Überschreitung am "Biancograt von Obertauern" zur Gamsleitenspitze und zur Zehnerkarspitze


Publiziert von jagawirtha , 4. Juli 2023 um 23:13.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Radstädter Tauern
Tour Datum:29 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1060 m
Abstieg: 1060 m
Strecke:10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Tauernautobahn A10 nach Obertauern, auf Passhöhe verschiedene Parkmöglichkeiten
Unterkunftmöglichkeiten:einige wenige im Sommer in Obertauern, im Umland viele Anbieter

Natürlich hat Obertauern, bzw. die Gamsleitenspitze, keinen Biancograt.  Es ist aber durch aus ungewöhnlich, dass im Sommer auf der Sonnenseite des Berges noch solch ausgedehnte Restschneefelder  in dieser Höhe anzutreffen sind. Für die Überschreitung der Gamsleitenspitze gibt es damit keine Probleme, zumindest jetzt nicht. Meine heutige Überschreitung der Gamsleitenspitze und des Gamsspitzl´s hatte ich schon mal auf dem Schirm, jedoch irgendwie wieder vergessen. Nachdem für heute optimales Wetter vorhergesagt war, wollte ich auch eine vernünftige Höhe erklimmen und wenn möglich etwas Neues abarbeiten. Von meiner Skitour in Zauchensee hatte ich die Steinfeldspitze und die Gamsleitenspitze noch im Kopf. Die Wahl fiel auf Obertauern, weil ich irgendwo einen Bericht über diese vier Gipfel gelesen hatte.
 
Start ist direkt in Obertauern auf Passhöhe oder gleich von der Touristeninformation aus. Jedenfalls findet man hier gleich die Wegweiser für die Gamsleitenspitze und das Gamsspitzl und viele andere Ziele. Als Einstieg kann man sich auch ganz gut nach der Gamsleitenbahn orientieren und dann immer auf der Piste und dem entsprechenden Wirtschaftsweg bleiben. Weißrotweiße Markierungen sind immer wieder zu erkennen.
 
Der Abzweig zur Herbertspitze  liegt direkt unter dem Gipfel, der anschließende Steig hinauf ist nur für schwindelfreie und trittsichere Bergwanderer geeignet, sowie die ganze Tour. Dieses Jahr waren erst vier andere Berggeher auf diesem Gipfel. Zurück auf der Piste steige ich in westlicher Richtung und neben der Gamsleitenbahn II weiter. Teilweise gibt es Hangneigungen von über 30°. Erst nach der Kleinen Kesselspitze, die rechts umgangen wird, zieht der Anstieg in etwas leichterer Steigung nach rechts auf den Schneegrat der Gamsleitenspitze zu. Beim Fotografieren ist mir dann aufgefallen, dass auch auf die Kleine Kesselspitze ein schmaler Steig hinauf führt. Aber umkehren wollte ich nicht mehr.
 
Die Gamsleitenspitze ist im Grunde ohne große Schwierigkeiten zu erreichen. Die Aussicht ist schon vom Feinsten. Für eine lange Rast ist aber keine Zeit. Jedoch konnte ich in der Bergflanke unterhalb der Zehnerkarspitze, die ich zum Abschluss noch besuchen möchte, einige unangenehme Schneefelder ausspähen. Ob das was wird kann man von hier oben nicht abschätzen, da mir der genaue Zustieg auch nicht bekannt war. Also machte ich mich auf den Abstieg über den Westgrat, der sich an manchen Stellen sehr ausgesetzt zeigt. Hat man dann den Sattel mit dem Speichersee erreicht, wird dieser linksseitig umgangen. Am westlichen Ende zeigt ein Wegweiser die nächsten Ziele an. Jetzt ist aber Pause an der Gamsmilchbar angesagt, die hat aber geschlossen  und ein Seilbahnbetrieb ist für den Sommer auch nicht vorgesehen. Also genügend Wasser und Brotzeit mitnehmen.
 
In der Pause habe ich beschlossen als erstes die Zehnerkarspitze zu versuchen um etwas bessere Schneeverhältnisse in den Rinnen an zu treffen. Also folge ich dem Ziehweg links unterhalb der Gamsspitzl  hinüber zur Zehnerkarspitze. Am Rückweg kann ich dann direkt vom Ziehweg auf die Gamsspitzl aufsteigen und sie von da überschreiten. Als ich dann am Schneefeld in der Flanke ankam, war mir die direkte Überquerung zu steil. Aber einige Meter weiter unten wollte ich einen Versuch starten, dort ist es etwas flacher und die Schneerinne weniger breit. Beim ersten Tritt in den Schnee hatte ich ein gutes Gefühl unter den Füßen. Vorsichtig tastete ich mich weiter und erreichte schneller als gedacht die andere Seite. Nur war hier der Weiterweg nicht vorgegeben, weil hier überall noch Schnee lag,  mal weniger,  mal meterhoch.
 
Umkehren war jetzt keine Option mehr. Ich kämpfte mich bis zur ersten sichtbaren Markierung über Schotter und plattigen Fels hoch und entdeckte dann die Ausstiegsrinne, die mich hoffentlich auf sicheres Terrain bringt. Die Rinne war mit etwas Klemmtechnik gut zu meistern. Am Ausstieg gab es erstens eine bombige Sicht nach Westen und einen sicheren Standort. Der restliche Weg über gut gestuft Schroffen war dann kein Problem mehr. Im Gipfelbuch waren für dieses Jahr schon einige Einträge, ich konnte jedoch daraus nicht erkennen aus welcher Richtung. Vermutlich über die Südwestseite, die um einiges gemütlicher zu gehen ist. Kurz habe ich überlegt diese Seite im Abstieg zu nehmen, aber es wäre ein viel weiterer Weg über die Glöcknerin und außerdem kannte ich diesen Gipfel schon.

Nach einer kleinen Pause machte ich mich auf den Rückweg über die gleiche Aufstiegsrinne, die auch im Abstieg relativ problemlos für mich zu bewältigen war. Auch der unangenehme Teil über Fels und Schotter ohne richtigen Halt war schnell und einfacher zu meistern als gedacht. Die Tritte im Schneefeld boten mir immer noch einen guten Halt und so wollte ich auch noch meinen letzten geplanten Gipfel erklimmen. Der weglose Anstieg in die Scharte vor dem Gamsspitzl war mit Hilfe der Wanderstöcke ein leichtes, auch der anschließende Anstieg über den kurzen Südwestgrat mit einem kurzen ausgesetzten Klettereinsatz (I – II) schnell erledigt. Ein letztes Mal genoss ich das Rundumpanorama von Obertauern.
 
Mit dem Abstieg über die versicherte Nordseite war mir auch klar, den schönsten Teil meiner heutigen Tour hinter mir zu haben. Der restliche Weg führt mich nun über die blaue Zehnerkarpiste hinab nach Obertauern. Erst in der letzten Kurve verlasse ich diese und gehe hinüber zur Gamsleitenbahn. Den Wiedereinstieg in die Bergwanderungen habe ich mit einem Kaffee und selbstgemachten Topfenstrudel im Wirtshaus des Hotels Wagner „gefeiert“.

Fazit: Schöne einsame Rundtour (heute) die leicht mit einem 5. Gipfel belohnt werden kann. Wegen der Einstufung bin ich nicht sicher ob nicht auch eine T5 - gerechtfertigt wäre. Bei anderen Verhältnissen bin ich mir sicher. Eine T 3 Einstufung wie in meiner Karte, halte ich für den Ostan- und Abstieg auf die Zehnerkarspitze für ziemlich mutig.

Tourengänger: jagawirtha


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 5. Juli 2023 um 10:05
Seawas jagawirtha, du hast ja herrliches Wetter und eine klasse Sicht bei deiner schönen Tour bei Obertauern gehabt, ich gratuliere! Die dortige Bergwelt gefällt mir auch sehr gut und Obertauern ist natürlich ein günstig hoch gelegener Aussichtspunkt, nur die Infrastruktur für die Schifahrer schreckt mich immer ab. Weiter unten bei Tweng auf der Südseite ist es halt doch bedeutend ruhiger. Viele Grüße!

jagawirtha hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juli 2023 um 15:34
Danke, ich bin voll bei dir. Die Berggipfel können aber nichts dafür, haben aber einen ganz besondern Reiz. Für mich war die Zehnerkarspitze immer schon ein Gipfel den ich besteigen wollte. Das verbaute Gelände muss man ausblenden können. Bei der Tour habe ich auch meine nächsten Ziele, die Kalkspitzen und den Gurpitscheck wieder entdeckt.Dann aber mit Übernachtung.
Viele Grüße
Gerhard


Kommentar hinzufügen»