Auf dem Kleinen Hansjakobweg
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Hansjakobweg I, oder Kleiner Hansjakobweg (15./16.03.2025)
Für einen Gang ins Hochgebirge taugt das Wochenendwetter nicht, und zum Klettern ist es zu kalt. Ohnehin wird es wieder mal höchste Zeit, an meinem Langzeitprojekt "Alle Fernwanderwege des Schwarzwaldvereins" anzuknüpfen. Meine Wahl fällt auf den Hansjakobweg I, der mir mit 54 km Streckenlänge und 1770 hm an einem Wochenende machbar erscheint. Ich entscheide mich dabei für eine Biwaktour.
15.03.2025
10 Uhr Aufbruch in Schenkenzell. Es ist bedeckt, und ein kalter Wind bläst. Aber trocken, und das soll heute, in Abweichung zur Vorhersage, auch so bleiben. Die ersten 3 km führen nach Norden, das Tal der Kleinen Kinzig aufwärts, die Straße dabei meidend. Das ist ein netter Auftakt, mal nahe am Wasser, mal vom Talboden leicht abgehoben, mit hübschen Perspektiven. In Vortal ist dann die Abzweigung ins Wittichental, das weiß ich noch von meiner Tour Gengenbach – Alpirsbach her. Nur an Details scheine ich mich nicht mehr zu erinnern, schöpfe zumindest am Anfang keinen Verdacht. Ich passiere den Gallenbacher Hof, der ja schließlich auf der Lehrtafel am Taleingang erwähnt ist. Auf den Dürrhof zu schwant mir etwas, ich werfe einen Blick in die Karte. Vorerst vermute ich nur, dass ich wohl auf der falschen Talseite bin. Doch als ich den Dürrhof auf der Karte entdecke, sträuben sich mir die Haare. Die nette Bäurin vertröstet mich. Ich sei nicht der Einzige, dem das passiert.sie erklört mir zwei Varianten, um wieder auf meinen Hansjakobweg zurückzukommen. Ich könnte von hier aus direkt nach St. Roman wandern, doch ich entschließe mich für den Weg zum Kloster, obwohl die Zeit nach hinten hin knapp werden könnte. Eine gute Stunde und ein paar Kilometer zusätzlich dürfte mich dieser Umweg gekostet haben. Wenn das so weitergeht, kann ich wohl froh sein, wenn ich es bis zum Ende der Tour gerade mal bis Schapbach schaffe, denke ich.
Das Kloster hatte ich ja schon mal auf dem Querweg, jetzt passiere ich es mit abweichendem Aspekt von einer anderen Seite herkommend. Von oben herab bietet sich mir ein schöner Blick auf die stattliche Klosteranlage. Auf der gegenüberliegenden Talflanke treffe ich dann endlich den Hansjakobweg wieder. Es geht hinauf zur Salzlecke (738 m), wo eine abgeschlossene Hütte steht. Durchs kleine Tälchen des Heubachs dann nach Hinterheubach (613 m), wo einst Fichtenharz verarbeitet wurde. Danach das sagenumrankte Naturdenkmal Teufelsstein.
Das Wallfahrtskirchlein St. Roman hat mich zweimal zuvor bei anderen Wanderanlässen schon gesehen. Im Weiler rings ums auf einer Anhöhe thronende Kirchlein finde ich die überdimensionierte Anlage des Wellnesshotels "Adler" doch etwas unpassend zu einem sonst doch idyllischen Ort.
Malerisch geht es vorbei an auf Bergwiesen gesetzte Gehöfte, durch Fichtenwald, und hie und da bietet sich auch mal eine Fernsicht, etwa am Berggasthof Waldhans. An einem Wegekreuz mit Sitzbank erspähe ich Schapbach tief unten im Wolftal. Dorthin geht es hinab, besser gesagt, zum prächtigen Schwarzwaldhaus des Ochsenwirtshofs, welcher etwa 2 km südlich von Schapbach seinen Standort im Wolftal hat. Mit etwa 370 m ist dort ein vorläufiger Tiefpunkt erreicht, der durch einen unmittelbar folgenden Wiederaufstieg wettgemacht werden soll.
Bei einer Jägerhütte passiert mir wegen der dort nicht eindeutigen Markierung ein weiterer Verhauer. Ich hätte eigentlich neben der Hütte weiter bergan gehen sollen. Stattdessen folge ich der breiten Forststraße nach links. Keine Markierungen mehr, der Weg tendiert dazu, hinunterzugehen. Die Zeit wird jetzt knapp, ich muss einen geeigneten Biwakplatz finden. Direkt an der Forststraße würde wohl den Förster zum Morgenstreich auf den Plan rufen ... da sehe ich es zwischen den Bäumen durchschimmern, ein Wiesenstück, offenbar sogar flach. Als zum Wolftal hin vorstehende Rippe präsentiert sich mir tatsächlich ein kleines, flaches Wiesenstück, sogar mit genialer Aussicht ins Nebental des Tiefenbachs mit einem dort malerisch hineingesetzten opulenten Schwarzwaldhof. Dahinter erheben sich schwarzwaldtypische, bewaldete Bergkämme. Ich bin entzückt.
Um 18.15 h steht mein Zelt. Zu Abend wird gevespert, ich habe es vermieden, für nur eine Biwaknacht Kocher und Geschirr mitzunehmen. Gleichwohl hätte ich hier oben auch kochen können, denn in unmittelbarer Nähe plätschert ein Bach zum Wolftal hinab. Bis zum endgültigen Einbruch der Dunkelheit genieße ich, vor dem Zelt sitzend, Aussicht und Abendstimmung. Mit der Daunenjacke bleibt es dabei klimatisch ganz angenehm.
16.03.2025
Die Nacht blieb niederschlagsfrei, die Zeltplane mangels Luftfeuchtigkeit zu meiner Verwunderung trocken. Mit bedecktem Himmel ohne Abstrahlung war es auch nicht sonderlich kalt. Bereits um 6.30 h nehme ich mein Frühstück in der Morgendämmerung mit besagter netter Aussicht. Um 7.20 h breche ich auf.
Es gilt zunächst, den gestrigen Verhauer zu korrigieren. Wo ich jetzt bin, ist mir mit Hilfe der Karte inzwischen klar geworden. Ich vermeide es aber, den Weg wieder zurückzugehen. Stattdessen folge ich der Forstraße weiterhin höhenparallel zum Wolftal nach Südwesten, bis ich auf das Tal des Dohlenbaches stoße. Nach einem Wiederaufstieg entlang eines kaum befahrenen Sträßchens treffe ich beim ehemaligen Bergbaurevier Schwarzenbruch wieder auf den Hansjakobweg.
Hier auf dem Schwarzenbruch dreht der Weg eine größere Runde über das Hochplateau, wobei mehrere solitär stehende Bergbauernhöfe berührt werden. Bezüglich der Aussichten ist dies das ergiebigste Teilstück des gesamten Weges. Erwähnung verdient auch der Schremppenhöhenweg. Die dort vorhandene Vegetation bietet einen Kontrast zu den sonst verbreiteten Fichtenwäldern und entspricht gemäß Lehrtafel den botanischen Verhältnissen im Mittelschwarzwald zu früheren Zeiten. Ein etwa halbstündiger Schneegraupelschauer bleibt harmlos .
Schließlich geht´s hinab, und in Hirschbach ist wieder das idyllische Bachgurgeln zurück. Über Wildschapbach wandere ich durch ein romantisches Seitental der Wolf zum am Talausgang gelegenen Weiler Vor Wildschapbach hinunter. Ich bin hier erneut zurück im Wolftal. Etwa 2 km flussaufwärts gelange ich nach Schapbach. Der doppelte Zwiebelturm der Kirche St. Cyriak ist das von Weitem erkennbare Wahrzeichen der Wolftalortschaft.
Mir steht der Sinn nach einem ordentlichen Kaffee. Im Gasthaus Sonne ist mir ein solcher vergönnt, dazu noch ein Zwetschgenkuchen. Die Wanderkarte offenbart mir einen unmittelbar bevorstehenden kräftigen Wiederanstieg, weshalb ein weiteres Kännchen Kaffee geordert wird, unterlegt diesmal mit Apfel-Streusel.
Um 12 Uhr verlasse ich Schapbach, und wie erwartet, steigt der Weg erst einmal für eine Weile bergan, bis am Schmidsbergerplatz (778 m) der Kulminationspunkt des Tages erreicht ist.
Ab dem Ziefelsbrunnen plätschert lieblich das Laienbächle neben mir her. Hier, wie auch an vielen anderen Teilstücken des Weges, tröstet eine wundervolle Ruhe und Idylle über die Tatsache hinweg, dass der Hansjakobweg I einen nicht unerheblichen Anteil an Asphalt- und Forstwegstrecken aufweist.
So komme ich denn nach Kaltbrunn. Vom Martinshof her lässt eine Blaskapelle Kirchenlieder durch Tal erschallen. Ich bin zwar weder Freund vom Einen, noch vom Anderen, doch Ambiente und Stimmung erzeugen Wohlgefallen ;-).
Oben am Schmidsbergerplatz wähnte ich mich noch am Ende aller Anstiege, doch ich werde hier in Kaltbrunn eines besseren belehrt. Jetzt nur noch entlang der Straße hinab bis Schenkenzell wäre auch irgendwie zu oll gewesen ...
Die Felsenkapelle thront malerisch über einem Gratsattel, und mit Überquerung des Sattels gelange ich nochmals ins Wittichental hinüber. Der Weg trifft etwa 200 m vom Kloster Wittichen entfernt auf den Zubringerweg von Schenkenzell her. Der Kreis ist somit geschlossen, von nun an geht es schnurstracks zuerst zum Talausgang in Vortal, und von dort aus mit der Kleinen Kinzig auf dem gestern gekommenen Weg zurück nach Schenkenzell. Leichter Regen kommt jetzt auf, wiederum nicht genug, um wirlich davon nass zu werden, geschweige denn, mir irgendwie diese schöne und eindrucksvolle Tour zu vermiesen :-).
Fazit: Der Hansjakobweg I gehört zu den Klassikern unter den Fernwanderwegen des Schwarzwaldes, und entstand somit lange vor der Zeit von Premiumwanderwegen.Es soll deshalb nicht unerwähnt bleiben, dass er eine beträchtlichen Anteil an Asphalt- und Forstwegen aufweist. Dafür kann man es, wenn man möchte, auf solchen Strecken "metern lassen".
Der Weg ist nirgends spektakulär. Beschaulichkeit, Ruhe und Idylle sind seine Prädikate. Der Kultur dieses Landstriches gehört die Gewichtung des Hansjakobweges, etlicheLehrtafeln finden sich entlang des Weges, auf denen viel Wiissenswertes vermittelt wird, vornehmlich mit Bezug zu den Erzählungen des Pfarrers und Heimatschrifstellers Heinrich Hansjakob.
Es ist das einstige Land der Flößer und Erzbauern, der Volkssagen und historischen Kuriositöten, welches dem Wanderer auf diesem Weg zum Verständnis nähergebracht wird. Mir persönlich hat das so oft gegenwärtige Rauschen und Gurgeln von großen und kleinen Bächen in diesen zwei Tagen besonders wohlgetan. Wer also mal Ruhe genießen, frische Waldluft atmen und sich ein in allen Belangen echtes Schwarzwalderlebnis angedeihen lassen möchte, ohne dabei allzu große Erwartungen zu stellen, ist auf diesem Weg gut aufgehoben.
Tourengänger:
Günter Joos (gringo)

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