Kurzbericht 

Wasserfallspitz 2652m - Auf den Spuren der Hiasler


Publiziert von georgb , 22. Juni 2023 um 16:58.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:21 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m

Spätestens am Herz-Jesu-Sonntag rückt der Wasserfallspitz ins öffentliche Interesse und damit auch in meines. Die Hiasler lassen sich jedes Jahr ein neues Motiv für ihr Feuer einfallen, ich bin begeistert von ihren Ideen und ihrem Elan. Was sie da oben in den Wänden des Wasserfallspitz leisten, ist enorm!
Heuer haben sie einen Bergsteiger ausgewählt; das ist Motivation genug für mich, endlich einen lang gehegten Plan durchzuführen: Aufstieg zum Wasserfallspitz über die Ostflanke und den Nordgrat. Von Westen kenn ich die Tour schon ecco, diesmal will ich auf den Spuren der legendären Hiasler wandeln.
Der Wasserfallspitz ist von beiden Seiten nicht leicht zu erreichen und so ist es auch heute kein Kinderspiel. Es gibt einen Steig bis zur Jägerhütte (wenn man den Einstieg findet) und auch danach zieht eine deutliche Spur durch die Wälder. Markierungen sieht man allerdings keine, nicht einen einzigen Steinmann lassen die Hiasler stehen. So bleibt die Tour zum Wasserfallspitz trotz der regelmäßigen Begehungen eine wilde Tour und verlangt gutes Orientierungsvermögen.
Allein der Weg zum Wetterkreuz und zum Unterstand, wo die Hiasler zu Herz-Jesu "hausen" ist nicht ohne, es gilt ein paar Geröllrinnen ansteigend zu queren, ohne jegliche Markierung und dann den Steig in der Ostwand zu finden. Der letzte Aufschwung zum Unterstand ist mit Trittbügeln und Stahlseilen elementar gesichert und danach beginnt ja erst der eigentliche Aufstieg zum Wasserfallspitz!
Nach meinen Informationen bewegt sich alles im zweiten Grad und ich soll mich immer direkt auf der Grathöhe halten. Tatsächlich steht da eine hölzerne Leiter und lockt mich auf die Kammhöhe. Doch selbst mit Unterstützung der Leiter kratzt der anschließende Aufschwung den 3. Grad und das Gelände ist ausgesetzt und heikel, absteigen möchte ich hier später nicht.
Ich halte mich immer auf der Grathöhe, suche die beste Linie, überklettere Zacken und ziehe mich an Rissen weiter, doch irgendwann wird mir das Gelände zu heikel, mit II ist es hier augenscheinlich nicht mehr getan. Ich bin versucht abzubrechen, aber mit einem Blick in die Ostflanke fällt mir eine mögliche Umgehung ins Auge. Ich steige ein Stück ab und folge den Gamsspuren in der grasigen Flanke, wie so oft helfen mir die vierbeinigen Kollegen mit ihren Markierungen ;-) Damit kann ich die schwierige Passage umgehen und steige ein Stück später wieder auf den Kamm.
Ab hier komme ich gut voran, ein paar Felspassagen (II) und ein wenig Schotter weiter stehe ich unter dem letzten Hang und erreiche im Gehgelände das Gipfelkreuz. Es war ein hartes Stück Arbeit und ich werde nicht wirklich dafür belohnt. Der Saharastaub zieht übers Land und von den Dolomiten ist rein gar nichts zu sehen. Ok, dann eben nicht, ich ziehe mich wieder zurück und folge konsequent meiner Aufstiegslinie in die Ostflanke. Die plattigen Risse weiter unten erfordern nochmal volle Konzentration und die haarsträubende Passage mit der Holzleiter will ich unbedingt vermeiden.
Also steige ich schon vorher durch eine unheimliche Schotterrinne ab und wurstel mich durch das Gelände (Stellen II-III). Hier ist scheinbar einiges in Bewegung und bricht regelmäßig ab. Ein paar blaue Punkte helfen bei der Orientierung und irgendwann kann ich zum Hiaslerdepot queren.
Ich atme durch und lasse mich kurz nieder, ab hier ist das Gröbste geschafft. Die extreme Schwüle macht mir aber langsam zu schaffen, ich schleiche mich müde abwärts durch den Urwald und brauche alle Wasserreserven auf. Natürlich verfehle ich den Steig kurzfristig und kämpfe mich durch die Alpenrosen. Mit zerkratzten Beinen finde ich zurück auf den Weg und hüpfe zügig abwärts, der Himmel verdunkelt sich bedrohlich und vor den Gewittern will ich am Auto sein.
Auf den Spuren der Hiasler und auf dem von ihnen gut ausgetretenen Steiglein husche ich an der Jägerhütte vorbei zum Parkplatz. Erstaunlich, was vor kurzem noch nach schweren Gewittern aussah, löst sich in Wohlgefallen auf und ich freue mich schon auf die Terrasse beim Café Treffpunkt. Geschlossen bis 2. Juli, ich schaue zurück auf den Wasserfallspitz, das muss genügen.

Tourengänger: georgb


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