Im Dreieck gesprungen: Kozel, Králův vrch a Kolný


Publiziert von lainari , 7. Juni 2023 um 16:53.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum: 4 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 465 m
Abstieg: 465 m
Strecke:19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Stvolínky
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Ein Tafelberg am Rand des České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge)
 
Am Ostrand des rechtselbischen České středohoří gibt es einen markanten, weitläufigen, vulkanisch entstandenen Tafelberg, dessen drei Ecken als eigenständige Gipfel betrachtet werden. Südlich vorgelagert befindet sich ein zerklüftetes Sandsteinland mit vielen Seen, welches dem Dokeská pahorkatina (Hirschberger Hügelland) zugerechnet wird. Diese großartige Landschaft gilt es heute näher zu erkunden.
 
Die Anfahrt führt mich über Úštěk (Auscha) zum Ausgangspunkt meiner Wanderung nach Stvolínky (Drum). Hier stelle ich das Auto am zentralen Dorfplatz ab. Die von 1358 stammende Kirche und das wesentlich jüngere Schloss scheinen schon etwas morbide. Ich verlasse die Ortslage zu Fuß auf einem Flurweg nach Norden. An einem Sportplatz biege ich nach rechts auf eine abgemähte Wiese und nähere mich dem malerischen Koňský rybník (Ross Teich/Roßteich). Dieser ist, wie die meisten Gewässer der Gegend, eine künstliche Anlage und gehörte gemäß Kaiserpflichtexemplar von 1843 dem Bistum Leitmeritz. Die Kirche hat die Gewässer ab dem 14. Jh. zur Fischzucht anlegen lassen. Wie regional üblich, wird der Seeabfluss auch hier durch einen Sandsteinkanal (Schlucken) geführt. Wegen der kühlen Nacht treffe ich auf ein dampfendes Gewässer. Durch die schnell steigende Temperatur verfliegt diese Pracht jedoch rasch. Am gegenüberliegenden Ufer hat sich eine riesige Kolonie Graureiher angesiedelt. Über einen Aussichtsfelsen (Smrtka) am Seeufer gehe ich bis zum rot markierten Wanderweg. In einer Wochenendsiedlung laufe ich unmarkiert geradeaus in den Wald. Auf meiner alten KČT-Karte wurde hier früher ein gelber Weg geführt. Heute umgeht er das Areal nach rechts und führt dann an der Straße entlang, den Grund sollte ich gleich noch herausfinden. Nach einiger Zeit komme ich hinaus in Wiesenland und nach einer 400-kV-Stromtrasse biege ich gemäß alter Route nach rechts. Hinter einem Bachgraben endet der Weg an einem mit „Soukromý pozemek“ (Privatgrundstück) beschriftetem Tor. Eine ortsnahe Umgehung scheitert an Zäunen und Dornengebüschen, so dass ich zurück in brusthohes Wiesenland ausweichen muss. Man kann die von mir benutzte Route durchaus nutzen, muss jedoch an der Stromleitung gerade bis zur Straße durchlaufen, der gezeichnete Track ist in diesem Punkt bereinigt. Entlang der Straße komme ich zur Ortsmitte von Kozly (Kosel). Hier biege ich nach links und wandere bergwärts (grüne Markierung). Kurz nach dem Ortsende biegt ein frisch freigesägter Pfad bergwärts nach rechts ab. Unschwierig komme ich so zum Gipfel Kozel (Kosel/Kosel Berg/Koselberg), der die östliche Begrenzung des Tafelberges bildet. Oben sind Reste einer Baude zu entdecken. Diese müsste nach 1945 eingegangen sein, außer dem tschechischen Namen „Kubíkova chata“ habe ich bislang keine weiteren Informationen finden können. Der Berg hat einen (alten) TP und besteht aus Basanit.
 
Ich verlasse den Gipfel auf einem Pfad in nördliche Richtung, nehme kurz den grünen WW und gehe dann unmarkiert auf Flurwegen durch weites Wiesenland nach Nordwesten. Hinter der Einschicht Novina (Neuland) wird wieder Wald erreicht. Der nun folgende doppelgipflige Berg wurde in alten Karten als Königsberg (530 m) geführt. Heute hat jeder Gipfel einen eigenen Namen. Zuerst gehe ich auf den Králův vrch (Königsberg bei Waltersdorf/Kühnelsberg) hinauf. Hier gibt es einen TP und auf der Nordseite eine Blockhalde. Anschließend komme ich zum Modrý vrch. Der bewaldete Gipfel ist weitläufig, planeben abgeflacht und hat an einigen Stellen schwach ausgeprägte wall-/grabenartige Elemente, die auf einen frühgeschichtlichen Siedlungsplatz hindeuten könnten. Einschlägige Publikationen halten dazu jedoch keine weiteren Informationen vor. Es gibt keinen TP. Der Nordostabhang des Berges hat einen beachtlichen Steilabfall mit einzelnen felsigen Gratrippen aufzuweisen. Somit ist der Nordzipfel des Tafelberges erkundet. Auf dem Zugangsweg geht es nach Novina zurück. Unterwegs wird gerade Holz gerückt. Bei der derzeitigen Trockenheit stellt dies kein Problem dar, aber ein Wetterwechsel kann die Wegqualität hier entscheidend verschlechtern.
 
Dann durchquere ich Stvolínecké Petrovice (Petersdorf) an der Westflanke des Tafelberges. Das kleine Örtchen hat keine ständigen Einwohner, dient also nur noch Erholungszwecken. Ein unmarkierter Flurweg führt auf die Erhebung Kolný (Kolben/Kolben Berg/Kolbenberg) hinauf. Der Gipfel in einem Gehölzstreifen im Wiesenland hat keinen TP. Er bildet den Westzipfel des Tafelberges. Über einen verwachsenen Waldweg laufe ich nun talwärts, biege vor dem nächsten Ort links ab und bleibe im Wald. Am Waldrand erwartet mich wieder brusthohes Grasland. Ein Umweg soll die Durchquerung vermeiden, führt aber ebenso über Wiesen. Im Herbst oder Winter könnte man hier sicher auf direkterem Wege agieren. An der Straße durchquere ich das Örtchen Kolné (Kolben). Über eine talwärts abzweigende Anliegerzufahrt komme ich zu einer Taleinkerbung und pfade hinunter. Ich gelange zur spektakulären Enge der Kolbenschlucht, fallweise auch Knorrloch genannt. Der Bach hat hier eine bis zu 12 m tiefe und nur bis 2 m breite, unbegehbare Kerbe im Sandstein herausgearbeitet. Auf dem Rückweg schaue ich noch drei Felsenkeller an, die wahrscheinlich früher zu Lagerzwecken genutzt wurden. Entlang einer Straße gelange ich abschließend nach Stvolínky zurück.
 
Die Gipfelaufstiege und die Schlucht sind mit der Schwierigkeit T2, der restliche Weg als T1 zu bewerten. Die Gipfelzugänge sind unmarkiert. Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 15 min.

Tourengänger: lainari


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