Maljowiza (2729m) und ein dummer Hund


Publiziert von TFTD , 11. März 2024 um 20:38.

Region: Welt » Bulgaria » Rila
Tour Datum:31 Dezember 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: BG 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Kartennummer:OSM

Nach der gestrigen Musala Besteigung ging es heute an den Jahresabschluss. Nochmal was entspanntes. Wir sind zu viert, meine Schwester mit Begleitung plus eine Freundin. Und 3 Hunde. Und heute war es dann mal wieder soweit, dass der eine Hund meinte seine überragende Intelligenz zur schau stellen zu müssen.

Aber zum Anfang. Der Tag beginnt entspannt. Es ist dreiviertel elf als wir am Parkplatz sind und los können. Ein bisschen spät für meinen Geschmack, aber naja was soll man machen? Der Wanderweg zur Hiza Mal'ovica wird relativ schnell verreist und rutschig. Aufgrund der Uhrzeit und der Tatsache das wir den Gipfel noch erreichen wollen geben die Begleitung und ich ein wenig Gas.

Nach kurzer Pause an der Hiza Mal'ovica entscheide ich mich weiter zu gehen und ziehe alleine weiter. Ab hier ist der Weg nur noch Schnee was es erst mal einfach macht. Der erste überfrorerene Teil war stellenweise schon nervig. Man läuft schön in einen Talkessel rein. Es sind gefühlt viele Menschen unterwegs. Zumindest hatte ich nicht so viel erwartet. Aber eine größere Gruppe sind die Bulgarischen Bergretter der Uni Sofia (wenn ich es Richtig verstanden habe) die hier zum üben sind.

Am Ende des Kessel geht es dann im Schatten steiler Bergauf. Da gut gespurt ist verzichte ich auf die Steigeisen. Weniger Trittsicheren Menschen würden sie sicherlich ein wenig Sicherheit bieten. Am gefrorenen See mache ich kurz Pause und folge dann den Spuren weiter Bergauf. Stellenweise Steil, aber an sich gut machbar. Ich habe meinen Spaß. Oben am Grat angekommen bietet sich wieder eine schöne Aussicht in alle Richtungen. Der Weg ist nach wie vor gut gespurt und die wenigen aus gesetzteren Momente eine willkommene Abwechslung.

Ich weiß nicht mehr, wann genau das Bellen einsetzte, aber irgendwann fing ich an einen Hund bellen zu hören. Mir ist sofort, dass da nur ein Hund infrage kommt. Ich überlegte kurz was ich jetzt mache. Das bellen klang nicht ängstlich sondern eher nur nach einem "ich bin hier, komm zu mir" daher entscheide ich mich erst mal Richtung Gipfel weiter zu gehen. Das soll meine Schwester regeln.

Der Gipfel ist schnell erreicht. Die Begleitung meiner Schwester kommt nicht lange nach mir an. Wir genießen die Aussicht und ignorieren das Bellen. Man sieht von hier oben das berühmte Rila Kloster, welches wir ein paar Tage zuvor aus der Nähe begutachtet haben. Im Nordostgrat ist der Weg zu erkennen. Aber mit dem Schnee sehe ich von Experimenten ab.

Zu meiner Überraschung darf ich fest stellen, dass meine Schwester sich auch noch im Aufstieg befindet. Ich frage mich ob sie noch ganz bei Sinnen ist den Hund da herum bellen zu lassen. Ich hoffe, dass sich da keiner von den anderen Menschen die unterwegs sind, drum kümmert und sich wohl möglich in Gefahr begibt.

Für den Abstieg  vom Kamm wähle ich eine andere Route als für den Aufstieg. Ein kurzes Stück ist sehr steil und sehr fest vom Schnee her aber es geht für mich gerade noch ohne Steigeisen. Die will ich eigentlich nicht anziehen, da ich hoffe ein bisschen abfahren zu können. So richtig ergibt sich das leider nicht, aber zumindest sind die Steigeisen weiter unten erst mal nicht notwendig. Der Hund bellt weiter vor sich hin. Ich versuche zügig voran zu kommen.

Am See komme ich wieder auf den Aufstiegsweg. Hier wird es nochmal kurz schattig und steil. Sobald sich die Gelegenheit ergibt verlasse ich den Wanderweg und versuche einigermaßen auf Höhe bleibend im Kessel zu queren. Es geht durch blockiges Gelände unterhalb einer kleinen Wand entlang auf die andere Seite des Kessels.  Der Hund bellt, sehen kann ich ihn nicht. Aber die genaue Herkunft ist auch schwer zu bestimmen, zumindest was die Höhe angeht. Die Richtung scheint klar.

Ich peile aber als erstes erst mal wieder sonniges Gelände an, damit der Schnee ein bisschen besser zum gehen ist. In der Sonne angekommen begutachte ich den vor mir liegenden Aufstieg. Es wird steiler und ein paar Geländestufen mit Klippen sind zu erkenne. Ich frage mich, wie hoch der dumme Hund es wohl geschafft haben könnte. Aber dann sehe ich ihn endlich gar nicht weit entfernt. Seine Beine hängen über die Schneekante die sich an einer kleine Felswand befindet. Er schaut mich freudig an und bellt weiter. Ich denke nur "du dummes Vieh".

Ich entscheide mich für die Steigeisen. Ich habe keine Lust dass der Hund an mir herum zerrt und mich zu Fall bringt. Hier liegen so viele Steine herum, das wird nur Aua machen. Während ich mich vorbereite bellt es weiter. Auf den letzten Metern zum Hund sehe ich seine Spuren. Er ist wunderschön im Zickzack hoch gelaufen. Und wieder denkt es in mir "Du dummes Vieh, dann lauf gefälligst auch im Zickzack einfach wieder runter."

Ich bin bei ihm, schnappe mir seine Leine, zieh ihn raus und steige direkt wieder ab. Die Steigeisen waren auf jeden Fall die richtige Wahl. Er wehrt sich nur kurz gegen den Abstieg, merkt schnell das er keine Wahl hat. Und das es auch alles nur halb so schlimm ist. Das Gelände wir schnell wieder flacher und ich muss eigentlich nur aufpassen nicht mit den Steigeisen auf den Hund zu treten.

Wir näheren uns dem Wanderweg auf dem auch meine Schwester mit Begleitung gerade sind. Gutes timing. Der Hund will direkt zu Frauchen. Diese Belohnung gönne ich ihm nicht sondern stiefel weiter und lasse keine Zweifel daran aufkommen, dass er mit mir mitkommt. Er schaut noch ein paar mal zurück und ergibt sich dann erst mal seinem Schicksal.

Ich treffe einen der Bergretter und erkläre ihm, dass das der Hund ist und sie keine Rettungsaktion mehr starten müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob er das nicht sogar mit ein bisschen bedauern zur Kenntnis genommen hat. Ärgern tut es mich dennoch, dass sie da schon am Aktivitäten entfalten waren.

Kurz vor der Hiza Mal'ovica bin ich kurz unaufmerksam und der Hund reißt sich los. Ich lass ihn gewähren. Wir sind tief genug und er hoffentlich hungrig und durstig genug, dass sein Ziel das Frauchen ist. Zumindest schätze ich das Ziel richtig ein, ob es die Ursachen sind die ich vermute, keine Ahnung.

An der Hütte darf ich feststellen, das die Freundin meiner Schwester nicht wie von mir vermutet hier ist. Mittlerweile ist der Mobilfunk einigermaßen stabil und nach ein bisschen hin und her ist klar, dass die Freundin auch auf Hunderettung aus war und den Wanderweg Bergauf Richtung "BAK Shelter" angegangen ist. Wie immer, ein bisschen mehr Kommunikation würde nicht schaden.

Irgendwann sind wir alle wieder an der Hütte vereint, die Freundin rechnet mit einem Einlauf von mir, dass sie nicht Bescheid gesagt hat, was sie macht und das sie von geplanten Wegen abgewichen ist. Ich ärgere mich ein wenig, dass ich das auch nicht einfach antizipiert habe und die Aufstiegsspuren von ihr, die durchaus zu erahnen war, entsprechend gedeutet habe.
Auch meine Schwester ist Weise genug beim eintreffen klar zu machen, dass dieser Hund nicht mehr mit in die Berge kommt. Daher verschiebe ich ich meine geplante Ansprache, dass der Hund nicht nur sein Leben gefährdet, sondern auch ihres und das eventueller Retter, auf einen Zeitpunkt wo wir alle ein wenig entspannter und wacher sind. Schließlich ist es der letzte Tag im Jahr und wir wollen heute Abend ja noch gemeinsam ins neue Jahr rutschen.

Der Weg zurück zum Parkplatz erfordert durch das Eis nochmal Konzentration. Der ein oder andere Ausrutscher ist dabei. Aber Schlussendlich ist es geschafft.

Fazit zu den Bulgarien Touren: Hier kann man relativ gut und entspannt wandern gehen. Viele einfache Wege und im Vergleich zu den Alpen sind die einzelnen Gebirgszüge sehr klein und überschaubar. Daher kann man von vielen Gipfeln in viele Richtungen sehr weit ins Flache Land schauen bzw auf die umliegenden Gebirgszüge. Das hat auch mal was.

Der Hund wurde im Jahr 2023 erfolgreich nach Deutschland vermittelt. Hoch in den Norden ins flache Land. Die letzte Wasserstandsmeldung die ich erhalten habe war das alle Beteiligten glücklich sind.

Durchstiegszeiten:
Start Meča Poljana: 10:45 Uhr
Hiža Malʹovica: 11:30 Uhr (45min + 8min Pause)
Elenski Ezero: 12:33 Uhr (55min + 8min Pause)
Maljowiza: 13:15 Uhr (34min + 13min Pause)
Elenski Ezero: 13:58 Uhr (30min)
Hiža Malʹovica: 15:07 Uhr (1h09min inklusive Abstecher zum Hund + 1h Wartezeit)
Meča Poljana: 16:56 Uhr (50min)


Die T4+ bezieht sich auf die Schwierigkeit im Gelände. Wanderwege überschreiten ein T3 nicht.

Tourengänger: TFTD


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 62629.gpx Track Oregon 700 (unedited)

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