Mitla Cresta Norte


Publiziert von Schubi , 2. April 2024 um 13:14.

Region: Welt » Mexiko » Oaxaca
Tour Datum: 9 März 2024
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: MEX 
Aufstieg: 696 m
Abstieg: 768 m
Strecke:14,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Arroyo 3 de Mayo,70439 San Pablo Villa de Mitla
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Colectivo Taxi desde Mitla a Oaxaca

Bei einem neulichen Urlaub in Mexiko lag unser Fokus auf Besichtigungen und gutem Essen, es blieb jedoch auch Zeit für ein paar Natur-Exkursionen sowie die im Folgenden beschriebene Bergtour. Sie führt rund um einen weiten Kessel, vermutlich ein Kar, im Hochland des Bundesstaats Oaxaca.

Gar nicht so einfach ist es aber, Infos zu Gipfeln, geschweige denn zu Touren oder Zustiegen im dortigen Gebirge zu finden. Ausserdem sind die meisten Gipfelformen leider kaum felsig, eher kuppig. Auf der Outdoor-Plattform Alltrails haben User rund um die Großstadt Oaxaca zwar einige Routen eingetragen, diese sind jedoch meist einfach undoder waldig. Eine einzige alpin anmutende Tour immerhin findet sich in der Gegend nördlich des Städtchens San Pablo Villa de Mitla: es geht hoch zum Kamm an der Abbruchkante eines (vermutlichen?) Kars. Der Kamm ist auf der Karte eigentlich namenlos, mein Vor-Gänger bei Alltrails hat ihn kurzerhand Cresta Norte genannt (überhaupt sind in der Region viele Berge, auch solche mit Dominanz, namenlos).

Don Medardo y sus Players lieferte beim Wurschteln durch die Botanik beste Cumbia auf meinem Smartphone und also ist dies der Tourenberichts-Soundtrack.

Auch im Hochland sind im sonnigen März Tagestemperaturen bis 34 Celsius üblich, wir starten früh. Für die Anfahrt aus Oaxaca (wo wir ein paar Tage Station machen) leisten wir uns ein Taxi (in Mexiko sehr günstig) und stiefeln los am nordwestlichen Stadtrand Mitlas. Nordwärts einem Feldweg gefolgt, an der Querung eines trockenen Bachlaufs dann rechts ab und auf Trittspuren weiter, nun nordostwärts, bald entlang eines eingezäunten Felds und sozusagen am Sockel der westlichen "Armlehne" des Karrunds. Teils lösen sich die Trittspuren im sandig-gerölligen Grund auf oder stellen sich als Wildwechsel heraus. Ein Problem, das auf der Tour öfter wiederkehren wird. Dankbar sind wir daher für den bei Alltrails gespeicherten GPX-Track. Der Track schwenkt wieder direkt gen Nord und bald Nordwest, es geht die Kar-Armlehne direkter herauf, nun auf einem deutlicheren (von Osten herkommenden) Pfad, dieser ist oft sogar mit Begrenzungssteinen markiert. Die 2000-Meter-Höhenlinie wird überschritten, der Pfad steilt auf und führt durch abwechslungsreiche, aber recht offene Vegetation, ziemlich buenas Vistas gen Süden. Es wird noch steiler, felsiger und allerlei Hochtrittiges will überwunden werden, aber die Hände können in den Hosentaschen bleiben. Zick-zackend Höhe erarbeitend und auf der "Armlehne" bleibend erreichen wir schliesslich ein Hochplateau, Zeit zum Verschnaufen und zum weitschweifenden Rückblick.

Hier dem deutlichen Pfad nur noch wenige Meter gefolgt (wo er wohl hinführt?) und bald steil rechts-westwärts weggebogen, um nun in wieder deutlich undeutlicheren Spuren folgend die Linie der Cresta zu begehen, zunächt kurz leicht ansteigend. Dem weiten Bogen des Kars folgend laufen wir dann, meist in dichter felsdurchsetzter Botanik, entlang der Kammlinie mit wenig Abstand zur Abbruchkante des Kar-Runds, sie liegt rechts von uns und an vielen Stellen laden kurze Abstecher zu ihr ein, es sind meist nur wenige Meter durchs Gebüsch. Dort haben wir herrliche Tiefblicke ins Kar und nach Mitla sowie den weiten Blick zu den umliegenden Bergzügen. Interessant auch die Felsrippen in der steilen Karwand, teils reichen sie bis rauf zur Kante und bieten uns somit perfekte Aussichtsplattformen. Wir passieren den höchsten Punkt unserer Tour mit 2371 m. Der vorhin noch breite Kammbuckel verengt sich, fast gratähnlich wird die Kammlinie, und im leichten Auf und Ab geht es ein ganzes Stück in leicht felsigem Gelände durch wilden Bewuchs. Wir müssen weiterhin die Augen offen lassen, um nicht in Sackgassen zu geraten. Links im Norden schwingen sich hinter einer Senke weitere Berge auf, namenlos auch sie. Rechts von uns nehmen wir noch den ein oder anderen Kar-Tiefblick mit und schliesslich senkt sich das Terrain gen Osten sanft ab.

Die Trittspuren schwenken kurz nach Nordost, um dann bald steil gen Süd/Südwest abwärts zu führen, und zwar runter auf die östliche Armlehne der Kar-Sessels. Auch hier etwas Zickzacken, nun bergab. An einer Pfadkurve ziemlich genau auf 2180 m folgen wir nicht mehr den deutlichen, aber weg-schwenkenden Trittspuren, sondern biegen dem GPX folgend auf etwas undeutlichere Spuren rechts/südwärts weg. Somit bleibt man auf der "Armlehne" und circa in Luftlinie gen Mitla. Allerdings zu dem Preis, dass nun wieder Pfadfinder-Qualitäten gefragt sind: Denn hier befinden wir uns auf einer Geländestufe innerhalb der Armlehne, zu drei Seiten bricht es mehr oder weniger steil ab, Trittspuren sind bald keine mehr auszumachen. Mein Alltrail-Vor-Gänger machte wohl einen Durchstieg auf der Ostseite (siehe auch hier hinterlegter GPX), den ich allerdings nicht finde und darum nah gegenüber auf der Westseite eine Rinne zum Absteigen nehme. Unten wird's etwas botanisch-kratzig, und zwar bis wir um die Nase der Geländestufe herum wieder auf den Verlauf des GPX-Tracks stoßen. Edit: beim Sichten von Luftbildaufnahmen, scheint der vorhin verlassenen Pfad ggf. sogar um die erwähnte Geländestufe herumzuführen. Tipp für Nach-Geher: einen Versuch ist's wert. Wir haben uns den Abstieg womöglich unnötig erschwert. Na, wenigstens hat uns diese Geländestufe einen schönen Blick von halber Höhe ins Kar-Innere beschert. Dann die 2100 m Höhenlinie überschritten, mit Schwenk westwärts und wieder deutlichen Trittspuren,  ein stein-gerahmtes Heiligenbildchen wird passiert. Nordwestwärts, aber bald südwestwärts weiter Höhe abgebaut, erneut kein Pfad mehr sichtbar, wir gehen mal nach Gefühl, mal nach GPX und kommen ins Innere des Kar-Runds. Falls man hier die Spuren aus den Augen verliert, einfach den weithin sichtbaren Riesen-Block anpeilen, die auf einer Stufe im Karboden liegt (dort Schatten zum Pausieren). Die erwähnte Stufe in freier Routenwahl absteigen, nun sieht man unterhalb auch wieder Trittspuren, die uns süd/südwestwärts aus dem Kar herausführen, teils in und neben einer trockgefallenen Erosionsrinne (diese aber bald rechts weg verlassend). Dahinter beginnen Anbauflächen einer Farm. Wir nutzen ab hier einen nun wieder prägnanten Pfad, der auch wieder (teils weiß markierte) Begrenzungssteine hat. Es folgt ein langer Hatsch auf nur noch leicht abfallendem Feld-Gelände, schnurstracks auf Mitla zu.

Dort besichtigen wir die Stadtkirche sowie die direkt hinter ihr angrenzenden Tempel-Ruinen der Zapoteken, einer Hochkultur, die ihre Blüte noch etwas vor der Maya-Hochkultur hatte, teils in sie überging, und tolle Architektur-Ideen hatte. Auch ein schneidiger Sombrero für die Señora wird gekauft, leider vergisst sie ihn zwei Wochen später im Bus ... Schliesslich noch durch den Ort runter zur Landstraße, wo wir einen Colectivo zurück nach Oaxaca nehmen.

Mit auf Tour: Amelie

Conclusión: ¡Caramba, un recorrido hermoso pero rústico! Spannend, aussichtsreich, heiß und einsam. Sonnenschutz und genügend Wasser nicht vergessen. Oben und im Abstieg sind lange Pantalones ratsam: die Vegetation ist kratzig bis dornig, und man bewegt sich auf weite Strecken in ihr. Die von uns gegangene etwas holprige Variante im Abstieg über die Geländestufe könnte man sich sicherlich sparen und halt einfach aufm Pfad bleiben.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi


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