Landverlust! – Überall Löcher; Löcher, nur Löcher


Publiziert von rojosuiza , 27. März 2022 um 19:52.

Region: Welt » Niederlande
Tour Datum:26 März 2022
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:

Man stelle sich vor, der Mensch könnte sich seinen Energie-Hunger leicht stillen: Er bekäme eine Maschine, die ihm Strom machte aus Wasser. Aus einem Liter Wasser Strom für Jahre! – Nur dass das Wasser anschliessend dahin wäre, aufgelöst, futschi, weg… Würde der Mensch sich auf den Handel einlassen? – Natürlich würde er das, Wasser gibt’s wie Sand am Meer…
 
Man stelle sich vor, man wäre Engländer und wohnte auch einem Sand und Steinhaufen im Meer. Einer käme und böte Energie im Überfluss, nur müsste man damit den Untergrund etwas aufreissen, damit alles freikäme. Schliesslich zerbröckelte der Steinhaufen auf dem man sitzt, und die Stücke fielen allesamt ins Meer und würden weggerissen… Würde der Mensch sich auf den Handel einlassen? – Natürlich würde er das, Land gibt es genug…
 
Man nehme  an, es sei 300 Jahre her, der Mensch bräuchte ganz dringend Energie. Unsere heutigen Energiequellen sind noch ganz unbekannt oder ganz unerreichbar. Das Land hier liegt schon halb im Wasser, feucht bis zur Knöchelhöhe sozusagen. Aber auch hier ist noch etwas herauszuholen. Der Mensch kann nämlich sein Land im wahrsten Sinne des Wortes verheizen… er sässe danach einfach bis zum Hals im Wasser… Würde der Mensch so etwas tun? – Ja, der Mensch würde so etwas tun.
 
Auf der heutigen Karte ist es gut zu sehen: Landverlust! – Überall Löcher; Löcher, nur Löcher. Es ist heute wirklich mehr Wasser als Land; es war einmal Land mit viel Wasser. Aus dem tiefgelegenem und feuchtem Gelände ist Torf gewonnen. Den Wasservögeln ist ein Paradies entstanden; Kühe werden hier nimmer weiden.
 
Viel ist verloren, aber viel ist auch gewonnen. Der Wanderer hat auch ein Paradies gewonnen, denn die Wasserflächen sind unterteilt von dammartigen Fingern. Auf ihnen verlaufen kleine Strässlein. Hier lässt sich herrlich wandern. Dort, wo die Finger etwas verbreitet sind, stehen Häuser. Die alten mit feinem Charme, aber Klotz und Protz aus den Neuzeit sind auch vertreten. Kilometer nach Kilometer, nach links, nach rechts, immer weiter geht es durch das Gewirr der Finger. Es gibt auch Finger, die in die Irre laufen, das heisst, im Wasser enden. Darauf werden wohl keine Strässchen liegen, sodass rojosuiza ruhig immer weiter geradeaus laufen kann: die Vorsehung wird’s schon richten.
 
Der Wanderer beginnt seinen Lauf in Bodegraven auf dem Bahnhof. Er nimmt denn Weg zu den Reeuwijkse Plassen unter die Füsse. Bald läuft er auf den Fingern durchs ehemalige Torfabbaugebiet. Immer auf den Rand achten! Nicht hineinfallen! – Es gibt viele Wanderer, einige Radfahrer und zu viele Autofahrer. Die Autofahrer ‚gehören‘ wohl hierher, vermute ich. All die Häuser auf den vielen Fingern haben alle, scheint es, automobile Besitzer.
 
Schliesslich ist wieder ‚festes Land‘ erreicht, aber ‚fest‘ ist dieses Land beileibe nicht. Wasser und Land wechseln sich ab, und wenn man schon längst wieder in der Stadt läuft, das Wasser ist nie weit weg.  
 
Angeblich versinkt die Stadt Gouda langsam im Nass um sie herum, rojosuiza kommt es auf dem Markt vor dem Rathaus aber so vor, als müsse er zum ersten Mal nicht fürchten, doch noch nasse Füsse zu bekommen…
 
In der Nähe des Marktplatzes bekommt der brave Wanderer schliesslich den wohlverdienten Cappuccino. Der ist ja an sich auch ganz und gar nass, aber es ist doch ein ganz anderes Nass  – trockenes Nass sozusagen!

Tourengänger: rojosuiza


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