Weismies von Saas Almagell über SSO-Grat


Publiziert von akka , 26. März 2010 um 23:56.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 5 November 2006
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 2440 m
Abstieg: 2440 m
Strecke:Saas Almagell 1660m - Almagellerhütte 2894m - Zwischenbergenpass 3297m - Weissmies 4017m - retour

Eine Herbstfeienwoche, die ich im Aostatal verbrachte, ging zu Ende. Am Samstag musste ich meine Ferienwohnung räumen. Sieben wunderschöne Tourentage lagen hinter mir. Ich konnte tatsächlich jeden Tag nutzen. Das Wetter war mir hold. Für das abschliessende Wochenende präsentierte sich dieses aber nochmals wolkenlos und ich war nach der genialen Woche so richtig heissgelaufen.
Als ich über den Grossen St. Bernhard ins Wallis fuhr, blutete mir das Herz bei dem Gedanken, ab Gampel durch den Lötschberg nach Hause fahren zu müssen.

So entschied ich mich spontan, im Wallis noch nach einer Uebernachtung auf den Sonntag zu suchen, um die Ferien mit einer weiteren Wanderung würdig ausklingen zu lassen. Während der Fahrt von Martigny über Sion studierte ich nach einem Ziel. Ich stellte fest, das selbst die höchsten Berge südseitig praktisch schneefrei sind. So entschloss ich mich, einen Versuch auf das Weissmies über den Südgrat anzugehen.
In Saas Almagell hatte es dann nur eine einzige Uebernachtungsmöglichkeit. Anfang November ist hier tote Hose. Ich bezog mein Quartier und gönnte meinen von der vorangegangen Woche doch etwas ermüdeten Beine etwas Wirlpool und Sauna im Hotel, welches ausser mir zumindest noch zwei weitere Gäste hatte.

Am nächsten Vormittag stand ich dann kurz vor 7 Uhr bei anbrechenden Tageslicht parat, um von Dörfli (1660m)  den steilen Weg über Stelli zu beschreiten. Mit -8° war es ein sehr kalter Morgen und der Weg hart gefroren. Anschliessend geht`s recht flach am linken Ufer des Bachs hinein ins Almagellertal bis zur Almagelleralp (2194m). Inzwischen sind die Ostflanken der Mischabelgruppe hell erleuchtet und der Spassfaktor ob dieses schönen Anblicks gross. Der gute Weg zur Almagellerhütte war immer wieder mit Eis überzogen. Die Sonne tat recht gut und an der Almagellerhütte auf 2894m machte ich Rast.

Der Anstieg zum Zwischenbergenpass führt über Geröll und ein Schneefeld. Am Pass blies mir dann bereits ein rauher Wind ins Gesicht. Weiter geht es in gröberen Block westlich des Kamms zum P.3268m. Hier beginnt der eigentliche Südgrat des Weissmies. Je nach Lust und Laune könnte man bereits hier die nicht allzu festen Felsen überklettern. Ich halte mich jedoch an die übliche Route und steige in eine kleine Senke nach Osten ab und halte dann auf das Schneefeld zu, das bei etwa 3480m beginnt. Dieses war natürlich hart und mit Steigeisen steig ich höher. Der Wind pfeifft mir um die Ohren. Schnell erreicht die Steigung 35° und ich 3620m. Höher mag ich das Schneefeld, welches bis auf 3800m hinaufreicht, nicht mehr gehen, und queere zum Südgrat hinaus. Dort mache ich eine zweite Rast. Etwas windgeschützt und gut in warmen Jacken eingepackt, sass ich in der Sonne. Die zahlreichen Höhenmeter der Woche haben meine Beinmuskulatur müde gemacht. Der Grat wirkt hier mächtig, wenngleich nicht wirklich schwierig. Grosse Augen mache ich, als plötzlich jemand das Schneefeld herabgestiegen kommt. Er sieht mich und es kommt zu einen kurzen, vom Wind zerrissenen, Gespräch aus der Distanz. Die Botschaft war jedoch klar: "Nur zu, es ist nicht mehr weit und auch nicht schwierig" Okay, das schenkt mir neue Energie. Ich packe die Steigeisen in den Rucksack und beginne den Grat höherzusteigen. Der Fels ist völlig trocken. Wirklich klettern muss man gar nicht. Gut so, denn die dicken Handschuhe sind wirklich nötig. Die schwierigste Stelle ist ein II-.  Der Grat ist nie richtig ausgesetzt und man kann fast immer meist links und gelegentlich rechts der Gratkante zwischen den Blöcken hindurchschlüpfen. Dies macht Spass und ich bin wieder sehr zügig unterwegs, so das ich wenig später auf 3960m ankomme. Ein kleines Plateau.
Nun war endgültig schluss mit lustig. Der Wind bliess mich fast um. Es gelang mir noch ein paar Fotos zu machen, gab dies aber schnell auf und schwor mir, die Handschuhe nie mehr abzuziehen. Der finale Firngrat ist an einer Stelle sehr schmal und braucht Überwindung. Von Gipfelfreuden dann keine Spur. Buff- Orkan! Objektive -17°C aber gefühlte -45°C. Abliegen im Sturm war angesagt und umgehende Flucht talwärts. Das Erreichen des Felsgrates auf 3940m war eine Erlösung. Der Spass kam zurück und ich sprang tänzelnd die Felsen hinab. Zuletzt nutzte ich wieder das Schneefeld, das in der Sonne nicht aufweichen mochte. 
In der Senke vor dem Zwischenbergenpass gönnte ich mir nochmals eine längere Pause.  

Den restlichen Abstieg nach Saas Almagell machte ich dann in einen Zug, wenngleich das Tempo den müden Beinen angepasst. Um 16 Uhr war ich dann froh, wieder am Ausgangspunkt zu sein.  Schliesslich begann am folgenden Tag wieder der Ernst des Arbeitslebens... leider!


Tourengänger: akka


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Kommentare (2)


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Alpenorni hat gesagt: Congratulations
Gesendet am 27. März 2010 um 00:39
Eine phänomenale Leistung, schöner Bericht und tolle Bilder - dafür muss man aber in der Tat gut im Training sein ! Erstaunlich, dass sowas im November noch machbar ist !
Gruß
Martin

WoPo1961 hat gesagt: Respekt!
Gesendet am 27. März 2010 um 16:19
Hut ab! 2440 Höhenmetern in einem Rutsch. Und auch wieder hinunter, das nenn ich mal eine ziemlich reife Leistung und die benötigte Zeit ist auch super. Glück gehört natürlich auch dazu, das Anfang Nov. noch kein Wintereinbruch war. (im Oktober 2009 gab es den schon, um den 14/15. Okt.)


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