Wilde Kreuzspitze (3132 m)


Publiziert von gero , 1. August 2010 um 15:01.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:31 Juli 2010
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 14:45
Aufstieg: 2065 m
Abstieg: 2065 m
Strecke:Gansör - Gansöralm - Gansörscharte - Wilder See - Rauhtaljoch - Wilde Kreuzspitze und zurück (21,2 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mauls (Eisacktal) neben dem Hotel Staffler kleine, steile Straße aufwärts Richtung Ritzail. An der letzten Kurve kurz vor dem Weiler Gansör eine der wenigen Parkmöglichkeiten, eine ebene Grasfläche. Alternativ darf man auch am Eingang von Gansör die Forststraße links aufwärts fahren, bis man nach einem Viehgatter zum Sperrschild kommt; hier ebenfalls Parkmöglichkeit.
Kartennummer:freytag & berndt WK S4 (Sterzing-Jaufenpass-Brixen)

Eine Mondnacht im Sommer - Walter und ich starten um 0:30 Uhr unmittelbar nach Ankunft beim Weiler Gansör (1411 m; kein Ortsschild) und steigen im Licht der Stirnlampen die Forststraße Richtung Gansöralm (Wegweiser am Ortseingang von Gansör; Weg Nr. 20) auf. Nach gut einem Kilometer geht sie in einen steilen Waldsteig über, der eine zeitlang dem Gansör-Bach folgt. Der Steig erreicht die Waldgrenze, wir betreten hier das üppig grüne Wiesengelände, das in den nächsten 1,5 Stunden hinaufleitet zur Gansörer Alm. Bisher haben uns immer wieder Wegweiser und Markierungen den Weg gewiesen, trotz Dunkelheit sind wir mit etwas Gespür und GPS-Unterstützung immer wieder richtig gegangen.

Mit dem Erreichen des Wiesengeländes wird die Orientierung unter den gegebenen Bedingungen etwas schwieriger - trotz hellem Mondlicht ist der Steig nicht immer erkenntlich. Hier erweist sich mein GPS als außerordentlich wertvoll: immer wieder ein kurzer Blick auf das Display - aber im großen und ganzen "stimmt die Richtung". Gegen 4 Uhr erreichen wir die Gansöralm (2301 m) und überlegen, ob wir hier biwakieren sollen. Andererseits: in gut einer Std. wird die Sonne aufgehen - und da würde ich gern oben auf der Gansörscharte stehen. Also schultern wir die Rucksäcke und gehen weiter, nochmals wird der Steig vorübergehend steil, und über weitere Murmeltierwiesen erreichen wir um 5 Uhr die Gansörscharte (2549 m). Es dämmert, bald wird die Sonne aufgehen - noch vor 6 Wochen stand sie um diese Uhrzeit schon hoch droben. Die Tage werden leider wieder kürzer ...

Als ich hinüberblicke zu unserem Ziel, trifft mich schier der Schlag: Mann, ist das noch weit ... und HOCH! Die Wilde Kreuzspitze macht ihrem Namen alle Ehre: fast möchte ich sagen, wie das Matterhorn Südtirols reckt und streckt sich ihr Gipfelaufbau in dem Morgenhimmel - beeindruckend! Wenn wir da mal schon droben wären!

Also weiter - unser Steig geht zu allem Überfluß erst mal knapp 100 Hm abwärts, um dann die jenseitigen Hänge wieder hinauf bis auf etwa 2600 m und anschließend nochmal hinunter zum Wilden See (2532 m) zu führen. Sehr idyllisch liegt er - noch im Schatten - eingebettet zwischen die steilen Hänge der umgebenden Bergketten, in seinem glasklaren Wasser spiegelt sich die Wilde Kreuzspitze. Am südlichen Ende überqueren wir den abfließenden Bach, gleich geht es wieder steil hinauf Richtung Rauhtaljoch (2807 m), das wir um 7:30 Uhr betreten. Noch liegt es im Schatten der benachbarten Blickenspitze; die wenigen Schneeflecke, die hier von den meteorologischen Eskapaden der letzten Tage liegen, sind hart gefroren. Ob zur Besteigung der Kreuzspitze Steigeisen nötig sein werden? Sie liegen gut verpackt daheim ...

Auf Steig Nr. 18 geht es nun hinauf zu unserem Gipfelziel; man erklimmt dabei den Südosthang, der sich als schiefriges, aber unschwieriges Schuttgelände entpuppt. Erfreulicherweise ist die Neuschneedecke, die es in den letzten Tagen gab, nur sehr dünn und nicht hart - Steigeisen sidn nicht notwendig, die Schistöcke dagegen erweisen sich als Anschubhilfe sehr nützlich. Nach einem kurzen Verhauer - ich folge weiter oben versehentlich für kurze Zeit der Spur eines etwas extremeren Bergkameraden, der den Gipfelhang direkt erklommen hat (für mich: heikel!) - geht es dann in einer kleinen Rechts-Links-Schleife auf dem Normalweg zum Südgipfel (= Kreuzgipfel, ca. 3130 m) hinauf: um 9:30 Uhr habe ich die Wilde Kreuzspitze (3132 m) erreicht.

Die Beschreibung im DAV-Führer "Zillertaler Alpen" als Aussichtsberg ersten Ranges ist absolut zutreffend: mehr oder weniger die gesamten Ostalpen breiten sich vor mir aus, der makellose Tag trägt ein übriges zum alpinistischen Wohlbefinden bei. Ob im Süden die Dolomiten, im Westen die Ortlergruppe, im Norden und Osten die Ötztaler, Stubaier oder Zillertaler Berge - kaum eine Gebirgsgruppe, die nicht zu sehen wäre! Lediglich der nördlich vorgelagerte, nur wenige Meter höhere Hauptgipfel (3132 m) schränkt die Aussicht etwas ein; der Übergang ist noch nicht gespurt. Ob ich noch hinübergehen soll? Aber Vernunft und Vorsicht siegen - ein steiles Schneefeld wäre zu queren, es scheint mir nicht ganz geheuer, und mit diesen weißen Massen zu Tal rauschen, das wäre nicht so erbaulich.

Nach dem Abstieg vom Gipfel umrunden wir auf dem Rückweg noch den Wilden See auf seiner nordwestlichen Seite, danach heißt es, die anfangs beschriebenen 2 Gegensteigungen zur Gansörscharte zu bezwingen. Der Rucksack ist schwer, die Beine müde, und als wir schließlich die Gansörscharte erreicht haben, fallen wir dort nach einer ergiebigen Brotzeit erst einmal in einen längst überfälligen Mittagsschlaf.

Danach geht es wieder zur Gansöralm und weiter nach Gansör hinunter; wir begegnen auf unserem langen Weg nicht einer einzigen Menschenseele - nur die Murmelis pfeifen um uns herum und die Bäche rauschen.

Was für ein Tourentag wieder einmal im sonnigen Südtirol !

Fazit: der hier beschriebene Anstieg durch das Gansörer Tal auf die Wilde Kreuzspitze ist lang, einsam und anstrengend - aber landschaftlich einmalig schön. Im Hinblick auf seine südseitig ausgerichtete Lage sollte er möglichst früh am Tag stattfinden, sonst wird man durchgebraten. Die Kreuzspitze selbst ist kein einsamer Berg - von allen anderen Seiten kamen, als wir schon im Abstieg waren, jede Menge Bergsteiger herauf, und zwar vermutlich auf der Normalroute durch das Valser Tal via Fane-Alm und Brixener Hütte.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 2997.gpx Von Gansör auf die Wilde Kreuzspitze

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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2010 um 17:10
Hallo, Gero!

Lässige Tour, bei AKW, Gratulation!
Die Aufbruchszeit ist allerdings auch lässig.
Ich war an diesem Tag wieder mal im Karwendel(wo sonst???), hatte aber leider keinen so klarenTag wie Du.
Bericht über die Große Wechselspitze (Fallbachkarspitze) folgt!

Beste Grüße, ADI

Felix hat gesagt: das Südtirol zum zweiten ...
Gesendet am 9. August 2010 um 12:53
wiederum herrlich, diesmal etwas "lieblicher" ...
Was macht mann nicht alles, um zu eindrücklichen Bergerlebnissen zu kommen, gell Georg?!
lg Felix


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