Über die heiligen Hügel Bragas: Bom Jesus do Monte und Monte do Sameiro


Publiziert von Nik Brückner , 23. März 2022 um 15:25.

Region: Welt » Portugal
Tour Datum: 6 März 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: P 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:15km
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche in Braga, bei Bom Jesus do Monte und in Sameiro

Beruflich in Braga, Portugal! Und was macht der Hikr bei solchen Gelegenheiten? Eine Wanderung! Diese hier führt an Orangen- und Zitronenbäumen vorbei aus dem Stadtzentrum hinaus nach Osten, und dort in die heiligen Hügel zum Weltkulturerbe der Stadt, Bom Jesus do Monte. Im Ohr hatte ich - natürlich! "Holocausto" von Tantra, einen Klassiker portugiesischer Rockmusik aus den 70ern.


Start dieser KulTour ist der zentral gelegene Jardim da Avenida Central (194 m) in Braga (200 m), an der imposanten Igreja dos Congregados.

Die Igreja dos Congregados ist die barocke Kirche der Kongregation von São Filipe de Néri. Wegen ihrer gewagten Fassade wird der Bau Bragas Stararchitekten André Soares (1720–1769) zugeschrieben. Beachtenswert sind die Mönchskapelle (oder Kapelle Unserer Lieben Frau der Erscheinung) und das Retabel Unserer Lieben Frau der Schmerzen (Portugiesisch: "Nossa Senhora das Dores").

Ich folgte zunächst der Rua de São Victor und der Rua Dom Pedro 5 zu der riesigen Kreuzung von N 101 und N 103. Ich überquerte beide Straßen, und schlug mich durch in den Parque Desportivo da Rodovia zum Rio Este. Ich überquerte das Flüsschen und wanderte die Rua da Fábrica und die Rua Doutor António Palha hinauf. Obwohl - von "hinauf" kann hier noch gar nicht die Rede sein, angesichts der steilen Calçada de Gaião, die mich hinauf zur Kirche von Nogueiró brachte. Von hier aus folgte ich der Avenida da Liberdade hinüber zur Alameda do Pórtico, wo der Aufstieg zu Bom Jesus do Monte beginnt. 

Ein in Serpentinen geführter Kreuzweg geleitet hinauf zu einer Terrasse, an der der eigentliche Aufstieg über eine monumentale barocke Freitreppe beginnt.

Die im Zickzack geführte Treppe überwindet mit 581 Stufen 116 Meter Höhenunterschied bis zum eigentlich Vorplatz der Kirche. Sie wird von siebzehn Stationen gesäumt. Diese sind im barocken Stil mit Brunnen und allegorischen Figuren zu verschiedensten Motiven geschmückt: dem Leidensweg Jesu, den fünf Sinnen und den christlichen Tugenden. Am oberen Ende, auf dem Vorplatz der Kirche, stehen acht biblische Figuren, Personen darstellend, die an der Verurteilung Jesu beteiligt waren.

Links der Treppenanlage führt der 1882 von Manuel Joaquim Gomes gestiftete Elevador do Bom Jesus hinauf. Dabei handelt es sich um die älteste Drahtseilbahn der iberischen Halbinsel und die älteste funktionstüchtige Wasserballastbahn der Welt.


Über dem Vorplatz erhebt sich schließlich Bom Jesus do Monte (404 m), eine der schönsten Wallfahrtskirchen Portugals

Bom Jesus do Monte (deutsch "Guter Jesus vom Berge") erhielt 2015 durch Papst Franziskus als dritte Kirche der Stadt Braga den Titel einer Basilica minor, ist seit 1970 Nationaldenkmal und seit 2019 UNESCO-Weltkulturerbe.

An der Stelle der heutigen Basilika stand bereits im 14. Jahrhundert ein Kreuz, möglicherweise errichtet nach der Schlacht am Salado im Jahr 1340. 1373 folgte ihm dann eine kleine Kapelle, eine weitere 1494. Weil auch diese Kapelle im Laufe der Jahre für die zahlreichen Pilger zu klein wurde, errichtete man in den Jahren 1522, 1629 und 1722 jeweils größere Gotteshäuser.

Die heutige Anlage wurde 1722 unter Rodrigo de Moura Teles, dem damaligen Erzbischof von Braga begonnen (sein Wappen prangt an der Tür am Anfang der Freitreppe). Unter seiner Leitung wurde auch die erste Treppe mit den Kreuzwegskapellen angelegt. Den Bau der heutigen Kirche und des oberen Teils der Treppe begann im Jahre 1784 der Erzbischof Gaspar de Bragança; er wurde 1811 vollendet.

Die klassizistische Kirche wurde nach einem Entwurf von Carlos Amarante im italienischen Geschmack errichtet. Ihre Doppelturmfassade überragt einen großzügigen Vorplatz. An den Seiten des Hauptportals stehen in Nischen zwischen sechs Meter hohen Säulen die Statuen der Propheten Jeremia und Jesaja. In der Mitte, über dem großen Fenster, ist das Wappen von Johann VI. von Portugal zu sehen, der 1822 das Heiligtum unter königlichen Schutz stellte.

Die Kirche selbst hat einen kreuzförmigen Grundriss. Über der Vierung erhebt sich ein achteckiger Vierungsturm. In dem ansonsten (na, für portugiesische Verhältnisse) nüchternen Kirchenraum sind vor allem die Gemälde von Pedro Alexandrino aus dem 18. Jahrhundert von künstlerischer Bedeutung.


Links (nördlich) der Kirche befindet sich eine künstliche Grotte, darüber ein hübscher Landschaftsgarten mit einem See und zahlreichen Felsen, durch dem sich romantische Weglein schlängeln: Der Parque Bom Jesus. Ich schlenderte durch den Park, und gelangte auf der anderen Seite auf die Estrada do Sameiro, wo sich Hotels und Restaurants befinden. Am Restaurante Central Bom Jesus nahm ich den breiten Schotterweg, der geradewegs den Bergrücken hinaufführt. Es geht an Korkeichen und Eukalyptusbäumen vorbei bergan, und allzu schnell langt man im Stadtteil Sameiro an. Ein hübscher kleiner Ort auf der Kuppe des Monte do Sameiro, der trotz seiner Nähe zur Metropole seinen dörflichen Charakter bewahren konnte. 

Auf dieser Seite jedenfalls. Denn der Monte do Sameiro (572 m) wird von der Basílica de Nossa Senhora do Sameiro (568 m) gekrönt, einem weiteren Wallfahrtsort, der noch größer (aber lange nicht so schön) ist als (wie) Bom Jesus.

Auch die Basilika Unserer Lieben Frau von Sameiro besitzt den Rang einer Basilica minor. Sie ist die erste portugiesische Kirche, die dem 1854 ausgerufenen Dogma der Unbefleckten Empfängnis gewidmet ist.

Der Wallfahrtsort liegt auf der höchsten Erhebung östlich von Braga. Hier ist alles größer: Die Kirche, der Vorplatz, die Treppenanlage. Allerdings bei weitem nicht so schön wie der Bom Jesus. Allein die Treppe erstreckt sich auf einer Länge von 300 Metern etwa 40 Meter den Hang hinauf, bietet allerdings nichts, was der raffinierten Barockanlage von Bom Jesus vergleichbar wäre. Mal abgesehen von der Aussicht. Ihrem Status als einem der meistbesuchten Orte der Marienverehrung in Portugal tut das jedoch keinen Abbruch.

Der Bau des Santuário de Nossa Senhora do Sameiro begann 1863 unter der Leitung von Pater Martinho da Silva. Als erstes wurde eine marmorne Marienstatue des Italieners Emídio Carlos Amatucci aufgestellt. 1880 wurde dann eine erste Kapelle fertig, die ein Bildnis der Schutzheiligen bewahrte, das der Bildhauer Eugenio Maccagnani in Rom geschaffen hatte und 1880 in das Heiligtum brachte.

Der Bau der Kirche begann schließlich 1890, mit der Grundsteinlegung durch Antonio Honorato, den damaligen Erzbischof von Braga. Man erbaute eine wuchtige neoklassizistische Kirche über kreuzförmigem Grundriss, mit einer hohen Kuppel als Vierungsturm und einer Doppelturmfassade im Westen. Die Bauarbeiten zogen sich jedoch in die Länge: 1941 konnte der Hochaltar aus Granit mit flankierenden roten Marmorsäulen und der 1904 mit einer Krone Roque Gameiros gekrönten Marienstatue im Zentrum geweiht werden, zu dem auch ein silberner Tabernakel gehört. 1953 konnte die Kirche vollends fertiggestellt werden. 

1979 wurde für die vielen Pilger eine Krypta errichtet, in der dann auch Pater Martinho da Silva beigesetzt wurde. 1982 besuchte Papst Johannes Paul II. das Marienheiligtum. 2004 schließlich wurde ein beleuchtetes Kreuz über einer Armillarsphäre auf die Kuppel gesetzt.


Ich wanderte weiter zur Südseite der Anlage, den riesigen Parkplatz soweit möglich umgehend. Dort verließ ich die Avenida do Santuário, um auf den hiesigen wilden Waldwegen hinunter in den Sattel zwischen Monte do Sameiro und dem südwestlich benachbarten Monte Frio (Serra da Falperra) hinabzusteigen. Ich widerstand der Versuchung, diesen Berg auch noch mitzunehmen, schließlich war er für eine andere Runde eingeplant. Stattdessen folgte ich einem schmalen Pfad über der Via da Falperra, vorbei an einigen imposanten Granitfelsen. Dort, wo die Straße eine scharfe Linkskurve Richtung Igreja de Santa Maria Madalena macht, überquerte ich sie, und wanderte drüben auf einem schönen Waldweg einer alten Trockenmauer entlang talwärts. Ich langte am Caminho dos Rios an. Ein Versuch, von hier aus direkt nach links Richtung Stadtzentrum zu gelangen, endete auf einem Privatgelände, bescherte mir aber die Entdeckung von Bananenbäumen - so etwas hatte ich außerhalb von botanischen Gärten noch nicht gesehen. Und so bereute ich meinen Verhauer nicht, korrigierte ihn Richtung Nogueiró, wo ich an der Kirche von Nogueiró wieder auf meinen Hinweg stieß. Auf diesem wanderte ich schließlich zurück zu meinem Ausgangspunkt am Jardim da Avenida Central (194 m).


Fazit:

Wunderbare Tour über die beiden heiligen Hügel östlich Bragas. Faszinierend ist die Vegetation: Orangen-, Zitronen und Bananenbäume in den Gärten, Eukalyptus und Korkeichen im Wald, dazu grandiose Granitfelsen, und schließlich die fantastische Aussicht von Bom Jesus und dem Monte do Sameiro. Höhepunkt ist aber die Barockarchitektur von Bom Jesus, das zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Tourengänger: Nik Brückner


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