Brisen (2404 m) - rauf via Haldigrat, runter via NW-Couloir


Publiziert von marmotta , 6. Dezember 2010 um 00:24. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum: 4 Dezember 2010
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: Bauen - Brisen - Bürgenstock   CH-NW   CH-UR 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Niederrickenbach - Alpboden - Chäserstad - Haldigrat - Brisen - Dräckgaden - Alpboden - Niederrickenbach
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Niederrickenbach, Station, dann Luftseilbahn nach Niederrickenbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Niederrickenbach, Station
Kartennummer:LK 1171

Auf der Suche nach einem Tourenziel, das aus dem Raum Luzern schnell zu erreichen ist, stiess ich auf den Brisen (2404 m). Es ist dies der höchste und dominierende Gipfel der Bergkette, welche sich südlich des Vierwaldstättersees zwischen Urnersee und dem Unteren Engelberger Tal erstreckt. Dank der guten Erschliessung durch diverse Bergbahnen, der geringen Schwierigkeiten und der hübschen Aussicht in die Zentralschweizer und Berner Alpen sommers wie winters ein beliebtes Tourenziel. Für Schneeschuhgänger (mit oder ohne Snowboard) bietet der Haldigrat eine interessante Aufstiegsvariante mit rassiger Abfahrts-/Abstiegsmöglichkeit über das ca. 50 Hm unterhalb des Gipfels nach Nordwesten hinabziehende Couloir.
 
Nach längerer Zeit war ich mal wieder Teil einer gemischten Schneeschuh-/Skitourengruppe, wobei die Schneeschuhgänger zahlenmässig eindeutig die Oberhand behielten. Vom reizenden Klosterort Niederrickenbach, den wir per Luftseilbahn (Talstation 5 Gehminuten vom Haltepunkt cff logo Niederrickenbach, Station der Engelberger Bahn entfernt) erreichten, ging es zunächst im geschlossenen Verband auf der weiss geräumten Fahrstrasse zur Talstation der Haldigrat-Sesselbahn beim Alpboden (ca. 25 min zu Fuss). Hier teilten wir uns erstmals auf: Während die Einen mit der Sesselbahn zum Haldigrat (1935 m) hinauf in die Sonne schwebten, begaben sich Berglurch und ich in die Tiefkühltruhe der schattigen Nordflanke, um -mehr oder weniger der Freeride-"Piste" folgend- via Planggen und Chäserstad zur Bergstation auf dem Haldigrat aufzusteigen – allen Widrigkeiten zum Trotz. Hatte Berglurch eher mit seinem Material zu kämpfen, war es bei mir die klirrende Kälte an diesem überaus frostigen Morgen, die mir zu schaffen machte. Dies veranlasste mich dann auch, die 700 Höhenmeter in für mich ungewöhnlich flotten 60 Minuten zurückzulegen – der Eintritt in die wärmenden Sonnenstrahlen auf dem Haldigrat war für mich und mein eingefrorenes Gesicht ein wundervoller Moment…:-)
 
Nachdem die Anderen von ihrem Erkundungsgang mit Besteigung des westlich der Bergstation gelegenen Giri (1923 m) zurückgekehrt waren, wärmten bzw. stärkten wir uns alle zusammen im Gasthaus Haldigrat, bevor wir den Aufstieg über den Grat zum Brisen in Angriff nahmen. In weiter Ferne konnten wir dort einige Snowboarder beobachten, die bereits zum kleinen Sattel unterhalb des Gipfels strebten, um in dem von dort herabziehenden Couloir ihre Linien in den noch fast unberührten Tiefschnee zu zaubern.
 
Die Route über den Haldigrat war an diesem Tag unproblematisch – bei starker Verwächtung und heiklen Schneeverhältnissen könnte es an einigen Stellen oberhalb des Lauwistocks möglicherweise eng werden.
 
Während es die "gemütliche" Fraktion unserer Gruppe wenige Meter vor Erreichen des erwähnten kleinen Sattels unterhalb des Brisen-Gipfels gut sein liess und über den Grat zurück zur Bergstation der Haldigratbahn stieg, bliesen Berglurch und ich noch zum Gipfelsturm, obwohl uns ein einzelner Schneeschuhgänger, der sich bereits im Abstieg befand, wenig Hoffnung auf einen Gipfelerfolg machte. Zu heikel seien seiner Meinung nach die Verhältnisse am Gipfelkopf, so dass nur ein Aufstieg direkt über den (felsig-brüchigen) Grat in Frage käme. Der (Sommer-)Wanderweg leitet hier in die Südflanke, das Wegtrassee war trotz dicker Schneedecke noch gut zu erkennen.
 
Aufgrund der Aussage des Schneeschuhgängers umgingen wir diese Passage bis zum Wegweiser unterhalb des Gipfels auf dem schmalen, felsigen Grat, was dann wirklich ziemlich heikel war: das Kraxeln über brüchige, rutschige Felsen im abschüssigen Gelände war im Aufstieg gerade noch zu verantworten – für den Abstieg wählten wir dann den "Normalweg" (Sommerweg) durch die Flanke, was wesentlich einfacher und völlig ungefährlich war und meines Erachtens -ausser bei ganz prekären Schneeverhältnissen- in jedem Fall unserer (Aufstiegs-)variante vorzuziehen ist. So kann nämlich –bei entsprechenden Verhältnissen- bis zum Wegweiser unter dem Gipfel mit Ski bzw. Schneeschuhen aufgestiegen werden.
 
Offenbar waren wir die Ersten, die seit den letzten Schneefällen den Gipfel via Haldigrat erreicht hatten, nach uns stiegen noch 2 Schneeschuhgänger ebenfalls über diese Route auf den Gipfel. Nachdem wir ausgiebig die tolle Aussicht vom Gipfel genossen hatten, stiegen wir zu unserem Ski- und Schneeschuhdepot ab und präparierten uns für die Abfahrt bzw. den Abstieg durch das ca. 35° steile NW-Couloir. Hier waren die Verhältnisse anfangs sehr gut (40-50 cm leicht gesetzter Pulver), die Steilheit verhalf auch mir (armem Schneeschuhläufer) zu einem rassigen Abstieg. Bald jedoch liefen wir immer wieder auf noch nicht perfekt eingeschneite Felsblöcke auf – offenbar ist das Couloir im Sommer ein erbärmliches Geröllfeld…
 
Auch weiter unten war der Abstieg für mich mehr mühsam als spassig: Entweder sank man (in Mulden) knieftief ein oder man sass mit seinen Schneesportgeräten an Steinen oder gefrorenen Maulwurfshügel auf. Es braucht in diesem Gebiet wohl noch eine Menge mehr Schnee bzw. eine bessere Unterlage, um völlig genussreich ins Tal zu düsen!
 
Entsprechend froh war ich dann auch, als ich nach ca. 40 min die Talstation der Haldigratbahn erreicht hatte. Von dort im Stechschritt durch den noch immer eisigkalten Alpboden nach Niederrickenbach, wo wir uns alle wieder trafen und die schöne Tour auf der Sonnenterrasse des Pilgerhauses ausklingen liessen. 

Tourengänger: Berglurch, marmotta, nevada


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