Forcella Cristallino 2600m - Freigeschaufelt


Publiziert von georgb , 12. April 2022 um 09:07.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:10 April 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m

Manuel und mir fehlt noch die Forcella Cristallino. Heute bietet sich die Gelegenheit, die Verhältnisse sollten passen und unser Zeitfenster ist naturgemäß groß, Manuel drängt wie gewohnt auf einen frühen Start. Wir sind die ersten am Parkplatz, aber bald hechelt die Meute im Hintergrund und sie ziehen an uns (besser: an mir) vorbei.
Manuel ist nicht zu halten, eilt durch den Felsriegel voraus und ich im "Bergführerschritt" hinterher. Die Massen ziehen weiter zur Cristalloscharte, unsere Variante zweigt direkt nach der Tragestrecke links ab Richtung Cristallino di Misurina. In der Ferne ist Manuel gerade noch zu erkennen und mit ihm zwei weitere Renner.
Von einer Rinne und Scharte ist noch nichts zu erahnen, erst unmittelbar davor, nach einer anspruchsvollen Querung, öffnen sich die Forcelle Michele und Cristallino dem Blick. Unsere Kollegen sind zur Michele entschwunden, die Forcella Cristallino gehört uns ganz alleine und wir können nach Herzenslust hochwühlen.
Zunächst ist die Unterlage auch noch trittfest und wir kommen zügig voran, aber bald liegt tiefer Triebschnee in der Rinne und die Tritte verpuffen bei der Steilheit des Geländes im Bodenlosen. Zentimeter für Zentimeter kämpfen wir uns weiter, es scheint aussichtslos. Wir suchen verzweifelt nach einer trittfesten Unterlage, sinken bis zu den Hüften ein und queren erfolglos hin und her. Auch mit den Skiern versuchen wir es, aber in der engen Rinne ist das ein sinnloses Unterfangen. Zeit hätten wir zwar noch genug, aber 20 Meter unter der Cristallinoscharte sind wir trotzdem nahe daran, aufzugeben.
Doch Manuel wäre nicht das mastermind, hätte er nicht auch dazu eine zündende Idee: "Versuchen wir es mit der Schaufel!" Wenig begeistert lasse ich ihn gewähren, er packt die Lawinenschaufel aus dem Rucksack und beginnt den oberflächigen Tiefschnee zu schöpfen. Was für eine geniale Methode, unter der weichen Schicht finden wir Tritte und kommen wieder voran. Mit der Schaufel in der Hand erreicht Manuel die Scharte und ich staunend hinterher.
Noch sind wir unsicher, ob wir auch den richtigen (linken!) Ast gewählt haben, aber mit dem Blick ins Jenseits haben wir Gewissheit und frohlocken, geschafft! Während wir angestrengt und erleichtert aufatmen, kommen zwei Nachgänger hinterher, mühelos folgen sie Manuels geschaufelter Spur und bedanken sich artig! Die firstline gehört uns, wir schwingen fröhlich durch den nur leicht gepressten Pulver, eine Abfahrt der Extraklasse. Das Val Cristallino öffnet sich und wir surfen durch ideal geneigte Hänge abwärts.
Bis hierher ein Traum, endet er aber bald im dichten Wald. Hier ist an Schwünge kaum noch zu denken, irgendwie mogeln wir uns zwischen den Bäumen auf Schneeresten abwärts und tragen letztlich die Ski an und über den Bach. Am Parkplatz treffen wir auf die Abfahrer von der Cristalloscharte, die Cristallinoscharte wäre jetzt auch freigeschaufelt ;-)

Tourengänger: Manuel, georgb


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