Verschwunden: Gabrielahütten (Gabrielina Huť)


Publiziert von lainari , 13. Oktober 2022 um 21:23.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum: 7 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 470 m
Abstieg: 470 m
Strecke:21,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus bis Rudolice v Horách (DÚK linka 561)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 5 Krušné hory - Chomutovsko a Mostecko

Ein untergegangener Ort im Böhmischen Erzgebirge
 
Herrliches Herbstwetter lockt mich auf die Höhen des Erzgebirges. Die morgendliche Anfahrt wird durch eine Straßensperrung behindert. Über das Stadtgebiet Litvínov werde ich auf einer Nebenroute auf den Gebirgskamm geleitet. Dadurch etwas verspätet, treffe ich an der Bushaltestelle an der Ortszufahrt von Rudolice v Horách (Rudelsdorf) ein. Zu Fuß gestartet, durchmesse ich die Ortslage, die heute mehrheitlich aus Wochenenddomizilen besteht. Eine blaue Wanderwegmarkierung leitet mich in den Wald hinein. An einer ersten Kreuzung mache ich einen Abstecher zum Rudolický rybník (Alter Teich). Zurück an der Kreuzung folge ich dem blauen WW bis zur nächsten beschilderten Kreuzung. Dort lege ich an einer Sitzgruppe eine kleine Frühstückspause ein. Nun gehe ich auf dem Radweg 23 bis zu einer Lichtung. Hier, an der býv. hájovna Ochsenstall/Volárna, befand sich früher ein Forsthaus, welches irgendwann nach 1945 abgerissen wurde. Ich besichtige die verbliebenen Reste und gehe dahinter in den Wald. Die vorgefundenen Wege entsprechen nicht mehr den Karteneinträgen. Kurz weglos finde ich passende Wege und Pfade zum Abstieg ins Telčské údolí (Töltzschbachtal). Am Bach nutze ich eine Brücke und danach den asphaltierten Talweg. Nach längerer Gehdauer treffe ich talwärts auf Siedlungsspuren, wie einen Teichdammrest und eine Ruine. Sie gehören zur býv. osada Gabrielahütten/Gabrielina Huť. Hier an der Stelle des seit 1632 beurkundeten Ortes Töltsch (Telč) gründete Heinrich Franz von Rottenhan, der Herr von Rothenhaus, basierend auf den Ressourcen Wasserkraft und Holzkohle 1779 ein Eisenwerk. Zu Ehren seiner Tochter Gabriela wurde die Siedlung Gabrielahütten genannt. Diese heiratete später den umtriebigen Georg Franz August von Buquoy. Gemeinsam machten sie das Örtchen zu einem frühindustriellen Zentrum. Zu Hochzeiten gab es fünf Stauteiche, einen Erzbrecher, einen Hochofen, drei Eisenhämmer, ein Blechwalzwerk und eine Zinnerei. Zur bereits 1780 eröffneten Thunstraße nach Rudelsdorf kam 1833 die Straße nach Brandau hinzu. Wegen anderswo besserer Produktions- und Transportbedingungen wurde die Produktion 1867 eingestellt. Etliche Verkaufs- und Wiederbelebungsversuche scheiterten, so wanderten viele Einwohner ab. Bis zum 2. Weltkrieg etablierte man sich als Sommerfrische, der Vorkriegsbestand wird mit 16 Häusern und 151 Einwohnern angegeben. Ende der 1950er-Jahre wurden dann alle Gebäude abgerissen.
 
Noch auf dem einstigen Siedlungsgebiet mündet der Telčský potok (Töltzschbach) in den Načetínský potok (Natzschung). Dem Ufer folge ich auf der alten Straße talwärts. Unterwegs sind der Mühlgraben und das Fundament der Steindlmühle zu sehen. Kurz vor Brandov (Brandau) zeichnet sich gegenüber dem deutschen Rothenthal eine Anhöhe ab. Auf diese steige ich weglos hinauf und besichtige die Reste der Burg Hrad u Brandova (Burg bei Brandau). Diese soll nach 1250 entstanden sein und wurde weder namentlich noch vom Inhaber her urkundlich. Oben lege ich eine Mittagsrast ein. Auf der Rückseite führt, ausgehend vom Halsgraben, ein Pfad in das Siedlungsgebiet von Brandov. An der ersten Kreuzung biege ich nach rechts auf einen Lehrpfad ab. Über eine Anliegererschließung geht es vorbei am Skigebiet des Ortes bergwärts. Zum Schluss laufe ich auf einem unmarkierten Sträßchen zum Waldrand hinauf und biege nach links auf einen verwachsenen Forstweg ein. Später gehe ich über den endlos langen Forstweg Bachmanka weiter. Nach längerer Gehzeit treffe ich auf eine Straße und laufe bergwärts, bis links ein Forstweg abzweigt. Über diesen komme ich zu einer Gasleitungstrasse. Auf dem Kontrollweg steige ich ruppig bergan. Am Kulminationspunkt verlasse ich die Trasse und gehe rechts im Jungwald zu den Klippen des Eduardův kámen (Eduardstein) hinauf. Der Hauptfelsen ermöglicht einen fantastischen Rundblick. Nach einer längeren Verweildauer gehe ich schließlich zum Ausgangspunkt an der Ortszufahrt Rudolice v Horách zurück.
 
Die pausenbereinigte Erkundungszeit betrug 5 h 15 min. Die Tour ist auf den Wegen als T1 zu bewerten, die Begehung der ehemaligen Ortschaft, der Burg und Gipfels als T2.
Die Runde ist nur teilweise als Wanderweg markiert.

Tourengänger: lainari


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