Den Brisen links liegen gelassen (Akt I): Vom Gigichrüz zum Zwelfer
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Wolfenschiessen ist zwar mein Heimatort und liegt nicht allzu weit von meinem Wohnort entfernt, dennoch bin ich bisher noch nie mit der Brändlen-Seilbahn gefahren. Für die heutige Tour bot sich Brändlen als Ausgangspunkt aber perfekt an. Während man unten mit Kreditkarte am Automaten ein Ticket kaufen kann, öffnet einem oben trotzdem noch ein Älpler die Seilbahn-Tür – wunderbar! Kurz vor 9.00 Uhr nehme ich den steilen Weg zum Giri in Angriff. Bereits jetzt am Morgen ist es für Anfang Juni unglaublich warm. In anderen Jahren wäre ich jetzt wohl mit Ski unterwegs. Vor dem Gigi baue ich noch einen Schlenker ein und überschreite das Gigichrüz, das natürlich absurderweise kein Kreuz hat. Von hier sind es nur wenige Meter bis zum Giri – diesmal mit Kreuz. Aufgrund der Viecher-Plage mache ich mich sogleich auf den Weiterweg und folge dem Brisenweg via Haldigrat bis kurz nach dem Lauwistock, den ich ebenfalls noch kurz mitnehme. Auf diesem Abschnitt bin ich nur einer von vielen, was sich aber sogleich wieder ändert.
Für die Querung zur Peterslücke muss man aktuell noch ein Schneefeld unterhalb des Lauwistocks passieren, was heute problemlos geht. Kurz vor der Peterslücke steige ich über die steile, felsdurchsetzte Grasflanke auf den Grat des Walbrueders. Um auf den gemäss Karte höchsten Punkt zu gelangen, weicht man kurz in die Westflanke aus, von wo aus der Gipfelfelsen relativ einfach erklommen werden kann (T5, II). Den nächsten Felszacken umgehe ich ebenfalls westlich und gelange so unter den imposanten Bug des Einers (P.1983). Von dieser Seite kommt man als Alpinwanderer ganz sicher nicht rauf. Trotzdem ich mir Zeit nehme, die Umgebung zu erkunden, entdecke ich keine Haken. Wer eine Besteigung von Südseite wagt (offenbar soll diese im dritten oder vierten Schwierigkeitsgrad möglich sein), sollte eigenes Sicherungsmaterial mitnehmen. Ich hingegen umgehe den Gipfel diesmal östlich und steige ins Steinalper Tribet ab. Dort gibts eine kurz Pause. Von hier sieht man auch das Kreuz des Waldbrueders, dass am Ende des Grasrückens südlich des Einers steht. Ich beschliesse, noch kurz dort rauf zu gehen, vor allem um den Einer noch von der anderen Seite zu sehen. Mit einigermassen geschickter Routenwahl gelangt man auf den Grasrücken, ohne T4 zu überschreiten. Vom Gipfelkreuz des Walbrueders ist der Blick zum Einer ebenfalls imposant – und nicht viel weniger furchteinflössend. Das Seil, dass irgendwie verloren die Felswand runterhängt, lässt mich fast etwas erschaudern. Nix für mich.
Der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Weg. Danach quere ich zum Wanderweg, der unterhalb des Zwelfers zum Brisenhaus führt. Direkt unter dem Zwelfer, beim Bänkli, befindet sich der Einstieg in das östliche Band, über das man auf den Grasrücken gelangt. Die genaue Route ist hier gut beschrieben. Dieser Abschnitt zwischen Wanderweg und Grasrücken war heute recht heikel, zumal nass und schmierig. Auch der Pickel half wenig auf den Steinplatten. Aber irgendwie ging auch das. Die folgenden rund 350 Höhenmeter über den Grasrücken sind dann unschwierig, aber schweisstreibend. Nach kurzem Gipfelaufenthalt erfolgt der Abstieg auf dem gleichen Weg. Im Brisenhaus gibts dann endlich einen halben Liter Most, mit 1,5 Liter Wasser bin ich heute knapp dran. Den Elfer, den ich eigentlich auch noch besuchen wollte, spare ich mir heute. Zum Schluss folgt noch der Latscher zur Bergstation Niederrickenbach, wo mich die Bahn ins Tal bringt.
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