn einen planmäßigen Steig Richtung Rif. Serot gibt es leider nicht.

Da wäre die Möglichkeit, den gleichen Weg zurück zu gehen - also zurück zum Gronlait. Kommt für mich nicht in Frage - ich möchte gern noch "etwas Neues" kennenlernen.

Also nach Süden über den Mt. Fravort Sud hinab nach "La Bassa", das sieht auf der LK ziemlich weit aus.

Gibt es wirklich keine Möglichkeit, den Osthang des Fravort direkt hinunter ins Val Portella abzusteigen? Da sind doch Steigspuren, und wenn die dem durchaus gangbaren Ostkamm folgen, dann müßte ich doch dort hinunterkommen, sieht alles ganz machbar aus.

Ich entschließe mich also, den Steigspuren entlang des Ostkammes zu folgen - wenig optimal, wie sich herausstellen wird - es wäre besser gewesen, auf dem offiziellen Weglein nach La Bassa abzusteigen und von dort leicht zum Ausgangspunkt zurückzuwandern.

Deswegen hier noch einmal der eindrückliche Hinweis:
Der Ostkamm des Fravort ist zwar begehbar, wird aber umso steiler, je tiefer man hinunterkommt! Es muß deshalb unbedingt trocken sein, und man muß natürlich schwindelfrei und trittsicher sein. Das Gelände ist nirgends schwierig, aber steil und sehr unbequem zu begehen! Ich würde mindestens eine T4 bei den momentan ungünstigen, da hartgefrorenen Bedingungen vergeben.

Zunächst geht es in einem Bogen auf relativ guter Spur südlich um den obersten Absatz des Kammes herum. Ich erreiche danach den wenig ausgeprägten Ostkamm und steige über zwei Gratabsätze auf Blockwerk und Geröll abwärts, immer vorsichtig bedacht, auf dem hartgefrorenen Untergrund nicht auszurutschen. Etwa dort, wo die ersten Bäume stehen, wird das Gelände noch etwas steiler als bisher; gleichzeitig liegt jetzt wieder Schnee unterschiedlicher Stärke (zwischen wenigen Zentimetern bis zu einem Meter) auf dem gefrorenen Untergrund - das macht meinen vorsichtigen Abstieg mühsam und kraftraubend.

Dort, wo der Ostkamm weiter unten flacher wird, erreiche ich einen Steig, dem ich dankbar folge - er führt mich aber in nördlicher Richtung wieder ins Val Portella hinein. Dabei werden einige Bachrunsen gequert, die zwar harmlos, aber ebenfalls mühsam zu begehen sind. Ganz zuletzt stellt sich ein letztes Hindernis in den Weg: der durch das Val Portella fließende Bach hat einen tiefen Graben eingefressen, er ist auf vernünftige Weise nur an seinem obersten Ende zu überqueren - und dann endlich habe ich den Talgrund des Val Portella erreicht und kann entspannt zum Ausgangspunkt zurückwandern.

Der Abstieg über den Fravort-Ostkamm hat mich mehr Zeit und Mühe gekostet, als vorgesehen - ich empfehle deshalb nochmals dringend, den offiziellen Wanderweg hinab nach La Bassa einzuschlagen und nicht meinem GPS-Track zu folgen, den ich lediglich der Vollständigkeit halber, aber keinesfalls zur Nachahmung veröffentlicht habe.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 9036.gpx Aufsteig zum Mt. Gronlait und zum Mt. Fravort
 9037.gpx Abstieg vom Mt. Fravort - KRITISCH !

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Kommentare (5)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 15. Januar 2012 um 16:22
Hallo gero! Wunderbare Bilder hast du reingestellt. Gratuliere zur Tour - du hast mit Freitag alles richtig gemacht. Samstag in "unseren" Bergen hättest du nicht so viel Sonne gehabt.

Tef hat gesagt:
Gesendet am 15. Januar 2012 um 18:16
Servus Georg!
Gratualtion zu dieser schönen Tour! Schon (zu) lange waren wir nicht mehr in dieser wunderschönen Gegend. Erstaunlich, wie wenig Schnee dort liegt...wird mal wieder Zeit für einen Besuch :-)
beste Berggrüße
Tef

ADI hat gesagt:
Gesendet am 15. Januar 2012 um 21:36
schön mit Dir auf Tour gewesen zu sein!
sehr schöner Bericht!

VLG, G.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 17. Januar 2012 um 09:14
interessante, schöne "Spritztour" (grad so nebenan ...)

Ursula hat gesagt: herrliche ...
Gesendet am 24. Januar 2012 um 10:45
Bilder und eine schöne Bergreise. Herzlichen Glückwunsch.
Was da noch alles zu entdecken wäre....

Beste Grüsse,
Ursi


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