Piz Mitgel 3159 m


Publiziert von StefanP , 19. Juli 2022 um 19:35.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum:16 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 13:15
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 2250 m
Strecke:26.6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz in Surava am Fluss
Kartennummer:1216 Filisur / 1236 Savognin

Piz Mitgel auf Umwegen

Die Bergüner Stöcke bezeichnet der SAC-Führer als Gipfel mit seltener Formschönheit und imposanter Gestalt. Sie zählen zu den auffallendsten in Graubünden und zu den herrlichsten Aussichtpunkten Mittelbündens. Die Felsqualität ist jedoch nur mittelmässig und der Schwierigkeitsgrad liegt bei allen drei Bergen hoch. Das Tinzenhorn und der Piz Ela liegen ausserhalb unserer Reichweite, da wir keine Kletterer sind. Den Piz Mitgel hingegen sollten wir aufgrund der Recherchen eigentlich erreichen können. Die Senda Diagonala – das breite Band in der Südwestwand schien uns die geeignete Route dafür. Der online SAC-Hinweis, dass die Seile aus der Verticale und der Diagonale aufgrund der erhöhten Steinschlaggefahr entfernt wurden liessen uns weitere Abklärungen treffen. Die Gemeinde Savognin verwies uns auf einen einheimischen Bergführer der uns erklärte, dass die Route nicht mehr von losen Steinen geräumt wurde, aber eine Besteigung durch die Diagonale, mit der nötigen Bergsteiger-Vorsicht und dem Hinweis auf die erhöhte Steinschlaggefahr möglich sei. Mit dieser Info waren unsere Zweifel nicht beseitigt.
Beim Studium der Routen auf den Gipfel schien uns eigentlich die Route 512 durch die Valetta da Mitgel als plausibelste Lösung? Nur wie kommen wir zum Ausgangspunkt auf 2362 m in der Valletta da Mitgel? Die Route 521 verläuft von der Ela Hütte zur Motta Palousa in 5 ½ Std. zu beiden Ausgangspunkten sind 3 ½ Std. nötig, plus die Hälfte der Route ergibt also ca. 5 ½ bis 6 Std. bis man den Ausgangspunkt 2362 m erreicht, von da sind es dann ja nur noch 2 ½ zum Gipfel….

Wir entschieden uns direkt von Surava anzusteigen. Start auf 900 m unten. Über den Wegweiser zur Alp Ozur mit 3 ¼ Std. angegeben staunten wir nicht schlecht. So stiessen wir unsere Bikes via Aclas – ein gepflegtes Maiensäss – zur Alp Ozur T1 in 3 Std. Über die Namensherkunft der Alp Ozur fanden wir nichts heraus, ob das eine osmanische Abstammung hat wissen wir nicht….
Zu Fuss dann auf die Alp Era rüber mit knapp 100 m Ab- und wieder Aufstieg T1 in 45 min. Anschliessend wollten wir über den gestrichelten Wanderweg zum Plan digl Sal der im unteren Valletta da Mitgel liegt. Den Weg den wir fanden, brachte uns aber etwas höher, stiegen dann aber irrtümlicher Weise zu hoch und standen dann vor den Felsen oberhalb des Plan digl Sal. Somit mussten wir auf dem Grat zum Punkt 2350 m aufsteigen T3 in 1 ¼ Std. Der Grat ist sehr schön, einsam und wir sichteten einige Gämse und Murmeltiere, weiter zu Furcletta Dafora und zum Punkt 2363 in der Valletta da Mitgel in 1 ¼ Std. T3 . Wir brauchten also auch auf diesem Weg ca. 6 Std. um den Ausgangspunkt der SAC-Route zu erreichen.
Wir stiegen dann das steile Geröllfeld hoch und traversierten oberhalb der Felsen zum Grat auf den Punkt 2871 m zu. Dieser anstrengende Aufstieg ist etwa im T4 einzustufen, allerdings mussten wir eine Stelle traversieren die ins T5 gehört. Diese Stelle umgingen wir im Abstieg 1 ½ Std.
Vom Grat Punkt 2871 m geht’s den weiss/blau/weiss Markierungen entlang, auf der Hälfte führte eine Wegspur unterhalb der Gratfelsen durch, welche uns einfacher erschien, dafür mussten wir dann weiter hinten wieder mühsam zum Grat und auf die Route aufsteigen. Vom Gipfel her kreuzten wir zwei Bergabsteiger, welche uns über den guten Zustand der Fixseile informierten. Wir stiegen auf der Route über einen ersten markanten Grathöcker – auch mit Fixseilen gesichert – und standen dann unterhalb des Gipfelkopfes ¾ Std. T3. Mit dem Mittagessen gestärkt wagten wir uns in die Gipfelfelsen, welche sich dank den guten Fix-Drahtseilen als einfacher zum durchsteigen zeigten als angenommen T4, (ohne Seile T5) knappe ½ Std. So erreichten wir nach ca. 8 ½ Std. den Gipfel!

Die im SAC Führer beschriebene Aussicht untertreibt nicht und lässt sich wirklich sehen. Beeindruckend die benachbarten Tinzenhorn und Piz Ela, wirkten noch unnahbarer als sonst aus der Ferne. Lexy wartete beim Mittagsplatz, für sie war die Tour auch an der oberen Grenze, so verweilten wir nur kurz für Fotos, genossen die Aussicht und dankten Gott für die Führung. Das Gipfelbuch ist erst halb voll. Rückweg auf dem gleichen Weg, wobei wir vom Grat nicht in die tiefste Stelle zurückkehrten sondern vorher schon in die Geröllhalde stiegen. Bemerkenswert ungünstig auf der Tour ist, dass es keinen einzigen Fluss oder eine Wasserquelle gab, bis auf die wenigen noch verbliebenen Schneefeldern. Unterhalb von der schwierigen Aufstiegstelle bemerkten wir dann aber doch ein paar nasse Flecken am Fels und etwas weiter oben tropfte das Wasser aus dem Fels! Wenig aber in ca. 10 Minuten konnte ich beide Trinkflaschen wieder voll füllen. Den direkteren Abstieg durch die Felsen mussten wir etwas suchen, aber fanden jeweils einen Durchstieg, so dass wir gut wieder beim Punkt 2362 m ankamen. Ein kurzer Gegenanstieg zur Furcletta Dafora folgte, nachher wählten wir den direkten mehr oder weniger diagonalen Abstieg zur Alp Ozur durch Wiesen und Wald weglos oder auf Wildpfaden. Um 18.30 Uhr erreichten wir die Alp Ozur mit unseren Bikes wieder. Mit Lexy im Anhänger fuhren wir die 7.5 km Waldstrasse in ¾ Std. nach Surava hinunter zum Ausgangspunkt, den wir nach 13 Std. und 10 min inkl. Pausen wieder erreichten.

Rückblickend wäre für den Aufstieg der Weg von der Alp Ozur statt über die Alp Era direkt zur Furcletta Davora via den Prada Sot geeigneter, dort ist eine freie Wiese mit guter Sicht nach oben, ohne Wald, auch steil aber sicher einiges kürzer als unserer Weg (siehe GPS-Aufzeichnung). Ein E-Bike wäre ev. für den Alp-Weg nach Ozur noch hilfreich?

Fazit: Eine sehr lange Tour, technisch mittelschwer, konditionell für uns oberstes Limit, mit wirklich lohnendem Gipfelziel /super Aussicht.

Tourengänger: StefanP


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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Roald hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 19. Juli 2022 um 21:49
Gratulation zu dieser Leistung! Nach der Senda diagonala und Senda verticala gibt es jetzt auch die Senda liunga!

StefanP hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 20. Juli 2022 um 08:14
Danke :-) :-)

Marcel und Desiree hat gesagt:
Gesendet am 21. Juli 2022 um 21:06
Respekt!

Rafterman hat gesagt:
Gesendet am 10. September 2022 um 22:10
Hallo Stefan
Erstmals gratuliere ich euch herzlich zur super Tour auf den Mitgel!
Ich kenne die Besteigung aus vergangenen Zeiten via Verticale und der Diagonale. Eure Route habe ich mir ebenfalls angeschaut, bin dann aber im Aufstieg vom langen Geröllfeld zu Pkt 2871 umgekehrt. Dieser gesamte Aufstieg würde ich klar als T5+ einstufen und ist v.a. stark dem Steinschlag exponiert. Selbstverständlich ist eine solche Einstufung immer subjektiv.
Danke für den Bericht & weiterhin gute Touren!

mde hat gesagt: Coole Skitour!
Gesendet am 22. September 2023 um 22:43
Lang ist es auch im Winter mit Ski, vermutlich aber deutlich angenehmer zu gehen. Eine meiner besten Skitouren überhaupt - geht aber nur bei absolut sicheren Verhältnissen.

StefanP hat gesagt:
Gesendet am 23. September 2023 um 20:54
Danke Raftermann und mde für eure Kommentare und euch auch weiterhin gute Touren!


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