Hüttentour in den Südvogesen: Rund um Lac d'Alfeld, Lac du Neuweiher, Lac des Perches
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Auf Empfehlung eines Freundes wollten wir mal die südlichen Südvogesen besuchen, und zwar mit einer kleinen Mehrtagestour, die auf jeden Fall eine Übernachtung im beschaulich gelegenen Refuge Neuweiher am gleichnamigen Karsee miteinschloss. Für die zweite Nacht wählten wir die nicht minder schön gelegene Auberge du Gazon Vert.
Der Soundtrack zum Tourenbericht ist diesmal das erbauliche Un Banc, un Arbre, une Rue von Séverine. Den Grund dafür gibt es unten erklärt.
Start und Zielpunkt ist der Parkplatz am Lac d'Alfeld. Das ist ein eigentlich wunderschöner Karsee, dessen Idyll aber vom Lärm der vielen Motorradfahrer auf der nahen Straße so ungefähr komplett zerlegt wird. Es ist ein einziger Wahnsinn, und man fragt sich schon, warum das von Gemeinden und Behörden immer noch so akzeptiert wird (selbes Problem im Schwarzwald) ... Nicht einmal der rauschende Seebach in seiner walddunklen Klamm (östlich unterhalb der See-Staumauer, auf ihr entlang gehen wir zu Beginn) kann den Biker-Lärm durchgehend übertönen. Einfach nur traurig. Nur an den vielen Kaskaden ist der wild-rauschende Bach nicht zu übertönen und somit ein (dann wiederum auch visuell beeindruckendes) Naturschauspiel wie aus dem Bilderbuch. Dem hier oberhalb der tief eingeschnittenen Klamm angelegten Pfad folgen wir ostwärts (am P. 577 nicht den Abzweig zum Pfad verpassen) und machen währenddessen mehrere Kraxel-Abstecher runter zum Bachlauf und seinen sehenswerten Fallstufen – wir sind beeindruckt!
An der nächsten Wegkreuzung folgen wir dem Pfad bergan zur Ferme Auberge Baerenbach. Dort eine erste Einkehr auf beschatteter Terrasse. Speis und Trank munden und wir lassen uns Zeit, denn gemütlich wie man uns kennt haben wir nicht allzu lange Tagesetappen geplant. Unser Weiterweg führt etwas versteckt direkt hinter der Terrasse über die Ziegenweide in den Wald hoch. Vorbei an den Gebäuden von Issenbach weiter bergan, und zwar den Westhang des Gresson Haut. Der Wald öffnet sich und unser Pfad führt hier über die bunt blühenden Matten einer Hochweide, dabei haben wir schöne Fernblicke zu den umliegenden Höhenzügen. Wie der Zufall es so will, führt meine Tourenplanung bald auch an der Ferme Auberge du Gresson vorbei, in der wir nun zu einer weiteren Erfrischung einkehren. Die dortige Aussichts-Terrasse dürfte einer der schönsten in den Vogesen sein! Wir sehen, dass man hier auch nächtigen kann und notieren uns diesen netten Ort gleich für eine nächste Südvogesen-Tour.
Der Pfad senkt sich nun ab in Richtung Lac du Neuweiher. Er ist ebenfalls ein eiszeitlicher Karsee, im Zickzack geht es durch die Karwand herunter zu ihm und unserer ersten Hütten-Unterkunft, der Auberge Refuge Neuweiher. Sie ist zum Glück nur zu Fuß erreichbar und liegt direkt am Seeufer – ein Bilderbuch-Idyll. Allabendlich wird auf der Veranda der Holzofen zur Zubereitung der Flammkuchen angeschürt. Das lange Tageslicht der Jahreszeit lässt uns nach Abendessen und etwas Bücher-Schmökerei noch die Felsen am gegenüberliegenden Ufer hochkraxeln und den schönen Blick auf den See und unsere Unterkunft bewundern. Ihre Ausstattung ist schlicht und tlw. etwas in die Jahre gekommen, aber die Halbpension dafür auch sehr günstig.
Die Nacht bringt leider reichlich Regenwolken mit und diese verteilen ihr Nass auch noch über den folgenden Morgen. Nach gemütlichem Frühstück also die Regenkleidung angelegt und weitergezogen, und zwar den Pfad im westlich-nördlichen Bogen durch die Karwand des Sees hoch, vorbei an der Statue Saint-Joseph und zu einem Aussichtsfelsen nördlich oberhalb des Sees mit wunderschönem Blick zurück auf den Neuweiher. Kurz davor endet der Regen schönerweise, weiter geht es den Südwesthang des Moyen Bers hoch und drüben nordöstlich wieder runter: erst sanft, dann ruppiger auf sehr, sehr uriger Pfadführung, durchgehend rustikal über Wurzeln und Felsen (hier sind bei der nassen Witterung unsere Stecken hilfreich). Der dabei direkt am Pfad gelegene Rocher du Corbeau lädt zu einer kleinen Kraxelei mit Fernblick ein. Im danach folgenden Abschnitt muss man an einem Wurzelteller achtgeben, die Pfadspur nicht zu verlieren, bzw. den Trittspuren über Wurzelteller und Felsblöcke drüber herauf zu folgen (nicht denen, die nach unten führen).
Wir erreichen den Lac des Perches (früher: Sternsee), er ist der dritte See mit eiszeitlichem Ursprung auf unserer Tour und das felsdurchsetzte Halbrund seiner Karwand wirklich beeindruckend! Wie die meisten der Seen in den Vogesen ist auch er talseitig von einer Staumauer begrenzt, was aber vllt. ganz gut ist, da er sonst einem (wie bei den meisten Karseen natürlichen) Verlandungsprozess unterworfen und wohl schon geschrumpft wäre. Laut Infotafel dienten solche Aufstauungen im 17. Jh. dazu, den Wasserbedarf der flussabwärts gelegenen Schmieden und Spinnereien zu decken. Nach einem Veschper am See nun herauf zum Col des Perches und hinter ihm wieder herab: es geht zum Refuge de Gazon Vert, unserer Herberge für die zweite Nacht.
Nach einem Kaltgetränk können wir hier schonmal die Rucksäcke abstellen und gehen, nur mit Kamera und Regenzeug bewaffnet, noch auf eine kleine Runde weiter. Sie führt uns zunächst nördlich zum Wasserfall Cascade du Gazon Vert: ihn findet man jedoch nur, wenn man von einem nahen Zickzack-Pfad rechtzeitig auf abzweigende, in der hohen Vegetation fast unsichtbare Trittspuren achtet. Diese Stichspur führt, über eine kurze (seilversicherte) Steilstufe, ca. 30 Meter zum unteren Ende des Wasserfalls. Anschließend durch schönen Bergwald und entlang einer Blockhalde den Osthang des Gazon Vert zum gleichnamigen Pass hoch und dann wieder runter zur Auberge. Dabei kommen wir auch an der (ehemaligen) Alm Gazon Verte vorbei, die man auf Landkarten leicht mit der nahebei liegenden Auberge verwechseln kann, letztere nennt sich wohl deshalb auch „Auberge du Gazon Vert - Gîte d'étape“. Sie wurde vor wenigen Jahre erst renoviert und bietet etwas moderneren Standard als unsere vorherige Herberge, die Verpflegung ist noch einen Tick leckerer und wir bekommen für den Weiterweg sogar ein Lunch-Bag mit Sandwich, Kuchen und Apfel mit (dafür ist der Übernachtungspreis etwas höher). Überhaupt haben die beiden jungen Pächterinnen Hütte und Gastraum sehr schön gestaltet und es gibt übers Jahr verteilt sogar kleine Konzerte und kulturelle Veranstaltungen. Wir bekommen ein Zimmer mit traumhaften Blick ins Tal und am nächsten Tag auch in die Morgensonne! Speis und Trank sind vorzüglich – wir können diese Hütte rundum weiterempfehlen.
Der dritte Tag unsere gemütlichen Rundtour wird uns zurück zum Ausgangspunkt führen, natürlich mit größtenteils anderer Routenführung als für den Hinweg: lediglich das Stück bis zur Passhöhe Col des Perches ist gleich. Ab dort dann den nordwestwestlichen der beiden nordwestlichen Pfade steil und felsig hoch auf den Tête des Perches (Sternseekopf, 1222 m). Hier bereits ein schöner Fernblick, jedoch kurz südwestlich dahinter folgt ein weiterer (Fels-) Aussichtspunkt, der für uns dann wohl der beeindruckendste der ganzen Tour war: wunderschön der Tiefblick in das Kar des Lac des Peches sowie der Fernblick in die umliegenden Vogesen-Bergkämme. Man erreicht diesen Aussichtsfelsen über einen Stichpfad, der ca. 100 Meter nach der höchsten Stelle des Tête des Perches links abgeht. Wieder zurück zum Hauptpfad, an der folgenden Weggabelung wenden wir uns abwärts nach Süden/Südwesten und gelangen durch ein Naturschutzgebiet mit teils uralten Buchen und Berg-Ahornen herab zur Hochweide an der Haute Bers. Vorbei an der urigen Schutzhütte Abri de la Haute Bers weiter gen Westen, nun folgt leider ein Stück Forstautobahn. Es bleibt mit ca 1,5 km zum Glück der einzige Abschnitt dieser Art auf unserer Runde. Zwischendurch werden wir mit einem schönen Aussichtspunkt entschädigt, diesmal auf den uns wohlvertrauten Lac de Neuweiher. Hier gibt es unter Bäumen auch eine Sitzgruppe zum Rasten – erhabene Blicke verarbeitet man ja am besten im Sitzen. Aber Moment mal ... eine Bank, ein Baum ... da gibt es doch dieses Lied?!? Jawoll, Séverine passt (ganz ironiefrei) mit ihrem leidenschaftlichen Tremolo grad recht zu diesem erhabenen Moment in der prachtvollen Landschaft unserer französischen Nachbarn. Also begleitet das Stück direkt mal aufm Smartphone unser hiesiges Veschper ... ;-)
Bald danach wird die Wegführung wieder pfadig-rustikaler (Abzweig nach links, hier und bereits zuvor auf Fernweg E2/GR 5) und es geht in abwechslungsreichem Auf und Ab entlang des Tête des Charbonniers und westlich weiter. Dort sollte man nicht den Abstecher rechts hoch zum Roche de l'Enfer verpassen. Ein weiterer Aussichtsfelsen mit wunderbarem Blick und – natürlich – mit un Banc, un Arbre ... herrlich. Was für ein Ohrwurm ... ich beschließe, das Lied in Schleife auf der Rückfahrt im Auto abzuspielen. Und bei all unseren zukünftigen Frankreich-Urlauben sowieso. Für den Weiterweg folge man einfach den Trittspuren in westliche Richtung, so kommt man auch wieder runter zum Hauptpfad. Der führt uns weiterhin abwechslungsreich über Stock und Stein durch wunderschönen, felsdurchsetzten Bergwald. Wie auf fast allen Abschnitten der Tour wirkt er sehr wild, offenbar werden die höheren Lagen in den Vogesen in weiten Teilen nicht (mehr?) beforstet. Toll. Auch toll ist eine weitere Banc mit Arbre rechts von der Rue – und der aufmerksame Leser ahnt sicher schon, was wir dort erneut vor uns hinsummten.
Am P. 1050 biegen wir links ab ins Gewann Oberer Wasserfall. Hier wendet sich unsere Runde (teils steil abfallend) nach Süden, zum letzten Abschnitt runter zum Lac d’Alfeld. Weil die Landkarte hier von Oberer, Mittlerer, Unterer Wasserfall spricht, hofften wir auf sogar mehrere Wasserfall-Begegnungen. Aber es gibt wohl nur einen einzigen im unteren Drittel dieses Gebiets. Weiters wundern wir uns wieder über zahlreiche moosüberwucherten Mauern, die (in ferner Vergangenheit) aus kleinen Felsblöcken aufgeschlichtet wurden. Vielleicht dienten sie früher zur Abgrenzung von Nutzungsrechten im Forst. Wir erreichen die Schahling-Hütte. Rast auf der Veranda mit Blick zum See, drinnen sogar ein Holzofen für übernachtende Wanderer. Der Pfad führt uns erneut steil im Zickzack bergab. Nah unterhalb sollte man den Abzweiger rechts zur Cascade d'Alfeld nicht übersehen. Dafür muss eine kurze Leiter erklommen werden und bald steht man vor einer imposanten (Gneis?-) Wand, die sich hier aus der Botanik erhebt und einige kleine Wasserläufe über sich herunterfallen lässt. Wir schaun, wie weit wir noch näher ran kommen und kraxeln dafür über unterholziges Blockwerk. Nun noch das letzte Stück runter zum Lac d’Alfeld. Schon vorher begleitet uns leider wieder der Lärm der Motorradfahrer. Erst recht unten am See, an dem die Straße nah vorbeiführt. Danke an alle Biker für die durchgehende Beschallung eines Ortes, der ohne euch wirklich wunderschön wäre. Ein abschliessendes Selfie auf der Staumauer wird mit gemischten Gefühlen gemacht. Und mir fällt wieder ein, das ich schon seit längerem versuche, meine Touren möglichst weit weg von Biker-Strecken zu planen.
Mit auf Tour: Amelie
Fazit: Auch diese Tour hat's mal wieder bestätigt – die Vogesen sind uriger und wilder als ihr Schwarzwald-Bruder gegenüber-jenseits des Rheins. Sehr angetan waren wir von der im Vergleich laubwaldigeren Vegetation, den wurzelig-felsigen Pfaden, den schönen Fernblicken, den "unaufgeräumten" Wäldern. Und natürlich nicht zuletzt von unseren gemütlichen Unterkünften und den Einkehren dazwischen. Größtenteils T2, die Abschnitte Roche du Corbeau - Lac des Perches sowie Col des Perches - Tete des Perches T3. Alle Kraxeleien sind rein optional, z.B. um bis an die Wand der Cascade d'Alfeld zu gelangen. Bleibt die Frage, ob Séverine mal in den Vogesen wandern war ...
Der Soundtrack zum Tourenbericht ist diesmal das erbauliche Un Banc, un Arbre, une Rue von Séverine. Den Grund dafür gibt es unten erklärt.
Start und Zielpunkt ist der Parkplatz am Lac d'Alfeld. Das ist ein eigentlich wunderschöner Karsee, dessen Idyll aber vom Lärm der vielen Motorradfahrer auf der nahen Straße so ungefähr komplett zerlegt wird. Es ist ein einziger Wahnsinn, und man fragt sich schon, warum das von Gemeinden und Behörden immer noch so akzeptiert wird (selbes Problem im Schwarzwald) ... Nicht einmal der rauschende Seebach in seiner walddunklen Klamm (östlich unterhalb der See-Staumauer, auf ihr entlang gehen wir zu Beginn) kann den Biker-Lärm durchgehend übertönen. Einfach nur traurig. Nur an den vielen Kaskaden ist der wild-rauschende Bach nicht zu übertönen und somit ein (dann wiederum auch visuell beeindruckendes) Naturschauspiel wie aus dem Bilderbuch. Dem hier oberhalb der tief eingeschnittenen Klamm angelegten Pfad folgen wir ostwärts (am P. 577 nicht den Abzweig zum Pfad verpassen) und machen währenddessen mehrere Kraxel-Abstecher runter zum Bachlauf und seinen sehenswerten Fallstufen – wir sind beeindruckt!
An der nächsten Wegkreuzung folgen wir dem Pfad bergan zur Ferme Auberge Baerenbach. Dort eine erste Einkehr auf beschatteter Terrasse. Speis und Trank munden und wir lassen uns Zeit, denn gemütlich wie man uns kennt haben wir nicht allzu lange Tagesetappen geplant. Unser Weiterweg führt etwas versteckt direkt hinter der Terrasse über die Ziegenweide in den Wald hoch. Vorbei an den Gebäuden von Issenbach weiter bergan, und zwar den Westhang des Gresson Haut. Der Wald öffnet sich und unser Pfad führt hier über die bunt blühenden Matten einer Hochweide, dabei haben wir schöne Fernblicke zu den umliegenden Höhenzügen. Wie der Zufall es so will, führt meine Tourenplanung bald auch an der Ferme Auberge du Gresson vorbei, in der wir nun zu einer weiteren Erfrischung einkehren. Die dortige Aussichts-Terrasse dürfte einer der schönsten in den Vogesen sein! Wir sehen, dass man hier auch nächtigen kann und notieren uns diesen netten Ort gleich für eine nächste Südvogesen-Tour.
Der Pfad senkt sich nun ab in Richtung Lac du Neuweiher. Er ist ebenfalls ein eiszeitlicher Karsee, im Zickzack geht es durch die Karwand herunter zu ihm und unserer ersten Hütten-Unterkunft, der Auberge Refuge Neuweiher. Sie ist zum Glück nur zu Fuß erreichbar und liegt direkt am Seeufer – ein Bilderbuch-Idyll. Allabendlich wird auf der Veranda der Holzofen zur Zubereitung der Flammkuchen angeschürt. Das lange Tageslicht der Jahreszeit lässt uns nach Abendessen und etwas Bücher-Schmökerei noch die Felsen am gegenüberliegenden Ufer hochkraxeln und den schönen Blick auf den See und unsere Unterkunft bewundern. Ihre Ausstattung ist schlicht und tlw. etwas in die Jahre gekommen, aber die Halbpension dafür auch sehr günstig.
Die Nacht bringt leider reichlich Regenwolken mit und diese verteilen ihr Nass auch noch über den folgenden Morgen. Nach gemütlichem Frühstück also die Regenkleidung angelegt und weitergezogen, und zwar den Pfad im westlich-nördlichen Bogen durch die Karwand des Sees hoch, vorbei an der Statue Saint-Joseph und zu einem Aussichtsfelsen nördlich oberhalb des Sees mit wunderschönem Blick zurück auf den Neuweiher. Kurz davor endet der Regen schönerweise, weiter geht es den Südwesthang des Moyen Bers hoch und drüben nordöstlich wieder runter: erst sanft, dann ruppiger auf sehr, sehr uriger Pfadführung, durchgehend rustikal über Wurzeln und Felsen (hier sind bei der nassen Witterung unsere Stecken hilfreich). Der dabei direkt am Pfad gelegene Rocher du Corbeau lädt zu einer kleinen Kraxelei mit Fernblick ein. Im danach folgenden Abschnitt muss man an einem Wurzelteller achtgeben, die Pfadspur nicht zu verlieren, bzw. den Trittspuren über Wurzelteller und Felsblöcke drüber herauf zu folgen (nicht denen, die nach unten führen).
Wir erreichen den Lac des Perches (früher: Sternsee), er ist der dritte See mit eiszeitlichem Ursprung auf unserer Tour und das felsdurchsetzte Halbrund seiner Karwand wirklich beeindruckend! Wie die meisten der Seen in den Vogesen ist auch er talseitig von einer Staumauer begrenzt, was aber vllt. ganz gut ist, da er sonst einem (wie bei den meisten Karseen natürlichen) Verlandungsprozess unterworfen und wohl schon geschrumpft wäre. Laut Infotafel dienten solche Aufstauungen im 17. Jh. dazu, den Wasserbedarf der flussabwärts gelegenen Schmieden und Spinnereien zu decken. Nach einem Veschper am See nun herauf zum Col des Perches und hinter ihm wieder herab: es geht zum Refuge de Gazon Vert, unserer Herberge für die zweite Nacht.
Nach einem Kaltgetränk können wir hier schonmal die Rucksäcke abstellen und gehen, nur mit Kamera und Regenzeug bewaffnet, noch auf eine kleine Runde weiter. Sie führt uns zunächst nördlich zum Wasserfall Cascade du Gazon Vert: ihn findet man jedoch nur, wenn man von einem nahen Zickzack-Pfad rechtzeitig auf abzweigende, in der hohen Vegetation fast unsichtbare Trittspuren achtet. Diese Stichspur führt, über eine kurze (seilversicherte) Steilstufe, ca. 30 Meter zum unteren Ende des Wasserfalls. Anschließend durch schönen Bergwald und entlang einer Blockhalde den Osthang des Gazon Vert zum gleichnamigen Pass hoch und dann wieder runter zur Auberge. Dabei kommen wir auch an der (ehemaligen) Alm Gazon Verte vorbei, die man auf Landkarten leicht mit der nahebei liegenden Auberge verwechseln kann, letztere nennt sich wohl deshalb auch „Auberge du Gazon Vert - Gîte d'étape“. Sie wurde vor wenigen Jahre erst renoviert und bietet etwas moderneren Standard als unsere vorherige Herberge, die Verpflegung ist noch einen Tick leckerer und wir bekommen für den Weiterweg sogar ein Lunch-Bag mit Sandwich, Kuchen und Apfel mit (dafür ist der Übernachtungspreis etwas höher). Überhaupt haben die beiden jungen Pächterinnen Hütte und Gastraum sehr schön gestaltet und es gibt übers Jahr verteilt sogar kleine Konzerte und kulturelle Veranstaltungen. Wir bekommen ein Zimmer mit traumhaften Blick ins Tal und am nächsten Tag auch in die Morgensonne! Speis und Trank sind vorzüglich – wir können diese Hütte rundum weiterempfehlen.
Der dritte Tag unsere gemütlichen Rundtour wird uns zurück zum Ausgangspunkt führen, natürlich mit größtenteils anderer Routenführung als für den Hinweg: lediglich das Stück bis zur Passhöhe Col des Perches ist gleich. Ab dort dann den nordwestwestlichen der beiden nordwestlichen Pfade steil und felsig hoch auf den Tête des Perches (Sternseekopf, 1222 m). Hier bereits ein schöner Fernblick, jedoch kurz südwestlich dahinter folgt ein weiterer (Fels-) Aussichtspunkt, der für uns dann wohl der beeindruckendste der ganzen Tour war: wunderschön der Tiefblick in das Kar des Lac des Peches sowie der Fernblick in die umliegenden Vogesen-Bergkämme. Man erreicht diesen Aussichtsfelsen über einen Stichpfad, der ca. 100 Meter nach der höchsten Stelle des Tête des Perches links abgeht. Wieder zurück zum Hauptpfad, an der folgenden Weggabelung wenden wir uns abwärts nach Süden/Südwesten und gelangen durch ein Naturschutzgebiet mit teils uralten Buchen und Berg-Ahornen herab zur Hochweide an der Haute Bers. Vorbei an der urigen Schutzhütte Abri de la Haute Bers weiter gen Westen, nun folgt leider ein Stück Forstautobahn. Es bleibt mit ca 1,5 km zum Glück der einzige Abschnitt dieser Art auf unserer Runde. Zwischendurch werden wir mit einem schönen Aussichtspunkt entschädigt, diesmal auf den uns wohlvertrauten Lac de Neuweiher. Hier gibt es unter Bäumen auch eine Sitzgruppe zum Rasten – erhabene Blicke verarbeitet man ja am besten im Sitzen. Aber Moment mal ... eine Bank, ein Baum ... da gibt es doch dieses Lied?!? Jawoll, Séverine passt (ganz ironiefrei) mit ihrem leidenschaftlichen Tremolo grad recht zu diesem erhabenen Moment in der prachtvollen Landschaft unserer französischen Nachbarn. Also begleitet das Stück direkt mal aufm Smartphone unser hiesiges Veschper ... ;-)
Bald danach wird die Wegführung wieder pfadig-rustikaler (Abzweig nach links, hier und bereits zuvor auf Fernweg E2/GR 5) und es geht in abwechslungsreichem Auf und Ab entlang des Tête des Charbonniers und westlich weiter. Dort sollte man nicht den Abstecher rechts hoch zum Roche de l'Enfer verpassen. Ein weiterer Aussichtsfelsen mit wunderbarem Blick und – natürlich – mit un Banc, un Arbre ... herrlich. Was für ein Ohrwurm ... ich beschließe, das Lied in Schleife auf der Rückfahrt im Auto abzuspielen. Und bei all unseren zukünftigen Frankreich-Urlauben sowieso. Für den Weiterweg folge man einfach den Trittspuren in westliche Richtung, so kommt man auch wieder runter zum Hauptpfad. Der führt uns weiterhin abwechslungsreich über Stock und Stein durch wunderschönen, felsdurchsetzten Bergwald. Wie auf fast allen Abschnitten der Tour wirkt er sehr wild, offenbar werden die höheren Lagen in den Vogesen in weiten Teilen nicht (mehr?) beforstet. Toll. Auch toll ist eine weitere Banc mit Arbre rechts von der Rue – und der aufmerksame Leser ahnt sicher schon, was wir dort erneut vor uns hinsummten.
Am P. 1050 biegen wir links ab ins Gewann Oberer Wasserfall. Hier wendet sich unsere Runde (teils steil abfallend) nach Süden, zum letzten Abschnitt runter zum Lac d’Alfeld. Weil die Landkarte hier von Oberer, Mittlerer, Unterer Wasserfall spricht, hofften wir auf sogar mehrere Wasserfall-Begegnungen. Aber es gibt wohl nur einen einzigen im unteren Drittel dieses Gebiets. Weiters wundern wir uns wieder über zahlreiche moosüberwucherten Mauern, die (in ferner Vergangenheit) aus kleinen Felsblöcken aufgeschlichtet wurden. Vielleicht dienten sie früher zur Abgrenzung von Nutzungsrechten im Forst. Wir erreichen die Schahling-Hütte. Rast auf der Veranda mit Blick zum See, drinnen sogar ein Holzofen für übernachtende Wanderer. Der Pfad führt uns erneut steil im Zickzack bergab. Nah unterhalb sollte man den Abzweiger rechts zur Cascade d'Alfeld nicht übersehen. Dafür muss eine kurze Leiter erklommen werden und bald steht man vor einer imposanten (Gneis?-) Wand, die sich hier aus der Botanik erhebt und einige kleine Wasserläufe über sich herunterfallen lässt. Wir schaun, wie weit wir noch näher ran kommen und kraxeln dafür über unterholziges Blockwerk. Nun noch das letzte Stück runter zum Lac d’Alfeld. Schon vorher begleitet uns leider wieder der Lärm der Motorradfahrer. Erst recht unten am See, an dem die Straße nah vorbeiführt. Danke an alle Biker für die durchgehende Beschallung eines Ortes, der ohne euch wirklich wunderschön wäre. Ein abschliessendes Selfie auf der Staumauer wird mit gemischten Gefühlen gemacht. Und mir fällt wieder ein, das ich schon seit längerem versuche, meine Touren möglichst weit weg von Biker-Strecken zu planen.
Mit auf Tour: Amelie
Fazit: Auch diese Tour hat's mal wieder bestätigt – die Vogesen sind uriger und wilder als ihr Schwarzwald-Bruder gegenüber-jenseits des Rheins. Sehr angetan waren wir von der im Vergleich laubwaldigeren Vegetation, den wurzelig-felsigen Pfaden, den schönen Fernblicken, den "unaufgeräumten" Wäldern. Und natürlich nicht zuletzt von unseren gemütlichen Unterkünften und den Einkehren dazwischen. Größtenteils T2, die Abschnitte Roche du Corbeau - Lac des Perches sowie Col des Perches - Tete des Perches T3. Alle Kraxeleien sind rein optional, z.B. um bis an die Wand der Cascade d'Alfeld zu gelangen. Bleibt die Frage, ob Séverine mal in den Vogesen wandern war ...
Tourengänger:
Schubi

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