Versuchte Besteigung des Tungurahua (5023m)


Publiziert von TJack , 12. Mai 2010 um 17:18.

Region: Welt » Ecuador
Tour Datum:13 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: EC 
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 3000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Jeep von Banós
Zufahrt zum Ankunftspunkt:zu Fuss
Unterkunftmöglichkeiten:Refugio auf 3800m - Türen offen

Hier ein kleiner Bericht meines Besteigungsversuchs des Tungurahua.
Obwohl es bei dieser Tour keinen Gipfelerfolg gab ist sie doch als meine eindrücklichste Tour meiner Reise in Erinnnerung geblieben.
Kaum in der Kleinstadt Banós angekommen fand ich mit Jens einen begeisterten Begleiter der mit mit Abenteuer erleben wollte.

Als Ziel hatte ich schnell den Tungurahua ins Auge gefasst. Leider waren die Grundvoraussetzungen sehr schlecht. Wir hatten weder Karten des Gebiets noch gute Informationen. Je nachdem wen man fragte war der Berg entweder unbesteigbar oder " no hay problema" (kein Problem).
Ebenso brauchten wir zwingend eine Übernachtungsmöglichkeit am Berg. Es gibt dort auch ein Refugio welches allerdings wieder einerseits mit den Worten "total zerstört beim letzten Vulkanausbruch" beschrieben wurde - anderseits wurde uns gesagt "mit einem Schlafsack kein Problem"
Tja - Zelt hatten wir auch keines...

Nächstes Problem: miserables Wetter in der Regenzeit - also nicht gerade gute Voraussetzungen für unser Unterfangen.

Aber: wer nicht wagt der nicht gewinnt...
Also haben wir uns einen Jeep gemietet, Schlafsäcke geliehen und uns einfach mal hochfahren lassen.
Wir wurden von unserem netten Fahrer dann auch auf ca 2600 Meter an einem Schild "Refugio 4km" raus gelassen. Das ging doch schon mal gut los...
Die nächsten drei Stunden ging es bei bewölktem Nieselwetter durch teilweise Tunnelartige Wege den verschlammten Weg hoch.
Dann standen wir vor einem Haus das etwas mitgenommen aussah. Der letzte Vulkanausbruch hatte das Dach zum Einstürzen gebracht, entsprechend war alles nass und dreckig.
Einer eingebung folgend wanderten wir noch ein paar Minuten weiter um vor einem wunderschönen Refugio (3800m) zu stehen (offene Türen) mit einem Dachboden in dem es sich super schlafen lässt.

Gegen Abend verschanden dann auch langsam die Wolken und wir waren gespannt auf den unbekannten Aufstieg am nächsten Tag.
Da der Weg von einer kurzen Erkundung am Vorabend uns vollkommen unbekannt war standen wir erst um 4:45 auf und machten uns recht zügig auf den Weg.
Der Weg endete dann auch recht bald aber wir konnten uns mit einsetzen der Dämmerung ganz gut orientieren und fanden auch hin und wieder Wegspuren.
Weiter oben dann fanden wir sehr frische Spuren, denen wir bis zum Kraterrand auf 4800 Meter folgen konnten.
Effektiv geht der Weg lotrecht nach oben. Bei den Felsen auf die man später trifft hält man sich leicht rechts im bereich der geringeren Neigung.
Grundsätzlich besteht auf Grund des steilen Geländes die Gefahr herabrollender Steine.

Der Hauptgipfel liegt etwa 200 Meter höher und war stark vereist. Da zum einen nicht wussten welchen Weg wir einschlagen sollten (im Nachhinein haben wir erfahren, dass man den Gipfel von der rechten Seite angehen muss) und wir auserdem keine Steigeisen dabei hatten überlegten wir umzudrehen.
Das dritte Argument war, dass es schon 10 Uhr Mittags war und wir noch 3000 Hm Abstieg vor uns hatten.

Schweren Herzens kehrten wir also um und machten uns auf den Anstrengenden, insgesamt 6 Stunden dauernden Abstieg bis hinunter nach Banós.

Unterwegs begegneten wir einem Tourguide, der sich sehr interessiert an unserem Besteigungsversuch zeigte.
Seit dem letzten Ausbruch im Februar 2008 hatte es scheinbar erst eine Expedition aus lokalen Bergführern gewagt auf den Berg zu steigen. (Wir waren unwissend deren Fussspuren gefolgt)

Eine Besteigung dieses Berges ist auf jeden Fall ein großes Abenteuer.
Man sollte allerdings das Risiko bewusst abwägen, da der Vulkan hoch aktiv ist.

Es gab Ausbrüche 1999, Juli 2006, August 2006, Oktober 2006 und zuletzt Februar 2008 wobei auch mehrere Menschen in umliegenden Dörfern den Tod fanden.

In den letzten Monaten gab es einige Aktivität. So gab es eine verstärkte Phase der Aktivität ab 5. Januar die sich bis zu einem starken Ausbruch (10 000m Aschesäule) bis am 29.5.10 verstärkten.
Eine Besteigung scheint also die nächsten Monate eher unmöglich zu sein ;-)


Tourengänger: TJack


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