Weite Blicke auf dem Monte Castellare und verlorene Pfade in der Macchia


Publiziert von Schubi , 3. November 2022 um 16:25.

Region: Welt » Frankreich » Korsika » Castagniccia
Tour Datum:23 September 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Aufstieg: 305 m
Abstieg: 305 m
Strecke:5,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Platz für genau ein Auto ist im Ortsteil Campile-Costa hier, sonst am besten nicht-störend zB an einer Abzweigung entlang des Sträßchens D15C parken.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Auf unserer Korsika-Rundreise machten wir auch Station in der Castagniccia, einem kleinen Mittelgebirge zwischen dem Hochland und der Ostküste. Nach Kulinarik, Klöstern, Museen in den verstreut liegenden Bergdörfern blieb noch Zeit für eine kurze Wanderung, die ich auf den oberhalb unseres Hotel-Orts Castello-di-Rostino gelegenen Bergrücken anlegte, und zwar zu dessen nördlichem Ende, dem Monte Castellare. Für einen kurzen Tourenverlauf wählten wir als Startpunkt die kleine Ansiedlung Campile-Costa am Nordosthang. Wie bei einer *Tour wenige Tage zuvor gab es auch diesmal etwas Sucherei nach dem rechten Pfad in der Botanik. Aber das gehört auf Korsika halt dazu ...

Für verlorene Pfade in der Machia und als Soundtrack für diesen Bericht hat Rodney Franklin On The Path geschrieben.


Start in Campile-Costa und rechts an der Kirche vorbei, nochmal rechts die Treppe durch die Häuser rauf, hier auch ein Wegweiser, man passiert ausserdem die schöne Terrasse von Délice de Campile, wo wir uns direkt vornehmen, auf dem Rückweg einzukehren. Der Markierung folgend, nochmals rechts und westlich steil ansteigend durch dichten Wald. Der Wald tritt an einem Absatz zurück und wir befinden uns in sonnigster Macchia-Landschaft, die auch direkt weite Blicke zulässt: sehr beendruckend die Sicht zurück nach Osten mit der Küstedem Tyrrhenischen Meer dahinter und der Insel Elba darin. Aber auch der Blick nach Süden/Norden in die die umliegenden Berge der Castagniccia hat Charme. An der nächsten Weggabelung schwenken wir auf den Pfad nordwestlich/rechts. Spätestens hier merken wir, dass es zwischen den amtlich topographischen Karte und der Open Street Map hinsichtlich der Wegverläufe bzw. Aktualiät der verzeichneten Pfade erhebliche Unterschiede gibt. Ein genauer visueller Abgleich mit dem umliegenden Terrain undoder die Nutzung von GPS sind an Abzweigungen hilfreich bis wichtig. Immerhin ist aber hier (noch) einiges ausgeschildert. Wenn man an der Weggabelung Funtana dil'Albaretu vorbeikommt, ist man jedenfalls richtig.

Noch weiter westlich dann dem Wegweiser zum Monta Castellare links ab gefolgt, es geht nun erstmal in den Hang des Nebengipfels Pointe de Mocaja hinein und herauf. In Steigrichtung jetzt auch herrliche ferne Blicke zum Zentralgebirge Korsikas im Westen. Der Hang legt sich zurück und ein markanter Felsturm liegt am Wegrand rechts. Leicht südöstlich ist's nun nimmer weit bis zum besagten Pointe de Mocaja (1011 m). Wobei sich Open Street Map und offizielle Karte leider nicht einig sind, ob das hier nicht auch schon der Monte Castellare sein könnte (amtliche Karte), oder eben der Pointe de Mocaja, während der eigentliche Monte Castellare erst die nächste Erhebung ca. 200 m südlich wäre: denn da wiederum hat man ein Gipfelkreuz draufgesetzt (und das, obwohl dieser Messpunkt mit 1007 m etwas niedriger ist). Jene zweite felsige Erhebung jedenfalls habe ich bei Hikr nun als Monte Castellare GK (1007 m) eingetragen, und sie erreichen wir also bald danach über einen deutlichen Pfad südwärts. Beide "Gipfel" haben einen kleinen Gipfelaufbau und ragen mittel-markant aus dem breiten Bergrücken heraus, der den nördlichen Teil des Monte-Compoli-Gebirgsstocks bildet. So oder so bieten beide Erhebungen prächtige Rundum-Blicke von der Küste im Osten über die hiesige Castagniccia bis zu den hohen Gipfeln westlich im korsischen Zentralgebirge. 

Nach Gipfelrast nun weiter südwärts, den namenlosen P. 1010 links umgehend. Kurz hinter P. 989 Obacht: hier ist der südliche Wendepunkt der Runde und es zweigt, leider an der Stelle zugewachsen, ein Pfad scharf rechs nach Nordwest ab. Augen auf oder den hier hinterlegten GPX-Track genutzt. Die Pfadspur taucht abschnittweise auch mal auf, aber verschwindet genauso schnell wieder in der (anfangs niedrigen) strauchigen Botanik. Vermutlich war das mal ein Hirtenpfad und wird nimmer wirklich, bzw. nur noch von Tieren begangen. Verzeichnet ist er lediglich auf der Amtlich Topographischen. Die Vegetation wird höher und wir tauchen ein in die labyrinthische Welt der Macchia, dem korsischen Äquivalent zur Latschen-Zone in den Alpen. Unsere Pfadfinder-Qualitäten sind gefragt, mitunter verhindert die Wuchshöhe der Macchia sämtliche Orientierung. Einerseits amüsant: ich fühle mich mehrfach erinnert an meine Lieblingsszene aus Asterix auf Korsika. Anderseits nervig: wie schnell man sich verpeilt, weil man nimmer weiß, ob die nächste Lücke zwischen den Sträuchern wirklich ein Überbleibsel des alten Pfads ist, oder nur zufällig so gewachsen, oder halt eine ins Nichts führende Gasse der Wildtiere hier oben ... wieauchimmer: einfach GPS nutzen oder nach dem fast ebenen Abschnitt den folgenden Hang diagonal nordwestlich in Richtung P. 893 herabqueren, Pfadspur hin oder her. Ein kleines kulturhistorisches Highlight bietet das Folgen des Pfadverlaufs allerdings: wir kommen vorbei an einem aus Lesesteinen errichteten Unterstand, der wohl Viehhirten früher als Wetterschutz diente. Fuchsig genutzt wurde bei seiner Konstruktion ein natürlicher Felsüberhang bergseitig als Dach. Am P. 893 treffen wir auf einen Fahrweg und folgen ihm nordöstlich um den Monte Castellare herum, bis wir wieder auf den Pfad unseres Hinwegs treffen. Auf gleicher Route nun zurück zum Ausgangspunkt, zwischendurch nochmals mit dem superschönen Blick zur Osküste und dem Meer. Abgerundet wird die Runde wie erwähnt mit rustikal-chmackhafter Einkehr bei der sehr netten Gastgeberin von Délice de Campile (direkt am Wanderpfad in Campile-Costa gelegen). Und auch zurück in unserem Hotel-Ort Castello-di-Rostino lassen wir's uns im einzigen Restaurant dort nochmal gutgehen.

Mit auf Tour: Amelie

Fazit: alleine schon, um sich mal wie Asterix auf Korsika zu fühlen, ist diese Tour empfehlenswert ;o) Und wie besser könnte man die weiten Fernblicke oben am Monte Castellare kontrastieren, als mit dem Macchia-versperrten Sichtfeld samt Pfad-Sucherei auf seiner Westflanke?

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»