Durchs Watt zur Minsener Oog und zurück
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Eine Insel ganz für mich allein...
Fast genau ein Jahr ist es jetzt her, dass ich versucht habe, die Minsener Oog zu "erstürmen" - und einen Misserfolg habe einstecken müssen. Endlich ist der Tag der "Abrechnung" gekommen. Dass ich so lange gewartet habe, liegt einfach daran, dass der Weg vom Schwarzwald zum Wattenmeer selbst bei optimistischer Planung zu weit für eine Tagestour ist...
"Was muss ich dieses Mal besser machen als letztes Jahr?" frage ich mich nur allzu oft, je näher die Tour kommt und bereite einiges vor.
Während der Autofahrt nach Schillig im Halbdunkel kommen neue Sorgen auf. Es ist saukalt draußen und - noch schlimmer - stellenweise hat es Bodennebel. Immerhin komme ich pünktlich kurz nach 5 Uhr 30 an. Ich nehme meine Siebensachen aus dem Wagen, erklimme die Deichkrone und... sehe mein Ziel weit draußen im Watt. Kein Nebel!
Ganz vorne am Strand tausche ich die Halbschuhe gegen die Wattsocken, wobei ich freilich das Paar "normale" Socken darunter gleich anlasse. Und schon geht es los. Erster Gedanke: Brrrr - eiskalt! Dagegen hilft nur zügiges Gehen. Ich halte nicht direkt auf die Minsener Oog zu, sondern laufe mehr nach Nordosten auf das Jadefahrwasser zu. Auf dem ersten Kilometer gibt es etwas Schlick, der aber keine nennenswerten Schwierigkeiten bereitet. Dafür treffe ich kurz vor dem Fahrwasser auf einen "Rücken" aus festem Sandwatt, der sich sehr gut in Richtung Norden begehen lässt.
Eine fantastische Stimmung! Die Schiffe in der Jade scheinen zum Greifen nah zu sein. Weiter draußen entdeckt man mehrere Leuchttürme und nicht zuletzt einen gigantischen Windpark, der sich schon mehr im Bereich der äußeren Weser befindet. Nach einer 3/4 Stunde Gehzeit (etwa auf halber Strecke) stehe ich plötzlich vor einem Priel, der sich aber ein paar Meter weiter westlich gut durchqueren lässt. Die kräftige Strömung im Priel überrascht mich etwas. Aber klar: die Tide ist viel stärker als beim letzten Mal, also muss auch mehr Wasser in der gleichen Zeit zu- und abfließen.
Danach geht es wieder problemlos weiter nach Norden. Doch Halt! Die Insel wird ja nicht beim Leuchtturm betreten, sondern westlich der Südspitze. Eher widerwillig ändere ich meinen Kurs, weil weiter westlich das ungemütlich kalte Wasser noch nicht ganz abgeflossen ist. Bald sehe ich vor mir ein auffälliges "Ding" im Watt liegen. Das interessiert mich, also gehe ich hin: es ist ein Seezeichen, das auf ein Kabel hinweist. Ich befinde mich nun noch einige hundert Meter südlich der Südspitze der Insel. Aber dazwischen ist - was wohl keinen mehr erstaunt - Wasser!
Der Strom kommt von Westen, also gehe ich nach Westen an seinem "Ufer" entlang. Bald münden die ersten größeren Priele auf meiner Seite ein. Extrem tief sind sie nicht, aber die kräftige Strömung beansprucht das Gleichgewicht. Ich sehe es positiv: wenn da so viel Wasser rauskommt, muss der "Hauptstrom" "oberhalb" ja bald zugänglicher werden. So ist es dann auch, wobei mir das Wasser immerhin noch bis zum Oberschenkel reicht.
Nach meinen Erfahrungen aus 2021 hätte ich erwartet, dass in diesem großen Priel auch das Wattfahrwasser verläuft. Stattdessen erwartet mich dieses letzte Hindernis, das man an den Priggen leicht erkennt, noch näher an der Insel. Tief ist es nicht, aber dafür ziemlich verschlickt und "wabbelig". Augen zu und durch! Ein paar Minuten später geht das Watt in Sandstrand über.
Ziel erreicht! Ich gehe fast genau an der Infotafel am Südweststrand "an Land", wo die Minsener Oog ganz offiziell betreten werden darf. Es fühlt sich ähnlich gut an als hätte ich einen größeren, exklusiven Alpengipfel erkraxelt. Die Minsener Oog gehört ganz den Vögeln, die ordentlich Lärm machen. Unterwegs bin ich keinem Wattwanderer begegnet, also muss ich die Insel nur mit dem Vogelwart teilen, dem ich aber nicht begegne.
Sehr viel Zeit bleibt mir natürlich nicht. Ich habe die Insel knapp eine Stunde vor Niedrigwasser betreten und werde sie nicht ganz 30 Minuten später wieder verlassen, sodass ich den tiefsten Priel noch vor Niedrigwasser durchqueren kann. Vielleicht bin ich übervorsichtig, aber das ficht mich nicht an. Tatsächlich ist der Wasserstand in dem Priel nochmal gut 20 Zentimeter gesunken und die Strömung ist fast völlig zum Erliegen gekommen.
Landwärts wandere ich nicht wieder an der Tonne vorbei, sondern etwas weiter westlich durch den Bereich, in dem vorhin noch etwas Wasser stand. Nach einiger Zeit wird es plötzlich schlickig - eine Warnung für mich, nicht zu weit nach Westen abzukommen. Also nehme ich lieber ein paar Meter mehr in Kauf und benutze das Sandwatt, das ich vom Hinweg kenne. Übrigens ist es auf die Dauer gar nicht mal so angenehm, mit den Wattlatschen dort unterwegs zu sein, denn die Füße bekommen das erstaunlich harte Zeug fast ungefiltert ab. Deshalb kommt mir der leicht schlickige Bereich kurz vor dem Festland recht gelegen.
Etwa 45 Minuten nach Niedrigwasser, also etwa um 8 Uhr 50, betrete ich wieder den Strand von Schillig. Inzwischen hat sich der Himmel fast komplett zugezogen und einsam ist es noch immer. In Gegensatz zum letztem Mal hält sich die Verschmutzung der Kleidung (zumindestr oberhalb der Knie...!) in Grenzen , dafür friert es mich umso mehr an die Füße. Die Heizung im Auto ist ein echter Genuss.
Fazit - ein hart erarbeiteter Erfolg fühlt sich doppelt gut an!
(Falls es jemandem auffällt - die Zeitangaben der Fotos sind ca. 30 Minuten voraus.)
Kleiner Hinweis noch - ich schreibe hier, wie ich es gemacht habe und ausdrücklich nicht, wie "man" es richtig macht. Nicht, dass sich nachher ein paar Hornochsen durch mein Geschreibsel in Seenot verleiten lassen!
Fast genau ein Jahr ist es jetzt her, dass ich versucht habe, die Minsener Oog zu "erstürmen" - und einen Misserfolg habe einstecken müssen. Endlich ist der Tag der "Abrechnung" gekommen. Dass ich so lange gewartet habe, liegt einfach daran, dass der Weg vom Schwarzwald zum Wattenmeer selbst bei optimistischer Planung zu weit für eine Tagestour ist...
"Was muss ich dieses Mal besser machen als letztes Jahr?" frage ich mich nur allzu oft, je näher die Tour kommt und bereite einiges vor.
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Wattsocken (Beachies®) kaufen. Die "Normalen" sind in meiner Größe natürlich vergriffen. Also bestelle ich halt welche mit so einem albernen Piratenmotiv. Das sieht man eh nicht mehr, wenn erst Schlick drauf ist.
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Außer dem Kompass auch GPS mitnehmen und ein Paar Wegpunkte programmieren, die irgendwo in den Tiefen des Internets zu finden sind.
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Schnell trocknende Kleidung anziehen (Outdoor-Hose und Badehose drunter).
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Und vor allem - einen Tag aussuchen, an dem das Wasser auch richtig abfließt. Stichwort Springtide...!
Während der Autofahrt nach Schillig im Halbdunkel kommen neue Sorgen auf. Es ist saukalt draußen und - noch schlimmer - stellenweise hat es Bodennebel. Immerhin komme ich pünktlich kurz nach 5 Uhr 30 an. Ich nehme meine Siebensachen aus dem Wagen, erklimme die Deichkrone und... sehe mein Ziel weit draußen im Watt. Kein Nebel!
Ganz vorne am Strand tausche ich die Halbschuhe gegen die Wattsocken, wobei ich freilich das Paar "normale" Socken darunter gleich anlasse. Und schon geht es los. Erster Gedanke: Brrrr - eiskalt! Dagegen hilft nur zügiges Gehen. Ich halte nicht direkt auf die Minsener Oog zu, sondern laufe mehr nach Nordosten auf das Jadefahrwasser zu. Auf dem ersten Kilometer gibt es etwas Schlick, der aber keine nennenswerten Schwierigkeiten bereitet. Dafür treffe ich kurz vor dem Fahrwasser auf einen "Rücken" aus festem Sandwatt, der sich sehr gut in Richtung Norden begehen lässt.
Eine fantastische Stimmung! Die Schiffe in der Jade scheinen zum Greifen nah zu sein. Weiter draußen entdeckt man mehrere Leuchttürme und nicht zuletzt einen gigantischen Windpark, der sich schon mehr im Bereich der äußeren Weser befindet. Nach einer 3/4 Stunde Gehzeit (etwa auf halber Strecke) stehe ich plötzlich vor einem Priel, der sich aber ein paar Meter weiter westlich gut durchqueren lässt. Die kräftige Strömung im Priel überrascht mich etwas. Aber klar: die Tide ist viel stärker als beim letzten Mal, also muss auch mehr Wasser in der gleichen Zeit zu- und abfließen.
Danach geht es wieder problemlos weiter nach Norden. Doch Halt! Die Insel wird ja nicht beim Leuchtturm betreten, sondern westlich der Südspitze. Eher widerwillig ändere ich meinen Kurs, weil weiter westlich das ungemütlich kalte Wasser noch nicht ganz abgeflossen ist. Bald sehe ich vor mir ein auffälliges "Ding" im Watt liegen. Das interessiert mich, also gehe ich hin: es ist ein Seezeichen, das auf ein Kabel hinweist. Ich befinde mich nun noch einige hundert Meter südlich der Südspitze der Insel. Aber dazwischen ist - was wohl keinen mehr erstaunt - Wasser!
Der Strom kommt von Westen, also gehe ich nach Westen an seinem "Ufer" entlang. Bald münden die ersten größeren Priele auf meiner Seite ein. Extrem tief sind sie nicht, aber die kräftige Strömung beansprucht das Gleichgewicht. Ich sehe es positiv: wenn da so viel Wasser rauskommt, muss der "Hauptstrom" "oberhalb" ja bald zugänglicher werden. So ist es dann auch, wobei mir das Wasser immerhin noch bis zum Oberschenkel reicht.
Nach meinen Erfahrungen aus 2021 hätte ich erwartet, dass in diesem großen Priel auch das Wattfahrwasser verläuft. Stattdessen erwartet mich dieses letzte Hindernis, das man an den Priggen leicht erkennt, noch näher an der Insel. Tief ist es nicht, aber dafür ziemlich verschlickt und "wabbelig". Augen zu und durch! Ein paar Minuten später geht das Watt in Sandstrand über.
Ziel erreicht! Ich gehe fast genau an der Infotafel am Südweststrand "an Land", wo die Minsener Oog ganz offiziell betreten werden darf. Es fühlt sich ähnlich gut an als hätte ich einen größeren, exklusiven Alpengipfel erkraxelt. Die Minsener Oog gehört ganz den Vögeln, die ordentlich Lärm machen. Unterwegs bin ich keinem Wattwanderer begegnet, also muss ich die Insel nur mit dem Vogelwart teilen, dem ich aber nicht begegne.
Sehr viel Zeit bleibt mir natürlich nicht. Ich habe die Insel knapp eine Stunde vor Niedrigwasser betreten und werde sie nicht ganz 30 Minuten später wieder verlassen, sodass ich den tiefsten Priel noch vor Niedrigwasser durchqueren kann. Vielleicht bin ich übervorsichtig, aber das ficht mich nicht an. Tatsächlich ist der Wasserstand in dem Priel nochmal gut 20 Zentimeter gesunken und die Strömung ist fast völlig zum Erliegen gekommen.
Landwärts wandere ich nicht wieder an der Tonne vorbei, sondern etwas weiter westlich durch den Bereich, in dem vorhin noch etwas Wasser stand. Nach einiger Zeit wird es plötzlich schlickig - eine Warnung für mich, nicht zu weit nach Westen abzukommen. Also nehme ich lieber ein paar Meter mehr in Kauf und benutze das Sandwatt, das ich vom Hinweg kenne. Übrigens ist es auf die Dauer gar nicht mal so angenehm, mit den Wattlatschen dort unterwegs zu sein, denn die Füße bekommen das erstaunlich harte Zeug fast ungefiltert ab. Deshalb kommt mir der leicht schlickige Bereich kurz vor dem Festland recht gelegen.
Etwa 45 Minuten nach Niedrigwasser, also etwa um 8 Uhr 50, betrete ich wieder den Strand von Schillig. Inzwischen hat sich der Himmel fast komplett zugezogen und einsam ist es noch immer. In Gegensatz zum letztem Mal hält sich die Verschmutzung der Kleidung (zumindestr oberhalb der Knie...!) in Grenzen , dafür friert es mich umso mehr an die Füße. Die Heizung im Auto ist ein echter Genuss.
Fazit - ein hart erarbeiteter Erfolg fühlt sich doppelt gut an!
(Falls es jemandem auffällt - die Zeitangaben der Fotos sind ca. 30 Minuten voraus.)
Kleiner Hinweis noch - ich schreibe hier, wie ich es gemacht habe und ausdrücklich nicht, wie "man" es richtig macht. Nicht, dass sich nachher ein paar Hornochsen durch mein Geschreibsel in Seenot verleiten lassen!
Tourengänger:
Bergmax
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