Vier mal ex am Erzgebirgsostrand


Publiziert von lainari , 12. April 2023 um 18:43.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:10 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ   D 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 370 m
Abstieg: 370 m
Strecke:23 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus bis Grenzübergang Bahratal/Petrovice (RVSOE Linien 216, 217, 218 und 219 sowie DÚK linka 452)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 6 Krušné hory - Teplicko

Verschwunden: Hungertuch, Neuhof, Oberwald und Jungferndorf
 
Heute geht es zu einer Erkundung an den äußersten Ostrand des böhmischen Erzgebirges. Dazu fahre ich zum Grenzübergang Bahratal/Petrovice und parke auf tschechischer Seite. Zu Fuß bewege ich mich Richtung Petrovice und biege nach der Tankstelle links auf einen Fluweg ein. Durch schönes Wiesenland komme ich zum Standort der einstigen Einschicht Hungertuch/Hladov.
Hier führte etwa ab dem 11. Jh. die Salzstraße Halle (Saale) - Bad Gottleuba - Königswald - Aussig - Prag vorbei. Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es einen Meierhof. Auch ein Eisenhammer wird erwähnt. Eine spätere Mühle wurde in eine Metallwarenfabrik umgewandelt, zuletzt gab es hier fünf Häuser. Bis Anfang des 20. Jh. war auch eine massive längliche Ruine, genannt „Schafstall“ vorhanden. Diese musste auf ein historisches Gebäude anderer Funktion zurückgehen, denn sie wies gotische Stilelemente auf. Sie wurde zur Baumaterialgewinnung abgetragen. Die zu Peterswald/Petrovice gehörende Kleinsiedlung wurde mit Einrichtung der Tschechoslowakischen Grenzzone in den 1950er-Jahren komplett abgerissen.
Der unterhaltene Fahrweg endet hier. Nun wandere ich durch Wiesenland durch das Tal des Olšový potok (Loschebach) talaufwärts. Die Wiesen Richtung Bach sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen, hier soll auch der Wachtelkönig heimisch sein. Ich gehe nur einmal kurz hinunter, um den Fassungspunkt des einstigen Mühlgrabens zu erkunden. Später treffe ich auf einen talquerenden Weg und mache kurz darauf in einem Gehölzstreifen die Reste der Siedlung Neuhof/Nový Dvůr aus.
Das strikt geometrisch in Nord-Süd-Ausrichtung angelegte Reihendorf wurde als Ortsteil von Peterswald/Petrovice erst 1822 gegründet. Anfang des 20. Jh. gab es 29 Häuser/194 Einwohner. Die Siedlung wurde mit Einrichtung der Tschechoslowakischen Grenzzone in den 1950er-Jahren fast komplett abgerissen. Heute gibt es hier nur noch ein Anwesen.
 
Ich arbeite mich weglos zu einer Leitungstrasse vor und biege nach links. Über die nächste Lichtung gehe ich rechts in den Wald hinein und treffe wie geplant auf einen Waldweg. Einige Abzweigungen später, komme ich wieder in Wiesenland hinaus. An der besonnten Waldkante mache ich Frühstücksrast. Danach laufe ich erneut weglos durch Wiesenland und umgehe die Siedlung Tisá - Antonínov (Tyssa - Antonsthal) auf der rechten Seite. Über die Zugangsstraße gelange ich zur Hauptstraße und überquere diese geradeaus. Ein Sträßchen führt nun zum Cihlářský rybník (Ziegelteich). Dahinter im Wald befindet sich ein umzäuntes Militärgelände. Offenbar wurde dieses nun auch in die unmittelbare Umgebung ausgeweitet, wie verschiedentliche Betretungsverbotstafeln nahelegen. Da diese jedoch keine nachverfolgbare regelmäßige Grenzlinie (Wegrand, Flurkante) bilden und die größere Umzonung auch nicht in den Kartenwerken (KČT oder mapy.cz) ausgewiesen ist, laufe ich leise pfeifend weiter. Meine Gefühlslage schwankt zwischen Touristentrottel und Tarnkappenmodus. Eine Nachahmung ist in diesem Punkt sicherheitshalber nicht angezeigt. So überschreite ich den flachen bewaldeten Holý vrch (Bernhardberg) und sehe eine faszinierende Landschaft. Nach einer Weile folgt das einstige Siedlungsgebiet von Oberwald/Horní Les.
Die Siedlung bildete einen Ortsteil von Königswald/Libouchec und hatte zuletzt acht Häuser. Sie wurde mit Einrichtung eines Truppenübungsplatzes Anfang der 1950er-Jahre komplett abgerissen. Mit Aufkommen des Wandertourismus verlief hier ab 1904 der legendäre Kammweg von Tetschen nach Asch, der mit einem vierzinkigen blauen Kamm gekennzeichnet war. Sein moderner Nachfolger, der rot markierte Wanderweg von Tisá nach Panenská wurde wegen dem Wiederaufleben der militärischen Nutzung inzwischen aufgehoben. Im Dezember 2015 hatte ich ihn noch begangen.
Ein Weg führt in einer kurzen Waldpassage zu den Resten des einstigen Ortes Jungferndorf/Panenská.
Der Vorkriegsbestand wird mit 21 Häusern/78 Einwohnern angegeben. Alle Häuser waren in einer Bogenreihe angeordnet, die Giebel wiesen jeweils zum Weg. Am Tafelberg Sandkopf/Sandhubel wurde Sandstein gebrochen, später siedelte sich eine Zementwarenfabrik an, die mit dem Sand als Zuschlagstoff Betonfertigteile herstellte. Der Ort wurde mit Einrichtung eines Truppenübungsplatzes Anfang der 1950er-Jahre fast komplett abgerissen. Heute gibt es hier einige Wochenendgrundstücke.
 
Eine Sitzgruppe ist ein schöner Platz für den ersten Teil meiner Mittagsrast. Auf der Rückseite des Tafelberges gehe ich danach einen Waldweg hinunter und biege unterwegs nach links ab. Am oberen Ortsende von Petrovice treffe ich auf die Straße. Ich verlasse den Ort sogleich nach links und biege an einem Funkmast auf einen Wiesenweg ein. Auf einer Fahrspur bzw. zum Schluss weglos laufe ich diagonal über eine große Wiesenfläche zur Erhebung Mordovna hinüber. Diese hat offenbar keinen historischen deutschen Namen. Ab hier folge ich dem rot markierten Wanderweg. Unterwegs lasse ich mich an einem besonnten Lesesteinhaufen zum zweiten Teil der Mittagsrast nieder. Kurz nachdem der Wanderweg scharf nach rechts abknickt, gehe ich weglos zur Grenze hinunter und folge ihr bis zum Grenzübergang Bahratal/Petrovice. Optional kann man auch den Wanderweg bis in den Ort Petrovice benutzen und durch den Ort hinunterlaufen. Diesen habe ich heute wegen dem Feiertagsgetümmel umgangen.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 6 h 15 min.
Die absolvierte Strecke ist auf den vorhandenen Wegen überwiegend mit T1 zu bewerten.
Die Erkundungen der Siedlungsgebiete sind abweichend mit T2 einzuschätzen.
Die Route ist größtenteils nicht als Wanderweg markiert und hat einen hohen weglosen Grasanteil (Jahreszeit beachten).

Tourengänger: lainari


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