Michelsberg

Wir waren letztens mal auf der Durchreise in Bad Münstereifel, um zu sehen ob die Stadt sich von der Jahrhundertflut (2021) erholt hat. Die Gastronomie und Beherbergungsbetriebe schienen wieder anzulaufen, und so machten wir diesmal Bad Münstereifel zu unserem Standort für weitere Radtouren.

Ein wenig beachtetes Kuriosum in Bad Münstereifel ist das Secktürmchen. Secken oder sicken ist Eifeler Mundart für urinieren. Das Secktürmchen scheint daher so etwas wie ein mittelalterliches öffentliches Urinal zu sein. Tatsächlich wurde früher, mit dem Wasser der Erft, Schafwolle verarbeitet. Allerdings brauchte man dazu auch noch Soda und Urin. Urin wurde daher systematisch gesammelt.  Dazu ging der sogenannte Seckhannes des Morgens von Tür zu Tür und füllte um, was die Nachttöpfe hergaben. Die gesamten Erträge goss er dann - der Legende nach - in den Seckturm, dessen noch heute sichtbare Bullaugen der Entlüftung gedient haben sollen (Text teilweise aus: 111 Orte in der Eifel die man gesehen haben muss, von Bernd Imgrund, Emons Verlag). 

Mit diesem Wissen gerüstet, betrachtet man das Stadtbild mit ganz anderen Augen. 

In der Nähe des Secktürmchens gibt es Fotoausstellungen über die Flut von 2021. Während die Schäden im Ahrtal die Medien besonders anzogen, wurde Bad Münstereifel (und die flussabwärts liegenden Ortschaften) von den Wassern der Erft auch stark gebeutelt. Noch immer (Sommer 2023) sind die Renovierungs-Arbeiten nicht abgeschlossen.

Wir fahren von Bad Münstereifel hoch zum Michelsberg. Der "Eifelblick" genannte Aussichtpunkt ist fast zugewachsen, und die wohl nicht mehr intensiv genutzte Kapelle liegt recht einsam auf dem Berg. Wir komplettieren unseren Ausflug mit einem Blick auf das Radioteleskop Effelsberg, und einer Tour durch den Münstereifeler Wald. Hier ist Routenfindung angesagt, da viele ehemalige Forstwege sich selbst überlassen und überwachsen sind. Wir haben unseren GPX Track von den Irrläufern bereinigt.