Malerische Sächsische Schweiz


Publiziert von Günter Joos (gringo) , 21. Februar 2025 um 21:14.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:28 Dezember 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Zeitbedarf: 8 Tage
Strecke:116
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Dresden nach Bad Schandau, ca. 50 km
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels, Pensionen, Jugendherberge,. Campingplätze
Kartennummer:N10, N17, N91 Sachsen Kartographie

                                   Zu ungewöhnlicher Zeit unterwegs auf dem Malerweg

Ganz nach dem Muster unserer Mullerthal-Trail-Tour Ende Dezember vergangenen Jahres sollte auch diese Tour gestrickt sein. Nur meine beiden Begleiter von damals – Kumpel Udo und Hund Sheila – müssen in letzter Minute wegen einer Verletzung absagen. So trete ich denn allein die Reise in die Sächsische Schweiz an. Die Gegend hatte ich ja schon mal:  im Mai 2020, als ich nach dem Rennsteig im Thüringer Wald noch den Forststeig auf der Südseite der Elbe erwandert hatte. Diesmal soll es der weitaus bekanntere Malerweg werden. Dieser erschließt auf 116 km sowohl Gebiete nördlich der Elbe, als auch die Südseite. Dabei berühren sich beide Fernwanderwege nur mal kurz, etwa am Papststein und am Gorischstein.
 
Der Forststeig hatte mich seinerzeit ganz schön gefordert. Mit wenig Zeit und viel Marschgepäck hatte ich die Route autark im Anschluss an die ebenfalls autark zurückgelegten 170 km des Rennsteiges durchgezogen. Ohnehin für diesen Zweck angelegt, hätte ich zur damaligen Corona-Hochzeit auch keine Chance gehabt, in einer Ortschaft zu nächtigen, oder mich dort wenigstens zwischendurch zu verköstigen. Völlig anders ist die jetzige Ausgangslage: da ich fesstellen konnte, dass der Malerweg, ähnlich wie der Mullerthal-Trail, aufgrund einer auch im Winter gut funktionierenden ÖV-Infrastrukur sehr gut von einem Standort in der Region aus gemacht werden kann, entschied ich mich für die Jugendherberge Im Ortsteil Ostrau des sympathischen Elbe-Kurortes Bad Schandau. Der Jahreszeit mit den kürzesten Tagen Tribut zollend,  habe ich bei der Planung von vorneherein  etwaige Etappenzusammenlegungen ausgeschlossen, und stattdessen die standardgemäßen 8 Tagesetappen übernommen, was tägliche Nettowanderzeiten zwischen  4 und 7 Stunden ergibt. Mit fester Unterkunft und leichtem Tagesgepäck sollte dies für meine Verhältnisse eine Wellness-Tour werden ... :-)
Kann man denn mitten im Winter in der Sächsischen Schweiz wandern? Man kann, und wie ich noch feststellen soll, tun das nicht wenige Einheimische vor Ort auch. Ein bisschen Erfahrung zur Einschätzung der Lage sollte man jedoch haben. So gehören Grödeln meiner Meinung nach mit in den Rucksack, und sei es nur zur Redundanz oder als psychologischer Support  ;-).
 
28.12.2024
Ankunft Bad Schandau Nationionalparkbahnhof am späten Nachmittag. Die Elbbrücke ist derzeit gesperrt, weshalb der Transport vom auf dem Südufer gelegenen Bahnhof zum Städt´l am Nordufer durch regelmäßig und zuverlässig verkehrende Fährboote bewerkstelligt wird. Sozusagen ein malerisches Preludium!
Der Charme von Bad Schandau hat mich bei meinem letzten Aufenthalt bereits in seinen Bann gezogen. Es ist in mehrfacher Hinsicht das Pendant unseres Bodenseestädtchens Überlingen, mit dem Bad Schandau eine Städtepartnerschaft pflegt. Eine fast schon mediterran erscheinende Waterfront aus Fassaden altehrwürdiger Hotels, darüber herausragend die Kuppel der St.-Johannis- Kirche, im Hintergrund die waldigen Abhänge des Elbdurchbruchs. In die Abbruchkante schneidet das klammartige Tal der Kirnitzsch ein. Der stählerne Personenaufzug von 1908 überbrückt eine senkrechte Felswand, über der Talkante auf dem Plateau befindet sich das ruhige Ostrau. Der Aufzug wird abends effektvoll rot und blau beleuchtet. Ich ergattere gerade noch eine der letzten Fahrten, die Beleuchtung ist bereits eingeschaltet, der Blick kurz vor Sonnenuntergang über Ort und  Elbe hinweg hebt die Vorfreude auf was da kommen  soll ...

Der Standort der Jugendherberge im alten Ortskern, dem dem Kirnitschtal zugewandten Teil von Ostrau, verspricht eine wunderbare Ruhe, bringt allerdings auch eine gewisse Herausforderung an meine Logistik mit sich, da sinnvolle ÖV-Verbindungen eigentlich nur von Bad Schandau aus gehen. Vor 7.30 h gibt es noch kein Frühstück. Ich habe dieses aber berwußt mitgebucht, und ich möchte darauf auch keinesfalls verzichten. Doch bin ich mir sicher, ich werde diese Hürde mit Enthusiasmus nehmen ;.-).
Eine Idee von mir ist, mich nicht strikt an die Reihenfolge der Etappen zu halten, sondern den Ablauf jeden Abend aufs Neue bezüglich des Wetters und der ÖV-Erreichbarkeit zu überdenken. Letzteres auch hinsichtlich der in diesen Urlaub mit eingebundenen Feiertage.

29.12.2024  5. Etappe
Die 5. Etappe des Malerweges greift am tiefsten gen Osten aus und verläuft komplett durch Nationalparkgebiet. Im Rother-Wanderführer  ist sie, gleichwohl wie Etappe 4, schwarz gekennzeichnet, also mit verhältnismäßig hohen Anforderungen. Aufgrund der jetzt noch vorherrschenden guten Wetterlage möchte ich mit diesen beiden loslegen, beginnend  mit der vom Zeitaufwand vermeintlich längsten. Jedoch  wurden im Rother-Führer die Wegzeiten vertauscht, was mir erst am folgenden Tag richtig klar werden soll. 
An der idyllischen Neumannmühle im wildromantischen Kirnitzschtal steige ich aus dem Bus. Das Wetter ist kalt und schön. Die Wege und Pfade sind hart gefroren, aber gut begehbar. Besonders die Sandsteinfelsen geben auch bei Schnee, Nässe und Rauhreif einen überraschend guten Gripp.  

Den Abstecher zur Felsenburg Arnstein verpasse ich zu Beginn. Dafür lohnt der Aussichtspunkt an der Kleinsteinhöhle, und natürlich das Felsentor selbst,. Weiter geht es zur Aussicht am Sturmbauers Eck. Landschaft und Bäume tragen Rauhreif, auf manchen Expositionen zeigen sie sich aber auch grün, was ein sehr spezielles Landschaftsbild erzeugt.  Die alten Maler hätte sicher ihre Freude damit gehabt :-). 
Den Vereisungen in der Mühlschlüchte kann ich ausweichen, sie werden die einzig Nennenswerten auf dieser Route sein. Mit dem Großen Pohlshorn (379 m) bietet sich mir danach eine weitere Aussicht übers Elbtal hinweg. Im Süden ragen solitär stehende, wie Vulkane erscheinende Tafelberge aus der Landschaft. Nach einem steilen Treppenabstieg treffe ich an einer Brücke erneut auf die Kirnitzsch. Über einen wurzeligen Weg wird das Tal aber gleich wieder verlassen. Es folgt das historische Zeughaus, und bei einem steilen Wiederaufstieg treten eindrucksvolle Felsen zutage.

Der Große Winterberg ist mit 556 m die höchste Erhebung im Elbsandstein nördlich der Elbe, doch heute gibt er nicht viel her. Der Aussichtsturm ist gesperrt und der Gasthof geschlossen. Ich wandere weiter und begebe mich mittels eines kleinen Abstechers zur wesentlich lohnenderen Kipphornaussicht. Schießlich klettert der Bergsteigpfad steil hinab zum Tagesziel Schmilka. Schmilka ist ein ehemaliges Schifferdorf und drückt sich stilvoll zwischen eine Schlucht und das Elbufer. Unmittelbar am Ortsrand befindet sich ein Grenzübergang nach Tschechien. Mit dem Fährboot gelange ich zum Bahnhof auf der Elbsüdseite und somit zurück nach Bad Schandau. Ein wenig wundere ich mich, wie schnell ich doch heute war ...

Einkehr in Bad Schandau  "Zum Franz" bei bodenständiger sächsischer Küche. Anschließend in etwa 45 Minuten zu Fuß hinauf nach Ostrau, sozusagen der Verdauungsspaziergang, den ich von nun an jeden Abend unternehmen werde.

30.12.2024 4. Etappe
Diese Etappe hat den Vorteil, dass ich gleich von Ostrau aus loswandern kann. Ich schaffe es auf 8.45 h. Nach etwa 30 Gehminuten treffe ich über den Zubringer auf den vom Kirnitzschtal heraufkommenden Malerweg, der zunächst am markanten Falkenstein vorbeizieht, bevor er weiter zu den Schrammsteinen trippelt.  Das Massiv der Schrammsteine ist das vielleicht eindrucksvollste Felsenriff in der Sächsischen Schweiz. 

Wetterlage  "weiß-blau" - Wolken werden immer wieder durch Sonne und blauem Himmel zur Seite gedrückt, das Spiel geht im regen Wechsel vonstatten. Wege und Pfade sind von einem Rauhreif- Schneeflaum überdeckt, der Sandstein darunter gewährleistet aber einen zuverlässigen Gripp. Mit gleichwohl wie gestern schwachem, aber sehr kaltem Ostwind fühlen sich die sonst moderaten Minusgrade merklich kälter an.

Dem Schrammsteinweg folgend unter den spektakulären Felsfluchten hindurch, dann hinauf, via Wildschützensteig (ab hier T3) zur Schrammsteinaussicht (417  m), zu gewissen Zeiten einer der populärsten Spots in der Region. Heute jedoch genieße ich dort oben eine fabelhafte Ruhe. Die Fernsicht ist eingeschränkt, dafür bietet sich mir der Eindruck einer utopischen Feenwelt. Ein Nebelleintuch bedeckt die obersten Meter der umliegenden,  aus bizarren Türmen und Felswänden zusammengesetzten Felsenriffe. Unter den senkrechten Fluchten breitet sich ein Zauberwald aus, die Baumwipfel sind mit Rauhreif überhaucht, extraiert aus umherziehenden Nebelfetzen. Die nun folgende Kammroute ist partiell durch Metallstiegen und -geländer erschlossen. 

Auch im Abstieg bleibt die Kulisse aus Labyrinthen von Felswänden und -türmen erhalten, in diesem Fall schweift der Blick zu den Affensteinen. Ständig wechselnde Perspektiven lassen die gleichen Felsen recht unterschiedlich erscheinen.

Schließlich erreiche ich das Kirnitzschtal. Der Beuthenfall fristet ein trostloses Dasein zwischen zwei Bauruinen. Etwas besser ist´s um den Lichtenhainer Wasserfall bestellt. Beide Wasserfälle wurden bereits vor 150 Jahren aus touristischen Gründen künstlich angelegt. Trotz des regen Ausflüglergetümmels an der Endsation der Kirnitzschtalbahn entschließe ich mich zur Einkehr in der heimeligen Gastwirtschaft. 
Der Kuhstall zeigt sich als ein überaus eindrucksvolles Felsentor, 11 m hoch, 17 m breit, 24 m tief. Via "Himmelsleiter" ist von dort aus ein Felsplateau mit Aussicht erreichbar. Hinab nun über einen eindrücklichen Treppenweg, zwischen und unter mächtigen Felswänden ´hindurch. Abermals wird bei der Felsenmühle das Kirnitzschtal erreicht. Ein leicht aufsteigender Pfad meidet die Staße, gegen 16.15 h treffe ich bei der Neumannmühle ein, von wo aus mich der Bus wieder zurück nach Bad Schandau bringt. Es bleibt zu erwähnen, dass die Dämmerung hier in der Sächsischen Schweiz eine gute halbe Stunde eher einsetzt, als bei uns zuhause. Bereits um 17 Uhr ist es definitiv dunkel.

Einkehr in Bad Schandau "Zum Franz", anschließend Vedauungsspaziergang hinauf zur Jugendherberge. Gestern noch hatte  ich hierzu mangels besseren Wissens das kaum befahrene Sträßchen genommen, welches nahe des Botanischen Gartens im Kirnitzschtal steil nach Ostrau hinaufführt. Inzwischen habe ich den besseren Lutherweg ausfindig gemacht.

31.12.2024  7. Etappe
Eigentlich hätte es Etappe 6 werden sollen, doch durch einen dummen Fehler verpasse ich den vorgesehenen Zug.  Dann eben heute Etappe 7. Flexibilität ist alles ;-). 

Königstein ist mit der S-Bahn in wenigen Minuten erreicht. Der am südlichen Elbufer gelegene Ort, überragt von der droben auf dem Berg thronenden Burg, ist ein echtes Bijou. Vom Ortskern aus steige ich via "Schöne Aussicht" auf grünem Band bergan, oberhalb von Pfaffendorf treffe ich meinen von Gorisch kommenden Malerweg. Gleich wieder hinab, kurz durchs Dorf, dann auf den Pfaffenstein zu.
Für das Gipfelplateau nehme ich mir etwas Zeit. Zum Einen lohnt der Aufstieg auf den Aussichtsturm mit umfassendem Rundumblick, zum Anderen ist der Aussichtspunkt gegenüber der Barbarine, Deutschlands höchstem freistehendem Felsturm, ein echtes "to do". Die Überschreitung des Pfaffensteins bietet schöne Treppenwege, und es werden auch enge Klusen passiert. Die Aussichten sind heute exzellent, überhaupt ist das der bislang sonnigste Tag. Dementsprechend ist auch die Besucherfrequenz auf dem felsigen Plateau, welche sich nach Verlassen des Berges bald wieder reduziert. Die gegenüberliegende Seite der Elbe ist ein stetiger Blickfang, der markante Lilienstein und die berühmte Bastei ragen dort auf. 

Die Dörfer des Plateaus erscheinen schlichter und bescheidener, als die mondänen Kurorte direkt an der Elbe. Meist sind es langgezogene sogenannte Waldhufendörfer. So komme ich jetzt auch abermals nach Pfaffendorf, diesmal in den nördlichen Teil, wo sich die Ortschaft in einem Talschlauch übergangslos nach Königstein herunterzieht. 

Wieder in Königstein angekommen, gönne ich mir zunächst Macchiato und Torte im dortigen Kaffeehaus. Dann steil hinauf zur Königsteinburg. Die Burganlage gehört zu den eindrucksvollsten Monumenten in der Sächsischen Schweiz. Spektakulär residiert sie auf einem großflächigen Tafelberg, hoch über einer malerischen Schleife der Elbe.

Dumm nur, dass die Kasse oben schon geschlossen ist und ich mich mit einer Außenbesichtigung begnügen muss. Andererseits läuft mir gerade die Zeit davon, und hinter Thürmsdorf leiste ich mir auch noch einen kurzen Verhauer. Im Halbdunkel passiere ich die Malerwegskapelle mit tollem Blick über die dämmrige Elbsschleife hinweg und zur Königsteinburg. Entlang einer offenen Wiese geht´s zum Finale. Das Knallen der Silvesterböller von den umliegenden Ortschaften her wird jetzt häufiger. Das Alte Jahr beschert mir zum Abschied einen zauberhaft roten Abendhimmel, und auf der gegenüberliegenden Bastei scheinen die Lichter des Hotels. Das wie ein Bergdorf sich gebärdende Weißig grüßt stimmig mit gleichfalls erleuchteten Hausfenstern. Bis ich im Ort bin, ist es dann zappenduster. Ich entschließe mich für die 2 km Abstieg der Straße entlang. Kurz vor 17.30 h schlage ich an der S-Bahnstation von Rathen auf, wo kurz darauf auch schon der Zug eintrudelt. 

Auf der Elbüberfahrt bin ich der einzige Fahrgast der, anstatt im beheizten Aufenthaltsraum zu sitzen, stramm im kalten Ostwind an Deck steht - schließlich bin ich Tourist und will nichts verpassen ;-)!Das Fährboot kämpft sich der rauschenden Strömung entgegen, drüben das beleuchtete Bad Schandau, wo die ersten bunten Silvesterraketen in einen sternenübersäten Nachthimmel steigen ...
Schweinegulasch mit Sauerkraut und böhmischen Knödeln beim Franz, dann den Lutherweg hinauf und hinein in mein warmes, kleines Kämmerlein. Auf Silvestergekrache und Warten bis 12 Uhr ist gepfiffen, ich gehe morgen viel lieber wieder wandern ;-).

01.01.2025  2. Etappe
Nach einem kurzen Fehlstart in Wehlen, der mich im umgekehrten Sinne der Etappe 1 zum Liebethaler Grund geführt hätte, bin ich schließlich en route. Zunächst zum Steinernen Tisch, Relikt eines Jagdessens anno 1710, dann weiter zur Bastei, die ich um die Mittagszeit erreiche. Gerade fährt dort der erste Reisebus vor, und Leute hat es auch schon genug. Dennoch kann ich mich glücklich schätzen, bislang kein Gedränge, trotz des  Feiertags mit schönem Wetter. Die Bastei gilt als das Aushängeschild der Sächsischen Schweiz. Ein atemberaubender Rundweg führt über die berühmte Steinbrücke und auf Treppenfluchten zu genialen Aussichtspunkten über die Elbe hinweg. Ständig bauen sich dabei Felsen über mir auf, oft in den bizarrsten Formen. Es ist etwas wärmer, als in den vergangenen Tagen, und Kletterer kleben fotogen wie kleine Puppen an den Sandsteintürmen.

Im Amselgrund sind zunächst noch einige Neujahrswanderer zugegen, doch je höher ich komme, desto stiller wird es. Nach oben hin verjüngt sich das Tal zu einer eindrücklichen Felsenklamm, Eiszapfen hängen wie Schnoddernasen an den Felsen. Die Rathewalder Mühle oben am Ausstieg ist eine dieser typischen, in die Schlucht gesetzten historischen Mühlen, die als urchige Gaststätten ihren Verwendungszweck geändert haben.

Nun durchs Dorf Rathewalde, dann über die Hochebene mit weiten Aussichten, allerdings parallel zu einer vielbefahrenen Straße. Unterhalb der Gaststätte Hockstein wartet das nächste Spektakel - der Aussichtsfelsen des Hocksteins. Mittels Metalltreppen abwärts durch die sehr enge Felsenklamm der Wolfsschlucht komme ich ins Polenztal. Auch hier im Talgrund steht eines dieser stattlichen alten Gasthäuser. Ich steige nun den Schindelgraben empor. Einige umgefallene Bäume und ein paar vereiste Stellen würzen den Anstieg.

Hohnstein mit seiner Burg. Auch hier gibt es wieder das Pendant einer Städtepartnerschaft am Bodensee, und zwar mit Meersburg. Überaus passend, wie ich meine. Behäbig thront die eindrucksvolle Burganlage auf Sandsteinfelsen hoch über Waldschluchten und den Dächern der malerischen Ortschaft.

An einer Bushaltestelle außerhalb des Ortes beschert mir der berühmte Hohnsteiner Kasper eine lange Wartezeit in Dunkelheit und Kälte. Ich hätte in diesem Fall doch besser den Angaben im Internet, anstatt dem im Ort neu ausgehängten Busfahrplan vertrauen sollen. 

Der Franz in Bad Schandau hat leider keinen Platz mehr frei, weshalb ich im "Gambrinus" Einkehr halte. Lecker auch dort, die Küche  allerdings italienisch angehaucht, viel liebe hätte ich doch nochmal gerne, wie immer auf meinen Reisen, etwas Lokaltypisches gehabt.

02.01.2025 6. Etappe
Wettermäßig soll es der bislang schlechteste Tag werden, und ich bin tatsächlich schon nass, noch bevor ich den Elbkai erreiche. Die Fahrt mit der S-Bahn ist kurz. Der Bahnhof Schmilka-Hirschühle liegt auf der Südseite der Elbe, und eben auf linkselbischem Gebiet wird sich auch Etappe 6 vollziehen. 

Zunächst gehe ich über einen Treppenweg aufwärts, bald danach erreiche ich das Dorf Schöna. Ich bin wieder auf dem Plateau. Ein Blick zurück zeigt Falkenstein und die Schrammsteine,  rechterhand erhebt sich die Kaiserkrone, links der symetrische Zirkelstein. Da die Kaiserkrone schon fast am Weg liegt, bietet sich ein Besuch des dreigipfeligen Plateaus an, auf dem jeder Aussichtspunkt eine andere Perspektive bietet. 
Inzwischen ist der leichte Regen in Schnee übergegangen. Insgesamt scheint mir aber das Wetter erträglich, auch der Wind ist nicht so stark, wie angekündigt.

Mit Schöna und Reinhardsdorf lerne ich zwei weitere Dörfer kennen, die typisch für das Plateau oberhalb der Elbe sind. Langgezogen, an den Enden in schluchtartige Täler einsinkend. Schade, die vielgerühmte Kirche in Reinhardsdorf ist abgeschlossen.

Die Ortschaft Krippe zwängt sich hingegen wieder vollends in ein enges Tal.  Ähnliches kenne ich von so manchen Schwarzwaldorten her. Die lokaltypische Erscheinungsform der Häuser macht dabei aber den eigentlichen Unterschied.  Durch das Liethenbachtal ansteigend und vorbei an der Liethenmühle geht es nun auf Kleinhennersdorf zu. An der Straße am oberen Ortsrand des Dorfes finde ich einen überdachten Rastplatz. Falkenstein und Schrammsteine ragen drüben aus einer zerrissenen Anhäufung tiefgrauer Wolken und zeigen sich oben angezuckert, gleichwohl wie die sonstigen umliegenden Anhöhen. 

Ich unternehme einen kurzen Abstecher zur Lichterhöhle, im Mai 2020, anlässlich meines Trekkings auf dem Forststeig, verbrachte ich dort meine letzte Biwaknacht vor der Heimreise. Mit dem Papststein steige ich auf einen Tafelberg, der auch vom Forststeig berührt wird und schwelge bei entzückenden Blicken in Erinnerungen.  Ich war damals vom Gorischstein her gekommen, bei zugegebenermaßen besserem Wetter.
Die Zeit wird langsam knapp, dennoch möchte ich auch die Traversierung des Gorischsteins nicht auslassen. Es dämmert schon arg, als ich auf dem Felsplateau eintreffe, und aus Zeitgründen verzichte ich jetzt auf das Aufsuchen der "Wetterfahnenaussicht". Der Abstieg  im Halbdunkel, der nicht ganz triviale Steig garniert mit Schnee und Nässe, das hat durchaus seine Tücken, T3.

Auf dem Muselweg nach Gorisch ist es dann schon vollends dunkel, und der Einfachheit halber nehme ich im Ort die flotten 3 km entlang der Straße hinab nach Königstein, wo ich um 17.50 h am Bahnhof eintreffe.
Schlussendlich bin ich heute gut durch Wind und Wetter gekommen, das Dinner aus der böhmischen Küche im "Roten Haus" habe ich mir jedenfalls redlich verdient.

03.01.2025  1. Etappe
Nachdem es gestern abend in Ostrau recht glatt war, bleiben diesbezügliche Befürchtungen heute morgen glücklicherweise aus. Das Wetter spielt wieder mit, bei um die 0 Grad. Allerdings verstärkt ein kalter Ostwind das Kälteempfinden.

10.30 h: nach einer etwas umständlichen Busanfahrt stehe ich am Eingang zum Liebethaler Grund am offiziellen Startpunkt des Malerweges. Eine abgetakelte Fabrik modert hier vor sich hin, und auch im Weitergang durch die felsige Schlucht der Wesenitz zeigt sich so manche Bauruine. Auch das Wasser der Wesenitz ist zu Beginn gestaut und wird erst weiter oben zum Wildbach. Alles schön zwar, aber sicher nicht mehr das, was die einstigen Maler als Inspiration zu ihren Bildern vorfanden. Auch Komponisten und Musiker ließen sich hier zur Muse anregen. Am Richard-Wagner-Denkmal lasse ich per Knopfdruck die Prelude zum Lohengrin ertönen. Die ersten Ideen zum Werk sollen ebenhier entstanden sein.

Hinter der Daubemühle vollzieht sich der Ausstieg aus der Klamm. Mühlsdorf reiht sich direkt entlang der Talkante. Im sich anschließenden Lohmen gerate ich vorübergehend auf Abwege. Anstatt eines nur mal kurzen Schlenkers in den Ort hinein, um einen Blick auf  Kirche und Schloss zu bekommen, folge ich der gesamten Länge dieses typischen ehemaligen Waldhufendorfes entlang einer vielbefahrenen Straße. Der Malerweg hätte aber nach Berühren des Ortskerns gleich einen Bogen außenherum gemacht. Koordinatenstein und ein kurzer Eintaucher ins Wesenitztal entgehen mir somit.

Am Ortsende treffe ich dann wieder meinen Malerweg. Mit dem Abstieg in den Schleifgrund wird es jetzt wieder idyllisch, Felsen bauen sich hüben und drüben auf, der Bach gluggert poetisch. Noch schöner wird es im sich anschließenden Uttewalder Grund. Das Uttewalder Felsentor genießt ein gewisses Renomeé in der Sächsischen Schweiz. Ich selbst würde es eher nicht bei den "top five" ansiedeln, aber sehenswert ist es allemal.

Der Wehlener Grund bildet den Abschluss des heutigen Schluchtenensembles. Nicht so spektakulär, wie der Uttewalder Grund, aber anmutig geht es dort auf mein Tagesziel zu, das schrullige Städtlein Wehlen an den Gestaden der Elbe. 

Um in den Ort zu gelangen, wird zuerst zur alten Burgruine aufgestiegen, wo sich ein großartiger Blick über das Elbtal und den mittelalterlich geprägten Ort ergibt. Am Marktplatz halte ich eine Einkehr zu Kaffee und Kuchen. 

Nur mal 3.15 h netto habe ich für die Etappe benötigt. Somit beschließe ich, der Stadt Dresden einen kleinen Besuch abzustatten. Besonders beeindruckend sind dort die Monumente der Altstadt mit abendlicher Beleuchtung. Starker, kalter Wind. Zum Essen geht es wieder ins "Rote Haus" in Bad Schandau.

04.01.2025  3. Etappe
Über Nacht ist es nochmal weiß geworden. Da ich das leckere und reichhaltige Frühstück in der Jugendherberge nicht hektisch abkürzen und schon gar nicht darauf verzichten will. starte ich hier in Ostrau und laufe die anstehende Etappe im umgekehrten Sinne. Karte und Markierung mögen dabei keine Probleme aufwerfen, wohl aber einen Wanderführer "rückwärts lesen", das kann schon mal knifflig werden.
Den Weg zum Schnittpunkt bin ich ja an Tag 2 (4.Etappe) bereits gegangen. Diesmal jedoch anstatt Richtung Falkenstein linkerhand hinab zur Ostrauer Mühle im Kirnitzschtal. Für den Wiederausstieg nehme ich die Variante Dorfbachklamm. An einer Stelle habe ich kurz Schwierigkeiten, unterm Schnee die Fortsetzung des Pfades zu finden. Auch ist es bei solchen Bedingungen weitaus angenehmer, hinauf- anstatt hinabsteigen zu müssen. Kurzum, für mich ein Glanzpunkt in dieser Etappe (T3+).

Das sympathische Altendorf befindet sich wieder auf dem Hochplateau, in diesem Fall nördlich der Elbe. Über aussichtsreiche Wiesen hinweg geht es bald hinab ins Sebnitztal. Der Taleinschnitt ist bereits von oben her markant zu erkennen.

 Das Sebnitztal hinterlässt einen eher schlichten Eindruck, was auch zwei ÖV-Durchfahrten bestätigen.  Die Kohlmühle mit dem dort sich befindlichen Industriedenkmal der ehemaligen Linoleumfabrik ist ein gutes Exempel hierfür. Zusätzlich schlängeln sich noch die Gleise der Sebnitztalbahn am Bach entlang. Auf dieser war ich bei meiner Rückkehr von Hohnstein in der Dunkelheit ein Stück weit gefahren.

Der Kohlichtgraben ist von Gehölz übersät und präsentiert sich wildromantisch. Dessen Begehung mittels kleiner Holzbrückchen ist aber kein Problem. Der Klammweg flacht aus und ich bin einmal mehr auf der Höhe angelangt. Es folgen zwei Aussichtspunkte ins Elbtal und weit darüber hinaus. Die erste Aussicht ist die bessere, die zweite fokussiert den Lilienstein.

Die alte Waldhufensiedlung Waitzdorf ist mit seinen 40 Einwohnern über Jahrhunderte hinweg konstant geblieben. Sehr schön anzusehen. Abermals trippelt der Weg steil in eine Schlucht hinab. Am Tiefen Grund stoße ich auf eine Straße. Dem Tiefen Grund nach unten folgend, würde man zur Konfluenz von Sebnitz- und Polenztal kommen. Doch soweit gehe ich nicht, nur mal ein kurzes Stück die Staße abwärts, dann setzen rechterhand die 867 "Brandstufen" an, meine Stiege aufs gleichnamige Plateau.

Unter der Brandaussicht schneidet sich tief das Polenztal ein, überwuchrt von düsteren Bergwälden. Weit geht die Aussicht übers Elbtal hinaus, mit Schrammsteinen, Bastei ect.  Die Brandbaude genießt einen guten Ruf als Jause für Wanderer. Der dort gerade herrschende Rummel hält mich jedoch von einer Einkehr ab. Nach einem Kilometer auf der nichtssagenden und gerade übervölkerten Brandstraße wird es auf dem Naturpfad gleich wieder schöner und auch ruhger. Interessante Felsen und Schluchteneinschnitte säumen den Weg. Der kurze Abstecher zur Gautschgrotte darf keinesfalls ausgelassen werden. Der 40 m hohe Felsüberhang ist ein atemberaubendes Naturmonument.

Jetzt geht es schnurstraks auf Hohnstein zu. Zur Einkehr dort reicht es wieder nicht, will ich nicht nochmal 2 Stunden auf den nächsten Bus warten. Diese halte ich dann bei der Rückkehr in Bad Schandau im inzwischen liebgewonnenen "Roten Haus". 
05.01.2025  8. Etappe

Unwirtliche Wetteraussichten. Gut wäre es, den Tafelberg Rauenstein noch vor Eintreffen der eigentlichen Front überschritten zu haben. Dennoch Gemach, denn ich möchte auch heute nicht auf mein ausgiebiges Frühstück verzichten. 

Der Luftkurort Rathen liegt direkt an der Elbe mit einem Ortsteil auf dem Nord- und dem anderen auf dem Südufer. Mit einem Start um 9.25 h vom Bahnhof am Südufer liege ich dann auch nicht schlecht. Bedeckt, aber trocken, zu diesen Konditionen gelange ich auf den Rauhenstein. Es ist ruhig, das Gipfelgasthaus hat geschlossen, und ich kann Aussicht und Ruhe genießen. Noch bevor ich das felsige Plateau verlasse, beginnt es sich einzutrüben, kurz danach setzt Schneefall ein. Der Abstieg über die Steiganlage ist rutschig und heikel. Überhaupt muss bezüglich Glätte heute mehr aufgepasst werden, als bislang, auch auf gar manchem Kopfsteinpflastersträßchen in den Ortschaften. 

Pötzscha auf der Südseite der Elbe ist das Pendant zum gegenüberliegenden Wehlen. Den darauf folgenden viel bescholtenen Pfad oberhalb der Elbe finde ich in einem recht ordentlichen Zustand vor. Die Sicherungsgeländer über den durch Sandsteinabbau entstandenen Felsabstürzen sind zwar reichlich verbogen, erfüllen aber dennoch ihren Zweck.

Der Felsvorsprung der Königsnase scheint aussichtsmäßig nicht viel herzugeben, ich verzichte auf den Abstecher. Ich nehme gleich den steilen Pfad hinab nach Obervogelgesang, nur wenige hundert Meter weiter geht es nach Untervogelgesang und damit ans Elbufer. Auf nun zum Finale entlang des Elbradwanderweges bis nach Pirna. 

Die Altstadt von Pirna ist ein veritables Schmuckkästchen. Schloss, Kirche, Marktplatz und mittelalterliche Häuserzeilen machen ein passendes Entrée zur Dresdner Altstadt, für die ich später noch einen kleinen Besuch eingeplant habe. Vor einem jetzt schon recht kräftig ausfallenden Schneeschauer rette ich mich vorerst ins Café "Canaletto", in welchem sich alle derzeitigen Besucher der Stadt eingefunden zu haben scheinen, geöffnete Alternativen gibt es heute nicht viele.

Grausiges Wetter dann während meines Besuches in Dresden: stürmischer Wind und Eisregen. Dennoch beeindrucken mich erneut die nachts angeleuchteten Altstadtmonumente.
Franz und Rotes Haus haben heute geschlossen. Somit geht es am letzten Abend nochmals ins Gambrinus.

06.01.2025
Noch im Dunkeln in Allerherrgottsfrühe gehe ich ein letztes Mal zu Fuß von Ostrau hinab zum Elbkai in Bad Schandau. Die der Kälte folgende Warmfront hat ein von mir befürchtetes morgendliches Blitzeisdebakel verhindert. Meine Grödeln bleiben somit weiterhin unbenutzt. Aber wehe, es wäre etwa heute Morgen anders gekommen ...

Das Fährboot ist um diese Zeit schon gut besetzt, denn im lutherisch geprägten Sachsen ist Dreikönig ein normaler Arbeitstag.
 
Praktische Tips:
Das gesamte Gebiet des Malerweges wird mit den folgenden drei Karten des Herausgebers Sachsen Kartographie abgedeckt: Vordere Sächsische Schweiz 1:15.000, Hintere Sächsische Schweiz 1:15.000, Nationalparkregion Sächisch-Böhmische Schweiz 1:33.000. Zur vollständigen Abdeckung des Malerweges sind alle drei Karten nötig.

Die Karte Rosenthal-Bielatal und Umgebung 1.15.000 wird für den Malerweg nicht benötigt, ist aber etwa für Interessenten des Forststeiges relevant.

In der Sächsischen Schweiz findet sich eine Fülle an Wegweisern und Markierungen. Der Malerweg selbst ist allerdings nicht sonderlich gut markiert, weshalb die obengenannten Karten, sowie eine gute Wegbeschreibung nötig sind. Mir leistete der "Hikeline-Wanderführer Malerweg" aus dem Esterbauerverlag sehr gute Dienste. Der Malerweg ist dort sehr detailliert beschrieben, was oft auch tatsächlich nötig ist. Zusätzlich enthält dieses Buch allerlei allgemeine Infos und praktische Tips. Im Rother-Wanderführer "Elbsandsteingebirge" wird auch der Malerweg behandelt. Die Wegbeschreibung ist dort allerdings unzureichend. Die sonst beschriebenen 50 Touren scheinen aber in Ordnung und sind sicher gut geeignet für Wanderer, die sich in der Sächsischen Schweiz nicht explizit den Malerweg vornehmen.

Begehung des Malerweges im Winter: je nach Verhältnissen kann Erfahrung in verschneitem und/oder vereistem, mitunter auch mal ausgesetztem Gelände nötig werden. Zur Sicherheit gehören Wanderstöcke und Grödeln mit ins Gepäck. Dass auf dem Malerweg Schneeschuhe nötig werden, wird wohl kaum der Fall sein. Unbedingt muss den in den Wintermonaten kurzen Tagen Beachtung geschenkt werden. 

Der Malerweg per ÖV mit fixem Standort:
Ideale Standorte sind Bad Schandau und Königstein. Beide Städtchen befinden sich im Zentrum der Sächsischen Schweiz, haben eine gute Infrastruktur und sehr gute ÖV-Anschlüsse.

Sämtliche 8 Etappen waren ab Bad Schandau problemlos mit den Öffies machbar. Busse und Züge waren stets pünktlich und zuverlässig. Mit der Gästekarte kann beliebig kostenlos in der Region herumgefahren werden. Achtung: die Gästekarte gilt nicht bis Dresden!

Tourengänger: Günter Joos (gringo)


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Kommentare (1)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 22. Februar 2025 um 16:48
Tolles Touren-Projekt mit wunderschönen Fotos – Dankschön für's Mitnehmen!


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