Gratüberschreitungen im hessischen Niemandsland: die Eschbacher Klippen
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Nahe Usingen-Eschbach befinden sich die Eschbacher Klippen - zwei Felsgrate namens Buchstein und Saienstein. Sie sind der sichtbare Teil eines etwa sechs Kilometer langen Quarzganges - sichtbar, weil sie als passagenweise nur wenige dutzend Zentimeter breite Grate bis zu zwölf Meter hoch über den Boden hinaufragen. Die Felsen sind als Naturdenkmal geschützt, klettern ist aber erlaubt.
Und nachdem ich im Taunus schon einige Wochen zuvor ganze fünf Grate begangen hatte, sollten es nun die Eschbacher Klippen sein - immerhin die Vorzeigegrate im Taunus.
Ich legte "Cocoon" von Tiger Moth Tales ein und dübelte nach Eschbach im Taunus (na, eigentlich schon hinter dem Taunus). Kurz hinter dem nördlichen Ortsausgang befindet sich der Wanderparkplatz Eschbacher Klippen (387 m).
Der Saienstein liegt auf derselben Straßenseite wie der Parkplatz, der Buchstein auf der anderen Seite.
Da der Buchstein stärker besucht ist, und ich ihn vor einem eventuellen großen Ansturm erkraxeln wollte, überquerte ich zunächst die Straße und wanderte - erstmal zu einem Bodendenkmal: der Schanze Eschbacher Klippen (400 m).
Die Schanze ist eine heute mitten im Wald gelegene Wallanlage. Erdwälle umfassen ein mit etwa 75 mal 140 bzw. 120 Metern leicht trapezoides Gelände. Die Anlage war zusätzlich durch einen etwa zwei Meter breiten Graben geschützt. Alter und Zweck der Erdschanzenanlage sind leider unbekannt.
Unmittelbar südlich davon befindet sich mein eigentliches Ziel: der Buchstein (390 m).
Angeblich wurden die Felsen um 1910 ja auch "Kaiserin-Friedrich-Klippe" genannt. Behauptet jedenfalls das Netz. Aber Kaiserin Friedrich?
Der Buchstein ist ca. 80, 90 Meter lang, bis zu 12 Meter hoch und oben an der Kante stellenweise nur wenige dutzend Zentimeter breit. Der Felsgrat besteht aus Quarzgestein, das sich hier als etwa 6 Kilometer langer Quarzgang quer durch das Usatal bis zum Wormstein im Usinger Stadtwald fortsetzt. Es entstand vor etwa 270 Millionen Jahren als Querverwerfung, die bei der Gebirgsbildung entstand. Entlang der Störungszone stieg heißes Wasser auf, in dem Schwerspat gelöst war. Das Mineral wurde ausgeschieden und später durch Quarz ersetzt. Dunkle Färbungen auf den Felsen bestehen aus Eisen- und Manganoxiden. Der widerstandsfähige Quarz konnte an einigen Stellen der Erosion trotzen - aber nirgends so spektakulär wie hier bei Eschbach.
Kletterer nutzen die Steilwände für Trainingseinheiten, es gibt gesicherte Touren der Schwierigkeitsgrade I-VII. Die Überschreitung wird mit III bewertet.
Also los!
Ich ging den Buchstein von Südosten aus an. So hat man die schwierigen Passagen im Anstieg. Die III bezieht sich gleich auf den Beginn des Grats im Südosten. Hier geht's auf vergleichweise kleinen Tritten fast in die Senkrechte.
Eine zusätzliche Schwierigkeit am Buchstein zeigt sich gleich zu Beginn: Der Fels ist beliebt, und entsprechend speckig und glattgeschliffen. So sollte man unbedingt aufpassen, wo man hintritt, sonst sind Ausrutscher nicht ausgeschlossen.
Auf dem Grat angelangt, wird es dann sofort leichter, allerdings nur ein bisschen. Kurze Kletterstellen sind nicht schwieriger als II, das Gelände ist ob seiner Ausgesetztheit aber erst einmal mit T6 zu bewerten.
Ein bissl umsehen kann man sich aber schon. Besonders der Feldberg fällt ins Auge - der höchste Punkt im Taunus und der höchste Punkt weit und breit.
Man übersteigt einen ersten großen Gratkopf, was umso leichter fällt, je länger die Beine sind. Dann geht's in einen kleinen Einschnitt und über einen niedrigen Zacken in den nächsten, etwas breiteren Einschnitt. Es folgen drei niedrige Köpfe, die auch rechts auf einem Band umgangen werden können. Danach steigt das Gelände kurz an, bevor ein überhängender Abbruch folgt. Hier helfen Tritte in den Flanken. Ein letzter Felskopf muss nun überwunden werden, dann senkt sich der Grat auf etwa die halbe Höhe ab, und wird spürbar einfacher. In leichtem Gehgelände geht es nun einen letzten Anstieg hinauf, und drüben in leichter Kraxelei (noch einmal I) wieder hinunter. Dann ist der Buchstein überschritten.
Ich kraxelte noch ein bisschen in den Flanken herum, dann machte ich mich auf den (diesmal direkten) Rückweg zum Wanderparkplatz Eschbacher Klippen (387 m). An dessen nordwestlichem Ende führt ein kleiner, unscheinbarer Pfad rechts einen Hügel hinauf, auf dem sich der nordwestliche Teil der Eschbacher Klippen befindet: der Saienstein (410 m)
Der etwas versteckt im Wald stehende Saienstein ist sozusagen der Schwesterfelsen des Buchsteins. Er wird oder wurde auch Kaiser-Friedrich-Felsen genannt. Mit gut 100, 120 Metern Länge ist er sogar noch größer als der Buchstein. Allerdings ist er weniger frequentiert, weshalb der Fels hier deutlich weniger abgeschliffen ist.
Den Saienstein ging ich im Gegensatz zum Buchstein von Nordwesten aus an. So hat man die Steilpassagen im Anstieg. Einen moosigen Brocken am Beginn ersteigt man am Besten in einer der beiden Flanken (I). Oben ist es kurz gestrüppig, der Felsgrat ist hier aber breit und gutmütig, so dass man leicht durch diese Stelle kommt. Dann geht's hinauf auf einen Absatz, kurz nach links, und man kann den Grat bis zu seinem höchsten Punkt einsehen.
Von hier aus ist es kurz Gehgelände. Es geht hinunter auf den Waldboden. Dann steigt man eine schmale, aber wie eine Treppe gestufte Kante hinauf auf den Grat (I). Tritte in der linken Flanke nutzend geht's dann zu einem Absatz unmittelbar unter dem höchsten Punkt weiter. Von hier aus könnte man auf einem schmalen Band in der rechten Flanke zu einer Stelle hinter dem höchsten Punkt queren, es ist aber überraschend einfach, in direkter Linie zu ihm hinaufzusteigen (II). Von hier aus geht es in etwas plattigem Fels hinunter. Und dann ist auch der Saienstein überschritten.
Die Überschreitung des Saiensteins kam mir insgesamt ein wenig leichter vor. T5/II, würde ich sagen. Spaß hat er aber genausoviel gemacht.
Ich stieg vom letzten Einschnitt aus noch durch die Südwestflanke ab. Das ist auf meiner Route eine II, und macht viel Spaß. Unten angekommen, wanderte ich zurück zum Wanderparkplatz Eschbacher Klippen (387 m).
Fazit:
Die Eschbacher Klippen sind eine echte Überraschung in dieser ansonsten eher flachen Gegend. Neben zahlreichen Kletterrouten bieten sie auch T6lern zwei interessante, insgesamt ca. 200 Meter lange Gratüberschreitungen:
Und nachdem ich im Taunus schon einige Wochen zuvor ganze fünf Grate begangen hatte, sollten es nun die Eschbacher Klippen sein - immerhin die Vorzeigegrate im Taunus.
Ich legte "Cocoon" von Tiger Moth Tales ein und dübelte nach Eschbach im Taunus (na, eigentlich schon hinter dem Taunus). Kurz hinter dem nördlichen Ortsausgang befindet sich der Wanderparkplatz Eschbacher Klippen (387 m).
Der Saienstein liegt auf derselben Straßenseite wie der Parkplatz, der Buchstein auf der anderen Seite.
Da der Buchstein stärker besucht ist, und ich ihn vor einem eventuellen großen Ansturm erkraxeln wollte, überquerte ich zunächst die Straße und wanderte - erstmal zu einem Bodendenkmal: der Schanze Eschbacher Klippen (400 m).
Die Schanze ist eine heute mitten im Wald gelegene Wallanlage. Erdwälle umfassen ein mit etwa 75 mal 140 bzw. 120 Metern leicht trapezoides Gelände. Die Anlage war zusätzlich durch einen etwa zwei Meter breiten Graben geschützt. Alter und Zweck der Erdschanzenanlage sind leider unbekannt.
Unmittelbar südlich davon befindet sich mein eigentliches Ziel: der Buchstein (390 m).
Angeblich wurden die Felsen um 1910 ja auch "Kaiserin-Friedrich-Klippe" genannt. Behauptet jedenfalls das Netz. Aber Kaiserin Friedrich?
Der Buchstein ist ca. 80, 90 Meter lang, bis zu 12 Meter hoch und oben an der Kante stellenweise nur wenige dutzend Zentimeter breit. Der Felsgrat besteht aus Quarzgestein, das sich hier als etwa 6 Kilometer langer Quarzgang quer durch das Usatal bis zum Wormstein im Usinger Stadtwald fortsetzt. Es entstand vor etwa 270 Millionen Jahren als Querverwerfung, die bei der Gebirgsbildung entstand. Entlang der Störungszone stieg heißes Wasser auf, in dem Schwerspat gelöst war. Das Mineral wurde ausgeschieden und später durch Quarz ersetzt. Dunkle Färbungen auf den Felsen bestehen aus Eisen- und Manganoxiden. Der widerstandsfähige Quarz konnte an einigen Stellen der Erosion trotzen - aber nirgends so spektakulär wie hier bei Eschbach.
Kletterer nutzen die Steilwände für Trainingseinheiten, es gibt gesicherte Touren der Schwierigkeitsgrade I-VII. Die Überschreitung wird mit III bewertet.
Also los!
Ich ging den Buchstein von Südosten aus an. So hat man die schwierigen Passagen im Anstieg. Die III bezieht sich gleich auf den Beginn des Grats im Südosten. Hier geht's auf vergleichweise kleinen Tritten fast in die Senkrechte.
Eine zusätzliche Schwierigkeit am Buchstein zeigt sich gleich zu Beginn: Der Fels ist beliebt, und entsprechend speckig und glattgeschliffen. So sollte man unbedingt aufpassen, wo man hintritt, sonst sind Ausrutscher nicht ausgeschlossen.
Auf dem Grat angelangt, wird es dann sofort leichter, allerdings nur ein bisschen. Kurze Kletterstellen sind nicht schwieriger als II, das Gelände ist ob seiner Ausgesetztheit aber erst einmal mit T6 zu bewerten.
Ein bissl umsehen kann man sich aber schon. Besonders der Feldberg fällt ins Auge - der höchste Punkt im Taunus und der höchste Punkt weit und breit.
Man übersteigt einen ersten großen Gratkopf, was umso leichter fällt, je länger die Beine sind. Dann geht's in einen kleinen Einschnitt und über einen niedrigen Zacken in den nächsten, etwas breiteren Einschnitt. Es folgen drei niedrige Köpfe, die auch rechts auf einem Band umgangen werden können. Danach steigt das Gelände kurz an, bevor ein überhängender Abbruch folgt. Hier helfen Tritte in den Flanken. Ein letzter Felskopf muss nun überwunden werden, dann senkt sich der Grat auf etwa die halbe Höhe ab, und wird spürbar einfacher. In leichtem Gehgelände geht es nun einen letzten Anstieg hinauf, und drüben in leichter Kraxelei (noch einmal I) wieder hinunter. Dann ist der Buchstein überschritten.
Ich kraxelte noch ein bisschen in den Flanken herum, dann machte ich mich auf den (diesmal direkten) Rückweg zum Wanderparkplatz Eschbacher Klippen (387 m). An dessen nordwestlichem Ende führt ein kleiner, unscheinbarer Pfad rechts einen Hügel hinauf, auf dem sich der nordwestliche Teil der Eschbacher Klippen befindet: der Saienstein (410 m)
Der etwas versteckt im Wald stehende Saienstein ist sozusagen der Schwesterfelsen des Buchsteins. Er wird oder wurde auch Kaiser-Friedrich-Felsen genannt. Mit gut 100, 120 Metern Länge ist er sogar noch größer als der Buchstein. Allerdings ist er weniger frequentiert, weshalb der Fels hier deutlich weniger abgeschliffen ist.
Den Saienstein ging ich im Gegensatz zum Buchstein von Nordwesten aus an. So hat man die Steilpassagen im Anstieg. Einen moosigen Brocken am Beginn ersteigt man am Besten in einer der beiden Flanken (I). Oben ist es kurz gestrüppig, der Felsgrat ist hier aber breit und gutmütig, so dass man leicht durch diese Stelle kommt. Dann geht's hinauf auf einen Absatz, kurz nach links, und man kann den Grat bis zu seinem höchsten Punkt einsehen.
Von hier aus ist es kurz Gehgelände. Es geht hinunter auf den Waldboden. Dann steigt man eine schmale, aber wie eine Treppe gestufte Kante hinauf auf den Grat (I). Tritte in der linken Flanke nutzend geht's dann zu einem Absatz unmittelbar unter dem höchsten Punkt weiter. Von hier aus könnte man auf einem schmalen Band in der rechten Flanke zu einer Stelle hinter dem höchsten Punkt queren, es ist aber überraschend einfach, in direkter Linie zu ihm hinaufzusteigen (II). Von hier aus geht es in etwas plattigem Fels hinunter. Und dann ist auch der Saienstein überschritten.
Die Überschreitung des Saiensteins kam mir insgesamt ein wenig leichter vor. T5/II, würde ich sagen. Spaß hat er aber genausoviel gemacht.
Ich stieg vom letzten Einschnitt aus noch durch die Südwestflanke ab. Das ist auf meiner Route eine II, und macht viel Spaß. Unten angekommen, wanderte ich zurück zum Wanderparkplatz Eschbacher Klippen (387 m).
Fazit:
Die Eschbacher Klippen sind eine echte Überraschung in dieser ansonsten eher flachen Gegend. Neben zahlreichen Kletterrouten bieten sie auch T6lern zwei interessante, insgesamt ca. 200 Meter lange Gratüberschreitungen:
Buchstein: T6/III, leider ziemlich abgeschliffen. In der zweiten Hälfte viel einfacher
Saienstein: T5/II, teils etwas rustikal, weniger frequentiert
Tourengänger:
Nik Brückner

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