Die Trabanten der Kletečná


Publiziert von lainari , 29. April 2025 um 12:29.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:27 April 2025
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 475 m
Abstieg: 475 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis zum průsmyk Paškapole
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 10 České středohoří západ

Jeder Moment zählt
Wie wenig ist genug
 
Um meine Sprachlernfaulheit etwas auszutricksen habe ich es mir zu eigen gemacht, Sprache und Kultur anderer Länder zumindest ein Stück weit über die Musik zu erschließen. Wenn ich das so verknüpfe, bleibt einfach mehr hängen. Seit einiger Zeit wende ich die Technik verstärkt auf Tschechien an. So war ich unlängst auf den berührenden Titel „Slunečnice“ (Sonnenblume) von Anna Julie Slováčková & Band feat. Marta Jandová gestoßen. Im Lied, das wie viele andere unter dem Einfluss der Krebserkrankung der Sängerin entstanden ist, wirbt der Refrain dafür, den Moment zu leben und Kleinigkeiten zu achten. Falls jemand das Video schaut: Auf dem weitergereichten Zettel steht „Lächeln!“ geschrieben. In Erinnerung an die wundervolle Anna Julie Slováčková, gest. 06.04.2025.
 
Die Kleinigkeiten sind daher auch Inhalt meiner heutigen Tour. Nicht die stolzen Berge, die ihren Nasen hoch in den Himmel recken, nein die kleinen, die stets in ihrem Schatten stehen. Auf der Anreise ins České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) mache ich einen Sonnenaufgangsstopp auf dem Erzgebirgskamm. Dann fahre ich wie gewohnt weiter. Schon gefühlt tausendmal bin ich am Bergbau-Stausee Kateřina vorbeigefahren. Heute, nach einer klaren frostigen Nacht, steht Nebel über dem Gewässer. Fast bin ich schon wieder vorbei und lenke dann doch um. Mein Abstecher auf den verbuschten Seedamm ist wenig ergiebig. Ich setze neu über einen Pfad zum Ufer an, blicke dadurch seitlich auf das Wasser. Dann geht es um eine Kurve - See längs, Nebel und Sonne von vorn - Wow! Gemeinsam mit einem freundlichen Angler, der gerade seinen Platz einrichtet, schaue ich gebannt auf den See.
 
Dann geht es weiter zum Startpunkt meiner Runde auf dem průsmyk Paškapole (Paschkapole Pass). Das Ziel der Tour ist die Umrundung der Kletečná (Kletschen) und die Erkundung der sie umgebenden Trabanten. Auf der anderen Straßenseite biege ich nach rechts auf einen Wiesenweg ein, der mich im Verlauf in das kleine Örtchen Zbožná (Boschney) führt. Dahinter geht es auf dem Zufahrtssträßchen leicht talwärts. Als links ein Flurweg einmündet, wende ich mich nach rechts und erklimme weglos einen langestreckten bewaldeten Rücken. Auf dem Rücken treffe ich auf einen schmalen Pfad. Als ich, durch einen Seitenblick unaufmerksam, mit dem Kopf im Dornengestrüpp hängenbleibe merke ich, dass der Pfad von maximal Reh-hohen Vierbeinern ausgetreten wurde. Der Gipfel des Liščí vrch (Fuchsberg) findet sich schließlich im Kammverlauf und ist mit einem TP ausgestattet. Auf dem Zugangsweg gehe ich zum Flurweg zurück. Dieser mündet auf einem gelb markierten Wanderweg. Am höchsten Punkt eines bewaldeten Sattels biege ich kurz vor der Waldkante nach rechts auf einen Pfad ab, der diesmal von Bergwanderern stammt. Nach kurzer Zeit wird es leicht felsig. Mit einem leicht aus dem Wald ragenden Basaltfelsen ist die Skalka erreicht, die einen wundervollen Aussichtsbalkon bildet. Dass es ein solch herrliches Fleckchen im Böhmischen Mittelgebirge neu zu entdecken gibt, ist der zweite Wow-Moment des Tages. Hier wird die Kleinigkeit zum Kleinod. Natürlich nutze ich diese Gelegenheit zu einer gemütlichen Pause. Dann gehe ich auf dem Kammverlauf weiter. Nach einer leichten Einsenkung kommt der bewaldete Gipfel des Hrušovák (Ruscholka Berg/Roscholker Berg/Roschulka Berg). Hier wende ich und gehe zum Wanderweg zurück. Kurz nach dem Aufbiegen auf die markierte Route komme ich in den Ort Kletečná (Kletschen). Am Ortsende wechsele ich auf eine grüne Markierung. Gleich nach dem Ort gehe ich weglos auf die Valínovka/Újezdská hora (Hora Berg) hinauf. Der bewaldete Berg bietet keine Aussicht. Zurück auf dem Wanderweg halte ich mich später unmarkiert auf einem geschotterten Weg nach rechts und gelange so in der Folge nach Záhoří (Sahorsch/Zahorz). Dahinter geht es auf dem Zufahrtssträßchen leicht bergwärts. Rechts neben der Straße liegt das nächste Ziel, die Strana. Diese trägt aber, wie viele alleinstehende Mittelgebirgerinnen an ihrem Waldröckchen unten einen Dornensaum. Da muss man durch, dies gelingt mir an der Nordostecke ganz gut. Dann steige ich erdig basaltkrümelig aufwärts. Das Gipfelplateau der Strana ist verbuscht und bietet keinen Ausblick. An der Südostecke finde ich im Abstieg einen Ausgang zur Straße. Der letzte Kandidat des Tages zeichnet sich schon in Sichtweite ab und ist leicht zu erreichen. Der halbbewachsene Hadí vrch bietet einige schöne Ausblicke ins Umland. Eventuell sollte man dem Namen nach auf Schlangen achten, habe aber keine gesehen. Wenig später komme ich zum Ausgangspunkt průsmyk Paškapole zurück.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h 45 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist größtenteils nicht als Wanderweg markiert und auf vorhandenen Wegen mit T1 zu bewerten. Die Bergzugänge sind abschnittsweise mit T2 zu bewerten.

Tourengänger: lainari


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