Große Uhren machen: tick tack tick tack…- Rund um die Sächsische Uhrenstadt Glashütte


Publiziert von lainari , 12. März 2011 um 22:05.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum: 6 März 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der Städtebahn SB 72 Heidenau-Altenberg bis Glashütte
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 03 Osterzgebirge

Große Uhren machen: tick tack tick tack…- Rund um die Sächsische Uhrenstadt Glashütte
 
Die Idee zu dieser Tour habe ich aus dem Netz, dort wird die Runde mehrfach unter Nennung der groben Wegpunkte propagiert. Eine Seite bietet sogar einen Routenplan, den ich sogleich ausdruckte, der Weg sei mit einem gelben Punkt markiert. Ein Vergleich mit der Wanderkarte zeigte schon einige deutliche Abweichungen, aber viele Wege führen bekanntlich nach Rom, man würde sich dabei schon etwas gedacht haben, nahm ich an. Oder etwa doch nicht? Ausgestattet mit Karte und Plan wagte ich den Versuch.
 
So fuhr ich mit dem Auto am Morgen nach Glashütte, parkte unterhalb des Ortes am Abzweig nach Dittersdorf. Mein Routenbeginn sollte steil ein Stück die Straße in diese Richtung hinaufführen. Der erwartete Abzweig nach rechts blieb aber aus. Erst ein ganzes Stück oberhalb führte rechts ein Waldweg über eine Lichtung bergan. Um einen Felsrücken herum ging es in das Große Kohlbachtal hinein. Mein Weg stieg stetig an der Flanke aus dem Tal heraus, ich sollte aber eigentlich im Tal verbleiben. Unterhalb sah ich einen anderen Weg, der geeigneter erschien. Also stieg ich quer durch den Wald steil hinab. Auf diesem Weg angekommen, sah ich später immer wieder gelbe Schilder - eine Erdgastrasse kein Wanderweg. Am Talgrund der Große Kohlbach, auf der anderen Seite zeichnete sich so etwas wie ein Pfad ab. Also musste ich hinüber. Der Pfad stieg dann in einer Schleife aus dem Tal und oben angekommen stand ich vor der Sternwarte. Jetzt war ich richtig, wandte mich nach rechts und wollte geradeaus leicht ansteigend hinüber zum Ochsenkopf. Eine freundliche Spaziergängerin mit Hund wies darauf hin, dass der Weg in ein Grundstück führe. Ich solle schräg links an den Gärten entlang gehen. So gelangte ich zum Ziel, von der auf der Karte versprochenen Rundumsicht war aufgrund der Bewaldung nicht viel zu sehen. Nun ging ich zurück zur Sternwarte, die Kreuzung daneben abermals ohne Hinweis auf den Wanderweg. Ich hielt mich stadtwärts und lief bergab, traf dort nach einer Weile links auf eine Markierung. Diese führte mich später ins Kleine Kohlbachtal. Aus dem Tal heraus zeigte ein Wegweiser den gewünschten Weg bergab an. Weiter unterhalb wurde ich nach links in eine Siedlung geleitet. Nach dem letzten Haus eine Wendestelle, Garagen, voraus Gärten – den Wanderweg – ich fand ihn nicht mehr. So hielt ich mich an den Gärten wieder bergwärts und oben - welch Überraschung - ein Wanderweg mit gleich zwei Markierungen, welche Schildbürger hatten mich zuvor talwärts in die Irre geschickt? So lief ich nun quer zum Hang entspannt weiter durch den Wald, bis ich vor einer Stelle mit ca. 20 m Blankeis stand. Das steile Gelände ließ ein Ausweichen nicht ratsam erscheinen. Vorsichtig tastete ich mich voran, das Eis war zum Tal hin geneigt und uneben, Hinfallen mit Schwung würde einen sicheren Abflug bedeuten. Ein Stück war es trocken und griffig, doch dann war Wasser auf dem Eis und der Halt verloren…Ich erwischte mit der Hand einen festgefrorenen Ast am Hang, dies bremste den Aufschlag auf die Knie. Jetzt war es egal, einmal unten krebste ich auf die andere Seite, es hat ja keiner gesehen. Mit nassen Hosenbeinen - ansonsten wohlbehalten - erreichte ich später den Boden des Müglitztales.
 
Über Straße und Müglitz ging es zum einstigen Standort der Schüllermühle hinüber. Die marode Mühle selbst wurde vor einiger Zeit abgerissen. Am Hang dahinter fand ich ein kleines Denkmal für einen Gefallenen des I. Weltkrieges. Rechts hinauf sollte ich das Müglitztal verlassen. Am oberen Rand einer Wiese verlaufend drehte der Weg über eine Kehre in den Wald hinein und brachte mich später am Rand eines Tälchens auf die Hochfläche. Eigentlich müsste ich nordwestlich laufen, jetzt lief ich südwestlich, wieder ein unmarkierter Abzweig den ich übersehen hatte, aber egal, so ging es auch. Auf der Höhe hatte ich einen schönen Ausblick, voraus lag nun Johnsbach, davor bog ich nach rechts auf den Alten Kirchsteig, der mich zurück in die richtige Richtung führte. Der Abstieg ins Prießnitztal war wegen Forstarbeiten gesperrt, aber sonntags arbeitete man nicht. So konnte ich einen Blick auf das Geschehene werfen. Im Abstand von einigen Metern hatte man Schneisen in den Talhang planiert, um von dort aus mit einer Erntemaschine auf den Bergwald zuzugreifen. Wurzelstöcke, Geröll und Erde waren achtlos die Böschung hinunter geschoben, die Karte weist hier immerhin das „Landschaftsschutzgebiet Osterzgebirge“ aus! Vielleicht lernt man nach dem nächsten Starkregen oder Hochwasser dazu, aber dafür baut man ja ein Stück oberhalb den neuen Prießnitzdamm - ein Rückhaltebecken. Die Prießnitz gequert, stieg ich auf der anderen Seite auf die Sonnenleite hinauf. An deren Ende fand ich am Hang ein kleines Denkmal des Touristenklubs Glashütte für die Gefallenen des I. Weltkrieges. Dann stieg ich bis zur Straße ab.
 
Hier lief ich nach links, entlang der Siedlung am Folgenhang bis zum Ortsende. Dort auf der anderen Straßenseite rechts hinein, stieg ich über eine Wiese zum „Wittichkreuz“ oder „Wittigs Kreuz“ hinauf. Das Kreuz ist ein Sühne- oder Mordkreuz, dass mit folgender Sage in Zusammenhang gebracht wird: Um 1430 soll der Ritter Weigold von Bärenstein den berüchtigten Räuber Wittig aus dem Müglitztal nach einer Verfolgung gestellt und getötet haben, nachdem dieser seinerseits vor dem Rittersitz Luchau einen hinterhältigen Anschlag auf Weigold versucht hatte. Die Mittagszeit war herangekommen und ich nutzte eine überdachte Sitzgruppe in der Nähe des Kreuzes für eine ausgiebige Rast. Danach marschierte ich weiter zur Kalkhöhe. Dort hat man einen guten Ausblick nach Norden und Osten, in der Ferne sieht man den Dresdener Fernsehturm und die Berge der Sächsischen Schweiz. Der weitere Weg führte vorbei an der „Cunnersdorfer Linde“ nach rechts hinunter an den Talhang. Hier machte ich einen Abstecher zum alten Bergbaugebiet „Hirtenwiesen“ in dem einst nach Silber gegraben wurde und das heute entgegen dem Namen bewaldet ist. Beim Eintreffen der Schock, auch hier wurde maschinell Holz geschlagen, eine Planierraupe bereitete den Weg dafür durch das historische Bergbaurevier. Schilder warnen hier den Besucher vor Einsturzgefahr, für schwere Forstmaschinen gilt dies offenbar nicht, getreu dem Motto: „Augen zu und durch!“. Es erweckt den Anschein, als würde man die „alten Löcher“ nur zu gern zuschütten, obwohl sich ein Verein um die Pflege und Erschließung des Areals bemüht. Die verstreut liegenden Mulden, Halden und Mundlöcher verdienen sicher noch einen weiteren Besuch, jetzt habe ich zunächst nur einen Rundgang gemacht, um einen ersten Überblick zu erhalten. Dann ging es vorbei am Aussichtspunkt Ruhlabank hinunter an den Rand von Glashütte. Dort bog ich links herum und folgte auf dem Wanderpfad dem Talhang in einigem Auf und Ab. Unterwegs passierte ich die Aussichtsfelsen Bastei und Pilz, bevor ich wieder zur Brückenmühle hinabstieg und so den Ausgangspunkt erreichte.
Schwierigkeit: Witterungs- und ausschilderungsbedingt ordne ich meine Tour als T3 ein.
Fazit: Mit genug Zeit und Geduld im Gepäck derzeit für den Abenteurer oder den sportlichen Wanderer zu empfehlen. Karte und Orientierungsvermögen unbedingt erforderlich! Später bestimmt auch einmal tauglich für den Genusswanderer, wie ich mitbekommen habe, hat man das Wanderwegekonzept überarbeitet (Hoffentlich war die Beratungsfirma auch mal draußen vor Ort!) und will 2011 noch soundso viel Wegweiser erneuern beziehungsweise neu aufstellen, so dass sich das Orientierungsproblem punktuell entschärfen sollte.

Tourengänger: lainari


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 8977.kml

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2
16 Jan 21
In drei Teufels Namen · Gipfelstürmer94

Kommentar hinzufügen»