Oberalpstock, 3328m


Publiziert von Linard03 , 24. Juni 2022 um 06:58.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 4 Juni 2022
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-UR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1933 m
Abstieg: 2239 m
Strecke:Alp Cavrein Sut - Cavardirashütte - Oberalpstock - Hinterbalm - Alp Guferen (ca. 32 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per Alpentaxi bis P.1440; oberhalb des Stausees Barcuns Dadens
Zufahrt zum Ankunftspunkt:per Alpentaxi bis Alp Guferen

Der Oberalpstock stand auch schon eine Ewigkeit auf der Wunschliste. Als Ski-, Schneeschuh- oder Hochtour; grundsätzlich war ich für alles offen. Diverse Anläufe scheiterten jeweils am Wetter oder den aktuellen Bedingungen. Dieses Mal wollte ich es nochmals mit einer Schneeschuhtour versuchen. Doch wiederum war instabiles Wetter angesagt, zudem waren die Schneeverhältnisse sehr dürftig.

Schliesslich wurde entschieden, die Tour durchzuführen - wenn auch als normale Sommer-Hochtour, denn es lag kaum mehr Schnee. Es war definitiv der richtige Entscheid, die Schneeschuhe zu Hause zu lassen ...


Wir trafen uns am Bahnhof Disentis und fuhren dann mit dem Alpentaxi hoch bis Alp Cavrein Sut (auch hier eine Programmänderung, denn ursprünglich war ein Aufstieg über den Brunnipass geplant. Aber aufgrund der Gewittergefahr verzichteten wir auf diese Variante). 
Der etwas weitere, jedoch landschaftlich sehr schöne Aufstieg durch das Val Cavardiras war weniger exponiert als der Brunnipass. Leider holte uns der Regen doch noch ein und für ca. 1.5 Std. stiegen wir in z.T. strömendem Regen auf.

Um ca. 15 Uhr erreichten wir die Cavaridashütte, 2649m, welche noch geschlossen hatte.

Hier, wie auch in anderen Hütten, müsste wohl langsam ein Umdenken stattfinden: stur nach dem Kalender die Hüttenöffnungszeiten zu legen, war vielleicht vor 20 Jahren noch in Ordnung. Aber bekanntlich ist nichts mehr so wie früher. Wie diese Tour zeigt, liegt nirgends mehr Schnee und es können bereits Anfangs Juni Sommertouren unternommen werden ... Die Cavardirashütte will hingegen erst am 2. Juli öffnen ...

Uns konnte es egal sein: zum einen ist der Winterraum der Cavardirashütte ziemlich grosszügig, zum anderen waren wir sowieso alleine ... Der gute Specksteinofen leistete gute Dienste und heizte den Raum bald auf. Unser BF und bewährte Koch zauberte feine Älplermaccaroni auf den Tisch. Der Nachmittag und Abend verging wie im Flug.

Um 3 Uhr aufstehen, Frühstücken, Hütte putzen und wieder in angetroffenem Zustand bringen, wie es sich gehört. Um 04.15 Uhr sind wir dann bei relativ angenehmen Temperaturen losgezogen. Zunächst etwas abwärts, bis der Brunnifirn erreicht war. Dann eine laaaange Querung bis zum östlichen Felssporn des Piz Tgietschen (3096m).
Zuvor, etwa in der Mitte des Brunnifirn, errichteten wir ein Depot mit den Utensilien, welche nicht für den Aufstieg gebraucht wurden. Und wir wurden Zeuge eines phantastischen Sonnenaufgangs.

Es gilt drei Gletscherstufen zu überwinden, welche teilweise relativ steil sind, weshalb hier die Steigeisen zum Einsatz kamen. Beim Erreichen des Felssporns, der sich vom Gipfel am weitesten in den Gletscher hinab zieht, wurde angeseilt, die Stöcke deponiert und die Eispickel hervorgeholt. Der Schnee erleichterte den Aufstieg durch das ca. 50° steile Couloir; mit den Steigeisen konnten gute Tritte gehauen werden. Um 7.45 Uhr erreichten wir den Gipfel des Oberalpstock, 3328m
Ein phantastische Rundsicht bot sich uns - es war im Gipfelbereich jedoch sehr windig und bissig kalt, weshalb die Gipfelrast kurz ausfiel.

Als Seilletzter im Aufstieg führte ich die Seilschaft im Abstieg zurück zu unserem Stöckedepot. Danach ging's zurück über die Gletscherrampen, hinunter zu unserem grossen Materialdepot, welches inmitten des Brunnifirns auf uns wartete. Es war erst ca. 9.30 Uhr, aber bereits sehr warm, weshalb jetzt einige Kleiderschichten fielen.

Alsbald war das Gletscherende erreicht und es ging nun über Felsen teilweise steil hinunter, dem Brunnibach entlang, bis schliesslich die Brunnialp erreicht war. Die Strecke zog sich dahin und auch das "Teilnehmerfeld" zog sich ziemlich stark in die Länge ... Aber der Abstieg durch das Brunnital war traumhaft. Um ca. 12.45 Uhr erreichten wir schliesslich Hinterbalm (1825m), wo wir nochmals ca. eine halbe Stunde auf die anderen Teilnehmer warteten.

Danach galt es, nochmals weitere ca. 500m abzusteigen, bis wir schliesslich unser Tagesziel erreichten, die Alp Guferen (1275m) im Maderanertal. Hier holte uns das bestellte Alpentaxi ab und brachte uns zum Bahnhof Erstfeld hinunter.

Fazit:
eine tolle Tour in einer wunderschönen Region. Während 2 Tagen keine Leute angetroffen - und das am Pfingstsamstag bei schönstem Wetter ...
Das Ganze ging ziemlich in die Knochen; über 2000m Abstieg, das war nicht nur für meine Knie schmerzhaft, sondern auch für die Knie der anderen Teilnehmer ... Aber es hat sich definitiv gelohnt; ein tolles Erlebnis!

Zahlen:
Tag 1: 3 3/4 Std., 1127m auf / 94m ab, 9.46 km
Tag 2: 10 1/2 Std., 806m auf / 2145m ab, 22.86km

P.S. - kleine Randnotiz:
falls ich richtig mitgezählt habe, war dies mein 100. 3000er ...

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Tourengänger: Linard03


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