Carihuairazo (5018)


Publiziert von cardamine , 27. August 2023 um 22:23.

Region: Welt » Ecuador
Tour Datum:18 August 2023
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Eisklettern Schwierigkeit: WI1
Wegpunkte:
Geo-Tags: EC 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Ambato oder Guaranda zur Communidad Cunuyacu - am Abzweig zur Schotterpiste zum Refugio Carihuairazo werden 2 $ Eintrittsgebühr fällig (ausser früh morgens). Vom Refugio weiter bis zu einer unübersehbaren Holztafel, die den Beginn des Wanderwegs zum Carihuairazo markiert.
Unterkunftmöglichkeiten:Refugio Carihuairazo oder Hotels in der Umgebung (z.B. Chakana Lodge)

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Der Carihuairazo war die letzte und schönste Tour unsere ganzen Ecuador Reise. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, die Aussicht auf den Chimborazo war der Hammer, die Landschaft mit den vielen kleinen Seen und den grünen Polsterpflanzen idyllisch und die Tour spannend aber nicht zu anstrengend.

Unser Bergführer, mit dem wir schon seit zwei Wochen unterwegs waren, hatte nach dem Chimborazo keine Lust mehr auf eine weitere Tour und versuchte uns einzureden, wir wären viel zu erschöpft für eine weitere Tour (eigentlich war er es). Nach einem Mittagsschläfchen waren wir aber erst recht anderer Meinung und bestanden darauf, da sehr gutes Wetter vorhergesagt war und wir sicher waren, dass ein 5k mit wenig Höhenmetern nach der Chimborazo-Besteigung kein Problem sein sollte. Zum Glück hatten wir für den Chimborazo den Zweitbergführer für 3 Tage gebucht, sodass dieser auch noch zur Verfügung stand. So einigten sie sich darauf, dass der Zweitbergführer mit uns zum Gipfel gehen sollte und der andere auf unser Gepäck im Auto aufpassen würde, da in der Gegend geklaut würde. Allerdings müssten wir um 4 Uhr vom Hotel aufbrechen, normalerweise würden sie ja um 2 schon gehen... naja auch von dem Argument liessen wir uns nicht mehr abschrecken.

Nachdem uns die netten Besitzer der Chakana Lodge um halb 4 Uhr morgens frische Pancakes zubereitet hatten, machten wir uns an die holprige Anfahrt zum Refugio Carihuairazo. Wir starteten schliesslich mit beginnender Dämmerung um 5:30 Uhr. Zunächst ging es Warm-up freundlich recht flach zwischen Polylepsis Sträuchern dahin. Der Bergführer, der Toni schon am Chimbo gehetzt hatte, legte natürlich ein ziemliches Tempo hin, was auf der Höhe für mich zum Glück kein Problem war. So erreichten wir den Aussichtspunkt an der Laguna Yaha Urco gerade, als der Chimborazo im Morgenlicht rosa erstrahlte. Wunderschön! Wir überquerten einen Pass mit dem Schild "Polvo blanco" und querten dann unterhalb einer Felswand zu einer Moräne hinüber. Die grüne Páramo-Landschaft wechselte nun zu einer kargen Hochebene mit vielen kleinen moosigen Tümpeln. Hier konnten wir am Morgen viele Vicuñas beobachten. Nach dem Abzweig zur Laguna Congelada, ein beliebtes Wanderziel, endete der gute Wanderweg in einem Geröllfeld, das bis vor wenigen Jahren noch mit einem Gletscher bedeckt war. Wir peilten nun die Schulter westlich des Gipfels an und steigen mit Steigeisen über ein immer steiler werdendes Firnfeld zu einer bröseligen Rinne auf, die wir erst für einen Felsabbruch gehalten hatten.... Durch diese kraxelten wir auf das darüber liegende Firnfeld, querten unter dem Gipfelaufbau nach rechts und erreichten so den südlichen Vorgipfel, auf dem wir von unten schon eine Gruppe gesehen hatten. Von diesem Vorgipfel würde man nun normalerweise in eine Scharte abklettern, um zum Hauptgipfel zu gelangen. Wegen der starken Vereisung durch die sogenannten Ventisqueros war das aber nicht möglich. So gingen wir wieder zurück zum Beginn dieses Spaltes und kletterten durch einen Kamin (II) in die Scharte. In der Scharte befindet sich ein Stand, den wir auch nutzten. Nun begann unser Bergführer, sich mit dem Pickel einen Weg durch die Ventisqueros zu hacken. Für die 4 m bis zum nächsten Stand brauchte er fast eine halbe Stunde und er wollte sich dabei nicht mal von uns nicht sichern lasse. Nach dem Stand folgte noch ein kurzes einfaches Grätchen bis zum höchsten begehbaren Punkt. Daneben gibt es noch eine Nadel, die wohl 2 Meter höher ist, aber unser Bergführer meinte, die würde eh bald abstürzen und das wäre ein VIer oder VIIer. Naja unter den Umständen liessen wir das mal als Gipfelerfolg zählen, immerhin hatte es die andere Bergführergruppe nicht mal bis hierher geschafft. Ohne die Ventisqueros dürfte der Gipfel wohl deutlich einfacher sein.
Nach zweimal Abseilen erreichten wir das obere Firnfeld und kraxelten dann am kurzen Seil durch die bröslige Rinne ab. Beim Rückweg war die Hochebene nun in der Sonne und die Lagunen und Seelein leuchteten in wunderbaren Blau- und Grüntönen. Wenn man zu früh startet, verpasst man das schöne Farbenspiel! Selbstverständlich verlief der Abstieg dann um einiges länger, weil viele Fotos gemacht werden mussten. Der Chimborazo blieb bis über den Mittag wolkenfrei, was echt selten passiert. Ecuador wollte uns wohl ein schönes Abschiedsgeschenk machen. 

Tipp: Wer in Ecuador gerne einen 5k ohne Bergführer machen will, hat am Carihuairozo die besten Chancen. Theoretisch gehört der zwar zum Chimborazo-Nationalpark, für den man eine Bewilligung braucht, aber die indigene Community hat beschlossen, da nicht mehr mitzumachen. So muss man an der Zufahrt zum Refugio Carihuairazo nur 2$ Wegnutzungsgebühr entrichten. Wenn man früh kommt, kommt man selbst darum herum. Es gibt auch viele Touristen, die zur Laguna Congelada wandern, sodass man als Tourist nicht gross Aufsehen erregen wird.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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