Sentiero delle Guardie - "Via diretta" (von Alpe di Melano nach Perostabbio)


Publiziert von ironknee , 26. Oktober 2009 um 21:48.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Sottoceneri
Tour Datum:24 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Monte Generoso 
Zeitbedarf: 6:00

Die Begehung des Sentiero delle Guardie (SdG) ist rasch und einfach zusammengefasst: Haarsträubende Routenführung durch haarsträubendes Gelände! ;-)
Ich habe mich immer gefragt, warum es über diese Route nicht mehr Informationen gibt. Im Internet findet man nur spärliche Hinweise: Kommentare von Zaza oder der kurze Bericht einer erfolgreichen Begehung von Frank Seeger (Hier). Alles in Allem noch lange nicht genug für eine vernünftige Tourenplanung. Warum das so ist weiss ich seit meiner Begehung.
Start in Rovio (498m) beim öffentlichen Parkplatz am Dorfrand. Man folgt den Gassen durch das hübsche Tessiner Dorf und strebt die "Kapelle" bei Punkt 583 an. Hier wähl man den rechten Wanderweg der in Richtung Alpe di Melano (917m) führt. Bei der Alpe angekommen orientiert man sich nordostwärts und steigt hinauf zu einer Ruine auf ca. 1000m. Hier befindet sich der Einstieg zum Sentiero delle Guardie.
Die erste Etappe (T4) ist noch einfach. Man quert in leichter Steigung hinüber zu Punkt 1091 (Sasso Piatto). Nun geht es alles in Richtung Osten über eine Krete. Im Sattel östlich von P1091 findet man sogar noch eine alte, rote Wegmarkierung (die erste und letzte dieser Tour). Später begegnet man noch zwei Steinmännern bis dann, auf ca. 1200m, der Einstieg gesucht werden sollte. Hier, wo der Wald aufhört, sollte man nun zur Wand hinüber Queren. Einen logischen Einstieg zur Wand habe ich nicht gefunden. Man sollte jedoch nicht über 1200m einsteigen, da man sich sonst sofort in äusserst ungemütlichem Gelände wieder findet.
Nun folgt die zweite Etappe (T6+/II bis III, je nach Routenwahl): Die Querung der Westwand des Monte Generoso. Eine genaue Routenbeschreibung traue ich mir im Nachhinein nicht mehr zu. Das Gelände ist sehr kompliziert und die Anspannung zeitweise so gross, dass die volle Konzentration auf das Wesentliche in solchem Gelände gerichtet ist, sicheres Treten und Greifen! Somit ist die folgende Beschreibung eher als Leitplanke zu sehen.
Einmal an der Wand angekommen sollte man möglichst die Höhe halten. Meine Route bewegte sich zwischen 1200 und 1300m. Sie folgt grundsätzlich immer der Wand/Wald-Grenze mit kleinen Abweichungen. Viele Gräben und Rippen müssen gequert werden. Auch abweisende Bänder müssen begangen werden. Ausweichmanöver machen keinen Sinn, da sie mit zu vielen kräfteraubenden Ab- und Wiederaufstiegen verbunden wären. Ich musste zweimal abseilen. Einmal als Verhauer den ich wieder mühsam wettmachen musste. Die zweite Abseilstelle ist bei einer steilen Platte die querend geklettert werden müsste. Eine Begehung war mir wegen der erdigen und Feuchten Schuhsohlen und mangels Griffen zu heikel. In der Region von Pianchette befand ich mich auf ca. 1300m und machte mich langsam auf den Abstieg nach Perostabbio (1233m). Das ist wahrscheinlich nicht die ideale Route. Das Gelände ist dort äusserst ruppig und heikel. Im Nachhinein würde ich versuchen die Höhe weiter zu halten und in einem steileren Winkel nach Perostabbio abzusteigen.
In Perostabbio machte ich mich dann erst mal an die Durchsuchung der Hütte nach etwas trinkbarem. Mein Liter Wasser war nämlich schon lange aufgebraucht. ;-)
Nun ist mir klar warum es zu dieser Route keine genauen Angaben gibt. Es ist aufgrund des komplizierten Geländes, das durch unzählige Rinnen, Rippen und Bänder geprägt ist, fast unmöglich nach einer ersten Begehung eine genaue Beschreibung zu machen.
Hier noch einige Hinweise für SdG-Aspiranten:
·         Von Melano kommend nicht oberhalb 1200m in die Querung einsteigen.
·         Das Gelände in der Querung ist immer steil, ausgesetzt und heikel.
·         Viele Wechsel von erdig/feuchtem Gelände in den Fels machen die Kletterpartien heikel.
·         Man befindet sich immer unterhalb brüchiger Wände (objektive Gefahr).
·         Seil ist Pflicht (auch im Alleingang).
·         Besser nicht im Alleingang.
·         Helm wäre vernünftig.
·         Pickel im steilen, erdigen Gelände von Vorteil.
·         Wer sich an der ersten schwierigen Stelle überfordert fühlt, sollte umkehren. Es wird nicht einfacher.
·         Die Route ist in umgekehrter Richtung wahrscheinlich einfacher.
·         Gängige Markierungen sollte man keine suchen. Abgebrochene oder hingestellte Äste sind die einzigen Hinweise auf die Route.
Tour im Alleingang.
Good hike,
ironknee

Tourengänger: ironknee


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Kommentare (9)


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Löxli hat gesagt:
Gesendet am 26. Oktober 2009 um 22:25
hey Dani, schön mol wieder vo dir z'lese....

Ä liebs Grüessli
Miri

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 26. Oktober 2009 um 22:42
Hola Dani,

Welcome back :-) Läck mer Ar... wenn ich diä Bänder-Fotene so aaluege, denn han i aber grad grausams Muffesuuse... Madonna mia...

Cheers,
Dominik


Omega3 hat gesagt: Welcome back!
Gesendet am 26. Oktober 2009 um 22:52
Freut mich, wieder von dir zu hören (lesen!)

Lieber Gruss
Ω

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 07:52
Bravo!!!

Aber: Bist du sicher, dass du richtig warst? Auch die unterschiedlichen Bewertungen lassen dies vermuten (bei Frank: T6-). Gemäss Frank sind ältere Markierungen öfters vorhanden. Hier ist seine detailliertere Beschreibung.

Wir hatten diesen Frühling von den Ruinen beim Sasso Piatto her den Einstieg gesucht. Gemäss den Angaben im Buch von Angelo Valsecchi stiegen wir schräg zur Felswand hinauf und hatten den Eindruck, dass es da weiter gehen könnte (wenn auch sehr wild). Aber Frank, von der anderen Seite kommend, sagte mir, dass die "richtige" und markierte Route weiter unten verlaufe und zuletzt fast horizontal zum Sasso Piatto komme. Dort hat es tatsächlich ab und an Markierungen an den Bäumen.

Gruess, zaza

ironknee hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 09:40
Hallo Zaza

Nein, ich bin nicht sicher ob ich die richtige Route begangen habe. Ganz und gar nicht... ;-)
Ich kann mir nicht vorstellan, dass die Grenzwächter damals auf "meiner" Route gegangen sind. Sowas haben die sich bestimmt nicht angetan. :)

Ich werde den Titel meines Berichts noch anpassen auf "Sentiero delle Guardie - Via diretta".

Wie gesagt, ich bin ziemlich sicher, dass die Wegfindung von Perostabbio aus einiges einfacher ist. Ich wäre auf jeden Fall nochmals dabei...;-)

Gruss, i.

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 09:57
das hör ich gern! Mindestens zwei weitere Interessenten an dieser Tour hätten wir ja!

Hast du Reste von Drahtseilen gesehen? Das wäre der untrügliche Hinweis, ob du auf dem alten SdG warst.

Entlang der CH-Grenze gibt es im Tessin übrigens noch weitere Routen von ähnlichem Kaliber...aber ich weiss nicht, ob ich die hier verraten soll, sonst klapperst du sie wieder ohne mich ab ;-)

Gruess, zaza

ironknee hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 11:11
Nein, keine Drahtseile. :( Das einzige Seil das ich an diesem Tag gesehen habe war mein eigenes :)

Ab nächstem Jahr arbeite ich 80%. Dann habe ich mehr Zeit für Tessin und mit gemeinsamen Touren klappt es dann sicher auch besser. :)

Gruss, i.

ironknee hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 21:25
Ich habe die Beschreibung von Frank Seeger gelesen. Es ist ziemlich eindeutig, ich habe die Route ca. 100m weiter oben abgespult. Jetzt ist alles klar... ;-)
Naja, ich sehs als weitere Westwandroute, eben die "Via diretta". :)

Gruss, i.

ironknee hat gesagt: Danke!
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 21:21
Hallo an Alle,

Danke für das herzliche Willkommen. :)

Gruss, i.


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